INGRATUS - Das Unerwünschte in uns. Tabea Thomson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tabea Thomson
Издательство: Bookwire
Серия: Die Shumerer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738081008
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er, wo es nur geht. Somit wird es noch lange dauern, bis das Raumschiff wieder flugfähig wird. Wenn es nicht so ist, hingen wir nicht nur im Trockendock ab, es sei denn: Es ist eine dauerhafte Stationierung ... – Doch das kann nicht sein, weil meine Krankenstationen dafür gar nicht geeignet sind. Außerdem hatten wir von außerhalb noch nicht einen einzigen Notfallpatienten. Und laut den Berichten meines Freundes Amadou Baston, er ist hier der zweite Kommunikationsoffizier, besteht dieser Wartungsstatus bereits seit Ewigkeiten. Genauer gesagt, seitdem er zum Zweiten ernannt wurde. Und das geschah vor Jahren.

      Zudem sagte er mir: ›Es kommt mir so vor, dass es ein Raumschiff im Raumschiff wird. Selbst die Kennung änderte sich von UPC Viator in Concordia α U P.‹ –«

      Bei der letzten Erinnerung schaute Melina ungeduldig zum Scanstrahl, dazu murmelte sie: »Ich persönlich wüsste nur zu gern, wer sich als neuer Eigner hinter U P verbirgt. Nur an diese Information komme ich irgendwie nicht ran. Eins ist aber anhand der vielen Vulkan Technik klar: Es gehörte vor der Privatisierung eindeutig zur feindlich gesinnten Vereinten Planeten Gemeinschaft. Deshalb ist es verständlich, dass fast nichts an Bord von der Heiler-Technik funktioniert. Schließlich hatten wir minderwertigen blutsverwandten Mischlinge, im verdrehten Hirn der UPC Führungselite von Vulkan, keine Daseinsberechtigung.« Melina atmete einmal kräftig durch, dabei schaute sie zum unruhig schlafenden Bruder. »Nur gut das der Spuk vorbei ist. Oder doch nicht? Das U P, welches hinter dem Raumschiff Namen steht, konnte gut und gern für eine neue Gruppierung stehen. – Welche von einigen Überlebenden der Vulkan Elite gegründet wurde. … Was ist, wenn der neue Reeder und der damalige Vermittler ein und dieselbe Person sind. Aufgrund seiner alten Seilschaft Beziehungen könnte er sich damals rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben. Und heutzutage hatte er mit weiteren Gesinnungsfreunden sein eigenes Machtzentrum gebildet. Somit hätte das mit dem hier im Trockendock "abhängen" eine makabere Erklärung.« Am Ende ihres Gedankens schielte Melina abermals zum Scanner. Von "habe fertig", war dieser noch immer weit entfernt. Stirn kratzend ging sie den Gedanken weiter nach. Dabei spülte es einige heftige Dispute mit ihrem Freund Amadou an die Oberfläche: »Eine besonders derbe – atypische Unterhaltung blieb mir im Geist erhalten. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, läuft es mir herb-frisch am Rücken hinunter. Und beim Nachfolgenden stehen mir glattweg die Nackenhaare zu Berge. Jene Begebenheit ereignete sich nach einem Fitnesstraining. Wiedermal lamentierte Amadou: ›Mich kotzt das Nichtstun hier dermaßen an.

      Ich erwiderte: »Suche dir doch einen neuen Arbeitgeber. Gute Kommunikationsoffiziere sind ja bekanntlich rar.«

      Erbost schnaufend warf er mir mit scharfem Ton an den Kopf: ›Das ist für mich, ein unreiner Halbling von Vulkan, nicht so einfach möglich. Ich kann dir nicht mal sagen, wann und wo ich, den Abschluss als Offizier gemacht habe.

      Ich entgegnete ihn mit ruhiger Stimme: »Geht doch nur bei einer Raumfahrt Akademie ...«, weiter kam ich mit dem Satz nicht, denn wie ich an seinem Gesichtsausdruck sah, brachten meine Worte sein bodenloses Gedankenfass zum Überlaufen. Im nächsten Augenblick brüllte er mich mit bulliger Stimme an: ›An keiner UPC Raumfahrt Akademie kennen die meinen Namen‹, seine Halsadern drohten dabei fast zu platzen, und mir sprengte es fast die Lauscher weg. So hatte ich meinen Freund überhaupt noch nicht erlebt. Ich kannte ihn bisher als äußerst friedfertige und sympathische Persönlichkeit. Zu weilen ist er vergesslich und geistig abwesend. Jedoch aggressiv hatte ich ihn überhaupt noch nie erlebt. Doch das sollte erst der Anfang sein! Nach der verbalen Attacke nervte er mich stets und ständig mit denselben Fragen: ›Weshalb ist die Concordia jetzt privat. So was darf es doch in der UPC nicht geben.

      Wenngleich ich es überdrüssig war, habe ich stets geantwortet: »Das weiß ich nicht, aber bei uns sind, neben vielen anderen Sachen, auch solche Flugobjekte stets in privater Hand.«

      So wie Amadou das vernahm, lösten sich meine Worte in seinem Geist, wie kalter Rauch auf. Seine Reaktion verwunderte mich schon sehr. Ich dachte zunächst, dass er kein Interesse an dem Thema hat. Allerdings!, was er dann zu mir sagte, machte mir große Sorgen.

      ›Ich bin wegen meiner Erden Menschen Mutter nur ein minderwertiger Bastard. So was dulden die vom Säuberungskomitee überhaupt nicht. Ich bin für die gesamte UPC Gemeinschaft nur eine Blut verunreinigende Schande. Genau aus diesem Grund haben die uns hier weggesperrt.‹ –

      Ich frage mich, was ist, wenn er recht hat. Zumal bisher all unsere Anträge auf Heimaturlaub zwar genehmigt wurden, aber, stets kam was dazwischen. Mal waren die Portierplattformen außer Betrieb oder es gab dort schwere Störungen. Ein andermal waren alle Shuttle-Andockvorrichtungen defekt. Letztendlich verbrachten wir unsere freien Tage, ebenso die der halbjährigen vertraglichen Rotation an Bord ...«, für einige Wimpernschläge überlegte sie, »... warum eigentlich funktionierte bloß dann nichts, wenn wir runter vom Raumschiff wollten? Das sollte ich genauer analysieren ...«, es klang entschlossen.

      Ungeachtet davon schüttelte es Melina und sogleich sprach sie den Grund dafür aus: »Als Amadou damals die Behauptung aussprach, fühlte ich seinen – an sich gerichteten Ekel. Dummerweise rutschte mir heraus: »Bastard? Quatsch ich weiß das du, ein astreiner Shumerer Mischling bist. Der zudem alle Kalab Weihen erhielt.«

      Kaum das er das hörte, fauchte er mich gallig an: ›Wir! Shumerer? Was hast du dir fürn Zeug rein geworfen. Die unsaubere Brut ist doch bereits vor Urzeiten ausgestorben.

      Um ihn nicht abermals bis zum Äußersten zu reizen, gab ich vor, da was verwechselt zu haben.

      Amadou stimmte dem zu und erteilte mir sogleich eine astreine Geschichtsstunde. Je mehr er mir von den Disputen vorschwärmte, um so mehr kam es mir vor: Er betet was "Eingetrichtertes" herunter. Um eine Bestätigung zu erhalten, fragte ich ab und an scheinbar neugierig dazwischen. Mein Verdacht verhärtete sich. Und als ich irgendwas von den Shumerer erfahren wollte, löste das Wort schlagartig eine verpuffende Reaktion in seinen Geist aus. Nicht mal die Frage konnte er wiederholen.

      Und dann der Hammer!, sobald wir uns nicht über privates Zeug unterhielten, tauchten weitere Begriffe und logische Zusammenhänge auf, welche die gleiche verpuffende Reaktion hervor riefen. Dem nicht genug! Es ging soweit, das Amadou sich selber ins Gesicht schlug, sobald ich ihm von den eigentlichen Machenschaften der UPC Diktatoren berichtete. Oder er stellte seine spitzen Ohren auf Durchgang, wenn ich ihm, was über die Freiheitskämpfer erzählte.

      Damit er sich keine ernsthaften Verletzungen zufügt, zog ich meine Konsequenzen: Spaa Gen, Shumerer, Advenu, ebenso unsere Gaben …, streiche ich bei seiner Anwesenheit aus meinem Sprachgebrauch. Klappt bestens! Allerdings!; warum Amadou glaubt: Nur ein unreiner Halbling zu sein, ergründete ich noch nicht. Ebenso verhält es sich mit seinem Hauptwohnsitz. Er behauptet sogar, die Stadt Sinu i ist auf dem Planeten Anuna. Ich kenne nur eine Stadt, die so heißt, und die ist auf Advenu. Aber!, weil es besser für unsere Nerven ist, lasse ich ihm in diesen Irrglauben.

      Mal abgesehen von diesen Marotten ist Amadou einer, auf dem man sich verlassen kann. Er ist, soweit ich es beurteilen kann, genauso intelligent wie ich. Nur wo und was genau er studierte, vermag ich mich nicht zu erinnern. Wobei, dass was er hier ausübt, studiert man nicht. … Ich sollte mal seinen Vater danach befragen. Doch bis ich dazu die Gelegenheit bekomme, heißt es für mich, bei unseren Unterhaltungen, weiterhin die Zunge im Zaum halten.

      Bedauerlicherweise musste ich danach feststellen, dass im Kopf meines Freundes noch mehr quer läuft. So ist er davon überzeugt: ›Ich habe meinen Gemahlen verloren. Er ist mir irgendwie abhandengekommen. Das Einzige, was von ihm in mir zurückblieb, ist die Erinnerung an den köstlichen ahl pii. Jener schwirrt noch in meinem Geist herum. Der unstillbare Durst nach dem Sinn berauschenden Duftwogen zwingt mich, ihm unter allen Umständen wieder zu finden.‹ –

      Den imaginären Gatten zu suchen … wieso eigentlich Gatten?! ... Seit wann steht der auf Kerle. … Während unserer Studienzeit hing der doch nur mit den schönsten Weibern herum. Sollte der etwa bisexuell sein? Hmm!, ist sein Liebesleben und nicht meins! … – Jedenfalls suchte Amadou das vermisste mehr als gründlich. Und sowie er Witterung von einem für seine Begriffe passenden und betörenden Nasenkitzel aufnahm, verfolgte er deren Fährte. Geradezu heißblütig umwarb er den Auserwählten. Nun ja Amadou