Zwischen ihre Schenkel. Helga Treichel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Helga Treichel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748598510
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überschätzte. Davon kannte sie weiß Gott genügend. Zu ihrer großen Erleichtert sah sie ihn dann aber kurz darauf mit einem Gesichtsausdruck, den er bestimmt für ein Siegerlächeln hielt, auf ein blondes Mäuschen zufliegen. Na, das war ja noch mal gut gegangen.

      Dann trat endlich wieder ein einzelner Mann durch die Tür. Sabrina wusste sofort, dass es Norbert war. Er hatte langes, schwarzes Haar, das in leichten Locken über seine Schulter fiel. Er trug eine weiße, weite Hose und eine schwarze Lederjacke. Da die Jacke offen war, konnte man darunter ein weißes Stehkragenhemd erkennen. Er schien Anfang dreißig zu sein und hatte eine schlanke, sportliche Gestalt, die von seiner Kleidung unterstrichen wurde. Sein Blick traf auf den Ihren und wie selbstverständlich trat er auf sie zu. "Hallo Sabrina. Schön, dass es geklappt hat." "Hallo", antwortete Sabrina nervös.

      Er setzte sich zu Ihr an den Tisch und sah sie einen Augenblick ruhig an. Ohne die sonst in solchen Situationen üblichen Höflichkeitsfloskeln über das Wetter und ähnliche Dinge kam er sofort zur Sache. "Du interessierst Dich also für eine Massage, die Deine Lebensgeister weckt. Warum?" Trotz dieser etwas abrupten Eröffnung des Gesprächs fühlte sie sich nicht überrumpelt. Es trug eher zu der überraschenden Vertrautheit bei, die sie schon bei ihrem Telefonat gespürt hatte. "Na ja, eigentlich dachte ich dabei ja eher an meine Freundin", gab sie zurück. "Ich habe Dir ja schon gesagt, dass ich das so nicht mache. Trotzdem hast Du Dich hier mit mir getroffen. Was also interessiert Dich?" Er sprach ruhig und mit einem sanften Lächeln, aber Sabrina spürte, dass sie sich hier keine ausweichenden, oder unklaren Antworten leisten konnte. Er würde sich sonst vermutlich sehr höflich, aber auch schnell von ihr verabschieden. Das stachelte ihren Ehrgeiz an. Sie suchte nach einer passenden Antwort. Was sie hier eigentlich wollte war ihr selbst nicht ganz klar. Zum Glück kam gerade der Kellner und verschaffte ihr etwas Zeit zum nachdenken. Sie bestellte einen Milchkaffe, Norbert einen Tee. Als der Kellner den Tisch wieder verlassen hatte, sah Norbert sie wieder neugierig an.

      "Du hast recht. Zuerst ging es um ein Geburtstagsgeschenk für meine Freundin. Aber das Telefonat mit Dir hat mich neugierig gemacht. Ich wollte den Menschen kennenlernen, der Fremde massiert ohne dafür Geld zu verlangen; wollte wissen was in treibt. Ist es nur ein Hobby, oder steckt da noch mehr dahinter?" Wieder sah er sie einen Augenblick an bevor er antwortete. "Ich massiere keine fremden Menschen. Deshalb treffe ich mich ja vorher mit ihnen. Wenn bei diesem Treffen kein Interesse entsteht, den anderen wirklich kennenzulernen, kann auch keine Verbundenheit entstehen. Ohne Interesse und Verbundenheit, macht es auch keinen Sinn sich nahe zukommen. Er wäre dann eine rein körperliche Erfahrung und damit ohne Wert für mich. Wenn ich aber dieses Interesse und diese Verbundenheit spüre und dieses Gefühl auch auf der anderen Seite gespürt wird, gibt es kein fremd sein mehr."

      Der Kellner trat wieder an ihren Tisch und stellte die bestellten Getränke auf den Tisch. Sabrina nippte an ihrem Milchkaffe. Als sie die Tasse wieder abgestellt hatte nahm sie das Gespräch wieder auf. "Gut, aber was treibt Dich dazu?" "Mich interessiert die weibliche Seele, ihre Tief, ihre Kraft. Diese Kraft versuche ich mit meiner Massage zu wecken, und wenn ich sie befreit habe, verschafft mir das eine tiefe Befriedigung." "Das klingt aber recht abstrakt", wand Sabrina ein. "Vielleicht sollte ich Dir erklären, wie ich massiere, dann wird es Dir vielleicht klarer. Zuerst muss die richtige Atmosphäre geschaffen werden. Kerzen sind gut dafür, auch Räucherstäbchen helfen. Ist Atmosphäre geschaffen, entkleidet man sich, setzt sich gegenüber und verneigt sich voreinander. Dann setzte ich mich zwischen die Beine der Frau und beginne sie zu massieren." "Du meinst, Du sitzt nackt zwischen den Beinen einer ebenfalls nackten Frau und machst nichts weiter, als sie zu massieren?" "Ja", antwortete er ruhig. "Heißt das, Du erregst Dich an der Lust, die Du verschaffst?" "Nein, mit Erregung hat das nichts zu tun. Es geht hier um die Befriedigung, die man aus der Befreiung der Lebensenergie zieht."

      "Du spürst dabei keine...", sie suchte nach einem anderen Wort, fand aber keines: "...keine Erregung?" Sabrina konnte es nicht glauben. "Nein!" Wieder diese sanfte Bestimmtheit. "Was massierst Du denn eigentlich? Ich meine, welche Körperteile?" "Alle Körperteile. Alle verdienen Beachtung. Vor allem aber die Chakren, die Zentren des Flusses der Energie." "Was sind denn Chakren?", fragte sie verständnislos. "Komm, ich zeige es Dir. Rück ein Stück vom Tisch ab. Gut so, und jetzt setzte Dich an die Stuhlkante" Sie tat, worum er sie gebeten hatte.

      Norbert setzte sich genau vor sie, wobei er mit seinen Beinen die ihren öffnete. Sie saßen sich jetzt sehr dicht gegenüber. "Es gibt insgesamt 7 Chakren", begann Norbert. "Hier", er berührte mit einem Finger eine Stelle genau auf ihrem Kopf. Er ließ seine Hand weiter wandern. Zunächst berührte er die Stelle zwischen ihren Augen, dann die Mitte am unteren Ende ihres Halses, die Stelle zwischen ihren Brüsten und die Region über ihrem Magen. Jedes Mal markierte er die Stelle mit einem sanften Druck seines Mittelfingers und einem: "Hier." In einer fließenden Bewegung schob er dann seine Hand zwischen ihre Beine und traf mit der Fingerspitze des Mittefingers exakt ihren Kitzler. "Hier, und hier." Seine Hand lag jetzt genau zwischen ihren Beinen und die Spitze seines Mittelfingers lag auf ihrem Damm. Sabrina blieb fast das Herz stehen. Nach dem ersten Schreck sah sie sich nervös im Kaffee um. Niemand schien etwas bemerkt zu haben. Verlegen rückte sie wieder an den Tisch. Ihre Chakren hallten noch von seinen Berührungen nach. Insbesondere zwischen ihren Beinen breitete sich eine angenehme Wärme aus. Sie hatte das Gefühl rot zu werden. Belustigt sah er sie an. "Willst Du denn gar nicht wissen, wie ich massiere?" "Doch, natürlich." "Warum probierst Du es dann nicht einfach aus? Du bist neugierig, willst verstehen. Und Du interessierst mich. Deshalb würde ich Dir gerne dieses Geschenk machen."

      Das saß. Natürlich war sie inzwischen Neugierig. Aber ging das nicht mal wieder alles ein bisschen schnell. "Reizen würde mich das schon, aber wann und wo könnten wir das den machen. Morgen bin ich schon verabredet und unter der Woche fehlt mir glaube ich die Ruhe", antwortete sie zunächst ausweichend. "Warum nicht jetzt? Du wohnst doch hier in der Nähe." Oh, jetzt sollte es also noch schneller passieren. Was hatten ihre Eltern immer gesagt: "Keine fremden Männer mit nach Hause nehmen." Andererseits hatte sie von Norbert immerhin schon eine Telefonnummer. Mehr, als von ein paar Andern, die sie in letzter Zeit gelegentlich mit zu sich genommen hatte. Außerdem versprach das zumindest interessanter zu werden, als der Durchschnitt dieser One-night-stands. Da lief das Ganze ja meist auf ein einfallsloses "Rein-raus-Spiel" hinaus. Nach einem kurzen Zögern sagte sie schließlich ja.

      Die Rechnung war schnell bezahlt. Norbert hatte darauf bestanden, sie einzuladen. Sie traten auf die Straße hinaus und zu ihrer Erleichterung war es noch immer trocken, auch wenn sich am Horizont bereits die nächste dunkle Wolkenfront aufzog. Aber bis zu ihr war es schließlich nicht weit und so machten sie sich zu Fuß auf und verzichteten auf die U-Bahn. Schweigend liefen sie nebeneinander her. Die Stille war aber nicht unangenehm, im Gegenteil. Nach dem intensiven Gespräch war es angenehm seinen Gedanken ein wenig treiben zu lassen. Es vertiefte die Vertrautheit, die sich zwischen ihnen beiden entwickelt hatte.

      Plötzlich blieb Norbert stehen. Sabrina lief noch zwei Schritte weiter, bevor es ihr auffiel. Sie blickte zurück und sah ihn vor einem Drogerieladen stehen. Wieder sah er sie mit seinem sanften Lächeln neugierig an. "Hast Du denn ein schönes Massageöl zuhause?", wollte er wissen. Sabrina dachte kurz nach. Nein, hatte sie bis jetzt auch noch nie gebraucht. "Es geht zwar auch mit jedem anderen Öl, aber ein schöner Duft hilft beim Entspannen", sagte Norbert und ging in den Laden. Kurz darauf kehrte er mit einer kleinen Tüte zurück. Schweigend gingen sie weiter und erreichten schließlich ihr Haus.

      Oben angekommen schloss Sabrina die Wohnungstüre auf und führte Norbert in ihr kleines Reich. "Hübsch hast Du es hier", stellte Norbert fest. Sabrina zeigte Ihm mit Stolz jeden Winkel. "Sehr schön", sagte Norbert, als schließlich alles begutachtet war. "Und jetzt lass uns Dein Zimmer etwas verändern. Hast Du Kerzen?" Sabrina nickte. "Und dann brauchen wir noch etwas weiches, worauf Du bequem liegen kannst." Das Lager für die Massage bereiteten sie gemeinsam aus Decken und Tüchern. Dann wurden die Kerzen geholt und entzündet.

      "Gut", sagte Norbert zufrieden. "Was wir zusammen machen wollen, ist ein Ritual. Deshalb müssen wir uns vorbereiten. Zieh Dich aus und setzte Dich im Schneidersitz auf den Boden". Sabrina tat, wie ihr geheißen. Ihr Herz schlug schnell. Auch Norbert zog sich vollständig aus und setzte sich ihr gegenüber auf das ausgelegte Lager.