Ich bin jetzt Soldat. Achim Hammelmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Achim Hammelmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783847638322
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Meine Sorge wäre nur die Post, daß ich wenigstens die alle erhalte, sonst ist mir alles Wurst.

      Na, und Euch geht’s sonst hoffentlich gut, wie es mir ja auch geht. Übrigens ist es prima, daß Du die Filmwelt kriegen kannst, das Blatt interessiert mich noch. Papi versorgt mich auch immer so lieb mit Illustrierten. Na, hoffentlich kann ich mir nun noch den Pudding kochen und die anderen schönen Sachen genießen. Nur nicht zu schwarz sehen.

      Ich schreib Euch morgen wieder. Drückt den Daumen, daß alles klappt und seid alle drei recht herzlich gegrüßt von Eurem alten Sohn, Bruder und Enkel,

      Werner

      Rußland, den 14.X.42

      Meine liebe Mutti, lieber Walti u. lieber Opi!

      Meinen letzten Luftpostbrief werdet Ihr hoffentlich erhalten haben, in welchem ich Euch voll Begeisterung den Empfang Eurer lb. vielen Post mitteilte.

      Zu Deinem lieben Brief u. der Karte: Also Du erhälst meine Post immer regelmäßig, das freut mich sehr; ich gebe mir aber auch immer Mühe, Euch laufend zu benachrichtigen, denn so wie Ihr an mich denkt, ist gar nicht wieder gutzumachen. Nun bist Du schon wieder und packst so ein schleierhaftes Paket für mich: das hagelt ja jetzt nur so. Und wie Du schreibst auch von Papi. Ich bekomme sehr oft Illustrierten von ihm, allerdings hab ich lange nichts Schriftliches von ihm gehabt. Und Du hast jetzt eine Gelegenheit, die Filmwelt zu bekommen? Du gibst Dir viel zu viel Mühe! Ich glaube, ich bestelle sie beim Verlag, da bekomme ich sie laufend zugeschickt und Du hast nicht die Arbeit, was meinst Du? Ja, zum Zeichnen finde ich gar keine Gelegenheit mehr, Du hast recht, das will ich nicht aufgeben. Bücher haben wir hier bestimmt genug, und einer bekommt hier auch das Fremdenblatt, so daß wir zu lesen immer genügend haben. Bis jetzt hatten wir ja eigentlich wenig Gelegenheit , denn den ganzen Tag bauten und arbeiteten wir und abends ( es wird nun sehr früh dunkel) haben wir nur ein paar kleine Kerzen, da kommt man gar nicht zum lesen. Jetzt dagegen, seitdem man von einer Versetzung murmelt, tut natürlich kein Mensch mehr etwas, wir stehen spät auf, lesen und schreiben, schlafen und essen. Leider ist ja der Zustand nur vorübergehend, denn in 5 Tagen komme ich zu einer Funkübung für einige Tage, Auch die Kompanien werden herausgezogen und ausgebildet. Das will natürlich viel heißen. Doch gebe Gott, das alles nur halb so schlimm ist, wie es aussieht. Alle haben einen Knast, denn keiner möchte jetzt noch im Winter einen Angriff machen. Aber ich glaube ja nicht dran. Mir ist die Hauptsache, ich bekomme meine Post, die leider für die paar Tage dann nicht nachkommt. Nun verleben wir hier noch eine paar schöne Tage in einem neuen, kleinen Bunker, der hochherrschaftlich eingerichtet ist, mit Radio!!!. Stell Dir vor, ich wohne hier mit noch einem (einem Lehrer) zusammen ganz allein. Bei dem augenblicklich herrschenden, ungemütlichen Wetter sitzen wir in unserer Bude und wälzen große Probleme. Das macht mir sehr viel Spaß, denn man kommt geistig nicht ganz auf den Hund.

      Also, wir wollen mal abwarten, ich habe immer noch Hoffnung; daß Ihr noch so schönes Wetter hattet, wundert mich, hier mag man keinen Hund rausjagen. Für Walti war es ja ganz gut. Meinen Brief vom 28.9. hat er wohl nicht mehr bekommen, so danke ich hiermit noch einmal für seine liebe Karte. Er freut sich wohl doch, daß er wieder bei Muttern sein kann. Und was macht das Großväterchen, hat er meinen Brief bekommen? Heut' Abend oder morgen schreibe ich wieder u. gehe etwas ausführlicher auf Deinen lieben Brief ein. Dieser muß sofort weg, sonst dauert er einen Tag länger.

      Drückt den Daumen, ja?

      Und laßt Euch alle drei recht herzlich grüßen von

      Eurem Werner

      Rußland, den 22.X.42

      Meine liebe Mutti, lieber Walti und lieber Großvater!

      Es wird immer gewaltiger: ich meine die Post. Jeden Tag kommt ein armer Mensch mit einem gewaltigen Haufen für mich angeschleppt. Alle denken so lieb an mich und ich bin natürlich auch überaus glücklich. Von Dir und von Papi ist immer am meisten dabei. Am 19. kam Dein lieber Brief (vom 12.) und ein Päckchen. Und nun danke ich dir erst einmal recht recht herzlich für all die schönen Sachen. Papi hat mich gewaltig mit Briefpapier versorgt (3 Jahre komme ich nun mindestens damit aus), mit Zigaretten im Überfluss, mit Illustrierten und auch Pralinen. Jetzt kommt alles mit einem Schwung, während wohl seine ersten Briefe verloren gegangen sind. Ich hab' ihm bis jetzt aber auch schon 4 mal geschrieben.

      Nun noch schnell etwas postliches: wie ich ja schon schrieb, sind Päckchen gesperrt ab 1.Nov. Dafür haben wir schon jetzt 6 Paketmarken für Weihnachten bekommen, die mindestens, oder sagen wir spätestens am 30. Nov. benutzt werden sollen. Eigentlich hab' ich ja ein schlechtes Gewissen, wenn ich Dich nun schon wieder mit Päckchenmarken überhäufe, aber ich möchte sie auch nicht gern verfallen lassen. Du brauchst mir ja auch nicht alles Lebensmittel zu schicken; aber das weißt Du ja am besten, für mich ist dann die Überraschung um so größer. Kannst Du mir nicht auch mal den Faust I. u.II. Teil (Reklam) schicken, der liegt im Kinderschrank. Ob Du wohl auch meine beiden letzten Mathe-Kladden finden kannst, ich möchte mich ja so gern mal wieder mit den alten Schulsachen beschäftigen. Jetzt erst kommt einem das zu Bewusstsein, daß es doch etwas schöner war, in der Schule lernen zu dürfen. Jetzt, nachdem man einige Zeit raus ist, entbehrt man es. Aber das geht ja jedem so.

      Es ist schön, daß meine Post laufend bei Euch eintrifft, ans Nummerieren denkst Du doch auch? Und Walti hat so ein Pech bei der Erntehilfe gehabt? Nur gut, daß Du mit dem Lehrer gesprochen hast. Es ist ja immer dasselbe damit, die Schule hat von solchem Ernteeinsatz immer die Nackenschläge, und die Bauern freuen sich nicht einmal, wenn ihnen unentgeltlich so sehr geholfen wird. Bei uns war’s damals auch so.

      Ich bin, wie ich schon schrieb, seit 2 Tagen zur Funkübung für eine Woche, weit hinter dem Krieg. Zwar hat man hier durch Brottausch von der Bevölkerung Malakka (Milch und Katoschki /Kartoffeln), aber ich wohne doch lieber in unserem alten Bunker, denn vorn ist es ja auch ruhig. Da braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Wir liegen ja nicht direkt vor Leningrad, hier sind noch einige Kessel, wovon Ihr natürlich nichts wissen dürft!!

      Die Gerüchte laufen auch weiter. Einige sagen, wir sollen in Ruhestellung hinter der Front, andere wieder, daß Leningrad genommen werden soll, dann behaupten einige, man höre u. staune, wir kämen nach Südfrankreich oder nach Norwegen. Man soll aber von dem ganzen Schwindel nichts glauben, es weiß noch keiner etwas, wenn wir auch heute 1/2 Tafel Schokolade bekommen haben, was immer ein „gutes“ Zeichen ist. Vorläufig haben wir’s noch sehr gut (morgen wieder Varieté!!) und alles andere muß der Landser eben abwarten.

      Nun habe ich Euch wieder so viel erzählt, mein Vorrat ist nie erschöpft und ich hab' noch an tausend Leute zu schreiben.

      Für heut grüßt Euch alle drei recht herzlich,

      Euer Werner

      Rußland, d. 25.X.42

      Meine liebe Mutti, lieber Walti u. liebes Großväterchen!

      Heute mal wieder etwas kürzer. Vor allen Dingen möchte ich erst einmal wieder eine Anzahl Post von Euch bestätigen.

      Vorgestern erhielt ich Deinen Zeitungsroman, den Du für mich extra herausgesucht hast. Es ist wirklich lieb von Dir, daß du sogar für meine Unterhaltung sorgst und ich danke Dir auch recht herzlich dafür. Übrigens las ich den Roman schon, da einige hier das Fremdenblatt laufend geschickt bekommen, und ich so auch Gelegenheit habe, über alle Ereignisse in unserem alten Hamburg unterrichtet zu sein.

      Also, liebe Mutti, Du bist zu aufmerksam und sorgst zu gut für mich; ich bekomme ja von Papi immer viel Illustrierten, und Du schickst mir jetzt auch noch die Filmwelt, von der ich gestern die erste Nr. erhalten habe; recht herzlichen Dank auch. Über Langeweile kann ich nun bestimmt nicht mehr klagen. Eigentlich kann ich das ja auch sowieso nicht, denn unser Tag ist ausgefüllt, augenblicklich mit Funkdienst und noch sonst mit Leitungsbau und anderen Arbeiten. Nur wird es abends schon um 1/2 5 dunkel, so daß man Licht brennen muß (wenn welches da ist) meistens sind wir einfach gezwungen, ganz früh ins Bett zu gehen, weil wir kein Licht mehr haben. Und dann komme ich auch nicht einmal mehr zum Schreiben, was hier sowieso meine Lieblingsbeschäftigung ist. Wenn es im Winter schon um 4 oder 1/2 4 dunkel wird, und um 10 oder 11 erst hell, wird man hier, glaube ich, nur aufstehen um zu essen, wie sie es vorigen Winter