Wo du auch sein wirst. Mady Chambers. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mady Chambers
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738044591
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sie direkt am Wasser. Der Ball hatte sich in ein paar Ästen verheddert die ins Wasser ragten. Er war also nicht ohne weiteres raus zu fischen. Sie sah sich nach einem langen Stock um, fand einen ein paar Meter von ihr entfernt und versuchte damit nach dem Ball zu angeln. Fast hatte sie ihn erwischt, da sprang er durch das schwappende Wasser noch weiter weg und trudelte in die Mitte des Sees.

      Charlie fing oben am Zaun schon wieder an zu jaulen und Feline legte einen Finger auf ihre Lippen um ihm zu zeigen, dass er still sein soll. Es half nichts, sie musste also um den Teich ein Stück herum gehen um vielleicht von der anderen Seite an den Ball zu kommen. Fast bekam sie ein schlechtes Gewissen, da sie ihre Mutter und die Haushälterin hinterging, aber sie war zu beflügelt vom Reiz des Verbotenen und außerdem musste sie den Ball ja wieder zurückholen. Sie hüpfte den Weg um den Teich weiter, ihr weißes Kleidchen mit den roten gestickten Blumen drauf flatterte dabei ihm Wind. Sie hätte viel lieber Hosen angehabt wie Charlie und ein Hemd. Das war sicher viel bequemer.

      Ihre blonden Locken hatte ihre Haushälterin heute früh zu Zöpfen hochgeflochten. Feline mochte diese Frisuren nicht, sie drückten und machten Kopfschmerzen, aber ihre Mutter wollte es so.

      „Du siehst aus wie eine kleine Dame“, sagte sie dann immer. Welches kleine Mädchen wollte schon wie eine alte Dame aussehen?!

      Eine kleine Weggabelung brachte Feline zum Stehen. Links ging es weiter um den Teich herum, rechts schimmerte irgendwas auf dem Boden einer kleinen Lichtung.

      Die Bäume um den Teich waren hochgewachsen und machten es in manchen Ecken schwer zu erkennen was auf dem Weg vor einem lag. Trotz der hellen Sonne. Aber irgendetwas blitzte dort und Feline war einfach zu neugierig. Sie zuckte mit den Schultern. Ärger würde sie sowieso bekommen.

      Sie blickte noch einmal in Richtung Haus und konnte Charlies kleinen dicken Arme durch den Zaun winken sehen. Sie wusste dass er Angst hatte, dass sie beide Ärger bekommen könnten. Berechtigt, vermutete Feline. Das würde als geringste Strafe mit Hausarrest enden, wenn nicht mit schlimmerem. Sie lief schnell zu der Lichtung, die vom Teich wegführte und näherte sich dem Blitzen. Zwischen zwei Bäumen an einer Gabelung lag eine große viereckige Glasscheibe auf dem Boden. Das Gras um die Bäume war relativ hoch gewachsen, so dass Feline näher ran gehen musste um genau zu sehen was darunter war. Die war ihr noch nie aufgefallen.

      Die Scheibe lag wie ein Deckel auf einem viereckigen Tunnel, der senkrecht in die Erde ragte.

      Das Glas stand nur ungefähr 15 cm aus der Erde heraus. Zwischen Tunnel und Glas war ein kleiner Luftraum, da die Scheibe auf kleinen Säulen unter jeder Ecke lag.

      Feline versuchte durch die Scheibe in den Tunnel nach unten zu blicken, aber sie sah nur ein paar grüne Pflanzen, die sich von unten an das Glas drückten und den Tunnel hinunterwuchsen. Oder hinauf dachte sie. Ob das Glas sie halten würde? Wenn sie sich oben drauf stellte, konnte sie vielleicht besser sehen was darunter lag?

      Sie legte den Kopf schief und setzte vorsichtig einen Fuß drauf. Sie testete wie stabil es wirklich war, dann verlagerte sie ihr Gewicht nach vorne und zog den zweiten Fuß hinterher.

      Das Glas schien sehr dick zu sein und hielt sie problemlos. Sie kniete sich hin und hielt ihre Nase ganz dicht über der Scheibe. Sie war sehr schmutzig und ihre Kniestrümpfe jetzt mit Sicherheit auch.

      Mutter würde schimpfen.

      Aber sie war einfach zu neugierig. Der Tunnel war ganz dunkel, nur ein kleines Licht schien am Ende zu leuchten, aber was könnte das sein? Feline kniff ihre Augen zusammen.

      Sie hörte ihren kleinen Bruder ihren Namen rufen. Aber er traute sich noch nicht richtig laut zu rufen. Er hatte zu viel Angst, dass ihre Mutter ihn hörte. Feline konzentrierte sich wieder auf den Tunnel und kniff die Augen erneut zusammen. Sie sah immer noch nur das kleine Licht.

      Das Glas um ihre Knie fing an zu flimmern. Feline erschrak und wollte noch runter springen, aber es war zu spät. Mit einem Klack war das Glas verschwunden und sie fiel in den Tunnel, steil nach unten. Sie versuchte zu schreien, aber der Luftstrom der durch den Fall von unten nach oben zischte raubte ihr den Atem.

      Sie fiel und fiel und fiel und konnte während des Fallens ihren ersten Schreck schon wieder vergessen und sah sich um, aber außer schwarz war nicht viel zu sehen. Sie fiel immer noch und versuchte nach unten zu schauen, das kleine Licht kam immer näher. Irgendwann musste doch der Boden kommen. Nach ein paar Sekunden sah sie tatsächlich einen grünen Boden auf sich zu rasen. Jetzt packte sie wieder die Angst, den Aufprall konnte sie doch nicht überleben, sie war viel zu schnell und würde sich schrecklich wehtun.

      Es waren nur noch Zentimeter und ihr Po berührte den grünen Rasen und schleuderte sie wie ein Trampolin wieder in die Luft. Sie quietschte schrill, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie federte zurück auf den grünen Rasen und hopste dann nur noch etwas, bis sie schließlich zum Stillstand kam. Schnell versuchte sie sich aufzurappeln, der Boden war plötzlich nicht mehr weich sondern hart, wie normaler Rasen. Kein Trampolin mehr. Zwischendurch hatte sie schon gedacht, dass sie am anderen Ende der Welt hinauskommen müsste, so lange wie sie gefallen war. Sie strich sich das Kleid glatt, eher aus Gewohnheit, denn sie sollte immer ordentlich aussehen, und fing an sich umzusehen. Es war sehr hell, der Fall durch den dunklen Tunnel hatte ihre Augen an das dunkle Licht gewöhnt, deshalb war sie noch immer geblendet und musste die Augen zusammen kneifen. Nur langsam konnte sie ihre Umgebung ausmachen.

      Über ihr schien der Himmel zu sein, strahlend blau. Sie stand auf einer kleinen Lichtung mitten in einem Wald. Die Bäume waren riesig, noch viel höher als in dem Wald bei ihr zu Hause. Wie konnte denn über ihr ein Himmel sein? Sie war doch in die Erde gefallen?

      Kapitel 2

       Heute.

      Der Wecker riss sie augenblicklich aus einem tiefen Schlaf. Es gab Nächte da schlief sie so fest, dass ihre innere Uhr nicht richtig funktionierte und sie den Wecker erst gar nicht hörte.

      „Mist Ding.“ Sie schlug mit der linken Hand blind nach dem Wecker. Die Schlafmaske hatte sie immer noch über den Augen und auch keine Lust sie abzumachen. Sie erwischte ihn fast und hörte noch wie er von dem Nachttisch auf den Boden fiel und munter weiter schrillte. Da sie den Wecker nicht ignorieren konnte, musste sie wohl aufstehen. Sie schob die Schlafmaske hoch und suchte mit den Füßen nach ihren Hausschuhen. Der Holzfußboden war morgens immer noch so kalt. Sie rutschte vom Bett und torkelte ins Bad. Früh aufstehen war wirklich nicht ihr Ding. Sie machte die Dusche schon mal an, damit sie auch heiß war, wenn sie drunter stieg. Der Boiler brauchte immer etwas Vorlauf. Wasserverschwendung, aber kalt duschen kam nicht in Frage. Nicht um die Uhrzeit.

      Sie streifte ihr Nachthemd aus und putzte sich schon mal die Zähne. Als sie unter die Dusche stieg war das Wasser noch nicht wirklich heiß, aber wenn sie nicht zu spät zur Arbeit kommen wollte, dann hieß es jetzt Luft anhalten und schnell machen.

      Sie prustete und beeilte sich wie eine Wilde sich schnell die Haare zu waschen. Innerlich verfluchte sie ihre geizige Vermieterin, dass sie diesen uralten Boiler nicht schon vor Jahren ausgetauscht hatte. Geizhals. Zum Glück war der Boiler das einzig veraltete in ihrer Wohnung. Sie war komplett mit dunklen Holzdielen ausgelegt und die Möbel waren ein wildes Sammelsurium von diversen Flohmärkten. Sie liebte es, es war bunt und passte nicht zusammen und genau das war für sie das harmonische an ihrer Wohnung. Auch die Tapeten waren nicht dezent, sondern in verschiedenen Pastelltönen. Sie hatte jedes einzelne Detail ganz bewusst ausgewählt. Sie fühlte sich wohl und so sollte es schließlich auch sein. Nach dem Duschen wickelte sie sich in ein dickes Handtuch.

      Haare föhnen und glätten, anziehen, etwas Make Up und sie hatte ihr Morgenprogramm geschafft. Sie hatte von Natur aus ziemlich wilde blonde Locken, die zu allen Seiten abstanden und ihr ständig in die Augen fielen.

      Das morgendliche Glätten nahm zwar ordentlich Zeit in Anspruch, aber sie fand, dass sie so einfach erwachsener aussah. Seriöser vielleicht.

      Sie löffelte schnell ein paar Cornflakes, schnappte sich ihre Aktentasche und stöckelte in ihren halsbrecherischen Pumps die steile Treppe hinunter. Das Kostüm das sie