René grinste. Wenn Cassandra wüsste, wie schwer ihm das gefallen war und wie kurz er davor gewesen war sie zu verführen, dann würde sie sich jetzt beeilen aus seinem Zimmer zu verschwinden. Doch Cassandra ließ sich Zeit. Sie vertraute René jetzt.
Als Cassandra aus dem Bad kam, trug sie wieder ihre eigenen Kleidungsstücke. „Was soll ich mit Deinem T-Shirt machen?“, fragte sie und hielt ihm das T-Shirt hin. „Lege es bitte auf mein Bett“, bat er sie.
„Hast Du Hunger?“ Sie nickte.“ Dann laß uns frühstücken.“ René stand von seinem Schreibtisch auf, nahm ihre rechte Hand und ging mit ihr aus seinem Zimmer, durch den Flur zur Gemeinschaftsküche des Studentenwohnheimes. In der Küche trafen sie auf Christian.
„Hallo Chris“, begrüßte René seinen Freund. Dann drehte er sich um, damit er Cassandra Christian vorstellen konnte. Christian schaute Cassandra mit einer Mischung aus Neugierde und Interesse an. Dann stellte er fest, dass sie sogar noch schöner und attraktiver war, als er bisher mitbekommen hatte. René hatte eine gute Wahl getroffen.
Während René und Christian Frühstücksutensilien wie Butter, Marmelade, Toast, Schokocreme, Zucker und Milch auf den großen Tisch in der Mitte der Küche stellten, sah sich Cassandra in der Küche um. Es gab mehrere Kochherde und Kühlschränke, sowie viele kleine Vorratsschränke mit Schlüssel und Zimmernummer. Eine große Deckenlampe klebte förmlich an der Decke in der Mitte der Küche. Die Spüle war vor dem Fenster platziert und einen Geschirrspüler gab es nicht. Cassandra wollte beim Aufdecken von Tellern und Messern helfen, doch sie wusste nicht in welchem Schrank was stand. So blieb ihr nichts anderes übrig, als hinter einem Stuhl am Tisch zu warten, bis die beiden Männer alles für ihr gemeinsames Frühstück aufgedeckt hatten.
„Möchtest Du Instantkaffee oder lieber Tee“, fragte sie René. Cassandra entschied sich für Kaffee. René stellte den Wasserkocher an und steckte Toast in den Toaster. Dann setzten sich alle drei an den Tisch. Cassandra saß am Kopfende des Tisches, René links von ihr und Christian rechts. Während des Frühstückes unterhielten sich alle drei sehr angeregt.
Christian stellte fest, dass Cassandra nicht nur schön, sondern auch klug war. Sie faszinierte ihn. Daher fragte er sich nun immer wieder, ob René in der letzten Nacht mit ihr geschlafen hatte oder nicht. Er erkannte eine offensichtliche Vertrautheit zwischen Cassandra und René, konnte aber keine Antwort auf seine Frage finden.
Dann erzählte René davon, dass Cassandra morgen nach Mexiko fliegen würde, um ihren Bruder Michael zu besuchen, der dort mit seiner Frau und seinen Kindern lebte. Cassandra ergänzte, dass sie drei Wochen bleiben würde. Christian war beeindruckt, als er hörte das Cassandra schon mehrfach in Mexiko gewesen war und fließend Spanisch sprach.
„Wann und wo treffen wir uns morgen auf dem Flughafen“, fragte René. Cassandra überlegte einen Moment. “Eine Stunde vor Abflug am Check-in Schalter. Dann müssten meine Eltern und ich unsere Koffer abgegeben haben. Ich hoffe, dann noch etwas Zeit für Dich zu haben“, sie lächelte René zärtlich an. Er küsste sie.
„Du kannst wirklich nicht nach dem Koffer packen zu mir kommen?“ , fragte er gespielt enttäuscht, da sie ihm genau erklärt hatte, wie sie ihre Reisevorbereitungen beenden wollte und das sie in den letzten Stunden davor immer sehr nervös war. „René, wenn Du bei mir bist, kann ich mich nicht auf das Koffer packen konzentrieren. Bitte habe Verständnis. Wir sehen uns morgen.“ Sie küsste ihn. Er genoss ihren Kuss und war gleichzeitig stolz, dass Christian ungewollt mitbekam wie nah er Cassandra inzwischen gekommen war.
Gemeinsam deckten sie den Tisch ab und wuschen alle Teller, Becher, Löffel und Messer. Während Cassandra danach ihre Jacke und Handtasche aus Renés Zimmer holte, versuchte Christian heraus zu finden, ob René bereits mit Cassandra geschlafen hatte oder nicht. Christian wollte nicht direkt fragen, doch alle indirekten Versuche René diese Information zu entlocken, scheiterten an Renés Weigerung darüber zu sprechen.
Dann kam Cassandra noch einmal zu den beiden Männern in die Küche. Sie umarmte und küsste René und verabschiedete sich mit einem fröhlichen Lächeln von Christian. Cassandra war nicht entgangen, dass sie von Renés bestem Freund Christian beim Frühstück kritisch gemustert worden war. Aber sie hatte auch bemerkt, dass Christian genauso von ihr bezaubert war, wie René.
Kurze Zeit nachdem Cassandra sich von ihm verabschiedet hatte, verließ auch René das Studentenwohnheim. Er machte sich auf die Suche nach dem Geschäft, in dem er den Parfüm Teststreifen bekommen hatte. Den Namen des Parfüms hatte er sich gemerkt. Es duftete so verführerisch an Cassandra. Das Geschäft fand er widererwartend schnell. Die Verkäuferin vermutete, wie bei seinem ersten zufälligen Besuch, dass er ein Parfüm für seine Freundin kaufen wollte. Stolz bestätigte René ihre Vermutung und nannte den Namen des Parfüms. Die Verkäuferin geleitete René an eine Regalwand mit vielen verschiedenen Parfüms. In etwa der Mitte des Regals stand das Parfüm, das Cassandra trug. Nun hatte René die Qual der Wahl. Es gab große und kleine Fläschchen, Sprays, Zerstäuber, Duschgel, Seife, Deo. Der Kopf schwirrte ihm und es sah hilfesuchend die Verkäuferin an. Die fragte, ob er wüsste wie ungefähr die Verpackung des Parfüms seiner Freundin aussah, da dies einen Hinweis auf den Inhalt geben könnte. Doch René konnte diese Frage nicht beantworten. Die Verkäuferin überlegte. Sie sah sich René genau an und versuchte abzuschätzen, wieviel Geld er wohl für seine Freundin auszugeben bereit war. Dann empfahl sie ihm einen Eau de Toilette Spray des Parfüms in einer mittleren Packungsgröße. René stimmte dankbar zu und kaufte den Spray. Die Verkäuferin verpackte den Parfümspray in schönes Geschenkpapier mit Schleife und kleiner Kartontüte. Sie lächelte René unverbindlich an und gab ihrer Hoffnung Ausdruck ihn bald wieder in ihrem Geschäft zu sehen. René bedankte sich freundlich für ihre Hilfe und ging. Er war sehr froh ein passendes Geschenk für Cassandras nahen Geburtstag gefunden zu haben. Er wollte ihr eine Freude machen und hoffte, dass sie auch im fernen Mexiko an ihn dachte. Der Gedanke Cassandra schon in wenigen Stunden fortreisen lassen zu müssen schmerzte ihn sehr. Doch er konnte nichts dagegen unternehmen.
Als Cassandra in ihrer Studentenwohngemeinschaftswohnung ankam, wartete Emilie schon auf sie. Emilie machte ein besorgtes Gesicht und ging ohne abzuwarten mit Cassandra in deren Zimmer. Sorgfältig schloss sie die Tür hinter sich, da sie befürchtete, dass Cecilia ihr und Cassandra wieder hinter spionierte. Cassandra hatte inzwischen ihre Handtasche und Jacke abgelegt und war gerade dabei ihre Schuhe auszuziehen, als Emilie sie besorgt fragte „wo warst Du die ganze Nacht? Ich habe mir Sorgen um Dich gemacht.“
Cassandra lächelte Emilie beruhigend an und setzte sich auf den Drehstuhl an ihrem Schreibtisch. Emilie nahm auf dem Stuhl neben Cassandras Schreibtisch Platz und sah ihre Freundin erwartungsvoll an. “Ich war bei René“, begann Cassandra zu erzählen.
„Du hast doch nicht etwa mit ihm geschlafen, oder?“, fragte Emilie besorgt dazwischen. „Nein, ich habe nicht mit René geschlafen“, beruhigte Cassandra ihre Freundin. „Aber ich habe bei ihm in seinem Bett geschlafen.“ Emilie sah Cassandra überrascht und irritiert an.
„Wie bitte? Du lagst in seinem Bett neben ihm und ihr hattet keinen Sex. Du spinnst doch. René ist doch kein Heiliger, sondern ein sexuell stark aktiver heterosexueller Mann.“ Cassandra musste grinsen über diese so sehr zutreffende Beschreibung von René.
„Stimmt“, bestätigte sie. „Trotzdem hat er es geschafft mich in der Nacht nicht anzurühren. Ich schlief in seinem Bett bekleidet nur mit String-Tanga und T-Shirt von ihm und er lag auf einer Luftmatratze vor seinem Bett. Er hatte nur eine sexy Boxershorts an.“ Cassandra musste genüsslich grinsen bei diesem Bild ihrem Kopf.
„Das verstehe ich nicht. Er hat Dich nicht angerührt, obwohl er die Gelegenheit dazu hatte. Wie kann das sein?“ Emilie grübelte. Cassandra sah das deutliche Fragezeichen auf der Stirn ihrer Freundin. „Wir waren fast den ganzen Tag zusammen. Wir haben abends in dem netten türkischen Restaurant gegessen, wo Du und ich auch schon einmal waren. Es war spät geworden und René brachte mich zum Bus, als er plötzlich den Wunsch äußerte, ich sollte doch bei ihm übernachten. Ich zögerte und er versprach mir, mich nicht anzurühren.“