Ich bin NICHT Fräulein Rottenmeier. Dr. Mia Palm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dr. Mia Palm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783738047721
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Schwimmen, Hühnchen ist sensationell fürs Hochspringen und Zucchinis bewirken, dass man gaaaanz schnell Fahrrad fahren kann. Es geht nicht darum, die Kinder aktiv zu belügen, sondern Ihnen beizubringen, dass gutes Essen ein wichtiger Bestandteil ist, um alles Mögliche zu machen.

      Wir sind letztendlich soweit, dass sie mich immer fragen, was etwas bewirkt. Sie probieren nicht alles aus, aber immer mehr, und freuen sich über die "Konsequenz" (lange Haare, super Kletterhöhe, schneller als Daniel etc.).Zugegeben: ich komme manchmal durcheinander, was wie wirkt, aber das ist auch OK. Dann korrigieren sie mich eben. Was schön ist, irgendwann (ich möchte meinen ab 6 Jahre) merken sie, dass ich manchmal flunker. Und dann ist es eben ein Spaß. Es sollte kein bitterer ernst sein und eine ausführliche Recherche, ob Blaubeeren die Augen blau machen, sollte es auch nicht geben.

      Umgekehrt ist es natürlich auch möglich aufzuzeigen, was ungesundes essen macht: Chips machen Pickel, von Schokolade hässliche Zähne. Wichtiger Hinweis: nicht übertreiben! Es ist nicht notwendig bei jeder Süßigkeit Diabetes aufzuzeigen. Es ist laut meiner Erfahrung wichtiger sich auf die Sachen-die-gut-für-uns-sind zu besinnen. Es macht ja auch mehr Spaß ehrlicherweise.

      "Leck-die-Zitrone"

      Ich probiere sehr gerne neue Sachen aus. Ich finde es so schön, wenn Sie neues Essen probieren und ermutige sie ständig. Ein Hinweis aus "es ist scharf" oder "Vorsicht SAUER!" ist angebracht, sonst verlieren sie das Vertrauen in die Mutti. Wir haben in diesem Zusammenhang ein Spiel erfunden, was plump genau das ist, wie es heißt: "Leck die Zitrone" ist nichts anderes als ein Stückchen Zitrone anzulecken und das Saure zu genießen. Die lustige, übertriebene Grimasse gehört selbstverständlich genauso dazu wie "iiiiiiiieeeeeh! Saaaaauuuuuueeeerrr!" Aber das müssen wir machen - das gehört dazu. Übertreibung ist irgendwie ein ganz wichtiger Bestandteil aller meiner Aktionen. Viel Mimik und Gestik hilft. Meine Mäuse wollen jetzt ganz oft Leck-die-Zitrone spielen - sogar von sich aus. Das ist natürlich übertragbar auf alle Gemüse-/Obstsorten.

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      "Das ist die Rote"

      Um das ganze Thema Essen etwas entspannter zu machen, helfe ich mir manchmal (!), wenn es einfach in die Situation passt zu kleinen Spielchen, um das müüüühselige Unterfangen Essen vom Teller in den Mund zu transportieren zu beschleunigen.

      Wir haben das Paprika-Spiel eines Abends in Leben gerufen. Meine wunderhübsche leicht rechthaberische Tochter meinte, dass sie in jedem Fall erkennt welche Paprika sie isst: gelb, orange oder rot.

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      Die Herausforderung haben wir natürlich angenommen. Wir haben ihr die Augen verbunden und ZACK: schon war heiteres Paprika-Essen und Raten angesagt und zwar bei allen am Tisch. Wir haben das Essen-Rate-Spiel auf alle zur Verfügung stehenden Lebensmittel ausgedehnt – auch ein kleiner fieser Löffel Kapern war für Papi dabei, dessen Showeinlage beim Probieren preisverdächtig war. Zugegeben an dem Abend hat das Essen etwas länger gedauert, aber alle waren irgendwie gut gelaunt und zufrieden. Jeden Abend werde ich das sicherlich nicht machen, aber immer mal wieder.

      „Mami, ich habe jetzt einen echt richtig Guten“

      Überraschenderweise möchten die Kinder abends/morgens am Tisch ihren Tag nicht ordentlich, strukturiert und systematisch mit mir diskutieren und analysieren. Die Routine-Frage abends am Tisch: „wie war denn Euer Tag?“ wird meistens mit einem „gut“ abgefertigt. Detailliertes Nachfragen führt zu nichts. „Ich hab doch schon gesagt gut!“ Sie haben einfach kein Bock über den Tag zu reden. So! Eine äußerst tiefsinnige Erkenntnis.

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      Was können wir also tun? Ich habe einfach mal den Spieß umgedreht und einen Schwank von meinem Tag erzählt. Es muss natürlich lustig sein. Also ein „ich-saß-den-ganzen-Tag-am-Computer-und habe-getippt“ wird mit Sicherheit nicht mehr als ein Gähnen und „das ist aber laaaanweilig“ hervorrufen.

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      Hingegen erntet ein „ich bin heute Morgen mit dem Fahrrad gefahren und meine Mütze hat sich im Schirm verfangen und beides ist dann weggeflogen“ nicht nur schadenfrohes Lachen, sondern auch ein Bisschen Applaus. „Ich habe mein Kaffee über den ganzen Schreibtisch geschüttet und alle Kollegen haben gelacht“ ist auch gut.

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      Ein Freund von mir hatte beim Einsteigen ins Flugzeug seinen Hosenstall auf, bis ihn die Stewardess darauf aufmerksam gemacht hat. Das war eine super Geschichte. Auf diesem Wege, bekommen sie auch wichtige Lektionen fürs Leben mit: „der Hosenstall gehört zu.“

      Wenn es mal nichts lustiges gibt, dann berichte ich auch über Sachen, die mich bewegt haben. Manchmal ist es zugegebenermaßen auch mal erfunden, wenn ich merke, dass meine Kleine Streit im Kindergarten hatte. Dann erfinde ich manchmal einen eigenen Streit mit meiner Freundin, um ein Bisschen aus ihr heraus zu kitzeln. Das funktioniert natürlich nicht immer – aber wenn es manchmal klappt, dann ist es ja auch schon ein Erfolg.

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      Ich habe eine weitere wichtige Mission in meinem Bemühen die 100%-Mami zu sein (bitte nicht so ganz ernst nehmen). Für mich ist es soooo wichtig, dass meine Kinder mit einer positiven Lebenseinstellung groß werden. Dass sie die „Ja-Sager“ werden, das Glas halb voll sehen und sich als etwas ganz Besonderes, die alles erreichen können. Kitschig, oder? Aber das muss auch mal sein.

      Nachdem ich dann ganz viel recherchiert habe, musste ich eine Übung einführen. Die abendliche Frage in die Runde: was hat Dir heute besonders gut gefallen? Welche drei Dinge fandest Du heute schön? wurde ein Abend lang wirklich gut aufgenommen. Am 2. Abend schon weniger. So viel zu dem Thema Überraschung und Abwechslung. Diese Übung mache ich nun regelmäßig unregelmäßig. Sie hat einfach nicht so gut funktioniert, obwohl ich mit fliegenden Fahnen voraus geritten bin und meistens positives über das Verhalten meiner Töchter mit eingebunden habe: „Ich fand schön heute, dass Emma mir beim Laubkehren geholfen hat.“

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      Zu dem Thema positive Lebenseinstellung „anerziehen“ kann ich sagen, dass es nach meiner Erfahrung hier wirklich mehr das „Vorbildsein“ berührt. Wenn ich negativ bin und immer das Negative hervorhebe, dann kann ich nicht erwarten, dass meine Kinder alles in Rosa Wölkchen sehen. Das ist eine echte Herausforderung, denn viele Menschen (ich eingeschlossen) tendieren dazu erstmal die Probleme, das Komplizierte oder das Schlimme hervorzuheben.

      Ich zwinge mich nun erstmal auf das Schöne und Positive zu achten – vor allem vor meinen Kindern. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hilft es mir aber auch. Wenn ich durch eine gängige Frauenzeitschrift blättere, fallen mir 100 Sachen auf über die ich lästern könnte. Ich muss mir angewöhnen, dass ich die coolen tollen Sachen hervorhebe. So einfach ist das.

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      Die Übung mit den drei guten Sachen am Tag ist gut, aber hat offenbar nicht so viel Spaß gemacht. Es funktioniert eben nicht immer alles.

      Was als Essensspiel hingegen Bombe ist, ist: An-wen-denke-ich? Es ist soooo einfach und eigentlich ganz lustig. Je weniger Regeln, desto besser. Jemand denkt sich jemand aus und die anderen müssen durch Fragen erraten wer das ist. Fertig. Wir haben keine komplizierten