„Viel Ehre sein Lorn, und dem großen Maastor Küche für Güte unendliche.“
„Du quatschst wie ein Weib. Komm, hier kannste Dich umziehen, und dann hilfst der Luma hier, Topambis schälen. Der ganze Berg muss in ner Stunde fertig sein. Mal sehen, ob Du wirklich so schnell bist. Wie heißt Du, KitanFeng?“
„Hi-Shi, grossgemächtiger Maastor der Küche.“
„Was hast mit meinem Gemächt? Bist am Ende ne Schwuchtel?“
„Viel nichts ich mögen Hinterlöcher von Männern starken. Viel mögen weiche Spalten quiekiger Großbrüste.“
„Ahh, gut so, Kleiner. Wenn Dus in ner Stunde mit den Topambis schaffst, gehört die Luma heut Nacht Dir.“
„Hi-Shi wird schneller noch sein als Raptor beim Fressen, Träger des größten Löffels.“
Der Küchenmeister brummte abgelenkt, seine ewig suchenden, wachenden Äuglein hatten Übles erspäht. Mit zornrotem Gesicht sprang er zu einem Herde in der Nähe, packte die Luma dort am Oberarm und schrie:
„Nichtsnutzige Schlampe, umrühren sollst Du, nicht in der Nase bohren!“
Hi-Shi wandte sich dem großen Berg goldgelber Topambiknollen zu und der hübschen kleinen Sklavin mit dem brünetten Pferdeschwanz (Begriff!), die davor auf einem Schemel hockte und verzweifelt schälte, als ginge es um ihr Leben.
„Du mir geben auch ein Messer, schöne Tochter der schaligen Erdfrucht. Hi-Shi Dir helfen, und wir ganz schnell fertig. Heut nacht Hi-Shi Dir zeigen wie Blumen erblühen in Dir, schön und duftend wie Du nie gesehen.“
Der Oberkoch brüllte durch den ganzen Saal, alles Klappern, Zischen und Brutzeln übertönend:
„Dies ist nicht die Schicksenküche von Superschlampenhausen in Hinteroberostfenlora. Dies ist die Küche der Ingaguntos, dem besten Regiment Zakunthis, ganz Terkonnias. Unsere Recken bekommen echtes Essen, nahrhaftes Essen, und sie bekommen es schnell. Hier wird gearbeitet, wie es des Regiments würdig ist. Verstanden? Also, zack, zack, bei Lorns Eiern und seinem großen Magen!“
Hi-Shi hatte sich Schemel und Messer besorgt und begann nun zur Verblüffung der Sklavin in nahezu unmenschlicher Geschwindigkeit und mit gottgleicher Präzision die Knollen zu schälen. Er beugte den Kopf zu der Brünetten und zwinkerte ihr zu:
„Viel Schreien lässt schrumpfen Hirn in Kopf und Eier in Hose.“
Die Luma sah ihn befremdet an, wagte dann ein zaghaftes Lächeln.
XIII
Seelenheilungshaus zu Telvenkeskua, 5.Juli 2.325, 9.Stunde
„Nun, meine Liebe, ihr seid seit fast zehn Tagen hier, Euer Zustand ist stabil. Sieht frau von Eurer fehlenden Erinnerung ab, seid ihr völlig gesund.“
„Aber ihr wolltet mir doch helfen, was die Erinnerung angeht.“
„Wie erkläre ich es einer Laiin wie Euch? Es gibt auch für uns Grenzen, und manchmal schaden die Heilungsversuche nur. Denkt an Eure Albträume. Ich fürchte, unsere Maßnahmen zur Überwindung Eurer Amnesie haben sie ausgelöst.“
Ashexee blieb äußerlich ruhig, doch tief in ihr brodelte ein finsterer Zorn, dessen Ausmaß sie selbst erschreckte. Was hauste dort verborgen in ihr?
Die arrogante Heilerin auf der anderen Seite des fein verzierten Schreibtisches merkte nichts vom inneren Aufruhr ihrer Patientin. Ihre lederverhüllten schlanken Finger spielten mit einem perlmuttfarbenen Brieföffner, die Lippen hatte sie in scheinbarer Nachdenklichkeit gespitzt, während sie vermutlich darüber nachsann, welches Kleid sie zum Restaurantbesuch am Abend tragen sollte.
„Also gut. Und das heißt für mich?“
„Oh, wir werden Euch entlassen. Ihr könnt gehen.“
„Aber… ich meine, ich habe keine Kleider, kein Geld, keine Wohnung, bin völlig fremd in dieser Stadt, ja Fenlora selbst. In der Kürze der Zeit konnte ich unmöglich genug lernen, um…“
„Ach, Ihr seid eine intelligente, entschlossene junge Person, sprecht die Sprache fließend. Könnt sogar lesen und schreiben. Was meint Ihr, wie viele Einwanderinnen täglich ins Zarijat kommen, die Nichts davon vorweisen können? Und dennoch passen sie sich schnell dem Leben hier an und finden sich zurecht. Ich bin sicher, was ein schmutziges rayatshisches Bauermädchen vollbringt, dürfte Euch kaum Schwierigkeiten bereiten.“
Rassistin sind wir also auch noch, dachte Ashexee angewidert. Blond und blauäugig war die Heilerin, an der rechten Schulter ihres gelben Seidengewandes prangte eine Brosche, ein weißgefaßter blauer, ovaler Edelstein. Die Bedeutung der Brosche, wenn sie denn mehr als ein Schmuckstück war, kannte Ashexee nicht.
Würde mich nicht wundern, wenn es der Orden für zehn zu Tode Geheilte Farbige ist, ging ihr durch den Sinn.
„Aber ich habe doch überhaupt keine Mittel, keine Arbeit, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten…“
„Ach so, natürlich, Ihr wisst es nicht. Der Begriff HOF ist Euch noch nicht untergekommen?“
„Nein, zufällig nicht. Bitte, habt die Güte, mich aufzuklären.“
„Kein Grund, schnippisch zu werden, meine Liebe.“
„Verzeiht, ist mir so rausgerutscht.“
Ashexe verspürte plötzlich den Drang, aufzuspringen, diese Kuh mit der Rechten am Kragen zu packen und über den Tisch zu zerren. Ihre Linke würde zeitgleich vorschnellen, die Handkante den Kehlkopf am schlanken Schwanenhalse zerschmettern, und…
Was dachte sie da? Ihr wurde übel, dunkle Flecken tanzten vor ihren Augen. Kleine Splitter stürzten durch den Abgrund, sie zeigten…
„Ist Euch nicht wohl? Trinkt einen Schluck. Ich sagte gerade, HOF bedeutet Hashu ongarim Fenloramon, Heimat der ganzen Frauenschaft und bezeichnet eine traditionelle Politik unseres schönes Landes. Jede Schwester aus der Fremde, gleich welchen Standes und welcher Rasse, findet im Zarijat Aufnahme. Frau mag davon halten, was sie will, die Politik steht fest und unverrückbar. Da Eure Herkunft nicht ermittelt werden kann, seid Ihr technisch ebenfalls eine Einwanderin, ganz so, als wärt ihr von fremden Sphären angereist just auf diesem Friedhof materialisiert, in Fenlora Asyl zu begehren.“
„Ich gelte also als Einwanderin?“
„In juristischer Hinsicht, ja. Das Büro wird Euch ein Schreiben aufsetzen, das Euren Status erklärt und bei den fälligen Behördengängen hilfreich sein wird.“
„Behördengänge?“
„Natürlich, dort wird frau Euch helfen. Als Einwanderin habt ihr gemäß HOF Anspruch auf eine finanzielle Starthilfe, um ein Beispiel zu nennen. Ein kleiner Kredit, der Euch ermöglichen sollte, Kleidung und Wohnung zu erlangen und die Zeit zu überbrücken, bis Ihr Euer eigenes Geld verdient. Selbstverständlich werdet Ihr auch einen Tantun und die anderen nötigen Papiere erhalten.“
„Was ist ein Tantun?“
„Nun, ach so, ja, ein Tantun ist ein kleiner Ausweis mit Euren Daten und einer Zeichnung, einem Porträt Eurer selbst. Jede Fenlora trägt Ihn bei sich.“
Nicht, dass Ashexee es anders gekannt hätte, doch diese Bürokratie erfüllte sie mit Unbehagen. Wie so vieles, das nicht zu passen schien.
„Gewisslich werdet ihr auch privat schnell Anschluss finden. Euer Sexualleben während Eures Aufenthalts hier war praktisch nicht existent. Da habt ihr erheblichen Nachholbedarf. Ihr habt anscheinend nicht einmal selbst Azura geopfert.“
„Wie bitte?“
„Azura geopfert. Die Fingerchen benutzt, selbst Hand angelegt, ihr versteht.“
„Warum bei…“ Ashexee fiel kein Gott ein, die Götter dieser Welt waren ihr fremd als entstammte sie selbst einer anderen. Sie setzte