Das RFID Komplott. Jürgen H. Ruhr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jürgen H. Ruhr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738020403
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aufgeben?“

      „Welche Position? Ich wollte immer in die Kinderabteilung und auch gegebenenfalls in die Forschung. Außerdem kann ich in Berlin genauso gut an meiner Professur arbeiten, wie hier.“

      Lydia warf das Sektglas auf den Boden, wo es klirrend in tausend Stücke zersprang. „Du hättest das mit mir absprechen müssen, mein Lieber! Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Hier geht es auch um mein Leben!“ Dann rannte sie aus der Wohnung und schlug die Tür laut hinter sich zu.

      Genau wie jetzt auch. Natürlich hatten sie dann das Reihenhaus in Frankfurt Fechenheim gekauft. Er und Lydia versöhnten sich nach ihrer Rückkehr und überraschenderweise wurde einige Zeit darauf eine Stelle in der Kinderabteilung der Klinik frei. Frank arbeitete sich auf der Station rasch ein und war recht zufrieden. Und er lernte Dr. Schwenker kennen, der ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit die Möglichkeit in einigen Jahren in die Forschungsabteilung zu kommen, eröffnete. Alles lief bestens. Berlin erwähnte er nie wieder.

      Frank blickte wieder in den Spiegel. Der Chip. Zunächst musste er die Karte finden, die Schwenker ihm damals gegeben hatte. Sorgfältig trocknete Frank sich ab. Dann begab er sich in sein Arbeitszimmer. Er hatte die Karte damals nach der Beerdigung versteckt. Nein, nicht einfach in eine Schublade gelegt, sondern da versteckt, wo er und nur er die Karte auch wiederfinden würde. Vorsichtig tastete er die Bretter der Dachschräge ab, bis er in der Ecke auf das lose Brett stieß. Mit leichtem Druck schob er es zur Seite. Die Karte war noch da. Sorgsam verpackt in Plastikfolie, lag sie noch in dem kleinen Hohlraum hinter dem Brett.

      Frank nahm die Karte und schloss sein Versteck wieder. Dann setzte er sich an seinen kleinen Schreibtisch und öffnete vorsichtig die Folie. Es handelte sich um eine einfache Plastikkarte, wie sie früher üblich waren. Lediglich an der Stelle, wo sonst der Chip eingesetzt war, hatte Dr. Schwenker eine quadratische Vertiefung gelassen, die an einer Seite ein wenig abgeschrägt war. Frank holte seine Brieftasche und nahm den Chip vorsichtig heraus. Mit leichtem Druck ließ der sich in die Vertiefung einsetzen.

      Frank schaltete seinen Computer an. Da der Schreibtisch nicht allzu groß war, befand sich der Rechner links vom Tisch, lediglich der Bildschirm stand vor ihm. Die Tastatur lag auf dem Rechner und während er sie anhob, um sie auf den Tisch zu stellen, blieb er am Kabel für das Internet hängen. ‚Hmm, vielleicht trenne ich lieber die Verbindung‘, dachte er und zog den Stecker aus dem Rechner. Frank war mit der Technik aufgewachsen und traute trotz aller Schutzprogramme dem Internet immer noch nicht. Obwohl die Sicherheitsmaßnahmen in den letzten Jahren nahezu perfekt geworden sein sollten und das Thema ‚Internetsicherheit‘ in der Öffentlichkeit keine Erwähnung mehr fand, war er persönlich immer noch ein wenig skeptisch.

      ‚Lieber bei so brisanten Aktionen alle Risiken ausschließen‘, dachte er. Jetzt fehlte noch das Lesegerät für die Karte. Frank hatte das Gerät früher einmal günstig erworben, zusammen mit anderen Sachen in einem sogenannten ‚Bundle‘, es aber niemals benutzt. Hoffentlich war es noch auffindbar und nicht bei einer Aufräumaktion in den Müll geworfen worden.

      Aber Frank konnte sich auch nur schwer von den Dingen trennen und schließlich fand er das Lesegerät in einem Karton mit anderem Computerschrott. ‚Na, ob das noch funktioniert ...‘, dachte er skeptisch, schloss dann aber den Kartenleser an seinem Computer an und schob die Chipkarte vorsichtig ein.

      Kaum lag die Karte korrekt im Lesegerät, da erschien auch schon ein Bild auf dem Monitor. Frank legte das Lesegerät auf den Schreibtischrand und konnte gerade noch erkennen, wie es langsam abrutschte und von dort hinter den Rechner fiel. Das Anschlusskabel war wohl doch etwas zu kurz gewesen. Na, jedenfalls lief das Gerät noch und Frank war jetzt auch zu neugierig, als dass er das Lesegerät hinter dem Rechner wieder hervorkramen würde.

      Er betrachtete das Bild am Monitor näher. In bunten Buchstaben auf einem grellbunten Bild standen dort die Worte ‚Die Waldabenteuer von Bing Bom und Dul Drein‘. Das war ein Computerspiel. Oder noch schlimmer: ein Computerspiel für Kinder. Frank wischte sich über die Augen. Wollte Dr. Schwenker ihn verarschen? Solch ein Riesenaufwand für ein Kinder - Computerspiel?

      Frank hatte nie viel für Computerspiele übrig gehabt. Und auch, wenn die Entwicklung der Spiele bis hin zu interaktiven Holografiespielen, den sogenannten ‚IAHG‘, in denen man Tage verbringen konnte, gelangt war, sein Interesse hatte immer anderen Dingen gegolten. Aber das hier jetzt: Ein offensichtlich dilettantisch gemachtes, zweidimensionales Kinderspiel, das eher an die Gründerzeit der Computer erinnerte, als an das Zeitalter des High Tech. „Mein lieber Freund, ich glaube du willst dir einen Riesenjux mit uns erlauben“, schalt er seinen Vorgesetzten Dr. Schwenker im Selbstgespräch.

      „Du sitzt jetzt auf deiner Segelyacht und lachst über uns Idioten, die wir auf deine Spielchen hereingefallen sind. Dr. Schwenker, nicht mit mir!“ Frank war sauer. Hatte er nichts Besseres zu tun, als hier Dr. Schwenkers Spielchen zu spielen? Er griff zum Schalter. Einfach ausschalten und dann lieber ein gutes Buch lesen!

      „Was ist mit Dr. Schwenker, Liebster?“ Zuckersüß klang es von der Türe her. Lydia stand im Rahmen. Offensichtlich hatte sie sich beruhigt und war nach Hause zurückgekommen. Aber musste sie sich immer so anschleichen? Frank atmete tief durch. Junge, hatte sie ihn erschreckt.

      „Lydia, du hast mich aber erschreckt. Seit wann bist du wieder hier?“

      Und wie viel hatte sie von seinen Selbstgesprächen mitbekommen?

      „Gerade auf die Minute, Liebster. Es tut mir leid, ich habe einfach sauer reagiert. Es ging mir alles noch einmal durch den Kopf, vielleicht war ich ja doch etwas zu aufgeregt. Kannst du mir noch einmal verzeihen?“ Damit kam sie näher und blickte auf den Bildschirm. „Ist das Dr. Schwenkers Spielchen, von dem du eben sprachst?“

      Frank improvisierte und wie von selbst kam die Ausrede über seine Lippen. Es wunderte ihn selbst, wie einfach ihm das fiel. „Nein, ich meinte, dass Dr. Schwenker einmal erwähnt hatte, dass dieses Spiel sehr interessant sein sollte, darum habe ich es mir aus dem Internet heruntergeladen.“ Frank bezweifelte selbst, dass Lydia ihm das glauben würde.

      „Ein Kinderspiel? Ich denke, du machst dir nichts aus Computerspielen? Und schon gar nicht aus solch einem Schrott.“

      Frank wollte den Rechner jetzt endlich abschalten.

      „Nein, mein Schatz, nicht abschalten“, Lydia hielt seine Hand fest. „Lass uns doch mal in das Spiel von Dr. Schwenker reinschauen.“ Damit drückte sie die Starttaste. Lydia kannte offensichtlich von Computerspielen wesentlich mehr als er. Geschickt bewegte sie eine behäbige Bärenfigur durch einen bunten Wald. Frank fiel ein Wort ein, dass sie während des Studium mehr als häufig benutzt hatten: grottenschlecht. Ja, das Spiel war einfach unmöglich.

      „Komm, Lydia, lass es sein. Das Spiel ist schlecht und uninteressant. Erzähl‘ mir lieber, wo du gewesen bist.“ Lydia würde ihm seinen Lebtag nicht erzählen, wo sie vorhin gewesen war, aber Frank hatte von diesem miesen Spiel die Nase voll. Jetzt ein gutes Glas Wein, vielleicht eine Kleinigkeit zu essen und dann mit Lydia ... Es gab doch eigentlich nichts Schöneres als Versöhnungssex, oder?

      Ein metallischer Ton drang aus dem kleinen Lautsprecher am Monitor. Am Bildschirm erschien ein Eingabefeld: ‚Du hast das erste Rätsel gefunden. Gib den Zugangscode ein und sammle Bärenpunkte‘, stand da in bunter Schrift, jeder Buchstabe hatte eine andere Farbe. Lydia tippte einige Zahlen ein. ‚Falsch, falsch, falsch‘, in Sprechblasen stieß der jetzt tanzende Bär die Worte aus. Frank sah entgeistert auf den Bildschirm. Das miese Computerspiel an sich war ja schon ausreichend, ihm die Laune zu verhageln, aber was er auf den Tod nicht ausstehen konnte, waren Comics mit sinnlos brabbelnden Sprechblasenjongleuren.

      Lydia schien das nicht zu stören. Sie versuchte es erneut. Wieder tanzte der Bär. Erneut versuchte sie den richtigen Code einzugeben.

      Frank hatte genug. Sollte Lydia sich doch alleine amüsieren. Er stand auf. In diesem Moment knackte es empfindlich im Lautsprecher und der Bildschirm färbte sich komplett rot. In weißer Schrift erschien der Satz: ‚Spiel verloren - ENDE‘. Dann ging gar nichts mehr.

      Lydia war enttäuscht. „Na, das ist ja vielleicht ein Mistspiel, mein Lieber.