Das RFID Komplott. Jürgen H. Ruhr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jürgen H. Ruhr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738020403
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doch nichts anderes als seine Ruhe und seiner Arbeit nachgehen. Dr. Schwenker würde früher oder später wieder aus seinem Urlaub zurückkehren. Und am Jahresende nähme ihn Dr. Schwenker in sein Team auf. Neben der willkommenen Gehaltserhöhung wäre er auch aus dem Klinikalltag heraus.

      Frank nahm Lydias Hand. „Ich muss dir einiges erklären, Lydia.“ Ja, zum Teufel mit Dr. Schwenkers Anweisung, niemandem etwas zu erzählen. Lydia war schließlich seine Frau. Wenn er ihr nicht vertraute, wem sollte er dann vertrauen!

      Das Telefon klingelte. Lydia ließ es klingeln.

      „Äh, Lydia, das Telefon...“

      „Das ist jetzt nicht wichtig. Liebster. Du wolltest mir doch etwas erzählen. Das Klingeln hört gleich wieder auf.“

      Das Klingeln hörte auf. Begann aber gleich nach einer kurzen Pause erneut.

      „Vielleicht solltest du doch rangehen. Oder gib mir den Apparat.“ Frank wurde unruhig. „Vielleicht ist es ja etwas Wichtiges in der Klinik!“ Lydia nahm den Apparat. „Hallo. Ja, ich bin‘s, Lydia. Nein. Nein. Frank sitzt neben mir. Ja, Moment.“ Sie hielt mit einer Hand die Sprechmuschel zu und wandte sich zu Frank. „Du, es ist wichtig und persönlich. Ich komme gleich wieder. Schatz.“

      Damit stand sie auf und ging in die Küche. Sorgsam schloss sie die Tür hinter sich. Frank fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Seit wann hatte Lydia Geheimnisse vor ihm? Persönlich. Wichtig. Das Zimmer begann sich um Frank zu drehen. Kannte er denn seine Frau überhaupt? All die Jahre des Zusammenlebens und jetzt dies? Ohne sich dessen bewusst zu werden, tappte er zur Küchentür. Aber durch das Schlüsselloch zu schauen, soweit ließ er sich nicht herab.

      Vorsichtig, um ja kein Geräusch zu verursachen, legte er ein Ohr an das glatte Holz der Türe. Dumpf drang Lydias Stimme zu ihm: „N... Frank ... erzählen ... Was? Brie... marke ... eine? Wirklich ...ur eine? Hollän...“

      Lydias Stimme wurde noch leiser. Jetzt konnte Frank nichts mehr verstehen. Aber das reichte auch. Wer mochte Lydia über seinen Aufenthalt bei Dr. Grander so detailliert informieren? Denn offensichtlich ging es ja um die eine holländische Briefmarke. Rudak setzte sich wieder auf die Couch. War es Dr. Grander selbst, der ausgerechnet Lydia anrief? Nein, das konnte sich Frank nicht vorstellen. Granders Ehefrau? Das schon eher. Aber warum? Was wurde hier gespielt?

      ‚Ich muss die Informationen auf dem Chip abrufen‘, dachte Frank. Das würde die einzige Möglichkeit sein, etwas mehr Licht in das Dunkel der Angelegenheit zu bringen. Aber dazu musste er ungestört sein. Also Lydia doch noch nichts erzählen? Franks Gedanken überschlugen sich. Er musste eine Gelegenheit abwarten, wenn Lydia nicht im Haus war, um den Inhalt des Computerchips näher zu untersuchen.

      Die Küchentür klappte auf. Seine Frau kam mit wiegendem Schritt auf ihn zu. „So, Liebster. Das war nichts Wichtiges, nur eine Freundin. Was wolltest du mir denn eben erklären?“ Sie nahm seine Hand in ihre. Dann sah sie ihm tief in die Augen. „Erzähl‘ mir alles und dann lass uns ein wenig ...“ Sie kicherte.

      Auch das hatte Frank an ihr noch nicht erlebt. Lydia kicherte wie ein kleines Mädchen. Dann gab sie ihm einen Kuss. „Also, los jetzt.“

      Frank sah sie an. „Ja, alles erzählen. - Hmm. Also, ich habe Dr. Grander getroffen und der hatte mir von seinen Briefmarken erzählt. Und da ich auch schon einmal Briefmarken gesammelt habe, interessierte mich das natürlich. Und da, da... ja, da du und ich ja wohl Streit hatten, wollte ich mich etwas ablenken und bin mit zu Dr. Grander gegangen. Der wollte nämlich, dass ich direkt mit zu ihm kommen sollte ...“

      Frank glaubte seinem Gestottere selbst nicht. Aber er konnte Lydia jetzt auf keinen Fall die Wahrheit sagen. Später vielleicht. Erst musste er die Informationen auf dem Chip abfragen.

      Lydia sah in zweifelnd an. „Frank, ist das wirklich alles? Das klingt so ...“ Sie ließ den Rest des Satzes unausgesprochen.

      Ja sicher, das musste er zugeben, es klang ja auch so ...

      Lydias Tonfall wurde leise und gequetscht. „Frank, du willst mich doch jetzt nicht für dumm verkaufen? Also, entweder du erzählst mir jetzt die Wahrheit oder ...“ Auch diesen Satz ließ sie unausgesprochen. Oder was?

      „Oder?“

      Frank hatte dieses ‚Oder‘ wider besseren Wissens doch ausgesprochen. Im gleichen Moment spürte er, das der Streit unausweichlich kommen würde.

      „Frank, mein Liebster, wir sind doch verheiratet. Willst du deiner Frau denn nicht die Wahrheit sagen?“ Noch nahm Lydia sich arg zusammen. Ja, sie hielt auch weiterhin seine Hand und drückte diese leicht. „Frank, sei vernünftig.“

      Frank schüttelte den Kopf. Dabei vermied er es, seine Frau anzusehen. „Aber es gibt nichts weiter zu erzählen. Lydia glaube mir!“ Lydia ließ seine Hand los. Ja, sie ließ die Hand nicht nur los, sie schleuderte sie förmlich von sich. Ihr Gesicht verzog sich. „Soweit ist es also mit dir! Wie soll ich dir das denn glauben? Aber nicht mit mir!“

      Jetzt schrie sie fast. Lydia hatte sich kaum noch unter Kontrolle. „Ich werde heute Nacht bei einer Freundin schlafen! Du kannst dann mal darüber nachdenken, ob du mir nicht doch lieber die Wahrheit erzählen solltest. Und morgen sprechen wir dann noch einmal miteinander!“

      Lydia war jetzt richtig wütend. Aber warum? Sie konnte doch unmöglich die Wahrheit kennen. Oder ahnte sie etwas? Der Telefonanruf. Dieses merkwürdige Verhalten. Aber würde sie ihm nicht eher helfen und auch dieses Mysterium aufgeklärt wissen wollen, sie seine Ehefrau?

      Frank war hin- und hergerissen. In seinem Kopf drehte sich wieder alles. Es war doch eigentlich nichts passiert? Oder? Er wollte sich ein paar Worte zurechtlegen und stammelte schließlich: „Lydia, also hör‘ mal, ich...“ Frank sah auf. Da war keine Lydia mehr und im gleichen Moment hörte er die Haustüre zuschlagen. Lydia war einfach gegangen. So hatte sie sich noch nie betragen. Frank fuhr sich durch die Haare. Entgegen seiner Gewohnheit goss er sich zunächst einmal einen großen Cognac ein. Jetzt musste er wieder einen klaren Kopf bekommen!

      Den klaren Kopf bekam er schließlich, nachdem er ihn einfach unter kaltes Wasser gehalten hatte. Zwar war es bei dem einen Cognac geblieben, aber der half nicht wirklich. Jetzt, mit nassen Haaren, sah ihm sein Gesicht aus dem Spiegel entgegen und Franks Gedanken ordneten sich langsam. Sicher, Lydia hatte sich merkwürdig verhalten. Aber wenn er einmal die Vergangenheit betrachtete, so fiel ihm doch auf, dass seine Frau immer schon äußerst gereizt und merkwürdig reagiert hatte, wenn sie ihren Willen nicht bekam. Frank war dem immer aus dem Weg gegangen, indem er ständig nach Lydias Willen gehandelt hatte. Dadurch war es niemals zu solch einem Eklat gekommen.

      Er erinnerte sich noch an den Tag, als er von der Uni Klinik Berlin Antwort bekommen hatte. Damals sah er keine Chance, hier jemals in der Kinderabteilung des Krankenhauses in Frankfurt angestellt zu werden und folglich bewarb er sich in Berlin. Mit Lydia redete er zunächst nicht darüber, eine Absage wollte er ihr dann lieber nicht beichten müssen. Aber jetzt, da er quasi eine Zusage bekommen hatte und der Vorstellungstermin feststand, wollte er seine Freude unbedingt mit Lydia teilen. Frank kam ins Schwärmen. Arbeiten an der berühmten Charité. Vielleicht in der Kinderchirurgie oder in der Geburtsmedizin. Beide Abteilungen betrieben selbständige Forschungsprojekte und Frank sah sich schon als Professor in leitender Stellung.

      Der Zeitpunkt mit Lydia zu reden war auch günstig, denn Lydia kam gut gelaunt vom Einkauf zurück und präsentierte ihm stolz neue Kleider, Röcke und Schuhe. Während sie den Champagner genossen, den sie mitgebracht hatte, sah Frank ihr tief in die Augen.

      „Liebling, wir haben die Chance nach Berlin zu gehen.“ So, jetzt war es raus. Bestimmt würde Lydia sich freuen, denn sie hatte immer schon einmal von Berlin geschwärmt. Früher, bevor sie ihn kennengelernt hatte, war sie wohl des Öfteren in der Hauptstadt gewesen.

      „Lydia, ich kann an der Uni Klinik in Berlin eine Stelle in der Kinderabteilung bekommen. Naja, zumindest habe ich einen Vorstellungstermin“, schwächte er dann ab.

      Lydia sah ihn entgeistert an. „Jetzt aus Frankfurt fortziehen? Wie stellst du dir das denn eigentlich vor?“ Ihre Stimmung