Vampire Island - Die dunkle Seite des Mondes (Band 1). Katja Piel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katja Piel
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738038491
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hätte, hätte er vermutet, bei einem bizarren Fotoshooting zu sein. Die Absperrbänder, Polizeibeamte und Spurensicherung holten ihn allerdings in die Wirklichkeit zurück.

      »Señor el comisario Quaz.« Leicht genervt drehte sich Patriz um, rückte seine dicke Hornbrille zurecht und strich sich durch die schlecht geschnittenen Haare.

      »Wer zum Teufel hat Sie durchgelassen?« Camila Montago watete durch den tiefen Sand in seine Richtung. Ihre hochhackigen Sandalen trug sie zwischen den Fingern und sie versuchte, auf dem unebenen Boden ihr Gleichgewicht zu halten. Mit einem breiten Lächeln kam sie auf ihn zu.

      »Begrüßt man so eine alte Freundin, el comisario?«

      Hinter der Absperrung stand ihr Fotograf, Patriz wusste nicht mal mehr, wie er hieß, und schoss ein Foto nach dem anderen.

      »Ich wüsste nicht, dass …«

      »Aber, aber. Ich will nichts hören. Was ist hier passiert?« Neugierig versuchte sie, hinter ihn zu sehen, doch Patriz schob sie zurück in Richtung Absperrung. »Sie haben hier nichts verloren. Dies ist ein Tatort.« Camila machte große Augen. Natürlich hatte sie wenigstens etwas von der Frauenleiche sehen können. »Ist sie ertrunken?«, fragte sie.

      »Und wenn?«

      »Dann wären hier nicht so viele Polizisten«, mutmaßte sie weiter und stieß mit den Kniekehlen gegen das Band.

      »Ich muss Sie jetzt sehr freundlich bitten, Signora …«

      »Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, zu erfahren, wenn auf der Insel ein Mord passiert ist.«

      »Ich glaube kaum …«

      »Und noch dazu an einem sehr beliebten Strandabschnitt. Ich gehe davon aus, dass das nicht gut für den Tourismus ist.« Sie bückte sich jetzt unter dem Absperrband hindurch. Patriz seufzte hörbar genervt auf. »Sie bekommen einen Pressebericht, und nun lassen Sie uns unsere Arbeit machen.«

      Heimlich musste er schmunzeln. Denn so richtig genervt war er nie von der sexy Reporterin. Im Grunde war er sogar immer erfreut, sie zu sehen. Die Reporterin war viel zu anziehend für ihren Job - oder sie war genau richtig und setzte ihr Aussehen zielführend ein. Er war schon des Öfteren mit ihr zusammengestoßen. In seiner Funktion als Kommissar war das auch kein Wunder. Zwar ging es meistens um Drogenmissbrauch und weniger um Leichen, aber sie war immer da, wenn er irgendwo an einem Tatort oder bei einer Festnahme war. Vermutlich war Patriz für sie ein Neutrum. Mit seiner schlecht sitzenden Frisur, der dicken Hornbrille und seiner ganzen Aufmachung war er nicht gerade ein Frauenmagnet.

      »Señor el comisario. Mir können Sie es doch erzählen. War es Mord?« In ihren hübschen grünen Augen blitzte etwas auf. Hoffnung auf eine Sensation? Patriz beugte sich vor und sie kam näher.

      »Und wenn, würde ich es Ihnen nicht sagen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«

      Camila juchzte auf, als hätte sie eine Sensation gewittert. »Ich wusste es. Hier ist ein Mord passiert.« Entgegen seiner momentanen Laune musste er noch breiter grinsen, obwohl er genau wusste, was hier passiert war. Und er wusste, dass er nicht darüber reden durfte. Er nahm sein privates Telefon aus der Hosentasche, setzte sich auf einen Felsen etwas abseits vom Trubel und tippte eine Kurzwahl auf das Display.

      »Wir haben ein Problem. Ich habe hier eine Frauenleiche.« Er lauschte kurz in den Hörer, bevor er weitersprach: »Kein Blut, keine Spuren. Zumindest habe ich einige davon bereits sichergestellt. Ein Vampiropfer, Victor.« Er hörte weiter zu und legte schließlich auf, nahm die Brille von der Nase und rieb sich die Nasenwurzel. Sein Blick blieb auf der Sonne am Himmel hängen.

      »El comisario. Kommen Sie bitte für einen Moment.« Schnell setzte Patriz die Brille wieder auf, stand auf und folgte dem jungen Polizisten zu dem Opfer.

      Kapitel 5

      Die Nachmittagssonne glitzerte auf dem Wasser und gab ihm eine intensiv türkisgrüne Färbung. Der Strandabschnitt war noch nicht offiziell freigegeben worden, aber hinter den Felsen badeten schon wieder die ersten Touristen. An der Treppe war ein Polizist postiert. Gordon wollte nicht auffallen. Ein Glück, dass die Menschen den mentalen Kräften der Vampire wenig entgegenzusetzen hatten. Mittels eines kleinen Tricks entzog sich Gordon der Aufmerksamkeit des Polizisten und spazierte unbehelligt hinunter zum Strand.

      Dort erregte ein Rufen aus dem Meer seine Aufmerksamkeit. Jemand war von einem Felsen gerutscht und versuchte nun, sich hochzuziehen. Gordon runzelte die Brauen. Wenn schon. War nicht sein Problem.

      Doch die Stimme der Frau klang mittlerweile schrill und panisch. Nicht sein Problem. Eigentlich. Verflucht …

      Er wusste nicht, warum er ins Wasser gesprungen war. Menschen waren nicht sein Schicksal. Aber keine Sekunde später tauchte er unter, befreite den zierlichen Fuß der Schwimmerin aus der Felsspalte und zog die junge Frau nach oben. Prustend holte sie Luft, zappelte in seinem festen Griff. Ihre Haut war wunderbar glatt, eiskalt zwar, aber herrlich anzufassen.

      »Bleiben Sie ruhig, oder wollen Sie, dass wir beide ertrinken?«, murmelte er und versuchte, sich von ihrem Geruch abzulenken. Dem Geruch nach ihrem Blut. Die Frau wurde ruhiger.

      Er zog sie langsam in Richtung Strand. Er wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Während er mit ihr zurückschwamm, wurde der Duft nach ihrem Blut intensiver. Sie roch faszinierend. Verwundert kniff er die Augen zusammen. Sie roch faszinierend, sie war faszinierend, sie hatte ihn angezogen, von der Ferne.

      Es wurde Zeit, dass er sie wieder loswurde. Gleichzeitig wollte er sie nie wieder loslassen. War er verrückt geworden? Sie war ein Mensch, er ein Vampir. Er durfte, wenn überhaupt, nur von ihr trinken, vielleicht auch Sex mit ihr haben, aber das war’s. Er durfte sie nicht mal interessant finden. Sie, einen Menschen.

      An seinen Füßen spürte er den Grund. Sie waren gleich am Strand. Gleich würde er sie dort absetzen und abhauen. Aber vielleicht einmal genauer ansehen? Gordon biss sich auf die Backenzähne, stellte sich hin und hob die Frau mühelos hoch. Ihre Arme umschlangen seinen Hals, ihre Lippen berührten sein Kinn. Von ihrer Haut perlte das Wasser. Sie sah aus wie eine gestrandete Meerjungfrau, nur ohne Flossen. Ihr Haar war lockig und von wunderschöner goldener Farbe. Wie sie in seinen Armen lag, wirkte sie so unglaublich zerbrechlich. Endlich kamen sie zum trockenen Sand, wo er sie absetzen konnte. Hinter dem Schleier seiner Haare sah er sie an. Diese verängstigte junge Frau. Aus ihrem Knöchel tropfte nur noch wenig Blut. Vermutlich hatte sie eine leichte Verstauchung. Nichts Ernstes. Gordon ließ sie los und rückte ein Stück von ihr ab. Ihre mandelförmigen Augen blickten ihn plötzlich sehr verlangend an. Dieser hübsche, kleine Mund mit den vollen Lippen war leicht geöffnet. Für einen Kuss. Geöffnet für einen warmen Kuss von ihm. Knurrend drehte Gordon den Kopf weg, presste die Lippen fest aufeinander. Verlangen durchströmte ihn. Ein Gefühl, das ihm bislang verwehrt war. Es durfte nicht sein. Schmerzhaft spürte er, wie sich seine Fänge ausfahren wollten. Die typische Reaktion. Blut, eine erotische junge Frau, die sich ihm hingeben wollte.

      »Nein«, murmelte er und wandte sich von ihr ab. Mit übermenschlicher Schnelligkeit verließ er sie. Nicht einmal der Sand unter seinen Füßen bewegte sich. Er musste weg.

      ***

      Eine solche Leidenschaft hatte sie noch nie empfunden. Eine rauschhafte Hitze, ein drängendes Begehren, das alles andere auslöschte, ein Gefühl, dass sie ihn unbedingt haben musste, seine Lippen auf ihren spüren, seinen halbnackten Körper an ihrem. Ihre Haut vibrierte, alle Sinne waren aufs Äußerste angespannt. Doch er blickte sie nur aus seinen hellen, glitzernden Augen an, sie glitten über ihren Körper, als wolle er mit der reinen Kraft seines Willens ihren knappen Bikini von ihr reißen. Sie versuchte, das Gefühl zu unterdrücken, doch er lockte sie. Lockte sie mit seiner Zurückhaltung, durchbohrte sie mit seinem Blick, die Augen waren durch sein pechschwarzes Haar verhangen, doch sie leuchteten hinter ihm hervor. Ihr Mund wurde trocken, sie streckte die Hand nach ihm aus, wollte die stählerne Brust mit ihren Fingern berühren, doch er glitt mit einer übermenschlich schnellen Bewegung vor ihr zurück. Cassandra war für einen Augenblick verwirrt. Wie zum Henker hatte er das gemacht? Hatte sie auch am