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gehorche aber. „Was wollt ihr von mir?“

      Der eine packt meinen Arm so fest, dass ich Angst habe, er zerquetscht ihn mir. „Schauze, Schlampe!“

      Mein Herz rast, doch ich wage nicht, ihn noch einmal anzusprechen. Der andere sieht sich kurz angewidert im Apartment um, dann sieht er mich an. „Bist du Taya Bennett?“

      Ich nicke zaghaft.

      Die beiden nehmen mich in ihre Mitte, packen mich unter den Achseln und zerren sie mich aus dem Apartment. „Seth will dich sehen.“

      Seth! Oh, Gott, der Name verursacht Übelkeit bei mir. Wenn dieser Seth nur halb so schlimm ist, wie Ash ihn beschrieben hat, kann ich mit meinem Leben abschließen. Aber warum? Was will er von mir … warum weiß er überhaupt von mir? Hat Ash mich verraten? Ich weiß so wenig von ihm, wie mir jetzt klar wird.

      Die beiden zerren mich durch das Treppenhaus, und ich kann kaum mit ihnen Schritt halten. Schließlich wirft mich einer von ihnen über die Schulter wie ein Beutestück. Er knallt mir seine Hand auf den Hintern und meint grinsend zu dem anderen: „Wir könnten uns die Kleine vornehmen, bevor wir sie bei Seth abliefern.“

      Ich versuche mich von seiner Schulter zu winden, doch er packt mich einfach fester.

      „Willst du dir Ärger einhandeln? Seth hat uns keine Erlaubnis dazu erteilt.“

      Ich atme tief aus, als der andere brummend zustimmt.

      Vor dem Wohnblock wartet ein Energycar. Sie werfen mich auf den Rücksitz, einer von ihnen legt mir Magnetfesseln an Händen und Füßen an. Ich habe keine Chance, mich zu befreien. Die Magnete sind so stark, dass die Bänder wie verschweißt sind. Außerdem friere ich, da ich nur meine Leggins und einen dünnen Pullover trage. Meine Füße sind nackt, und es ist eisig kalt.

      Die beiden steigen vorne ein und fahren mit mir durch Daytown. Ich wage nichts zu sagen, aber mir laufen Tränen über die Wangen. Warum passiert das alles? Hat es etwas damit zu tun, dass Ash mich heute versetzt hat?

      Ich zittere abwechselnd vor Angst und Kälte und kann mich kaum beruhigen. Vorne unterhalten sich die beiden, als läge ich nicht gefesselt und vollkommen verängstigt auf der Rückbank.

      „Diesmal hat er sich in die Scheiße geritten.“

      Der andere brummt zustimmend. „Er wurde oft genug gewarnt.“

      „Seth ist richtig sauer. Bin gespannt, was er mit der Fotze da hinten auf der Rückbank anstellt.“

      Die beiden lachen dreckig, und ich presse meine Beine zusammen, weil mir plötzlich die Blase drückt. Bitte nicht auch das noch!

      Als das Energycar anhält, bin ich starr vor Angst und Kälte. Niemand ist da, um mir zu helfen. Meine Lage ist auswegslos.

      Einer von beiden wirft mich wieder über die Schulter. Sie nehmen nicht den Vordereingang des Tenfathers, sondern einen Seiteneingang.

      Aus meinem tränenverschwommenen Augen erkenne ich die blutrote Neonschrift mit einem Blutstropfen als Logo über der Bar. Wer hierher kommt, kann auf jeden Fall nicht behaupten, nicht gewusst zu haben, worauf er sich einlässt. Das Tenfathers ist ein uraltes Industriegebäude aus den späten 90er Jahren des letzten Jahrtausends, das die Mutanten grundsaniert haben. Trotzdem besteht es noch immer aus den gleichen schmutzigen Backsteinen und einem alten Ziegeldach. Sie legen Wert auf nostalgische Gestaltung.

      Meine Kidnapper laufen einen schmalen Gang entlang, an dessen Seiten Kisten gestapelt sind. Wahrscheinlich mit Getränken, Gläsern und anderen Lagermaterialien für das Tenfathers. Auf einigen Kisten entdecke ich auch medizinische Zeichen, wahrscheinlich Injektionsnadeln und Schläuche für den Hämopholaustausch der Mutanten mit ihren Spendern. Ich habe mal eine Frau sagen hören, dass der Austausch zwischen einem Mutanten und seinem Spender eine sehr intime Angelegenheit ist. Mit Ash hätte ich es gerne versucht, obwohl es mir Angst macht. Doch ich werde die heutige Nacht ohnehin nicht überleben ...

      Der Gang, den die beiden mich entlangschleppen, wird immer dunkler. Mutanten brauchen nur wenig Licht, um zu sehen. Die Fesseln schneiden in meine Handgelenke. Außerdem bin ich mittlerweile durchgefroren und steif. Wenn ich nicht bald ins Warme komme, erfriere ich!

      Wir sind an einem Lastenaufzug angekommen – einer der beiden schiebt das Gitter hoch. „Ob Ash schon gecheckt hat, dass seine Schlampe hier ist?“

      Ich schöpfe Hoffnung, während der Lastenaufzug sich nach oben in Bewegung setzt. Ash ist hier?

      „Glaub nicht … Seth will ihn überraschen.“

      Sie bringen mich hoch in einen Loft – und hier ist es endlich warm! Ich spüre meine Hände und Füße schmerzvoll kribbeln. Meine Zähne klappern noch immer, und ich bin so steifgefroren, dass ich mich kaum bewegen kann. Trotzdem staune ich mit offenem Mund - hier gibt es Dinge, die ich nur von Fotos und aus alten Filmen kenne. Der Boden besteht aus Holz! Parkett, erinnere ich mich, hat man so etwas früher genannt. Jetzt, wo es kaum noch Bäume gibt, ist es kaum vorstellbar, dass jemand Holz in Scheiben schneidet, um darauf herumzulaufen. Der Loft besteht aus einem großen Raum und einer Galerie, zu der eine Wendeltreppe hinaufführt – auch hier Holzstufen! Die Wände sind in einem dunklen Rot gestrichen, überall hängen vergoldete Spiegel, stehen Stühle mit Löwenfüßen, und es gibt ein lederbezogenes Sofa. Ich kann nicht glauben, dass heute noch die Haut von Tieren für Möbel verwendet wird. Sogar Ashs Apartment ist nicht so dekadent ausgestattet. „Wir haben sie“, ruft derjenige, auf dessen Schulter ich hänge, in den leeren Raum.

      Auf der Galerie erscheint eine Frau, die mich ansieht, als hätte ich mein Todesurteil unterschrieben. Mir klappt die Kinnlade herunter. Es ist Luana, die Bedienung aus dem Lighthouse.

      „Tut mir leid, Taya. Ist alles nicht gut gelaufen.“

      Sie trägt einen durchsichtigen Hauch von Nichts, der ihre vollen Brüste kaum verbirgt, und einen kurzen Rock, dazu aber keine Schuhe. Ihre Fußnägel und ihre Fingernägel sind rot lackiert. Irgendwie habe ich den Eindruck, als würde sie zum Inventar gehören. „Wohnst du hier?“, frage ich mit klappernden Zähnen.

      Sie lacht, als sie die Wendeltreppe herunter kommt – langsam, lasziv, mit wiegenden Hüften. Sie ist eine atemberaubend schöne Frau. Fast schwarzes Haar, ein Puppengesicht und ein voller roter Mund. Dazu große Brüste und Beine bis zum Hals. Ich komme mir fad vor im Vergleich zu ihr mit meiner mädchenhaften Figur und den wüsten roten Haaren.

      „Kein Mensch wohnt so, Taya“, antwortet sie. „Das solltest du doch wissen.“

      „Wir warten dann unten … auf unsere Bezahlung“, meint mein Kidnapper und wirft mich auf das Sofa wie einen Sack Sojamehl.“

      „Seth wird sich darum kümmern, sobald er das hier erledigt hat.“

      Die beiden grinsen sich an und verschwinden wieder im Lastenaufzug. Ich bin mit Luana allein. Langsam kann ich meine Arme und Beine wieder bewegen, meine Zähne hören auf zu klappern, und mein Gehirn fängt wieder an zu arbeiten. „Seth … ist dein...?“

      Sie setzt sich neben mich auf das Sofa – mit einer verführerisch weiblichen Bewegung.

      „Seth ist mein Besitzer ...“, führt sie meinen Satz zu Ende aus.

      Wunderbar! Hat Ash das nicht gewusst, als wir uns im Lighthouse getroffen haben? Zumindest kann ich mir jetzt denken, woher er von mir weiß.

      Luana zieht eine silberne Dose aus ihrem Ausschnitt und öffnet sie. Mit dem rot lackierten Fingernagel nimmt sie ein weißes Pulver heraus, das sie mit einem kurzen Ruck in ihre Nase zieht.

      Als sie meinen fragenden Blick sieht, lächelt sie. „Aufbaupräparate fürs Blut. Ist wichtig, wenn du Spender bist. Aber ...“, sie bedenkt mich mit einem mitleidigen Blick, „... für dich ist der Traum wohl hier zu Ende. Bedank dich bei deinem lieben Ash!“

      Elegant schlägt sie ein schlankes nacktes Bein über das andere. Ich meine zu erkennen, dass sie keinen Slip unter dem kurzen Rock trägt. „Ich hoffe, du hast nicht wirklich auf Ash gesetzt … oder bist in Versuchung