Sie sprang von ihrem Stuhl hoch, starrte ihren Bruder an, und dann kamen sie, die Tränen. Noch bevor er fragen konnte, was eigentlich los war, sank sie auf ihren Stuhl zurück. Sie war einer Ohnmacht nahe. Norbert sprang auf, beugte sich über seine Schwester und klatschte sanft mit seiner Hand mehrfach gegen ihre Wange.
„Yasmine, komm zu dir! Was ist los? Was ist los, Yasmine?“
Sie öffnete erschrocken die Augen, benetzte mit ihrer Zunge die trockenen Lippen.
„Cyril-Amadeus“, flüsterte sie.
„Und Sie meinen, das könnte diesmal wirklich klappen?“
Die Zweifel in der Stimme von Jörg Wartefuhl waren nicht zu überhören. Was er unbedingt vermeiden wollte, das war eine erneute tiefe Enttäuschung, für sie beide, aber vor allem für Karin. Nicht zum ersten Mal hatten sie versucht, ein Baby zu adoptieren. Und dann war es doch nichts geworden, manchmal aus Gründen, die kaum nachzuvollziehen waren, bisweilen aber auch, weil es sich die leibliche Mutter im letzten Moment wieder anders überlegt hatte. Auf der anderen Seite war er über die Initiative von Karin nicht unfroh. Sie selbst hatte heimlich einen neuen Anlauf genommen, wollte ihn überraschen. Also musste er besonders behutsam vorgehen, aber so ganz konnte er seine Skepsis nicht verbergen.
„Ich denke schon“, nickte die Frau vom Jugendamt.
„Das haben Sie schon zweimal gedacht und dann…“
„Aber Jörg, das ist doch jetzt ein ganz anderer Fall“, unterbrach ihn seine Frau.
Der Chef der Mordkommission merkte ihren mitschwingenden Ärger. Und er wusste aus der Vergangenheit, was danach kam, ein Tränenausbruch und den wollte er ihr, aber auch sich ersparen.
„Also gut, versuchen können wir es ja, und wann glauben Sie, wäre ein realistischer Termin?“, lenkte er deshalb ein.
„Die werdende Mutter hat mir den Stichtag der Geburt ihres Babys genannt: 12. September. Und Sie wissen ja sicherlich selbst, dass da immer was…“
„Ja, natürlich“, fuhr Jörg Wartefuhl ein wenig genervt dazwischen. Für so dumm musste diese Frau vom Jugendamt ihn nun wirklich nicht halten. Er schaute stattdessen seine Frau an und merkte, wie sie voller Hoffnung war. Ihre Wangen zeigten Röte, und während des ganzen Gespräches hatte sie förmlich an den Lippen der Beamtin gehangen.
„Gut, dann bedeutet das noch knappe zwei Monate Wartezeit für uns, in denen wir uns vorbereiten können.“
Er sprach jetzt direkt Karin an.
„Meinst du, dass wir das schaffen?“
Es schien so, als habe sie auf diese Frage gewartet.
„Von mir aus schon morgen. Du weißt doch, das Zimmer ist fertig, seit… seit…“
Karin verstummte und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Jörg Wartefuhl sprang von seinem Gartenstuhl auf und nahm sie in den Arm.
Doch bevor er etwas sagen konnte, klingelte sein Handy. Er zog es aus der Hosentasche und meldete sich. Sein Gesicht verfinsterte sich augenblicklich.
„Und wie geht es der Babysitterin jetzt? Okay. Pass auf Werner, fahrt alles hoch. Ja, der ganz große Bahnhof! Ja, ja, auch den Chef. Ich bin schon unterwegs!“
„Tut mir Leid, ich muss los. Schatz, regle du noch die weiteren Formalitäten. Ich melde mich später!“
Jetzt war er im Dienst und so, wie es aussah, war der Sturm nun endgültig losgebrochen.
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