Verträumt. Alicia Witowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alicia Witowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738095869
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elegante Verbeugung. Meiner Mutter gibt er einen Handkuss, was sie sehr zu schmeicheln scheint.

      „Er hat mich wachgekü …“, beginne ich, halte dann jedoch inne. „Er hat mich gerettet. Phillip meint, ich hätte hundert Jahre geschlafen. Wie kann das sein? Vater, Mutter, könnt ihr mir das erklären?“

      Und schon wieder bemerke ich dieses Zögern und diese Unsicherheit, wie es auch bei Susanna der Fall war.

      „Bitte, sagt es mir“, flehe ich, als ich merke, wie die beiden sich mir gegenüber verschließen. Mutter seufzt. „Komm, Dornröschen, setzen wir uns.“

      Phillip nehme ich an die Hand und versuche, den Blicken meines Vaters auszuweichen.

      „Nicht nur du hast so lange geschlafen, Liebes“, beginnt meine Mutter zögerlich und sieht meinen Vater hilfesuchend an.

      „Was willst du mir damit sagen?“, frage ich etwas panisch und kralle meine Finger in mein Kleid.

      „Als du geboren bist, waren wir so voll Freude, denn du warst so hübsch und bist – für mich kaum vorstellbar – noch hübscher geworden“, beginnt mein Vater, doch meine Mutter unterbricht ihn, indem sie mit einem Zwinkern hinzufügt: „Und so erwachsen bist du nun!“

      „Also haben wir zu deiner Geburt ein grandioses Fest veranstaltet, zu dem alle eingeladen waren. Hast du schon einmal etwas von den dreizehn weisen Frauen gehört, Kind?“, fragt mein Vater mich und ich schüttle irritiert den Kopf. „Nun, es gibt dreizehn weise Frauen in unserem Reich und sie alle hatten einen Wunsch für dich offen. Doch es gab ein Problem: Wir besaßen nur zwölf goldene Teller, von denen sie essen sollten – so besagt es die Tradition – und somit konnten wir eine von ihnen nicht einladen.“ Er atmet tief durch, jedoch scheint es, als würde die Erinnerung ihm sehr nahe gehen, sodass meine Mutter fortfahren muss: „Die ersten elf hatten ihre Wünsche schon alle geäußert, doch plötzlich stürmt die alte Hexe – die dreizehnte Dame – herein, wutentbrannt und zornesrot.“

      „Was wollte sie?“, frage ich gespannt.

      „Rache. Rache, da sie nicht eingeladen wurde“, erklärt mein Vater schwach. „Und du armes Ding musst die Schuld tragen.“

      „Nun erzählt es mir doch!“, fordere ich ungeduldig.

      „Sie hat einen Fluch ausgesprochen. Verstehst du, wir wollten dich all die Jahre nur schützen. Haben dich hier, an dem sichersten Ort, groß werden lassen und doch sind wir gescheitert.“ Die Stimme meines Vaters bricht und dicke Tränen laufen ihm über die Wangen.

      „Ich verstehe nicht ganz recht“, murmle ich verwirrt und suche den Blick meiner Mutter, die Vater beruhigend die Hand streichelt.

      „Anstatt ihre Wut an uns auszulassen, nimmt sie dich als Opfer. Damit hat sie genau gesagt drei Opfer, denen sie Schaden zufügt. Doch, Dornröschen, du musst uns glauben, wir haben alles Mögliche versucht, um dich zu schützen und du weißt gar nicht, was für ein schlechtes Gewissen wir haben …“

      Ich schüttle nur den Kopf, will ihnen am liebsten sagen, dass es ihnen nicht schlecht gehen muss, dass es mir gut geht, dass ich sie über alles liebe. Doch all die Wörter weigern sich über meine Lippen zu kommen, da ich zu verwirrt bin, um irgendetwas zu sagen. Eine böse Hexe? Ich kenne sie noch nicht mal. Was hat sie denn gegen mich?

      Bevor ich etwas erwidern kann, drückt meine Mutter meine Hand und Susanna kommt mit zwei Helfern die Torte herbei tragen.

      „Alles Gute zum Geburtstag, mein Liebes“, flüstert meine Mutter mir ins Ohr, küsst mich auf die Stirn und wischt sich unauffällig eine Träne weg. „Wie ich sehe, hast du dein Geburtstagsgeschenk schon entdeckt.“

      All die Sorgen, all die bedrückte Stimmung, all das mir noch immer Unklare ist in diesem Moment vergessen und ich gebe mich der Feier voll und ganz hin. Lasse mich und meinen Geburtstag ausgiebig feiern, als wäre dieser mysteriöse hundertjährige Schlaf nie gewesen.

      Ich tanze und lache und singe und genieße die Zeit mit meinen Liebsten so sehr, dass ich alles vergesse und nur noch eins spüre: Glück. Und Liebe.

      „Phillip ist ein feiner Kerl“, meint mein Vater da, der plötzlich neben mir steht. Abrupt höre ich auf zu tanzen und sehe ihn erwartungsvoll an. Wieder einmal sehe ich Tränen in seinen Augen glitzern, als er rührselig hinzufügt: „Mein kleines Mädchen wird nun erwachsen.“

      Lachend und weinend zugleich fallen wir uns in die Arme. Ich habe seine Zustimmung. Phillip und ich werden heiraten! Auch Mutter umarmt mich und so stehen wir da, zu dritt umschlungen im großen Saal, trunken vor Melancholie.

      Ich küsse beide auf die Stirn und sage: „Ich bin sehr müde, ich werde langsam zu Bett gehen. Es war ein wundervoller Tag, danke! So schnell werde ich diese Feier nicht vergessen! Und was auch immer euch so sehr bedrückt, macht euch keine Sorgen. Ihr seid tolle Eltern!“ Aus dem Augenwinkel entdecke ich Phillip, der unschlüssig auf uns zukommt und ich lächle. „Phillip passt auf mich auf. Morgen erzählt ihr mir dann alles genau, ja?“

      Meine Eltern lächeln selig. „Ja, das machen wir. Versprochen. Du bist nun alt genug um alles zu erfahren.“ Eine letzte Umarmung, dann wende ich mich an Phillip – meinen zukünftigen Ehemann.

      „Ich bin sehr müde und werde nun zu Bett gehen“, meine ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

      Er lächelt. „Tu das. Ich komme gleich nach.“ Er bemerkt meinen fragenden Blick, weshalb er schnell hinzufügt: „Dein Vater hat mir erlaubt, hier zu nächtigen.“ Noch immer schaue ich ihn skeptisch an, weshalb er leicht errötet und leise meint: „Ich konnte ihn etwas … nun ja … beeinflussen, dass ich bei dir schlafen darf.“

      Ich nicke lächelnd. Verstehe. Phillip hat also die Angst meines Vaters, mir könne etwas zustoßen, zu seinem Vorteil genutzt! Geschickt!

      Noch immer lächelnd schwebe ich in mein Gemach und mache mich fürs Schlafengehen zurecht. Summend und ganz leicht vor Glück lasse ich mich in mein weiches Bett fallen und starre an die Decke. Was für ein Tag!, denke ich und gähne – zum gefühlten hundertsten Mal an diesem Tag. Seit heute Morgen bin ich so schrecklich müde, konnte das Gefühl während der Feier jedoch gut verdrängen.

      Morgen müssen Vater und Mutter mir alles genau erklären, denn ich möchte endlich wissen, was sie mir all die sechzehn Jahre lang verschwiegen haben. Wie es aussieht, wissen sie, wie es zu dem hundertjährigen Schlaf kommen konnte, doch mein Kopf fühlt sich zu schwer an, um richtig nachdenken zu können. Ich muss einfach nur noch schlafen. Will einfach nur noch schlafen. Muss wach bleiben. Für Phillip. Bis er kommt.

      Doch die Müdigkeit siegt und ich falle in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

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