Es war damals in meinem neuen Regiment Brauch, jedem neuen Rekruten nach seiner Einschreibung einen zweitägigen Urlaub zu gewähren, aber ich zögerte dessen Beantragung bis zum nächsten Morgen hinaus. Ich verbrachte den Nachmittag im Lager und die Nacht in den Quartieren meiner Kompanie. Wie bereits erwähnt befand sich das Lager auf dem Jahrmarktgelände. Dieses umfasste rund 15 Hektar und war an einzelnen Stellen dicht mit großen, einheimischen Bäumen, vorwiegend Weiß-Eichen, Schwarz-Eichen und Schuppenrinden-Hickory, bewachsen. Das Areal war von einer zwei bis zweieinhalb Meter hohen Einfriedung umgeben, welche aus dicken Holzplanken bestand, deren untere Enden man in den Boden gerammt und deren obere Enden man an über Kreuz verlaufenden Stützbalken festgenagelt hatte. Es gab nur eine Öffnung und diese befand sich am Haupttor, ziemlich exakt in der Mitte der Nordseite. Am Tor und entlang der gesamten Innenseite der Umfriedung waren Wachtposten aufgestellt, die dicht am Zaun patrouillierten, um die Männer am Verlassen des Lagers zu hindern. Den einfachen Soldaten war der Ausgang nur gestattet, wenn sie einen von ihrem Captain ausgestellten und von ihrem Colonel unterzeichneten Passierschein vorweisen konnten. Die Drillübungen der Männer wurden hauptsächlich innerhalb des Geländes abgehalten, aber für den Drill in loser Gefechtsordnung verließen wir das Lager, um ausreichend Platz zu haben. Die Quartiere oder Baracken der Soldaten bestanden für jede Kompanie aus einem langen, niedrigen Bau, der aus Holzbrettern grob zusammengezimmert und mit Schindeln und einer Lage Stroh gedeckt war. Darin standen zwei Reihen von Stockbetten. Diese Hütten glichen einem Kansas-Stall vergangener Tage, aber verglichen mit den Bedingungen, unter denen wir später häufig lagern sollten, waren diese Bauten der Inbegriff von Luxus und Komfort. [Anm. d. Übers.: Kansas-Ställe waren einfache, aus gegabelten Pfosten errichtete und mit Laub und Gehölz abgedeckte Unterstände für Vieh.]
Am nächsten Morgen machte ich mich nach einem zeitigen Frühstück mit meinem zweitägigen Urlaubsschein in der Tasche auf den Weg nach Hause. Dabei begleitete mich John Jobson aus Reddishs Kompanie, der sich im vorigen Monat eingeschrieben hatte. Aus irgendeinem Grunde war ihm ein kurzer Urlaub gewährt worden und er hatte sich für seinen Weg ein Pferd gemietet. Bevor er sich zu den Waffen meldete, hatte er als Knecht bei Sam Dougherty, einem unserer nächsten Nachbarn, gearbeitet, weswegen ich ihn bereits gut kannte. Er war etwa 25 Jahre alt, von englischer Herkunft und ein prächtiger, bodenständiger junger Bursche, der einen guten Soldaten abgab. Ich erinnere mich noch gut an unsere gehobene Stimmung während dieser Heimreise. Wir waren jung, strotzten vor Gesundheit und steckten voller Energie und Tatendrang. Auf der Erde lag tiefer Schnee, aber der Himmel war klar und die Luft war kühl und belebend. Sobald wir eine gerade Wegstrecke erreichten, knöpften wir unsere Mäntel bis auf den obersten Knopf auf und gaben unseren Tieren die Gerte. Während unsere Mantelschöße im Wind flatterten und wir unsere Mützen über den Köpfen umherwirbelten, heulten wir wie die Komantschen und "spielten Kavallerieangriff". Wir müssen damals wohl gedacht haben, wir böten einen furchteinflößenden Anblick.
Es ist des Menschen Glück, dass ihm der Blick in die Zukunft verwehrt ist. Im Sommer des Jahres 1863, während wir nahe Vicksburg stationiert waren, wurde Jobson ernstlich krank und man brachte ihn auf ein Transportschiff, das ihn zum Hospital in Mound City, Illinois befördern sollte. Er verstarb unterwegs an Bord des Schiffes und wurde hastig in einer Sandbank an der Mündung des White River begraben. Die sich wandelnden Strömungen des mächtigen Mississippi haben diese Sandbank nun schon vor langer Zeit verschluckt und mit ihr die sterblichen Überreste des armen Jobson.
Ich erreichte mein Zuhause irgendwann am Nachmittag, befreite Bill von seinem Zaumzeug, brachte ihn in den Stall und fütterte ihn. Draußen rührte sich niemand und so betrat ich unangekündigt das Haus. Meine Mutter saß nähend in einem alten Schaukelstuhl. Sie schaute auf, sah mich in meiner Soldatenuniform und wusste sofort, was dies bedeutete. Die Näharbeit fiel ihr in den Schoß, sie schlug ihre Hände vors Gesicht und die Tränen rannen durch ihre Finger, während ihre Emotionen sie erzittern ließen. Sie schluchzte nicht und gab auch sonst keinen Laut der Trauer von sich, aber durch ihr Schweigen wirkte ihre Verzweiflung umso eindringlicher. Ich fühlte mich elend und wusste nicht, was ich sagen sollte, also sagte ich nichts, ging in die Küche und von dort aus zurück in die Scheune. Hier traf ich auf Vater, der gerade von irgendeiner Arbeit im Freien zurückgekehrt war. Er schaute mich ernst an, verriet jedoch keinerlei Gefühlsregung und bemerkte lediglich: "Nun, ich schätze, du hast die richtige Entscheidung getroffen."
Am nächsten Morgen schienen alle etwas fröhlicher zu sein und am Frühstückstisch erzählte ich viel über Camp Carrollton.
Als mein Urlaub auslief, meldete ich mich unverzüglich wieder im Lager und trat meinen Dienst als Soldat an. All die Drillübungen, die ständig stattfanden und den Großteil meiner