Kurztext
Wie kann etwas, das vor mehr als viertausend Jahren in Ägypten geschah, Auswirkungen auf die Gegenwart haben?
Stephen lernt in einer verzweifelten Situation Kayla kennen. Sie kann ihm helfen und verspricht, ihm Meditationstechniken beizubringen. Dabei lernt er auch Rückerinnerungen kennen. Er entdeckt, dass er schon mehrmals gelebt hat. Auch Kayla ist nicht nur seine Lehrerin. Sie ist mit ihm auf eine geheimnisvolle Weise verbunden. Gelingt es Stephen, hinter dieses Geheimnis zu kommen, wird es seine Welt für immer verändern.
Über die Autorin
Lisa Ravenne ist das Pseudonym einer Autorin aus einer kleinen Stadt in Süddeutschland, die erst in späteren Jahren die Freude am Schreiben entdeckt hat. Schon im jugendlichen Alter war Lesen für sie ein Hobby, das sehr viel Raum im Tagesablauf einnahm. In ihrer Wohnung stapeln sich die Bücher, wobei in letzter Zeit durchweg Fantasy-Geschichten einen Neuzugang fanden.
Warum also nicht einmal selbst schreiben, anstatt nur von Anderen Geschriebenes zu lesen?
Das vorliegende Erstlingswerk erlaubt es, in eine fantastische Welt einzutauchen, in der Dinge möglich sind, die unser meist so realitätsbezogener Alltag oft vermissen lässt.
Hinweis
Um die Geschichte von Merit und Shokar fortlaufend erzählen zu können, wurden Merits Erlebnisse mit eingeflochten, auch wenn zu diesem Zeitpunkt Stephen noch nichts über diese Zusammenhänge wissen konnte.
Kapitel 1 - Gegenwart
Kayla Monigan befand sich auf ihrer täglichen Walking-Strecke. Ihre Stöcke bewegten sich in gleichmäßigem Rhythmus vor und zurück. Sie war tief in Gedanken versunken, registrierte kaum, was sich um sie herum abspielte. Etwas beunruhigte sie, nur kam sie nicht darauf, was sie eigentlich beschäftigte.
Normalerweise konnte sie sich beim Laufen entspannen, egal, wie nervös sie zuvor gewesen war. Das Laufen war immer ein Mittel gewesen, wieder runter zu kommen. Also was war los?
Ein junger Mann auf Inlinern passte ebenfalls nicht auf. Er rannte sie beinahe um. Nur eine rasche Bewegung zur Seite konnte einen Unfall verhindern. Sie musste dazu ihren Weg verlassen. Erst dann bemerkte sie die Bank in der Nähe, auf der zwei junge Männer saßen, beide um die dreißig Jahre alt.
Einer von ihnen, mit blondem Haar, berührte die Schulter des anderen. Dieser hatte schwarze Haare. Kaylas Interesse wurde geweckt, als sie die verzweifelte Stimmung wahrnahm, die die ganze Szene überschattete.
In diesem Augenblick rief der Schwarzhaarige aus: „Gibt es denn niemand, der helfen kann? Gibt es gar nichts, was man tun kann?“
Kayla hielt an und schaute zur Bank hinüber. Sie überlegte. Manchmal war es besser, sich nicht einzumischen und sich aus den Angelegenheiten anderer Leute herauszuhalten. Die Schultern des Schwarzhaarigen zuckten. Irgendetwas hielt sie davon ab, einfach weiterzugehen.
Kaylas Sohn war ungefähr im gleichen Alter. Darren lebte in Denver, zusammen mit seiner Frau Sheila und ihrer kleinen Tochter Annabelle. Kayla konnte sich nicht vorstellen, Darren in einer solchen Situation vorzufinden wie der junge Mann vor ihr.
Aber falls doch, würde er sich nicht freuen, wenn ihm jemand helfen würde? Das gab den Ausschlag. Sie ging zu der Bank hinüber und die Worte kamen ihr fast ohne ihr Zutun aus dem Mund:
„Kann ich Ihnen helfen?“
Zwei Köpfe gingen hoch. Grüne Augen des Blonden und blaue Augen des Schwarzhaarigen musterten sie.
Der Blonde sagte: „Mein Freund hat gerade schlechte Nachrichten von seiner Mutter erhalten. Niemand ist verletzt. Wir kommen allein damit klar. Danke für Ihre Fürsorge.“
Der andere Mann sagte nichts. Er starrte auf das Gras zu seinen Füßen.
„Und, können Sie das?“, fragte Kayla, indem sie ihn direkt ansprach.
„Tut mir leid, Lady, ich glaube nicht, dass Sie mir helfen können“, antwortete er mit einem Seitenblick.
„Manchmal hilft es, darüber zu reden.“ Wenn Kayla mal an etwas dran war, gab sie nicht so schnell auf. „Was es auch immer ist, spucken Sie es aus. Lassen Sie nicht zu, dass es Sie von innen auffrisst.“
Der Mann sah sie an und wurde wütend. „Sie stirbt! Meine Mutter stirbt! Niemand kann daran etwas ändern! Und ich kriege nicht rechtzeitig einen Flug zu ihr. Das tut so weh, dass ich es kaum aushalte. Also, was können Sie dagegen tun?“
Kayla holte tief Luft. „Es tut mir leid wegen Ihrer Mutter. Sie haben Recht. Niemand kann etwas an dieser Tatsache ändern. Aber ich habe gehört, dass der Schmerz zu viel für Sie ist. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, ihn zu lindern.“
„Sie möchten den Schmerz wegnehmen? Das ist nicht möglich. Wie wollen Sie das machen? Ich glaube nicht an Zauberei.“
„Also wollen Sie nicht, dass der Schmerz weggeht. Denken Sie, dass Sie ihn verdienen?“
Stephen zögerte. Wie konnte sie das wissen, diese Frau da vor ihm? Sie war ungefähr fünfzig Jahre alt, schlank und machte einen sportlichen Eindruck. Wenn er sich neben sie stellte, ging sie ihm wohl gerade bis an die Schultern. Auf dem Kopf trug sie eine Baseballkappe. Ein paar kurze rötliche Haarsträhnen lugten darunter vor. Sie stützte sich auf ihre Wanderstöcke und sah ihn abwartend an.
Auf jeden Fall verdiente er diesen Schmerz. Er war derjenige, der seine Mutter in New York zurückgelassen hatte, weil er Schauspieler werden wollte. Er hatte schon einige Erfolge hier in Los Angeles. Aber das bedeutete, dass die Telefongespräche weniger geworden waren und die Besuche bei ihr ebenfalls. Seine Mutter war immer für ihn dagewesen, hatte ihm versichert, dass er das Richtige tat.
„Mach dir keine Sorgen wegen mir. Mir geht es gut. Ich habe meine Freunde hier. Bau eine Karriere auf und hab Erfolg“, meinte sie immer.
Stephen sah die Frau an, wusste nicht, was er sagen sollte. Sie war eine Fremde. Es war nicht ihre Angelegenheit.
Kayla konnte mitverfolgen, wie sich sein Gesichtsausdruck verschloss. Sie begann, sanft mit ihm zu reden.
„Mein Name ist Kayla Monigan. Ich habe einen Sohn in Ihrem Alter. Und ich weiß. ich würde wollen, dass ihm jemand hilft, wenn er sich in einer Situation wie dieser befinden würde. Also, was brauchen Sie? Wollen Sie reden? Möchten Sie den Schmerz in Ihrem Inneren lindern, gerade so viel, dass er erträglich wird? Ich bin eine Lehrerin für Meditationen und habe schon oft erlebt, wie man sich mit diesen Techniken weiterhelfen kann. Probieren Sie es doch einfach mal aus.“
Stephen sah seinen Freund Luke an. Dieser nickte leicht. Er fühlte sich verzweifelt. Über eine Stunde lang hatte er versucht, seinen Freund zu beruhigen, nicht wirklich mit Erfolg. Tatsächlich war es eher schlimmer geworden.
Stephen sah Kayla an. Da war etwas in ihren Augen. Er hatte das seltsame Gefühl, sie würden ihn zu ihr hinziehen. Er könnte