Wenn wir den Kampf, uns selbst in unserer Einstellung gegenüber anderen Menschen „in der Liebe Gottes“ zu erhalten, nicht führen, dann sündigen wir, sogar wenn wir weiterhin nach außen ein gutes Zeugnis abgeben. Da die meisten Christen dieses Unterscheidungsvermögen nicht haben, mögen sie uns sogar für geistlich halten. Mit ihrer Meinung zufrieden zu sein ist so töricht wie jemanden, der keine Ahnung von Musik hat, zu bitten, unsere musikalische Fähigkeit zu bewerten!
Wir müssen Sünde „Sünde“ nennen, wenn wir in unserer Buße radikal sein und von Religiosität befreit werden wollen. Zorn muss beim richtigen Namen genannt werden – nämlich, dass es „Mord“ ist (Matthäus 5,21-22). Wenn du das nicht mit jeder Sünde machst, bist du dein ganzes Leben lang zu einem religiösen Leben verurteilt. Du wirst nie geistlich werden. Eine religiöse Person kann sehr genau sein, wenn es um Angelegenheiten von äußerlicher Gerechtigkeit geht. Die Pharisäer zahlten sogar den Zehnten von ihrer Minze, ihrem Dill und ihrem Kümmel. Sie entfernten sich keinen Millimeter von der äußerlichen Gerechtigkeit. Doch sie waren meilenweit weg von Liebe, Barmherzigkeit und Güte. So kann es auch bei denen sein, die heute nach Gerechtigkeit trachten. Es ist möglich, in äußerlicher Gerechtigkeit 100%ig exakt zu sein und dennoch den Weg der Liebe vollständig zu verfehlen. Der Weg der neutestamentlichen Gerechtigkeit ist der Weg der Liebe – und wir müssen wachsam darauf bedacht sein, dass wir nicht einmal einen Millimeter von diesem Weg abkommen. Das ist der Weg der Geistlichkeit.
Mehr Menschen kommen durch falsche Religion als durch äußerliche Weltlichkeit in die Hölle. Das ist der Grund, warum wir darauf achten müssen, zwischen Religiosität und Geistlichkeit zu unterscheiden. Unsere äußerlichen Werke, auch wenn sie gut sind, können nur eine Form sein, wenn sie nicht von einer glühenden Liebe für den Herrn motiviert sind. Solche Werke sind tote Werke, denn die Macht der Liebe steht nicht hinter ihnen. Uns wird geboten, für unsere toten Werke Buße zu tun – das heißt die religiösen Werke, die nicht aus einem Herzen der Hingabe an Christus resultieren (Hebräer 6,1; 2. Korinther 11,3).
Gott liebt fröhliche Geber – nicht nur wenn es um Geld, sondern auch wenn es um Gehorsam geht. Wenn der Gehorsam gegenüber Gott eine Last wird, ist es klar, dass wir vom Weg der Geistlichkeit abgewichen sind und jetzt den Pfad der Religiosität beschreiten. Alles was wir unter dem neuen Bund Gott geben, muss aus Liebe gegeben werden – fröhlich und freiwillig. Sonst werden wir legalistisch und sind wieder unter dem alten Bund – mit der Einstellung eines Knechtes und nicht der eines Sohnes.
Judas spricht in seinem Brief von drei Personen, die religiös, aber nicht geistlich waren – Kain, Bileam und Korach (Judas 11). Schauen wir uns diese Männer der Reihe nach an.
Kain war kein gottloser Mensch. Er war ein tief religiöser Mensch, der an Opfer für Gott glaubte (1. Mose 4,3). Auch Abel brachte Gott Opfer dar. Aber der Unterschied zwischen den beiden Opfern und zwischen Kain und Abel war der Unterschied zwischen Himmel und Hölle, der Unterschied zwischen Religiosität und Geistlichkeit. Kain und Abel symbolisieren zwei Wege, die Menschen beschritten haben – den Weg der Religiosität und den Weg der Geistlichkeit. Kain ist ein Typ jener Menschen, die Gott äußerliche Dinge aufopfern – Geld, Dienst, Zeit usw. Abel hingegen legte sich symbolisch selbst auf den Altar, als er das Lamm schlachtete und es auf den Altar legte.
Religiöse Menschen können Gaben geben, beten und viele gute Werke tun – aber sie verstehen nicht, was es bedeutet, sich selbst aufzuopfern. Sie mögen ihre Zehnten exakt bezahlen, aber sie werden in Augenblicken der Versuchung ihr Ich [ihr selbstzentriertes Leben] nicht in den Tod geben. Das ist der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund. Man konnte in den alten Bund eintreten, ohne dem Ich zu sterben. Aber es ist unmöglich, in den neuen Bund einzutreten, ohne dem Ich zu sterben. Jesus kam nicht, um den Zehnten zu entrichten, sondern um sich selbst als ein Opfer darzubringen, das für Gott annehmbar und wohlgefällig ist. Kain und Abel symbolisieren den breiten und den schmalen Weg, sich Gott zu nahen – den Weg der Religiosität und den Weg von wahrer Geistlichkeit. Du kannst ein Knecht sein, ohne das eigene Ich in den Tod zu geben. Aber du kannst kein Sohn sein, ohne dem eigenen Ich zu sterben.
Gott antwortete auf Abels Opfer mit Feuer vom Himmel. Aber nichts fiel auf Kains Opfer. Wenn ein Mensch dem eigenen Ich Tag für Tag konsequent stirbt, wird vom Himmel her ein Feuer auf sein Leben und seinen Dienst kommen. Das ist die echte Geistes- und Feuertaufe, von der Johannes der Täufer sprach, die Jesus jenen Menschen geben würde, deren Wurzeln er zuerst abgehauen hatte. Ein Bruder hingegen, der äußerlich die richtigen Dinge tut, mag ein gutes Leben haben, aber das Feuer und die Salbung vom Himmel werden in seinem Leben fehlen. Satans gefälschte „Taufe“, welche die Emotionen kitzelt (was die meisten heute genießen) ist wertloser Müll verglichen mit der echten Geistes- und Feuertaufe, die Jesus auf seine Jünger sendet, die den Weg des Kreuzes wählen.
Bileam war ein anderer religiöser Mensch. Er war ein Prediger, der Gott dienen wollte, der aber auch daran interessiert war, Geld zu verdienen und große Männer in der Welt zu treffen (4. Mose 22). Er suchte im Namen des Herrn Ehre und finanziellen Gewinn für sich selbst. Es gibt heute viele, viele falsche Propheten wie Bileam. Ihre Doktrinen sind gemäß dem Buchstaben des Wortes Gottes alle im Wesentlichen richtig. Aber Christen ohne Unterscheidungsvermögen können nicht erkennen, dass sie vom Geist Bileams (Geldliebe und Ehre) motiviert sind. Das sind diejenigen, von denen Paulus in Philipper 2,21 schreibt, dass sie alle das Ihre suchen. Es gab Menschen in der Gemeinde zu Pergamon, die nach dieser Lehre von Bileam lebten (Offenbarung 2,14). Es gibt in der Gemeinde keinen Unterschied zwischen dem Streben nach Geld und dem Streben nach Ehre. Beides sind verschiedene Variationen desselben Geistes Bileams.
Korach war ein weiterer religiöser Mensch. Er stammte vom Priesterstamm Levi ab (4. Mose 16). Aber er war mit seinem Dienst, den Gott ihm zugewiesen hatte, unzufrieden. Er begehrte prominenter zu sein als es Mose war. Diese Begierde (verhüllt in einem religiösen Gewand) erwies sich schließlich als sein Untergang. Er und seine Mitrebellen Datan und Abiram und ihre Familien sind die Einzigen, von denen uns die Heilige Schrift berichtet, dass sie lebendig in die Hölle fuhren (4. Mose 16,32-33). So ernst nahm der Herr diese Sünde der Rebellion gegen die Obrigkeit, die er selbst über sein Volk eingesetzt hatte.
Die meisten heutigen Ältesten, Prediger und Pastoren sind selbst ernannt. Gegen sie zu rebellieren mag nicht ernst sein. Es mag manchmal sogar notwendig sein! Aber gegen jemanden zu rebellieren, der von Gott eingesetzt wurde, zog das schwerste Gericht Gottes nach sich. Ein geistlich gesinnter Mensch würde nicht einmal träumen, so etwas zu tun. Aber religiöse Menschen wohl. Von solcher Art ist die geistliche Torheit, die mit Religiosität einhergeht.
Korach symbolisiert jene Menschen, die mit anderen in der Gemeinde in einem ungesunden Konkurrenzkampf stehen. Wenn du es schwer findest, einen gottesfürchtigen Bruder zu loben und wertzuschätzen, ist das ein Hinweis, dass du etwas vom Geist Korachs in dir hast. Wenn du ihn kritisierst, dann bist du voll vom Geist Korachs. Wenn du anderen zuhören kannst, die ihn kritisieren, dann bist du wie die 250 Rebellen, die sich Korach anschlossen und die auch von Gott gerichtet wurden.
Wir können niemals geistlich werden, wenn wir nicht zwischen Religiosität und Geistlichkeit unterscheiden. Es ist die Notwendigkeit der Stunde – denn es steht in Bezug auf die letzten Tage geschrieben, dass viele einen Schein der Frömmigkeit ohne Kraft (welche das Wort vom Kreuz ist) haben werden. Der Geist hat auch spezifisch gewarnt, dass viele Christen sich vom Weg Gottes, der Frömmigkeit, den Gott für uns bestimmt hat, abwenden und sich anderen religiösen Wegen zuwenden werden – wie z.B. den Verzicht auf die Ehe oder das Meiden bestimmter Speisen usw.
Der Mensch hat viele andere Fälschungen entwickelt, wie das öffentliche Sündenbekenntnis (um „demütig“ zu werden), und auf Medizin zu verzichten,