Jesus warnte seine Jünger vor dieser Einstellung, als Petrus ihn fragte (nachdem der reiche Jüngling sich von ihm abgewandt hatte): „Was werden wir bekommen, die wir (anders als der reiche Jüngling) alles aufgegeben haben?“ Jesus antwortete darauf mit dem Gleichnis vom Hausherrn, der Arbeiter in seinen Weinberg einstellte. Fünf Gruppen von Arbeitern wurden vom Hausherrn eingestellt. Vier von ihnen wurden auf Grundlage eines spezifischen Vertrages angeheuert. Nur die fünfte Gruppe kam ohne irgendeinen Vertrag (Matthäus 20,1-16). Das ist der Punkt dieses Gleichnisses. Die erste Gruppe arbeitete für einen spezifischen Lohn, für einen Silbergroschen (Vers 2). Die zweite, dritte und vierte Gruppe arbeiteten auch für Lohn, obwohl der Betrag nicht spezifiziert wurde (Verse 3-5). Diese vier Gruppen von Arbeitern symbolisieren alle jene Menschen, die die Gebote halten oder die Gott dienen oder die äußerliche Opfer für ihn bringen, die aber im Geheimen dafür auf irgendeinen Lohn hoffen – vielleicht die weltliche Freude, im Millennium auf einem Thron zu sitzen oder eine „Krone“ auf ihrem Haupt zu tragen; oder vielleicht, was wie ein „geistliches“ Verlangen aussieht, ein Teil der Braut Christi zu sein. Alle solchen Christen arbeiten für eine Belohnung. Das ist der Geist des alten Bundes.
Die einzige Belohnung, die ein wahrhaft geistlicher Mensch begehrt, ist die Belohnung, mehr an Gottes heiliger und liebevoller Natur und an einer engeren Gemeinschaft mit ihm teilzuhaben. Das ist die „Krone“, die er erwartet; und das ist die Belohnung, mit der Christus wiederkommt (Offenbarung 22,12). Diese Belohnung wird exakt der Treue entsprechen, mit der ein Mensch sein Heil verwirklicht und sich selbst gereinigt hat, nicht nur von der Befleckung des Fleisches, sondern auch von der Befleckung des Geistes – besonders von der Befleckung des Pharisäertums in seinem Geist. Das ist der Grund, warum der Grad unserer Herrlichkeit, wenn wir von den Toten auferweckt werden, so verschieden voneinander sein wird, so wie sich der Glanz der verschiedenen Sterne voneinander unterscheidet (1. Korinther 15,41-42). Denn ein gerechter Gott wird jede „Jungfrau“ gerecht belohnen – nach dem, was er sah, nicht nach dem, was die Menschen sahen (2. Korinther 5,10).
Im obigen Gleichnis trat nur die letzte Gruppe von Arbeitern ihre Arbeit ohne irgendeinen Vertrag oder irgendein Versprechen oder irgendeine Hoffnung auf Belohnung an (Matthäus 20,7). Sie kamen im Geist des neuen Bundes. Daher wurden sie als Erste belohnt – und sie empfingen (im Verhältnis) weit mehr als alle anderen (siehe Matthäus 20,16). Die erste Gruppe von Arbeitern war andererseits genau wie der pharisäische ältere Bruder des verlorenen Sohnes – selbstgerecht, legalistisch und in der Erwartung auf eine Belohnung.
Jesus ist in diesem neuen Bund unser Vorbild und unser Vorläufer. Er hielt die Gebote seines Vaters gewiss nicht, um irgendeine Belohnung oder irgendeine Position oder irgendeine Ehre zu erlangen – entweder jetzt oder in der Ewigkeit. Wir lesen, dass er das Kreuz erduldete, nur weil er an die Freude dachte, die ihn erwartete – diese höchste Freude der Gemeinschaft mit dem Vater. Nur in der Gegenwart des Vaters ist Freude die Fülle (Psalm 16,11). Es war die Gemeinschaft mit dem Vater, was Jesus alle Tages seines Lebens begehrte. Daher betete er mit lautem Schreien und unter Tränen, damit er vom Tode „errettet“ würde – d.h. von einem Bruch der Gemeinschaft mit dem Vater (Hebräer 5,7). Er hatte sich auf Erden 33 Jahre lang vor dem „Tod“ bewahrt. Schließlich, in Gethsemane, als Jesus sah, dass seine Gemeinschaft mit seinem Vater am Kreuz für drei Stunden doch gebrochen werden würde (als er den Schmerz erlitt, für unsere Sünden von Gott verlassen zu werden), schrie er erneut zu Gott, um herauszufinden, ob es nicht einen anderen Weg gab. Aber es gab keinen anderen Weg. Und aus Liebe zu uns, nachdem er die Kosten überschlagen hatte, ging er ans Kreuz und zahlte den höchsten Preis, den er je bezahlen konnte.
Nur wenn wir an diesem Geist Christi teilhaben, der ein ernstes Verlangen nach Gemeinschaft mit dem Vater hat, können wir von Gesetzlichkeit befreit werden. Freiheit vom Legalismus – davor, „Mücken zu sieben und Kamele zu verschlucken“ – kann niemals durch irgendeine Technik oder Methode erreicht werden. Es gibt nur einen Weg. Das ist der Weg, der in 2. Korinther 3,18 beschrieben wird. Dort stellt Paulus, nachdem er im ganzen Kapitel den alten und den neuen Bund miteinander verglichen hat, fest, dass der Heilige Geist gekommen ist, um uns die Herrlichkeit Jesu im Spiegel von Gottes Wort zu zeigen und uns dann in dasselbe Bild zu verwandeln.
Der Heilige Geist verlangt zuallererst danach, uns zu zeigen, wie Jesus auf dieser Erde gelebt hat. Er wurde unter dem Gesetz geboren (Galater 4,4). Doch als Jesus über diese Gebote im Gesetz meditierte, sah er in diesen Geboten mehr, als irgendein Israelit vor ihm je gesehen hatte. Und wie wir uns im letzten Kapitel angeschaut haben, sah Jesus, dass das Gebot, keinen Ehebruch zu begehen, auch bedeutete, dass man im Herzen nicht nach einer Frau begehren darf, und dass das Gebot, nicht zu morden, auch bedeutete, keinen Zorn im Herzen zu tragen usw. Als er auf Erden war, gab es in Jesu Seele ein großes Verlangen, dem Vater vollkommen und nicht nur gemäß dem Buchstaben des Gesetzes zu gehorchen. Somit führte er einen neuen Bund ein, obwohl er unter dem Gesetz geboren war (Galater 4,4). Das ist der Eine, den uns der Heilige Geist auf den Seiten der Heiligen Schrift zeigt.
Jesus auf diese Weise zu folgen bedeutet, dass wir über die Heilige Schrift meditieren so wie er es tat. Dann werden wir in Gottes Geboten mehr finden als andere dies tun.
Die Worte, die Jesus sprach, waren Geist und Leben (Johannes 6,63). Das ist der Grund, warum viele ihn nicht verstehen konnten, als er auf der Erde war, und das ist auch der Grund, warum viele ihn heute nicht verstehen können. Gott gibt nur denen Licht, die die Wahrheit lieben. Er lässt zu, dass alle anderen verführt werden. Das ist die klare Bedeutung von 2. Thessalonicher 2,1-12. Wenn wir über Gottes Wort mit einer von Herzen kommenden Liebe zur Wahrheit nachdenken, werden wir uns nicht mehr länger gratulieren, dass wir den Buchstaben des Gesetzes halten, sondern wir werden uns oft dafür richten, dass wir es nicht im richtigen Geist gehalten haben.
In den Zehn Geboten war es für Menschen möglich, neun von ihnen zu halten, aber es war unmöglich das zehnte zu halten – denn das zehnte Gebot hatte mit der Begierde zu tun, was eine innerliche Angelegenheit war. Das Gesetz konnte niemals feststellen, ob ein Mensch in seinem Herzen eine Begierde hatte und konnte einen Menschen daher nicht bestrafen, auch wenn er begehrte. Das ist der Grund, warum Paulus, obwohl er sagte, dass er nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig war, jedoch zugab, dass er das zehnte Gebot nicht halten konnte (vgl. Philipper 3,6 mit Römer 7,7-10). Er war einer der wenigen, die ehrlich genug waren, um dies anzuerkennen. Daher konnte Gott ihn tiefer in den neuen Bund führen.
Das zehnte Gebot wurde von Gott dort platziert, um die Ehrlichkeit der Menschen zu testen. Diejenigen, die ehrlich genug waren, anzuerkennen, dass sie darin versagt hatten, konnten weitergeführt werden. Nur für solche wurde das Gesetz zu einem „Zuchtmeister“ [Erzieher], um sie zu Christus und zum neuen Bund zu führen (Galater 3,24). Der Rest, der die innerlichen Sünden verbarg, blieb unter dem alten Bund. Das ist der Grund, warum so viele Christen heute besiegt bleiben. Sie sind nicht ehrlich genug, um ihr innerliches Versagen zuzugeben. Sie sind zufrieden damit, Ehre von Menschen zu empfangen. Sie lieben die Wahrheit über sich selbst nicht. Daher lässt Gott es zu, dass sie verführt werden.
Es war nie Gottes Absicht, dass der Mensch nach Regeln und Vorschriften leben sollte. Das Gesetz wurde nicht gegeben, um die Menschen zum Leben zu führen, sondern nur um die Ohnmacht des Menschen zu zeigen und um seine Ehrlichkeit zu testen (wie wir gerade gesehen haben). Daher wurde, nachdem Christus gekommen war, das Gesetz aufgehoben und ein neuer Bund eingeführt (Hebräer 8,7-8.13).
Als Gott Adam in den Garten Eden stellte, befahl er ihm, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Mit anderen Worten sollte der Mensch nicht nach einem Regelbuch von „Gut und Böse“ leben, indem er alles vermied, was böse war, und alles tat, was gut war. An diesem Punkt unterscheidet sich das wahre Christentum vom falschen und auch von allen anderen Religionen.
Nach Gottes Absicht sollte der Mensch nach dem Baum