Drei sind keiner zu viel. Jörn Holtz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörn Holtz
Издательство: Bookwire
Серия: Metamour
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752928679
Скачать книгу
und zu den anderen wieder hochsah, sprach Lotta ihn unvermittelt an: „Möchtest du eigentlich lieber mit den anderen Männern eine Runde Doppelkopf spielen oder kommst du mit mir raus zum Teich?“

      „Doppelkopf?“, sah er sie kritisch an. „Ehrlich gesagt kann ich dem Spiel nicht mehr viel abgewinnen. Da komm ich lieber mit raus.“

      „Na, du hast es bloß noch nie richtig probiert, stimmt’s?“, meinte Martin daraufhin etwas provozierend.

      „Doch natürlich! Denn als ich bei der Bundeswehr war, habe ich es mit meinen Kameraden jede Mittagspause gespielt und dass die ganzen 4 Jahre lang. Glaub mir, ich kenn dieses Spiel sehr gut!“, trotzte Ole spontan, wobei er sich gar nicht bewusst war, was er damit lostrat. Denn auf einmal war es still am Tisch und alle schauten ihn entgeistert an.

      „Was, du warst bei der Bundeswehr und hattest dich auch noch verpflichtet!“, spie ihm ein Mann die Wörter förmlich entgegen, so als handelte es sich dabei um ein Kapitalverbrechen.

      Überrascht schaute Ole daraufhin den Mann an, der neben Bianca saß und von dem er meinte, dass dies Peter sein musste. Dann sah er verunsichert Lotta an, die ihn ebenfalls mit großen Augen anschaute, was ihn noch mehr verunsicherte. Und so in die Defensive gedrängt, ging er verbal zum Angriff über: „Ja, wieso denn nicht! Ich war bei den Marinefliegern in Kiel und dessen vorrangiger Auftrag war und ist die Seenotrettung, also eine ziemlich wichtige Aufgabe, wie ich finde!“, nickte er in die Runde, um so seine Aussage zu unterstreichen.

      „Jo, das ist es wohl!“, nickte Dieter zustimmend in seine Richtung, bevor er sich an die anderen wandte: „Na siehste Peter, alles halb so wild und nun beruhigt euch mal alle wieder. Immerhin musste er dabei ja niemanden umbringen!“

      „Nein, natürlich nicht!“, sah Ole weiterhin aufgebracht Peter an. „Ich bin doch kein Rambo und als ich bei der Bundeswehr war, wollte man uns eh noch nicht im Irak oder sonst wo in der Welt dabeihaben.“

      „Rambo, wer?“, blickte Peter ihn daraufhin fragend an.

      „Na, Sylvester Stallone, als die Kampfmaschine schlechthin!“, sah Ole dabei erstaunt in die fragenden Gesichter am Tisch, wobei Martin als einziger verhalten lächelte. „Wie, schaut ihr etwa kein Fernsehen?“, fügte er daraufhin unsicher an.

      „Nein, so etwas haben wir nicht!“, entgegnete Peter trocken.

      „Ja aber…, wozu habt ihr dann eine Satellitenschüssel auf dem Dach?“

      „Na fürs Internet oder glaubst du etwa die blöde Post, legt uns ein Breitbandkabel hierher? Das würde diesem alten Bürokraten-Verein doch im Traum nicht einfallen!“, echauffierte sich Peter erneut.

      „Peter, du oller Pomuchelskopp,“, dröhnte Dieters dunkle, beruhigende Stimme daraufhin durch die Küche. „Nun beruhige dich mal wieder! Ole hat dir nichts getan und die Post gibt es in dieser Form auch schon seit Jahren nicht mehr. Also komm rüber und spiel eine Runde mit uns!“, machte er dabei eine einladende Bewegung in seine Richtung.

      Der Koiteich und der bunte Stein

      Auch Lottas Gesicht hatte sich wieder aufgehellt, als sie aus der Vorratskammer zurückkam. Dabei trug sie einen Korb in der rechten Hand, in dem sich Rotwein, Gläser und Käse befanden. Mit der anderen Hand ergriff sie unaufgefordert seine Hand, während sie lächelnd zu ihm hochsah: „Okay, dann ist ja nun alles wieder gut. Dann komm mal mit, denn das musst du unbedingt gesehen haben!“, ging sie los, ohne eine Antwort abzuwarten.

      Schweigend führte sie ihn daraufhin hinaus zu dem Weg, der an der Stallung vorbeiführte, in der sich sein Camper befand, weshalb Ole wieder etwas melancholisch wurde, bevor etwas anderes seine Aufmerksamkeit einnahm. Denn die Treibhäuser dahinter kannte er noch nicht, die trotzt der Jahreszeit schon sehr zugewachsen aussahen. Doch blieb ihm kaum Zeit dazu sich darüber zu wundern, da Lotta ihn kontinuierlich in Richtung eines kleinen Waldes zog, der an das Gelände anschloss. Vor diesem Wald, an einem Gatter aus Stacheldraht blieb sie plötzlich stehen, um ein Code in ein massives Zahlenschloss einzugeben. Dieses Gatter gehörte zu einem Zaun aus dem gleichen Material, der den Weg von einer Wiese abtrennte. Entschuldigend lächelte sie ihn dabei an: „Ich glaube Dieter hat Angst, dass ihm jemand seine geliebten Fische stiehlt!“, sagte sie entschuldigend. Dann drehte sie einen zweifarbigen Stein um, der auf dem Pfosten lag, bevor sie das schwere Gatter öffnete.

      „Oh, was für Fische sind das denn?“, sah sich Ole währenddessen interessiert um.

      „Das wirst du gleich sehen!“, verschloss sie das Gatter wieder sorgsam. „Gedulde dich einfach noch einen Augenblick“, ergriff sie kurzangebunden wieder seine Hand und führte ihn über die Wiese zu einem Steg, der sich an einem kleinen Teich befand. Als sie näherkamen, entdeckte er am Ende des Stegs eine stabile Bank mit einem rustikalen Tisch davor und einer kleinen Kiste daneben. Dieser Kiste entnahm Lotta kurze Zeit später eine weiche Auflage, die sie auf die Bank legte. „Und, habe ich zu viel versprochen?“, sah sie ihn zufrieden an, während sie sich auf die Bank setzte.

      „Nein, es ist wunderschön hier!“, lächelte er zurück und setzte sich neben sie.

      Kaum hatten sie es sich auf der Bank gemütlich gemacht, kam ein großer Schwarm bunt leuchtender Kois auf den Steg zu geschwommen. Neugierig kamen sie kurz vor ihnen an die Wasseroberfläche und streckten ihre Köpfe aus dem Wasser.

      „Ach, sind die nicht süß?“, jauchzte sie und sah ihn begeistert an. „Ich rede mir ja immer ein, dass sie angeschwommen kommen, weil sie mich an meiner Stimme erkennen“, wiegte sie ihren Kopf kurz hin und her, bevor sie fortfuhr: „Na ja, ist wohl eher das Klappern der Kiste“, stand sie von der Bank auf, um dann kniend ihren rechten Zeigefinger ins Wasser stecken zu können. Keinen Wimpernschlag später hatte sie einen weiß/orangen Koi am Finger nuckeln. „Ole komm, dass musst du ebenfalls mal probieren, das kribbelt vielleicht!“, quietschte sie daraufhin vergnügt.

      „Okay?“, starte er zuerst etwas verwundert auf dem Koi an ihren Finger, bevor er versonnen zustimmend nickte. Denn nach den ganzen Katastrophen, die ihm heute widerfahren waren, kam ihm hier alles wie verzaubert vor.

      Derweilen hatte Lotta eine Dose mit Flusskrebsen aus der Kiste hervorgeholt und ließ die putzigen Fische direkt aus ihrer Hand fressen, indem sie ein paar Flusskrebse einfach über die Wasseroberfläche hielt. Nach einer Weile des stillen Beobachtens kniete Ole sich zu ihr hinunter und fingerte ebenfalls ein paar ziemlich fischig riechende Flusskrebse aus der Dose heraus. Und wie bei Lotta zuvor, streckten zwei Kois unmittelbar neben seiner Hand ihre Köpfe aus dem Wasser, als er die Flusskrebse über die Wasseroberfläche hielt. Dabei versuchten die beiden sich gegenseitig abzudrängen, bevor kurze Zeit später, die Flusskrebse verschwunden waren. Stattdessen hatte er einen Koi am Zeigefinger hängen. Erschrocken zog er daraufhin seine Hand zurück. „Hui, ja das kribbelt wirklich!“, pflichtete er ihr glucksend bei.

      „Mm“, gluckste sie zustimmend, bevor sie ihn nachdenklich anschaute: „Sag mal, woran ich die ganze Zeit denken muss: Wie meintest du das vorhin, als du sagtest: Sie sind alle drei tot, womit nun das Thema quasi erledigt ist. Ich denke, so einfach ist das nicht für dich. Magst du jetzt vielleicht darüber reden?“

      Doch statt zu reden, erhob Ole sich und nahm einen Korkenzieher aus dem Korb, mit dem er nachdenklich eine Flasche Wein öffnete. Dann sah er sie traurig an: „Mm nun gut, in Gegensatz zu Jonas hatte ich zwei Mütter, nur eben nacheinander. Denn meine leibliche Mutter verreckte, als ich zehn war und meine Stiefmutter, die ich ebenfalls sehr geliebt habe, ebenso vor ein paar Jahren. Tja und mein alter Herr, der hat es dann auch nicht mehr sehr lange gemacht!“

      „Oh, wie traurig ist das denn!“, sah man Lotta an, dass sie kurz mit Oles Wortwahl haderte, bevor sie ruhig fortfuhr. „Woran sind denn deine Mütter…, ähm gestorben, wenn ich fragen darf?“

      „Verrecken trifft es eher, denn sterben hört sich viel zu harmlos an. So einem Tod wünscht man seinen schlimmsten Feind nicht, daher…“, verspürte er auf einmal einen Kloß im Hals, während er merkte, wie seine Augenwinkel feucht wurden, „mag ich gerade