Schattendrache. Azura Schattensang. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Azura Schattensang
Издательство: Bookwire
Серия: Die Chroniken von Canthan
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753187563
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Schlägen seines Herzens. Schließlich zog sie die Halskette unter ihrem Hemd hervor und betrachtete sie. Der glatte, runde Stein hatte jegliche Farbe verloren und ein tiefer Riss durchzog sein Inneres.

      Ein Jeder hatte wissen wollen, was geschehen war und wie sie aus dem Totenreich hatte zurück kommen können, doch sie konnte ihre Fragen nicht beantworten. Das Letzte, an das sie sich erinnerte, war, wie sie nach dem Sieg über den Schattenkönig durch das Portal geschritten war. Danach war alles dunkel und leer. Dennoch hatte sie eine vage Vermutung, was sie gerettet haben mochte. An Lilliths Blick hatte sie erkannt, dass diese den gleichen Gedanken hegte.

      Kyle zuckte plötzlich zusammen und riss die Augen auf. Hektisch sah er sich um und begann mit den Armen zu rudern. Als er sie sah, seufzte er schwer und ließ den Kopf zurück auf das Kissen sinken.

      „Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte er.

      „Nicht lange“, antwortete sie und musterte ihn streng. „Aber es würde dir gut tun, wenn du noch etwas schlafen würdest.“

      „Für dich gilt das Gleiche“, grollte er. „Die Heiler haben dir absolute Ruhe verordnet, weil sie sich nicht sicher sind, was man jemandem empfiehlt, der gerade von den Toten zurückgekehrt ist.“

      „Bisher habe ich mich nicht aus dem Bett fortbewegt“, entgegnete sie. Sie setzte sich auf, zog die Decken enger um ihren Körper und mied seinen Blick. Die Wunde an ihrer Seite pochte dumpf. Glücklicherweise war die Verletzung, die ihr ihr Doppelgänger in Rovans Versteck zugefügt hatte, war nicht sehr schwer gewesen. Die Magie der Heiler hatte sie fast vollständig verheilen lassen. In wenigen Tagen würde sie sie so gut wie nichts mehr davon bemerken.

      „Du weißt, dass ich dir eine Predigt von historischem Ausmaß halten wollte - aber ich bin einfach nur froh, dass du lebst“, sagte Kyle leise.

      Aurelias Wangen brannten, während sie seinem Blick weiterhin auswich. Das schlechte Gewissen lastete schwer auf ihren Schultern.

      „Es tut mir leid“, flüsterte sie. „Ich wollte dir keinen Kummer bereiten.“

      „Sag mir nur wieso“, verlangte er. Seine grünen Augen fixierten sie und schienen sich in sie hinein zu bohren.

      „Ich...“ Sie stockte. „Du hättest mich unter keinen Umständen gehen lassen. Eher hättest du mich in Ketten gelegt und im Kerker eingesperrt, wenn ich dir gesagt hätte, was ich vorhabe.“

      Kyle lachte trocken. „Und es wäre mir völlig egal gewesen, wenn ich dafür selbst in den Kerker gegangen wäre.“

      „Ich konnte und wollte niemandem diese Aufgabe aufbürden. Ihr alle hattet schon genug Sorgen - und was wäre ich nur für eine Königin, wenn ich meine Untertanen in eine aussichtslose Schlacht schicke, ohne selbst das Rückgrat zu besitzen, der Gefahr ins Auge zu sehen?“ Endlich schaffte sie es, ihm in die Augen zu sehen. „Nie und nimmer hätte ich mich wie ein verängstigtes Kind hinter den Mauern des Schlosses verstecken können.“

      „Das ist, was dich zur großartigsten Königin aller Zeiten macht.“ Er griff nach ihren Händen und zog sie an sich.

      „Bist du mir böse?“, fragte sie an seinem Ohr und er schüttelte den Kopf.

      „Nein, ich bin einfach nur froh.“ Er schwieg einen Moment. „Manchmal wünschte ich mir nur, ich könnte deine Gedanken lesen.“

      „So wie Raik und Lillith?“

      „Ungefähr so“, sinnierte er.

      „Lieber nicht.“ Aurelia lachte. „Dann wüsstest du um meine unschicklichen Gedanken.“

      Er grinste breit. „Oh, vielleicht interessieren mich diese Gedanken ja?“

      Sie zwickte ihn in die Seite, dann sah sie ihm fest in die Augen. „Keine Geheimnisse mehr, in Ordnung?“

      „Hmm.“ Schmunzelnd legte er einen Finger an sein Kinn. „Was ist mit den Geburtstagsüberraschungen? Müssen die auch verraten werden?“

      „Spinner!“ Spielerisch zog sie an einem seiner Ohren.

      „Au, au, au. Ich ergebe mich“, sagte er und hob die Hände. Aurelia lächelte und ließ ihn von ihm ab.

      „Von jetzt an keine Geheimnisse mehr“, versprach er.

      „Keine Geheimnisse“, bestätigte sie und küsste ihn. Plötzlich fasste er sie an den Schultern und schob sie von sich.

      „Halt.“ Rasch sprang er aus dem Bett. „Schließe die Augen“, verlangte er und begann in einer Schublade zu kramen.

      Verwirrt folgte sie seiner Aufforderung. Es dauerte einen Moment, dann spürte sie, wie sich die Matratze senkte, als er wieder ins Bett stieg.

      „Strecke deine Hand aus“, befahl er.

      Gehorsam reichte sie ihm ihre Hand. „Kyle, was wird das?“

      „Nicht jetzt“, sagte er lediglich.

      Sie spürte, wie er etwas glattes über ihren Ringfinger schob. Unwillkürlich begann ihr Herz schneller zu schlagen.

      „Mach deine Augen wieder auf.“ Seine Stimme hatte mit einem Mal etwas Angespanntes an sich. Sein Gesichtsausdruck war dabei so ernst, als stände kurz davor in eine Schlacht zu ziehen.

      Aus großen Augen betrachtete sie den Ring an ihrem Finger.

      „Eigentlich hatte ich es anders geplant, aber leider neigst du dazu, plötzlich zu verschwinden... oder wahlweise zu sterben.“ Seine Hände zitterten, als er nach ihrer Hand griff und sie festhielt. Er räusperte sich und wollte etwas sagen, doch plötzlich schienen ihm die Worte zu fehlen. Mit einer Hand fuhr er sich über das Gesicht, atmete tief ein und setzte zu einem erneuten Versuch an. „Aurelia Algrim. Ich frage dich hier und jetzt – willst du meine Frau werden?“

      Sprachlos starrte sie ihn an. Ihre Welt stand plötzlich Kopf, fiel auseinander und setzte sich neu zusammen. Der einzige Fixpunkt in ihrem chaotischen Leben war er und würde es immer sein. Er war die Fackel im Sturm, das Leuchtfeuer in der Nacht. Er war ihr Anker, ihr Fels in der Brandung. Ihr Herz gehörte ihm, egal was geschehen würde. Nach all den Schrecken der vergangenen Wochen, wirkte dieser Augenblick ungeahnten Glücks wie reine Fantasie. Von ihren überschäumenden Gefühlen überwältigt, fand sie keine Worte um ihren Empfindungen Ausdruck zu verleihen. Stattdessen sah sie hilflos zu Kyle auf, der sie aus hoffnungsvollen Augen ansah. Jedoch begann seine Miene ganz langsam zu bröckeln und Enttäuschung mischte sich hinein. Erst da bemerkte sie, dass sie völlig vergessen hatte ihm zu antworten.

      „Ja“, hauchte sie eilig. Kyles Augen begannen zu strahlen und ein breites Lächeln trat in sein Gesicht. „Was für eine Frage. Natürlich will ich!“ Mit den letzten Worten warf sie sich in seine Arme und er fiel rücklings auf das Bett. Sie stützte sich auf die Ellbogen, um ihn ansehen zu können. „Du überraschst mich immer wieder.“

      „Na, immerhin gelingt mir wenigstens das noch“, sagte er und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Als Leibwächter habe ich ja jämmerlich versagt.“

      „Du wirst es mir noch eine ganze Weile vorhalten, nicht wahr?“, vermutete sie und strich mit den Fingern über seine Wange.

      „Immerhin muss ich dein schlechtes Gewissen für meine Zwecke ausnutzen.“ Kyle grinste hämisch und fing sich einen Schlag gegen die Schulter ein, dann beugte sie sich vor und küsste ihn lang und zärtlich.

      Nachdem sich ihre Lippen von einander gelöst hatten, bettete sie ihren Kopf auf seine Brust und begann abwesend an den Knöpfen seines Hemdes zu spielen.

      Eine Weile blieben sie so liegen und genossen die Zweisamkeit. Schließlich runzelte sie die Stirn, hob den Kopf und sah Kyle fragend an. „Wo war eigentlich Meister Albion?“

      „Er...“, setzte Kyle an und verstummte gleich darauf. Vorsichtig schob er sie von sich herunter und setzte sich auf. Mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck folgte sie seinem Beispiel. Ein schwerer Seufzer entrang sich Kyles Kehle, als er nach ihrer Hand griff.