TREU. Sven Hornscheidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sven Hornscheidt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750231382
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in eine Außerirdische ...“

      „Oh, neee, Liebesfilm?“

      „Nein! Also, da sind wohl echt tolle Bilder und die Story ist auch gut!“

      „Wenigstens sind die alle blau!“ Er lachte über seinen eigenen dummen Witz und zog provokativ die Popcorntüte weg.

      „Ich kann mir ein Loch unten rein schneiden und meinen Hosenstall aufmachen, vielleicht habe ich dann etwas mehr Spaß bei dem Film.“

      Wieder verdrehte Marina die Augen.

      „Jetzt verdirb mir nicht den Abend!“

      Endlich wurde es im Kinosaal dunkel.

      „Und nun sei still. Und mach das Handy aus!“

      Er steckte sein Smartphone widerwillig in seine Tasche und setzte sich die Buddy Holly-3D-Brille auf die Nase. Mit ein paar Handgriffen versuchte er sie so auszurichten, dass das Bild möglichst scharf wurde. Der Surround-Sound vibrierte in den Sitzen, als der Film begann. Lukas fläzte sich in seinen Sitz und nutzte die Rückenlehne vor sich als Fußablage.

      „Lukas ....!“, zischte Marina.

      Er drehte sich zu ihr hin und nahm seine Füße in Zeitlupe wieder nach unten.

      „Ja, Mama ...“

      Dann stopfte er sich noch eine Handvoll Popcorn in den Mund und verschränkte griesgrämig seine Arme.

      Der Film begann.

      Der Besuch der letzten Spätvorstellung bereitete ihnen den Komfort, dass die ganze vorgeschaltete Werbung wegfiel. Einziger Nachteil: Die Popcornkrümel auf und in den Sitzen nahmen ein fast schon ekliges Ausmaß an. An der Reinigung wurde hier offenbar gespart.

      Aus Lukas Hose summte es.

      „Schhhhht!“, kam es aus der hinteren Reihe

      „Lukas ...“, flüsterte Marina.

      Hektisch griff Lukas in seine Hosentasche und drückte den Anrufer blind weg.

      „Willst du es nicht ausmachen?“

      „Schhhht ...“

      „Ruft schon keiner mehr an.“

      „Schhhhhhht ...“

      Lukas drehte sich genervt um und warf dem doppelt bebrillten Mann hinter sich einen finsteren Blick zu. Es kehrte wieder Ruhe ein. Marina verdrehte die Augen. Lukas griff wieder in seine Popcorntüte und produzierte ein provokativ lautes Knistern. Dann stopfte er sich wieder eine Handvoll in den Mund und streckte gähnend seine Arme nach oben, um es noch etwas auf die Spitze zu treiben.

      Wieder summte es in seiner Tasche, diesmal aber unbemerkt, da die laute Intromusik des Films inzwischen aus den Lautsprechern dröhnte. Er versuchte es auszusitzen, doch das Summen hörte nicht auf. Marina warf ihm einen vernichtenden Blick zu, als er es aus seiner Tasche zog. Wieder wurde sein Gesicht in blaues Licht getaucht. Hinter ihm trat jemand gegen seine Rückenlehne.

      „Es knallt gleich“, murmelte Lukas kaum hörbar.

      „Frechheit!“, erwiderte der Mann hinter ihm.

      Lukas schaute auf sein Display – Moritz ruft an.

      Marina las es auch.

      Lukas drückte den Anrufer erneut weg und stopfte sich das Smartphone wieder in seine Tasche. Auf der Leinwand schwebte ein schwereloser Astronaut durch den dreidimensionalen Raum eines Raumschiffes. Perfekt animierte Illusion – fast zu perfekt.

      „Warum ruft Moritz dich denn dauernd an?“, flüsterte Marina.

      Lukas zuckte genervt mit den Schultern. Ihm wurde etwas schwindelig und er zog sich seine 3D-Brille ab. Doch nun sah er alles doppelt. Auch nicht gut. Also zog er sie wieder auf.

      „Kannst du mal fünf Minuten still sitzen?“, zischte Marina.

      „Schhhhhhht!“

      Lukas griff in seine Tüte und steckte sich jeweils ein Popcorn in jedes Ohr und schaute Marina aberwitzig mit einem albernen Gesichtsausdruck an.

      Wieder summte das Handy. Lukas schaute nach unten und seine biologisch abbaubaren Ohrstöpsel fielen auf seinen Pulli.

      „Willst du nicht ran gehen?“ Marina blickte sich um und setzte ihr charmantestes Lächeln Richtung Brille auf.

      „Nein!“

      „Vielleicht ist was passiert ...“

      „Nein!“

      „Könntet ihr das BITTE draußen klären!“, meinte die Brille.

      Lukas zog das Smartphone aus seiner Tasche, um den Anruf wieder abzuwürgen, doch Marina kam ihm zuvor und zog es ihm, flink wie eine Schlange, aus der Hand. Sie entsperrte es, stand auf und ging mit einem „Warte kurz, Mo!“ Richtung Ausgang.

      Ein paar Kinobesucher, die besonders lustig sein wollten, klatschten Beifall, als sie hinter der schweren Tür verschwand. Lukas legte seine Füße wieder auf seinen Vordersitz und verschränkte die Arme.

      „Hey Moritz, Marina hier. Wir sind gerade im Kino, was ist denn?“

      Stille breitete sich aus. Sie hörte nur ein leises Schluchzen.

      „Hallo ...“, sagte Moritz leise.

      „Weinst du?“

      „Nein ...“

      „Hört sich aber so an!“

      „Warum ist Lukas nicht dran gegangen?“

      Marina fing an, etwas genervt zu sein, sie drehte sich zum „EXIT“-Schild um, das ihr den Weg zurück zum Film, den sie so gerne sehen wollte, wies.

      „Du, Moritz, es ist gerade echt schlecht, der Film läuft schon!“

      „Okay ...“ – Stille – dann wieder ein Schluchzen.

      „Moritz ... was ist los?“

      Stille.

      „Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so gut, aber wir machen uns Sorgen. Sollen wir vorbeikommen? Willst du reden?“

      „Nein ...“ Es war einfacher, sich mit einem leeren Spint zu unterhalten.

      „Es tut mir leid“. Seine Stimme wirkte noch immer nicht gefasster.

      „Was tut dir leid?“

      Marina blickte umher, um sich eine Sitzgelegenheit zu suchen. Anscheinend würde das hier länger dauern. Sie ging zu der Eingangstür der Kinoetage, vergewisserte sich, dass sie ihre Eintrittskarte noch in der Tasche hatte, und ging vorbei an den Kontrolleuren zum Treppenhaus, wo sie sich auf die oberste Stufe setzte.

      „Also?“ Marina wusste nicht so recht, wie sie sich in ihn hineinfühlen sollte. Moritz hörte sich schlimm an, aber eigentlich kannte sie ihn nicht so gut, um sich als adäquater Gesprächspartner zu fühlen.

      „Ich kann es nicht sagen ...“

      Jemand stupste sie leicht am Rücken an. Lukas stand mit seinem Colabecher hinter ihr.

      „Was will der denn schon wieder?“ Er sprach so laut, dass er davon ausgehen konnte, dass Moritz mithören konnte. Marina reichte es nun. Ihre Blicke hätten töten können. Den ganzen Abend hatte er sich schon ziemlich beschissen verhalten, doch in diesem Moment hatte sie das Gefühl, dass er fehl am Platze war.

      „Geh rein!“, zischte sie und ihr Blick ließ keine Widerrede zu.

      Lukas drehte sich um und trottete wieder, vorbei an den Aufsehern, denen er seine Kinokarte zeigte, zurück in den Kinosaal.

      „Toller Film übrigens!“, rief er noch und verschwand dann hinter der schweren Tür.

      „War das Lukas?“, fragte Moritz schüchtern.

      „Ja, was denkst du denn?“

      „Tut mir leid,