Verwehte Spuren. Franz Treller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Treller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754179130
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neben Burton seinen Kopf durch die Luke.

      »Dort,« sagte dieser und wies nach der Gegend hin, wo die Furt begann.

      »Gib mir das Glas!«

      Er lugte eifrig hindurch und erkannte deutlich die von dem Feuer schwach erleuchteten Baumwipfel.

      »Verdammt meine Seele,« sagte er in schrillem Tone, »die Hunde sind da und haben die Stelle, wo die Furt beginnt.«

      »Kann nicht zufällig ein Jäger sein Feuer dort angezündet haben?«

      »Sieh dir den Umkreis des Lichtscheins an, das sind mindestens drei, vier Feuer, die Schurken müssen in starker Zahl ausgerückt sein.«

      »Kommt einmal herunter und laßt mich hinauf,« schrie Morris, »ich will mir den Fall einmal ansehen.«

      Die beiden kamen herab, und der lange Bursche stieg hinauf.

      Nachdem er gleich den andern die Stelle gemustert, kam er wieder herab.

      »Das sind sie sicher. Alle Wetter, die haben's eilig. Was nun?«

      »Zwei Dinge gibt's, entweder harren wir hier aus, bis sie sich verzogen haben, oder gehen mit dem ersten Tagesgrauen durch die Furt nach Osten davon.«

      »Hier ausharren? Wie lange denn? Ohne Nahrung für Mensch und Tier? Unsinn! Das haben wir von deiner verwünschten Schlauheit. Hätten wir, wie ich vorschlug, den Muskegon weiter oben wieder gekreuzt, so wären wir jetzt in Sicherheit und erreichten zur rechten Zeit den Pine River; dort sollten die Burschen uns suchen, ich hätte ihnen eine Nase gedreht, und wenn sie uns dicht auf den Hacken gewesen wären. Verdammt, wir sitzen in der Falle.«

      Die vier Gesellen zeigten bedenkliche Gesichter, selbst die rohe Physiognomie Tyrons hatte sich verändert.

      »Du bist natürlich immer der Kluge!« schrillte der Iltis. »Wie sie nur so rasch die Spur entdeckt haben und sogar die Furt, es ist doch nichts versäumt worden.«

      »Wir sitzen in der Falle,« knirschte Morris, »verdammt sei dein Sumpf, verdammt seien deine Indianerkunststücke, die niemand täuschen, hätte ich nur meinen Gaul genommen und meinen Weg allein fortgesetzt.«

      »Da wärest du deinem Freund, dem Konstabel, in die Fänge gelaufen,« lachte der Iltis höhnisch.

      »Schweig, Grünschnabel,« schrie ihn Morris an, »ich treibe dieses Handwerk länger als du «

      »Und noch ein andres, wie am Kalamazoo «

      Morris stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus und zog das Messer, blitzschnell hatte auch der gewandte Iltis sein breites Bowieknife herausgerissen, und die beiden wären handgemein geworden, wenn nicht Burton und Tyron sich auf sie geworfen, der erstere auf Morris, der andre auf den kleinen Fred, und sie zurückgedrängt hätten.

      »Seid ihr wahnsinnig?« sagte Burton, der den starken Morris kaum zurückzuhalten vermochte.

      »Den mach' ich kalt, der mir noch einmal die Geschichte am Kalamazoo vorwirft.«

      »Komm an!« schrie der Iltis mit vor Wut funkelnden Augen, »mein Messer erspart dir den Strick.«

      Von neuem wollte Morris auf ihn los: »Du hast uns hier in die Falle gelockt « als Burton den Revolver zog und nachdrücklich sagte: »Ich schieße euch beide nieder wie räudige Hunde, wenn ihr jetzt nicht Frieden haltet.« Dies brachte die wütenden Gesellen etwas zu sich.

      »Seid ihr wahnwitzig, daß ihr jetzt, wo draußen die Gefahr lauert, aufeinander losgeht wie zwei Kampfhähne? Das Messer fort, Morris, du auch, Iltis, es ist Zeit zu beraten, wie wir den Hals aus der Schlinge ziehen. Gebt Frieden, Männer, ist keine Zeit, sich die Kehlen abzuschneiden.«

      Widerwillig ließen die beiden Gegner vom Streite ab und steckten die Messer in die Scheiden, ähnlich zwei bissigen Hunden, welche durch eine starke Hand getrennt worden sind.

      »Was nun?« sagte Burton, »was nun, Iltis? Du hast uns in die Schlinge gebracht, wie bringst du uns heraus?«

      »Ich habe euch gut geführt, wir haben früher oft wochenlang hier in Sicherheit gehaust, als Battle noch lebte, was werft ihr mir vor, ich hätte euch in die Falle gelockt?«

      »Nun, gleichviel, jetzt sind wir drin, wie kommen wir heraus? Sprich, Mann.«

      »Wie sie uns nur auf die Fährte gekommen sind? Wir haben wohl ein dutzendmal dieses Kunststück gemacht, ohne entdeckt zu werden, und uns wochenlang hier aufgehalten.«

      »Ja, ihr hattet Mundvorrat und Pferdefutter und konntet's aushalten, wir werden ausgehungert, denn die gehen von der Furt, die sie sicher entdeckt haben, denn sonst würden sie nicht gerade dort lagern, auch wochenlang nicht fort, dafür kenne ich sie. Die bringen womöglich das ganze Land auf die Beine und umstellen den Sumpf oder kommen sogar durch die Furt. Was beginnen wir, Iltis?«

      »Wir wollen hinaus und die Hunde bei ihrem Feuer zusammenpfeffern, lebendig sollen sie mich nicht haben!« schrie Morris. »Führ uns hinaus, Grünschnabel, dann wollen wir dir verzeihen.«

      »Was meinst du, Iltis, können wir hinaus?«

      »Jetzt bei der Nacht, durch den Sumpf? Unmöglich, das hätte nicht einmal Battle, der jeden Baumstamm hier kannte, gewagt. Ich finde selbst bei Tageslicht nur mit Mühe den Weg. Will nicht im Sumpfe ersticken.«

      »Das geht also nicht, das sehe ich ein. Was aber tun?«

      »Entweder wir bleiben morgen noch hier und warten ab, ob sie sich nicht verziehen «

      »Das geht nicht,« sagte Morris, »die Pferde werden matt und sie erwischen uns dann erst recht.«

      »Oder,« fuhr Iltis fort, »wir müssen mit Tagesgrauen, sobald ich nur die Zeichen sehen kann, durch die Ostfurt davon auf jede Gefahr hin.«

      »Dann fort mit Tagesgrauen,« knurrte Morris, »und kommen sie an, soll mancher ins Gras beißen. Höllischer Sumpf!«

      »Was meinst du, Tyron?« fragte ihn Burton.

      »Dabei ist nichts zu machen, als so rasch als möglich in den Wald zu gehen. Müssen wir fechten, na, dann wird sich's zeigen.«

      »Es wird das richtige sein, dünkt auch mich, es ist von zwei Gefahren die kleinere. Also Iltis, sobald du deinen Weg erkennen kannst, fort. Nur vorher die Pferde ordentlich getränkt, daß sie laufen können.«

      Finster und wortlos setzten sich die Burschen wieder um das Feuer. Morris untersuchte sorgfältig seine Büchse und seinen Schießbedarf, Burton saß ruhig und nachdenklich da, der lebhafte Iltis sprang von Zeit zu Zeit auf, lief hinaus, sah nach den Sternen, um die Zeit zu erkunden, kletterte zu der Luke empor, um nach dem Feuerschein zu spähen, oder tränkte die Pferde. Tyron streckte sich gelassen zum Schlafe aus.

      Noch ehe sich der erste Tagesschimmer im Osten zeigte, erhob sich der Indianer, trat zu Grover und weckte ihn, ein Gleiches tat er dann mit Jones und Weller.

      »Zeit zu reiten,« sagte er. Die Männer erhoben sich dann sämtlich, nahmen rasch einen Schluck aus der Feldflasche und einen Imbiß, während der Konstabel nach der Furt ging und die dort Wache haltenden Männer befragte. Nichts war diesen aufgestoßen, ruhig war die Nacht verlaufen.

      Er ging dann zurück, versammelte alle um sich und sagte: »Schlage vor, Männer, teilen uns. Lassen vier Leute hier an der Furt, und wir andern reiten den Sumpf ab. Sind sie drin, sollen sie uns nicht entgehen.«

      »Ist recht!« sagten die Männer, »wollen so tun.«

      Hierauf wurden noch zwei von ihnen nach der Furt abgesandt, um sich den andern dort im Versteck anzuschließen und den Uebergang zu bewachen.

      Hierauf stiegen alle zu Pferde, und Grover, Jones, der Graf, Heinrich, Athoree und noch zwei der Farmer, Miller und Warton, ritten rechts ab, während die übrigen unter Führung des Konstabel sich nach links wandten, um so den Sumpf zu umkreisen.

      Schon war es Tag und der Weg gut zu erkennen.

      Der Sumpf streckte sich weit von Osten nach Westen aus