Verwehte Spuren. Franz Treller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franz Treller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754179130
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knurrte der Lange. »Muß früher aufstehen, wer John Morris fangen will.«

      »Ei, jetzt bist du wieder Morris, ehrenwerter Bürger aus dem Jackson County?«

      »Laß den Unsinn, Burton. Ich ärgere mich schon lange, daß ich in diese verdammte Gegend gekommen bin. Wer diesen blutigen Konstabel nur auf meine Fährte gebracht hat?«

      »Du bist seit der Sache am Kalamazoo eine sehr gesuchte Persönlichkeit, und ganz Michigan beeifert sich, wie ich mit Interesse wahrgenommen habe, dem Sheriff deine nähere Bekanntschaft zu vermitteln.«

      Mit einem schweren Fluche rief Morris: »Laß das gut sein, Burton, oder ich renne dir mein Messer in den Leib, ehe du Amen sagen kannst.« Diesmal brauste er wirklich in wilder Wut empor.

      »Ich will dir nur zu Gemüte führen, Mann, daß du durch dein wildes Saufen und Toben dich und womöglich uns alle in Gefahr bringst. Kam ich nicht dazwischen, als der brave Konstabel dir nahe genug war und ich ihn mit der unschuldigsten Miene von der Welt in den April schickte, als er mich nach dem einsamen Reiter fragte, so hättest du jetzt eiserne Armbänder. Es war ein Glück, daß der Mann mich nicht kennt.«

      »Würde sich höllisch gefreut haben, deine Bekanntschaft zu machen,« murrte Morris.

      »Möglich, jedenfalls brachte ich ihn von deiner Spur ab,« erwiderte Burton ruhig.

      Hierauf schwieg Morris und schnitzte eifrig mit seinem Messer an einem Stück Holz.

      1Der Teufel.

      Tyron äußerte nach einigem Schweigen: »Geht mir das Schicksal von Battle nah, muß es nicht klug angefangen haben, um so den blutigen Hunden in die Fänge zu geraten.«

      »War alles geschehen, Bill,« sagte der Iltis, »was geschehen konnte. War nicht möglich, ihn aus dem Gefängnis zu holen, mußten den Sheriff bestechen. Gelang auch, ich habe dann Tom Battle selbst über den Muskegon gesetzt. Wie die Bursche auf seine Spur gekommen sind, wie es ihnen gelang, den so erfahrenen Tom, der ihnen so manche Nase gedreht hat, zu fassen, ist mir ein Rätsel. Sprachen gestern abend davon, die Muskegonmänner in Grovers Store, konnte aber nur wenig davon, des Windes wegen, verstehen.«

      »Hättest uns auch warnen können, dort einzukehren,« meinte Burton.

      »Wäre auch geschehen, hattest es nur zu verdammt eilig, deinen Toddy zu nehmen. Muß meine Visage in möglichster Entfernung von diesen Leuten halten, kennen mich zu genau.«

      »Konnte gefährlich werden, fuhr mir in die Glieder, als ich die Bursche sah. Mußte noch der Morris wegen einer elenden Rothaut Streit beginnen. Was, zum Teufel, konnte dich veranlassen, mit dem betrunkenen Indianer anzubinden? Konnte uns an den Hals gehen.«

      »Seitdem mir der tückische Hund, dieser Peschewa, den Laufpaß gegeben hat, habe ich eine Wut auf die rote Rasse, die bei jeder Gelegenheit losbricht. Der Bursche war sicher ein Ottawa.«

      »Der Ottawahäuptling ist, wie du selbst sagst, nur dem Drucke gewichen, den man von Lansing aus auf ihn ausgeübt hat, sonst ist uns der Mann gewogen; wenn der die Räuberfaust in die Tasche steckt, geschieht es nur höchst unfreiwillig.«

      »Soll mich nicht wundern,« warf der Iltis mit der hellen Knabenstimme, welche ganz zu seiner Persönlichkeit paßte, ein, »wenn die Roten bald wieder von sich hören lassen.«

      »Wie ist das?« fuhr Morris empor, »haben sie die blutige Lektion vergessen, die sie vor drei Jahren erhielten?«

      Der Iltis zuckte die Achseln: »War oben am Mackinam, habe Freunde dort und habe da so ein Liedlein pfeifen hören, die roten Männer stecken die Köpfe zusammen und halten geheime Ratsversammlungen.«

      »Ich habe ein ganzes Jahr bei den roten Schuften zugebracht, als es mir im Süden zu heiß wurde, der Peschewa nannte mich seinen Freund, bis der rote Hund mir endlich rund erklärt: ich müsse fort. Wenn dein Liedlein die Wahrheit sagt, und unwahrscheinlich ist mir das nicht, dann wird sich der gute Peschewa wohl wieder nach mir und meiner Büchse sehnen.«

      »Kann schon sein.«

      »Ist immer ein guter Unterschlupf da oben für den Notfall, man darf's mit den roten Burschen nicht verderben.«

      »Siehe gestern abend,« sagte Burton.

      »Gestern abend überkam mich gerade die Wut auf das undankbare Gesindel, als ich nach langer Frist wieder eine Rothaut erblickte.«

      »Es war ein Glück, daß die Sache so ablief, sonst hätten die Farmer am Ende uns und besonders Tyron etwas genauer angesehen, und das hätte uns Unannehmlichkeiten bereiten können.«

      »Ein weiteres Glück, daß niemand Tyron kannte.«

      »Der Jones hat mich mehrmals scharf fixiert, aber er wußte mich wohl nirgends unterzubringen. Jammert jetzt vielleicht nach mir und seinen schönen Pferden,« lachte roh der, von dem die Rede war.

      »Prachttiere,« schrie Morris, »besonders der Rappe, der ist in Detroit seine tausend Dollars wert. Ha, haha, das war ein Meisterstück vom Iltis.«

      »Ist eine Freude für mich, mit Gentlemen zusammen zu arbeiten. Aber was sagt ihr zu diesem Unterschlupf hier, he? Sucht so etwas in den Staaten.«

      »Ja, der Platz ist gut genug,« sagte Burton.

      »Verdanken wir dem armen Battle, Gott sei seiner Seele gnädig,« setzte er in lästerndem Tone hinzu, »der hat den Platz ausfindig gemacht, und wir, er, Tyron, ich und die guten Bursche, welche nicht mehr sind, haben das alles hier hergerichtet. Hat zwei Jahre jetzt leer gestanden, habe erst alles wieder einrichten müssen. Von allen Lebenden kennen nur zwei, Tyron und ich, die Furten.«

      »Ist 'n Hauptplatz, kalkuliere, man kann sich Monate hier halten «

      »Wenn genügend Mundvorrat da ist und keiner die Furten entdeckt, gewiß.«

      »Das soll schwer werden.«

      »Wie hat denn Battle diese Insel entdeckt?«

      »Der hat eines Tages auf der Jagd hier einen Hirsch durchwaten sehen und ist ihm nachgeritten, dem verdanken wir diese unangreifbare Feste.«

      »Möchte wissen, ob sie uns schon auf der Ferse sind.«

      »Denke nicht,« sagte Iltis. »Ist fraglich, ob jemand von Jones heute zum Pferche kommt, und wenn es geschehen ist, ehe sie Leute zusammenholen, die sich uns nachwagen dürfen, vergeht Zeit, denn wenn sie auch bis zum Muskegon unsern Weg ziemlich leicht ermitteln können, soll es ihnen doch von dort aus schwer werden, der Spur weiter zu folgen. Aber wenn sie sie auch finden, ehe sie herankommen, sind wir längst am Pine River und lachen die Muskegonmänner aus.«

      »Will euch was sagen,« nahm Burton das Wort, »sind diese Farmer immerhin geschickte Waldleute, welche einer Spur zu folgen wissen, aber weit mehr als sie ist der Indianer zu fürchten, der doch sicher zu ihnen gehört.«

      »Ist ein verkommener Kerl, der Rote, kenne ihn, ist mitunter tagelang betrunken, und eine Rothaut, die den Rum nicht lassen kann, ist dem Teufel mit Haut und Haar verfallen, der Bursche ist sicher heute so betrunken wie gestern.«

      »Ich muß gestehen, ich wünschte, wir wären am Pine River, und jedenfalls müssen wir mit Tagesgrauen fort. Mich sollte es nicht wundern, wenn sie uns bereits auf der Ferse sitzen,« sagte Burton.

      »Wenn sie uns verfolgen und bereits diesseits des Muskegon sind, so werden sie mit der Nacht gelagert und Feuer angezündet haben, und vom Dache des Hauses können wir meilenweit über den Wald hinsehen. Komm, überzeuge dich, da ist die Leiter,« er wies auf eine solche, welche am Ende des Raumes bis zu dem hohen Dachfirst hinaufführte, »hier ist ein scharfes Glas,« und Iltis reichte ihm ein kleines Teleskop, »steig hinauf, öffne die Luke und halte Umschau.«

      »Gut,« sagte Burton und stieg die Leiter hinan.

      Oben öffnete er die Luke und schaute sich, das Glas vor dem Auge, um.

      Plötzlich stieß er einen Ruf aus, der die andern aufspringen machte.

      »Was gibt's?« schrie der Iltis.