LUME - Wo das Licht den Schnee berührt. Gabriella Gruber. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gabriella Gruber
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753188744
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Heftchen. Unsere Neuerscheinungen, zusammengefasst in einem Bildband. „Oh, perfekt! Da ist ja schon die erste Kundin, bei der du jetzt üben kannst!“, ruft meine junge Einweiserin entzückt.

      Ich schaue auf.

      Melissa Er läuft rot an, als er mich erkennt. Rot wie die Ampel vor unserer Haltestelle. Jedoch bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Gesichtsfarbe auch nicht aus anderen Farben besteht.

      „Hi“, bringe ich nur heraus.

      Lukas „Hi“, antworte ich.

      Sie legt die Bücher auf den Tresen und sieht mich erwartungsvoll an.

      „So, Lukas. Jetzt scannst du jedes einzelne Buch ab.“

      Ich befolge Jessicas Befehl mit zitternden Händen. Es ärgert mich, dass mich das Mädchen so sieht. Ich hätte gern noch mehr Übung gehabt, bevor sie bei uns einkauft. Trotz meiner hart trainierten Muskeln komme ich mir nun wie ein schwacher Jüngling vor.

      Melissa Er scannt problemlos jedes meiner neuen Bücher ab und verhaspelt sich bei der Aussprache des Preises, was er durch ein Lächeln, Räuspern und erneutes Aussprechen wieder wettmacht. Ich lächle ihn schüchtern an und strecke ihm die genannten 60,45 € in Scheinen und Münzen entgegen. Er lächelt verlegen zurück und gibt mir das Wechselgeld raus, stets unter Anweisungen der Dame neben ihm.

      „Danke für deinen Einkauf“, sagt er schließlich.

      Mein Lächeln wird breiter. „Gerne.“

      Lukas Als sie gegangen ist, ergattere ich gleich eine Standpauke von Jessica. Ich habe den Katalog vergessen und ich solle die Kundschaft gefälligst siezen.

      „Ich kenne sie“, sage ich nur und rechtfertige damit meine Tat.

      Jessica lächelt. „Ja? Das habe ich mir schon fast gedacht.“

       7. Kapitel

      Melissa Heute ist Mittwoch und wir haben Nachmittagsunterricht mit Leichtathletik. Ich bin erleichtert. Ein weiteres Mal. Ich frage mich nur, wie lange noch. Eva Maria, Helena und ich bilden bei der Aufwärmübung ein Team. Ich schiele immer wieder zum Fenster, wo letzte Woche die Jungs waren. Doch heute ist alles still.

      Lukas Herr Hofer wiederholt gerade die Buchungssätze. Meine Noten waren bei diesem Thema nie schlecht, daher habe ich kein schlechtes Gewissen, als ich ihn und den Unterricht fast vollständig ausblende.

      Ich sehe runter zum Sportplatz und beobachte jede ihrer Bewegungen. Langsam habe ich wirklich das Gefühl, als wäre ich besessen von ihr.

      „Lukas! Wenn der Kunde unsere Rechnung begleicht, wie lautet dann der Buchungssatz?“

      Prompt werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Herr Hofer kennt mich, er weiß leider ganz genau, wann ich abwesend bin.

      Ich schaue meinen Lehrer kurz verwirrt an, bin aber schnell wieder bei der Sache. „Bank an Forderungen. Bank wird im Soll mehr, Forderung wird im Haben weniger. Beide sind Aktivkonten.“

      Mein Lehrer ist sichtlich zufrieden. „Sehr gut, Lukas.“

      Er schreibt meinen eben gesagten Buchungssatz an die Tafel. Als er fertig ist, dreht er sich erneut um. „Ihr habt euch jetzt eine Pause verdient. Ich muss schnell etwas erledigen.“

      Ehe ich begreife, was er gesagt hat, ist er aus dem Klassenzimmer verschwunden und die anderen Jungs reißen wieder die Fenster auf.

      Melissa Ich laufe los, zähle meine Schritte mit, springe genau vor der Linie ab und schwebe kurzzeitig in der Luft.

      Als ich lande, kommt sofort meine Lehrerin auf mich zu und misst die Stelle, auf der ich angekommen bin. „2,40 Meter, ganz okay“, sagt sie nur.

      Ich glaube, sie hat schon bemerkt, dass Schulsport nicht wirklich zu meinen Talenten gehört. Ich lache in mich hinein. Schließlich ist das eine Erkenntnis, die ich selbst schon vor Jahren gemacht habe.

      Plötzlich höre ich Pfeiftöne aus Richtung der Fenster. Es sind schon wieder die lästigen Jungs aus der 13.

      Lukas Ich verstecke mich hinter Markus.

      „Warum willst du eigentlich nicht, dass sie dich sieht?“

      Ich schlucke. „Ich will nicht mit den Idioten da neben mir gleichgestellt werden“, flüsterte ich Markus zu.

      Doch ich bereue mein anscheinend doch nicht so leises Flüstern sofort.

      „Wen nennst du hier einen Idioten?“, fragt plötzlich eine Stimme von weiter vorne. Sie gehört Leon, der sich wie ein stolzer Gockel vor mir aufstellt und die Brust rausdrückt, als müsse er mit mir einen Revierkampf veranstalten.

      Er hat dunkelbraunes volles Haar, dicke Augenbrauen und einen Dreitagebart. Der Ohrring an seinem linken Ohr rundet sein Aussehen perfekt ab. Perfekt, um der Frauenschwarm der gesamten FOS zu sein. Die Mädchenherzen fliegen gerade so nach ihm.

      „Niemanden“, sage ich nur, unbeeindruckt von seiner Aufführung.

      „Niemand legt sich mit Leon an, klar? Das bereust du noch!“

      Ich balle meine Hände zu Fäusten, reiße mich aber dann zusammen.

      „Och, hat da wer Schiss?“, fragt Markus plötzlich gereizt zurück.

      „Ja, du, Fuchsfresse“, antwortet Leon und beweist damit sein Niveau. Er ist vielleicht von außen top, aber von innen eher ein Flopp.

      Ich schaue wieder runter zu den Mädels und halte Markus am Arm fest, um ihn davon abzuhalten, etwas Unüberlegtes zu tun. Wir wissen beide, dass ich der Einzige bin, der meinen besten Freund beleidigen darf.

      Leon streicht sich über seine Haare und dreht kurz an seinem Ohrring herum. „Wisst ihr, was ich mache, Jungs?“ Seine Kumpels jubeln ihm entgegen. „Ich werde eine Kleine von da unten klarmachen. Am besten die, die unserem BWR-Streber so viel bedeutet. Oder warum willst du nicht gesehen werden?“

      Er grinst mich an, im Glauben, der Überlegene von uns beiden zu sein. Und das nur, wegen seines Aussehens und weil sein Vater Polizist ist.

      Meine Zehennägel rollen sich bei dem Gedanken daran auf, dass er meinem Mädchen etwas antun könnte. Ich muss sie jetzt wohl – besonders in seiner Anwesenheit – ignorieren, wenn ich sie beschützen will.

      Melissa Die Fenster der Jungs sind geschlossen, der Sportunterricht zu Ende. Wir gehen in die Umkleidekabinen und haben dann für den Rest des Tages frei.

      Es dauert nicht lange, bis ich mit meinen beiden Freundinnen an der Haltestelle stehe. Ich stehe zwischen ihnen und flechte mir meine Haare gerade zu einem neuen Zopf zusammen, da der vorherige beim Sport wieder aufgegangen war. Ich warte auf meinen Bus nach Hause.

      Plötzlich schleichen Lukas und sein Freund an uns vorbei, aber er würdigt mich keines Blickes. Hinter ihnen trottet ein hübscher junger Mann her. Er gehört zu den Jungs, die ständig aus dem Fenster brüllen. Und trotz seines attraktiven Aussehens, ist er mir sofort unsympathisch.

      Meine Freundinnen wissen ganz genau, was ich gerade denke. Eva Maria hat Helena schon längst über mich und Lukas eingeweiht und ich habe ihnen bereits von unserem Treffen beim Buchladen erzählt und dass ich seinen Namen jetzt sicher kenne.

      Der unbekannte Mann quatscht Lukas von der Seite an und wir Drei lauschen gespannt.

      „Na, wer ist sie denn? Das Mädchen, das du ständig anstarrst? Meinst du, ich merke das nicht?“

      Lukas ignoriert ihn, doch das schüchtert den provokativen Mann nicht ein, ganz im Gegenteil.

      Lukas „Na sag schon, Romeo! Wer ist deine Julia? Ist sie aus