Genuss mit Freunden. Andreas Berg

»Wann wirst du endlich eine flachlegen?« verfolgten ihn ihre Sticheleien sogar bis in seine Träume. Früher gab es öfter Wetten deswegen. Keiner gewann sie.

      »Wenn sie jetzt nur wüssten«, grinste er.

      Die Natur war grandios. Sie berührte ihn so tief, wie er es nicht für möglich gehalten hatte. Tagelang ritt er auf der kreativen Welle. Er schrieb wie besessen. Dabei merkte er nichts um sich herum. Greg konnte diese Zeit gut für sich nutzen. Er lief herum, studierte dabei die Bäume, kritzelte sich Notizen über die neuen Arten, die er später nachschlagen wollte. In Ruhe meditierte er unter besonderen Bäumen. Er konnte sich mit den Waldwesen verbinden. Er tauschte Gefühle und Gedanken mit ihnen aus. Er spürte ihre Freude beim Wiedersehen, ihre wohlwollenden Gedanken. Als er unter einer Sequoia, nah am Campingplatz, meditierte, kam ihm eine Vision. Er war von einem Gefühl des angekommen Seins überwältigt. Glückstränen. Trockenes Lachen. Weinen. Alles war dabei. Fast gleichzeitig.

      Früher konnte er seine Gefühle nicht spüren. Mit der Reife kam er immer näher an sie dran. In seiner Jugend war er kalt, brutal, gewalttätig. Er prügelte sich ständig. Jeder, der anderen Unrecht tat, bekam seine Schläge. Sein Leben hatte eine falsche Richtung genommen. Zum Glück traf er Nathalie. Seine Anwältin. Sie war eine weise Frau. Sie brachte ihm das Meditieren bei. Dank ihr durfte er an einem mehrmonatigen Coaching- Programm teilnehmen. In den Praxisstunden begleitete er selbst Kinder aus gewalttätigen Familien. Sie verbrachten viel Zeit in der Natur, übten Achtsamkeit. Diese Chance veränderte sein Leben für immer. Er konnte Verantwortung für seine Gefühle übernehmen. Er lernte sie anders auszuleben. Im Wald schreien oder Boxen half ihm sehr. Durch Meditieren gewann er eine tiefe Verbindung zu sich selbst. Danach folgte die Ausbildung zum Natur- und Erlebnispädagogen. Jedes Jahr im Frühling und Herbst besuchten ihn Kinder und Jugendliche zu einem dreiwöchigen Survivalcamp im Wald. Er brachte den Kindern bei die Natur zu schätzen, sie zu fühlen. Auch sich selbst zu fühlen.

      Das ist seine Berufung. Den jungen Menschen, die Natur fühlbar nahezubringen. Das verändert ihr Leben. So wie Nathalie damals sein Leben zum Guten wandelte. Sein Schutzengel.

      Er musste zurück. Ein Streifenhörnchen brachte Zapfen neben seinen Fuß. Viele Zapfen lagen herum. Das neugierige Freundchen hatte bereits ein Türmchen gebildet. Greg lachte. Er füllte seine Taschen mit duftenden grünen Zapfen voll. Er wollte David überraschen. Waldhonig. Mmmm. Das liebte er über alles. Gin Honig. Am Lagerfeuer. Ihm lief schon das Wasser im Mund zusammen.