Im Jahre 2008 lebten unter uns fast 5000 Personen, die älter als 100 waren und immerhin erlebten sogar fast 150 Personen das Alter von 110 Jahren.
Der (ur-)alte Menschheitstraum also doch vor der (baldigen) Verwirklichung?
Wenn man den Verfechtern einer „globalen und generellen Hormon-Ersatz-Therapie“ für Mann und Frau glauben mag - ich sehe dieses Thema wesentlich differenzierter und hinsichtlich der Anwendung auch mit großen Ein- und Beschränkungen -, dann garantieren Hormon-Dauergaben ein sehr langes und insbesondere vitales und erfülltes Leben!
Wer’s so ein- und blauäugig sehen mag, der muss dann aber auch bereit sein, die unweigerlich zu zahlende Zeche - hier besonders die „gesundheitliche“ - zu zahlen.
Mir jedenfalls ist dieser Preis zu hoch!
Zumindest in dieser undifferenzierten Sicht und Handlungsweise!
Bei sehr vielen „Anti-Aging-Therapeuten“ jedenfalls stand und steht leider noch immer die „Alters-Prävention“ - denn nichts anderes sollte unter dem Terminus ‚Anti-Aging’ verstanden werden - ganz unter dem Einfluss des vielmals überreichlichen und generellen - und leider vielmals auch unkontrollierten! -„Hormon-Dopings“!
Hochaktuell wie brisant ist ein neuer „Therapie-Ansatz und -Weg“, der in der letzten Zeit von einigen Fachleuten beschritten - zumindest auf einigen Therapiefeldern [u.a. zur Verbesserung der Durchblutung des alternden Herzens, zur Rekonstruktion des knöchernen Beckenbodens, in der Krebs-Bekämpfung usw. …].
Primarius Prof. Dr. Johannes Huber (geb. 1946; Arzt und Theologe – von 1992-2004 Leiter der klinischen Abteilung für Endokrinologie und Reproduktionsmediziner Uni Wien bzw. ab 2004 Leiter der Medizinischen Uni Wien) nahm zu diesem Thema bereits 2003 in einem vielbeachteten Interview (veröffentlicht unter: „Zukunftstrends der Anti-Aging-Medizin“ in: Anti-Aging-news 03/2003) Stellung. U.a. wie folgt:
…“Ein enormes Potenzial birgt die Stammzellen-Medizin in sich. Wir wissen, dass adulte Stammzellen in der Lage sind, Gewebe zu regenerieren und zu erneuern. (Anmerkung des Autors: Das ist unstrittiger und wissenschaftlich vielfach belegter Fakt). Fakt ist aber auch, dass diese Fähigkeit mit dem Alter nachlässt, wodurch sich die Seniszenz (Vergreisung) beschleunigt. Die medizinische Forschung erkennt zunehmend, nach welchen Gesetzen Stammzellen erhalten bleiben beziehungsweise sich erneuern, und versucht natürlich, diese Erkenntnisse auch zur Alters-Prävention einzusetzen. Sollte dies gelingen, wäre es ohne weiteres vorstellbar, die altersbedingte Erschöpfung von Organen zu umgehen. Zweifellos wäre dies ein Meilenstein in der Anti-Aging-Medizin bzw. der „Healthy-Aging-Medizin!“ … und weiter noch:
…“Aufgrund dieser Erkenntnisse ist es verständlich, dass man sich bemüht, die Reparaturvorgänge im Alter zu aktivieren!“ …
Wenngleich sicherlich diese Therapie noch Zukunftsmusik ist, so sollte man - neben dem reinen therapeutischen Nutzen - heute bereits intensiv diskutieren sich dann stellende Fragen zur Ethik und Moral aber auch allgemeine gesellschaftliche Probleme.
Bereits 1698 schrieb Jonathan Swift (1667-1745; irischer Dichter und Satiriker; er schrieb unter zahlreichen Pseudonymen - sein berühmtestes Werk lautete in der dt. Übersetzung „Gullivers Reisen“):
„Alle wollen länger leben,
aber niemand will alt sein!“
Was das Lebensalter angeht, könnte man da schon fast zustimmen.
Nur:
Was nutzt das höchste Alter, das längste Leben, wenn nicht gleichzeitig auch die Lebensqualität ge- und erhalten werden kann, wenn die Mobilität nicht mehr vorhanden, wenn Gebrechen und Leiden das Leben fast unerträglich machen oder noch (zumindest aus meiner Sicht) psychische Krankheiten den Lebenswert deutlich verringern oder gar, wenn neuro-mentale ‚Schäden‘ dem Leben eine andere Struktur geben und nicht zuletzt, wenn soziale Bindungen in Brüche gehen?
Wir müssen - ob wir nun wollen oder nicht - von Raum zu Raum in unserem Lebensgebäude - wie der eingangs zitierte Hermann Hesse dies so trefflich in Gedichtform fasste - gehen.
Nur:
Auf das „wie“ und auf das „wie wir es tun wollen“ kommt es an.
Dies hat jeder von uns in der eigenen Hand.
Das aber heißt - was noch näher beschrieben wird -, recht- und frühzeitig und vor allem auch konsequent sich um die eigene Gesundheit kümmern und einen eigenen Beitrag leisten.
Stets nach der alten Medizinerweisheit:
„Vorsorge ist immer besser als Nachsorge!“
Im Umkehrschluss also:
„Vorsorge ist zumeist und zugleich die beste Nachsorge!“
Daraus ist dann zu schlussfolgern und zugleich zu postulieren:
Ziel der (seriösen) „Anti-Aging-Medizin - ich spreche lieber von einer „Healthy- bzw. Pro-Aging-Medizin“ - ist es oder sollte es sein, weniger eine verlängerte Lebensspanne (Lebenszeit) zu erreichen.
Ziel ist es oder sollte es sein, ein Mehr an Lebensqualität zu gewinnen und abzusichern!
„Lifestyle“ ja - aber nicht um jeden Preis!
Der Preis ist heiß (hoch)...
... und oftmals entschieden zu heiß (hoch)!
Will heißen:
So wichtig das alles ist, was wir heute neu- und moderndeutsch mit dem US-amerikanischen In-Begriff „Lifestyle“ um- und beschreiben, so dürfen wir dabei allerdings und immer vier wichtige Tatsachen und Fakten nicht vergessen und außer Acht lassen:
Nicht unkontrolliert und unkritisch jeder neuen „Wunderdroge“ und jeder „Lifestyle-Aktion“ nachrennen und quasi an sich selbst „ausprobieren“.
Vielmals setzt dann später das „Sich-wundern“ (im geringeren Schadensfall) oder auch sein „Blaues Wunder erleben“ (wenn der Schaden beträchtlich ist) ein, wenn sich Nebenwirkungen und vielleicht sogar gesundheitliche Schäden (und nicht selten irreparable noch dazu) einstellen.
Aus dem „Wunder“ ist dann ein „Alptraum mit einem bösen Erwachen“ geworden.
Und:
Die Zeche zahlen nur Sie und Sie und...
Nicht jede Aktion, Aktivität, nicht jede Lifestyle-Drug ist für Sie, für Ihr jeweiliges Alter, Ihren aktuellen Gesundheits- und Belastungszustand geeignet; einige sogar ganz sicher nachhaltig schädlich!
Denken Sie bitte daran:
„Was für die/den eine/-n sinnvoll, richtig und gut, muss nicht so für alle sein!“
Lassen Sie sich Zeit, prüfen und hinterfragen Sie kritisch und besprechen Sie sich mit Ihrem Therapeuten (nur: der sollte/müsste dann von und in diesen ‚Dingen‘ auch qualifizierte Kenntnisse haben und nicht nur diese Maßnahmen als sogen. „IGeL“-Privateinnahmequelle betrachten! - honi soit, qui mal y pense (ein Schelm, der Böses dabei denkt!)) und fallen Sie bitte nicht auf den uralten „Bauernfängertrick“ der Werbung und Medien, bes. Der ‚Regenbogenpresse‘, den ‚bunten Blättern‘ (bes. auch im Internet) herein, die einzusuggerieren suchen (immer nach demselben Strickmuster, der uralten Masche: mit jungen und schönen und immens vitalen und fitten Menschen als Blickfang), dass gerade und nur dieses Produkt, diese Methode oder diese Aktion und keine andere sonst Ihnen Gesundheit usw. bis ins höchste Alter garantiert!
Nebenbei und ganz bewusst:
Wenn dann noch Wörter auftauchen