Between the fronts. Alexandra Eck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexandra Eck
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754181126
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ein Rascheln. Ich drehte mich um, konnte aber nicht bestimmen aus welcher Richtung es kam. Mein Blick huschte zum Ende der Lichtung, wo ich eine Bewegung wahrnahm. Dann ein Aufblitzen roter Augen. Auf einmal war ein hohes grausames Heulen zu hören. Es war zurück. Bevor ich aufstehen konnte, warf sich die Mutation auf mich. Sein raues Fell drückte es auf meine Nase und ich zog den verfaulten Duft von Aas ein. Es zog seine Lefzen hoch und biss in meine Kehle, ich spürte einen unaufhaltbaren Schmerz. Ich stieß einen gequälten Schrei aus und versuchte nach Luft zu ringen, doch es ging nicht. Mein Körper zuckte unkontrolliert. Langsam verschwamm alles vor meine Augen. Ich versuchte die Augen offenzuhalten aber es ging nicht. Eigentlich hoffte ich, dass mich die Dunkelheit von den grausamen Qualen erlöste, doch sterben wollte ich noch nicht. Ich spürte wie mich die Lebensenergie verließ. Doch bevor mir das Vieh die Augen auskratzte und Blut aus meinen Augenhöhlen spritzte, konnte ich eine Gestalt erkennen. Ich sah nicht viel, doch die grünen mit orange gesprenkelten Augen und auch die rot glühende verfolgten mich bis in die Früh.

      *

      Wieder einmal wachte ich schweißgebadet auf mein ganzes Bett war davon feucht. Ich lag zitternd in meinem Bett. Der Eichelhäher starrte mich treuherzig an, als er mich sah. Ich glitt aus meinem Bett und verweilte vor dem Spiegel im Bad. Ich hatte dunkle Augenringe und meine Haare standen wild vom Kopf ab. Bevor ich aus diesem Haus ging, musste ich erst mal unter die Dusche. Etwas war anders gewesen, als die letzten Male: Diese Person oder besser gesagt diese Augen. Ich ließ mich an der Duschwand hinuntergleiten und setzte mich, während ich versuchte mit dem heißen Wasser die Überreste des Albtraums zu verscheuchen. Im Hintergrund hörte ich A thousand years. Als dieses Lied von Enriques Subeme La Radio abgelöst wurde, stemmte ich mich auf und zog mich an. Ich entschied mich für eine lange luftige Schlabberhose mit blau-schwarzen Muster darauf, die meine Schrammen verdeckte und ein türkises Top. Dazu trug ich einen Hauch an rosa-roten Lippenstift auf. Für meine Augen musste eine große Menge an Concealer herhalten. Ich beschloss heute früher loszufahren, so konnte ich in der Schule noch lernen. Mein Zimmer schloss ich vorsichtshalber ab, nicht dass meine Mum den Vogel finden würde. Da ich trotzdem ein Frühstück brauchte, fuhr ich zuvor noch zu I-Hop. Dort bestellte ich mir Rührei, Würstchen und Pancakes. Für Mr. Duddle nahm ich Pommes mit, die konnte er dann zu Abend essen.

      An der Blackwood High angekommen setzte ich mich auf eine Bank auf dem Campus. Es war angenehm warm. Die Hitze würde erst gegen Mittag unerträglich werden. Ich saß im Schneidersitz und hatte mein Latein Buch vor mir aufgeschlagen, wahrscheinlich würden wir heute einen Kurztest schreiben. Nach kurzer Zeit setzten sich zwei Jungs neben mich. Zuerst hielten sie einen gebührenden Abstand, doch langsam fingen sie an immer näher an mich heranzurücken. Ihre Nähe fing an unangenehm zu werden. Einer legte plötzlich eine Hand um meine Schulter, der andere legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich sprang auf, um ihre Hände abzuschütteln »Habt ihr sie noch alle!«, fauchte ich sie ungehalten an. Was waren das denn für Schweine! »Hey, beruhig dich«, sagten sie lässig »Du bekommst dein Geld aber erst nach dem Spaß« »Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid!« »So bekommst du kein Cash«, erklärten sie mir. »Obwohl das auch heiß ist, wenn du aggressiv bist« »Ich bin doch keine Nutte!« Die beiden standen nun auch auf und gingen auf mich zu. »Sam, Tobi, habt ihr ein Problem?!«, rief eine Stimme die beiden streng. Schon schlängelte sich Lexi durch eine Gruppe von Schülern, die gerade in das Gebäude eintraten. Sofort hielten die Zwei inne. »Belästigt ihr etwa Jessica?«, wollte Lexi in eiskaltem Ton wissen. Sie war echt respekteinflößend. Die Jungs schüttelten vehement die Köpfe: »Nein, nein ……, das..ääh….war bloß ein Missverständnis.« »Das will ich hoffen! Das nächste Mal kommt ihr nicht so leicht davon«, sprach sie eine Drohung an die beiden Schüler aus, die gleich verschwanden. »Wow. Das war echt der Wahnsinn. Die haben ja richtig Angst vor dir. Übrigens vielen Dank«, bedankte ich mich. »Nichts zu danken. Komm, der Unterricht beginnt gleich, ich bring dich zu Kevin«, sagte sie gelassen. Wir fanden meinen Klassenkameraden vor dem Klassenzimmer. Er wartete vor der gelben Tür. »Hi, Mädels!« »Ich muss in meinen Unterricht«, rief die Schülersprecherin ihm zu und verschwand noch bevor ich bei ihm angelangt war. Vor der Tür blieben wir stehen und starrten uns erst an. Ich verlagerte mein Gewicht nervös von einem Bein auf das andere. »Sollen wir?«, durchbrach ich die Stille und deutete in Richtung Klassenraum. »Ja«, war seine einfache Antwort. Wow, wann war das denn passiert. Sonst war er doch nicht so verlegen. Als wir eintraten, hielt er mir die Tür auf. Ich saß normalerweise in der ersten Reihe und er in der Letzten, aber heute setzte er sich neben mich. Als Miss Mc Kell eintrat, geschah das, was ich vermutet hatte: wir schrieben ein Extemporal. Als uns der Gong erlöste, brachte mich der Gentleman noch zum nächsten Klassenzimmer. »Hättest du gedacht, dass sie heute ne Ex schreibt? Wie fandst du die Fragen? Ich fand sie viel zu schwer, das Thema hatten wir vor einer Woche schon abgeschlossen!«, beschwerte er sich. »Ja, ich habe damit gerechnet und so schlimm wird’s schon nicht sein«, tröstete ich ihn. Mir war es erstaunlich gut ergangen. Das Lernen vor Beginn des Unterrichts hatte wohl etwas gebracht.

      *

      In Geschichte musste ich wieder an meinen Vater denken und an das, was meine Mutter gesagt hatte oder besser gesagt, was sie nicht gesagt hatte. Wir behandelten gerade das Thema Mittelalter, für das ich mich nicht sonderlich interessierte. Deshalb stellte ich mein Buch wie einen Schutzwall vor mich auf und fing an mit meinem Tablett den Namen meines Vaters zu googeln, ohne andere Suchbegriffe. Keine Ahnung warum ich nicht schon früher darauf gekommen war, aber wie schon Titus Livius zu sagen pflegte : Besser spät als nie. Gleich nachdem ich auf die Suchtaste gedrückt hatte, sprangen mich die eisblauen Augen meines Vaters an. Auf dem Foto war mein Vater zu sehen, neben ihm stand Katy und ein fremder Mann, den ich als Forscherkollegen erkannte. In seiner linken Hand hielt Geronimo die Hand meiner Mum und in der rechten einen weißen Laptop. Und plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. Diesen Computer hatte ich letztens erst gesehen. Bloß wo? Vielleicht waren dort Informationen gespeichert. Sicherlich auch welche über diesen Cayden. Möglicherweise sogar Chatverläufe. Ich sprang auf und wollte mich schon auf den Weg machen, als: »Miss Flynn, möchten sie meine Frage beantworten?«, scharf von Mr. Brand gerufen wurde. »Wir hören …« »Ääähhhhhmmmm…….« »Das hatte ich mir schon gedacht. Setzen Sie sich sofort und bauen Sie diese Buchwand ab!«, befehligte er mich. Ich ließ mich zurück auf meinen Stuhl plumpsen. Das war was. Aber ich hatte noch Glück gehabt. Mr. Brand war beider US-Armee gewesen, so führte er sich auch auf. Sein Aussehen und Verhalten entsprachen vollkommen dem Klischee eines Generals in Filmen. Kurz geschorenes Haar, Muskeln, strenger Blick und donnernder Stimme. Man könnte meinen er würde süße Kätzchen zum Frühstück verspeisen Außerdem machte er immer den Eindruck, als hätte er einen Stock verschluckt. Jeder der sich nicht benahm, dazu gehörte auch lachen, würde bestraft. Meist mit extra Sportstunden, in denen man sich fühlte, als wäre man bei der Armee und würde seine ersten grauen Haare bekommen. »Wer kann mir sagen, wann das Mittelalter beendet war?«, fragte er. Ich meldete mich, um ein paar Pluspunkte zu bekommen. »Miss Flynn« »1500 nach Christus«, antwortete ich. »Richtig. Es freut mich, dass Sie sich wieder auf den Unterricht konzentrieren«, erklärte er »In den nächsten Stunden werden wir uns mit den Germanen beschäftigen. Lesen Sie daher bis zum nächsten Mal die Seiten 67-69 in ihrem Buch.« Damit schloss er die Stunde.

      In der Pause setzte ich mich zu Ava, Severin und den anderen vom Strand. Sie hatten mich wild gestikulierend zu sich gewunken, als ich in die Mensa gekommen war. Die Mensa befand sich im Westflügel des Gebäudes, daher konnte man von ihr aus in den kleinen begrünten Innenhof gelangen. Nur eine Glasfront trennte uns von der Wiese. Ich hatte eigentlich gar keinen Hunger, weswegen ich lustlos in meinem Essen herum stocherte. »Also, was sagst du dazu?«, wurde ich von Lena aus meinen Gedanken gerissen. »Was? Ich hab gerade nicht aufgepasst«, erklärte ich entschuldigend. »Sie hat dich gefragt, ob du auch zu ihrer Feier kommst«, klärte mich Taylor auf. »Wann ist die denn?« »Dieses Wochenende«, sagte Lena »Du darfst natürlich auch jemanden mit bringen.« »Das ist nett, also Zeit hab ich aber ich bringe niemanden mit.« »Jessy, Tom, habt ihr es schon gelesen? Bei uns fällt heute Mathe aus«, sagte Kevin, der sich gerade auf einem Stuhl neben mir niederließ. »Juppi jay jey«, lachte Tom. »Wer kommt heute nach der Schule mit zu Starbucks?«, wollte Ava wissen. » Ich kann nicht, weil ich mich doch um Mr. Duddle kümmern muss«, sagte ich schnell. Es war nicht ganz richtig aber gelogen war es auch