»Du bist bereit, dich auf Dämonen einzulassen?«, fragte Fergal skeptisch.
»Elben sind keine Dämonen!«, riefen Aribald und Erich wie aus einem Mund.
In der Stille, die diesem Ausruf folgte, sahen sich die beiden Männer einen Augenblick lang an, dann sagte Aribald: »In der alten Mundart, die heute in meiner Heimat kaum noch einer spricht, ist Elbe das Wort für Leben. Und noch heute beglückwünschen sich die Menschen bei der Geburt eines Kindes mit den Worten: Möde da seei Elben. Wenn ihr ihre Stimmen gehört hättet, ihre Augen gesehen hättet … Sie sind friedfertige Wesen. Sie sind alt und weise, schön und bestimmt auch gefährlich. Doch glaube ich nicht, dass sie sich je gegen ihre Verbündeten stellen würden.«
Erich nickte, aber nicht alle an dem Feuer schienen überzeugt zu sein. Auch Knut sah es und seine Miene wurde noch finsterer.
»Nicht alle sind so mutig wie du«, besänftigte ihn Gunar. »Du musst den Männern auch Angst zugestehen. Elben sind Wesen, die die meisten nur aus Geschichten kennen und einige dieser Schauergeschichten kennst sogar du. Wie soll man auf etwas bauen, was so unfassbar ist, dass man es kaum glauben kann. Ich meine, wir sollten uns mit den Elben treffen und dann entscheiden.«
»Ich denke, das ist ein guter Vorschlag«, sagte Aribald.
»Wer bist du überhaupt, dass du hier denken darfst?«, fragte Fergal herausfordernd.
»Aribald Langwasser. Ehemals Baron in den östlichen Quellenbergen.«
Es war zum ersten Mal, dass er seinen Namen und seine Herkunft in einem Atemzug aussprach.
»Ihr seid Aribald Baron von Langwasser, Herr?«, fragte Hubert.
Erst jetzt fiel Aribald auf, dass er in dem Tonfall sprach, der in den Dörfern um den Wohnsitz der Langwassers gebräuchlich war. Enttäuschung stand in den Augen des Mannes, als er Aribald musterte.
»Der war ich früher einmal.«
»Es hieß, Ihr seid krank … äh …«
»Tot kommt der Sache näher.«
»Aber … verzeiht, Herr. Ich bin froh, dass es Euch bessergeht.«
»Hubert ist dein Name?« Der Mann nickte. »Ich bin Aribald. Den Baron gibt es nicht mehr. Alles, was ich besaß, gehört nun Dosdravan Liminos.«
Hubert wurde bleich und starrte Aribald entsetzt an.
Jetzt erst dämmerte Aribald, was für ein hirnloser Idiot er gewesen war. Seine Untertanen hatten ihn über Jahre kaum zu Gesicht bekommen. Und obwohl ihm sein Land nicht mehr gehörte, wusste niemand, dass seit Jahren ein neuer Herr über die Langen Wasser herrschte. Was führte dieser Zauberer im Schilde? Warum …? Langsam erkannte Aribald, dass er immer noch eine Rolle spielte. Er war der Sündenbock. Sein Land war der geheime Unterschlupf des Zauberers. Was auch immer der tat, er tat es in Aribalds Namen. Und wer außer ihm kannte schon die weitläufigen Verliese unter den Mauern seiner alten Burg? Mehrere Dutzend Menschen konnte der Zauberer darin verschwinden lassen. Vielleicht auch die Frau, die die Elben suchten. Wer würde sie dort suchen, wenn das Land eigentlich einem versoffenen Baron gehörte?
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