Ah, so wie dir, wirft Eleanna, mit einem neidischen Blick auf mich ein.
Du wirst dich wundern, wie schnell dein Körper sich dehnt, wenn du regelmäßig, mehrmals die Woche Yoga praktizierst. Ich habe noch keinen Sport gemacht, bei dem ich so schnelle Erfolge spüren konnte wie hierbei, mache ich ihr Mut.
Wir gehen immer mit einer Einatmung in eine Stellung hinein und auch mit einer Einatmung wieder heraus.
Atme bewusst, die Atmung hilft dir.
Spüre die Dehnung in deinem unteren Rücken, leg die Hände flach auf den Boden, mach einen Schritt zurück und geh in die schiefe Ebene, Zehenspitzen bleiben aufgestellt, stütz dich auf deinen Unterarmen ab.
Rücken gerade, Kopf und Rücken bilden eine Linie.
Atme.
Zehen ablegen und drück dich über die Arme hoch in den aufschauenden Hund.
Den Kopf nicht überstrecken, achte auch hier darauf, dass dein Kopf in einer geraden Linie vom Rücken weiter verläuft. Deine Arme sind durchgestreckt, die Zehen liegen flach auf der Matte, dein Rücken ist gerade.
Versuche kein Hohlkreuz zu machen.
Super!
Komme wieder auf die Zehenspitzen, drück dein Becken weit nach oben und komm mit einem kräftigen Druck hoch, streck deine Beine durch und leg deine Fußsohlen flach auf den Boden. Strecke deine Hände durch.
Diese Haltung nennt man herabschauender Hund.
Eine wunderbare Übung für den unteren Rücken.
Anfangs klappt das mit dem Hochdrücken noch nicht so gut, weil dir die Kraft in den Armen fehlt, das ist aber kein Problem, dann geh einfach einen Schritt zurück, fass mit den Händen nach, bis du die Haltung eingenommen hast.
Ziel der Übung ist es, dass sich nach einiger Zeit deine Wadenmuskulatur soweit gedehnt hat, dass du problemlos mit den Fersen auf den Boden kommst.
Lass deinen Kopf zwischen den Händen herabhängen und schau zu deinen Beinen, dein Rücken ist gerade, deine Arme sind weit nach vorn gesteckt. Spreiz deine Finger, dadurch bekommst du einen besseren Halt.
Sieht doch schon ganz gut aus.
Überfordere dich nicht, geh nur soweit in die Übung, wie dein Körper es zurzeit zulässt.
Du sollst deinen Körper fordern, jedoch niemals überfordern.
Durch die Yogapraxis lernst du deinen Körper besser kennen, du lernst zu erspüren, was ihm gut tut und wirst erstaunt sein, wie schnell und stark er sich beanspruchen lässt, wenn man achtsam mit ihm umgeht.
Atme, entspanne in der Haltung.
Ich weiß, anfangs ist es völlig unmöglich, in dieser Haltung zu entspannen, dafür ist sie viel zu anstrengend.
Ich habe meinen Yogalehrer jedes Mal verflucht, wenn er diesen Spruch brachte.
Heute ist es für mich tatsächlich eine der entspanntesten Haltungen.
Sorry, aber ich muss diesen Spruch immer bringen, macht einfach Spaß.
Meinem Lehrer erging es damals wahrscheinlich auch nicht anders, füge ich lächelnd hinzu.
Atme tief ein und spüre die Dehnung in den Waden und den Unterschenkeln.
Nach vorne zu den Händen schreiten – Vorbeuge.
Tief durchatmen und die Übungen zweimal wiederholen.
Sieht doch schon super aus und wie ich sehe, kommst du schon bei jeder Vorbeuge ein winziges Stück weiter nach unten.
Die erste Yogasequenz beginnt mit dem erweiterten Sonnengruß, wir ergänzen ihn einfach um eine weitere Übung.
Dafür fügen wir nach dem herabschauenden Hund, den Helden eins ein.
Stell das rechte Bein weit nach Vorne und winkele das Knie ab. Der Fuß steht parallel zur Matte. Gleichzeitig strecken wir beide Hände weit nach oben und drehen auch unser Becken in die Fußrichtung.
Arme nach unten auf die Matte, Beine zurück, in die schiefe Ebene, zwei Atemzüge, in den aufschauenden Hund, wieder zwei Atemzüge halten und mit Druck, oder über einen Schritt nach hinten in den herabschauenden Hund.
Held eins mit dem linken Bein.
Die gesamte Sequenz dreimal wiederholen und weil das bei dir so gut funktioniert, versuchen wir die Wiederholungen etwas dynamischer.
Soll heiße, wir ändern die Stellung mit jeder Ein- und Ausatmung.
Das klappt doch super!
Eleanna lächelt, ist jedoch völlig außer Atem.
Keine Angst, jetzt folgt eine entspannende Sequenz.
Du kannst die folgenden Übungen je nach Tagesform, entweder langsam oder dynamisch ausführen.
Ein Tipp von mir, Stellungen, wenn du alleine übst, die für dich sehr anstrengend sind, oder die du noch nicht sicher beherrscht, einfach länger halten.
Wir stellen uns seitlich auf die Matte, Beine in eine große Grätsche und stellen das rechte Bein und den rechten Fuß parallel zur Matte auf, wie vorher beim Helden eins, nur jetzt mit gegrätschten Beinen.
Das hintere, linke Bein leicht schräg aufstellen, erhöht die Standfestigkeit. Die Arme parallel zu den Beinen in Schulterhöhe ausstrecken. Beide Beine sind durchgestreckt.
Vorbeugen und dabei die rechte Hand mit einer tiefen Einatmung zum rechten Fuß bringen.
Lass deine Hand dort liegen, wo sie ankommt, egal ob sie dabei dein Schienbein, deinen Knöchel oder den Fuß berührt. Achte auf einen ruhigen Stand und führe die Übung korrekt durch, strecke deinen linken Arm weit nach oben und wenn du kannst, sie deiner linken Hand nach.
Ziel der Übung ist es, nach viel Praxis, deine rechte Hand neben dem rechten Fuß abzulegen, bis dahin achte jedoch eher auf einen ruhigen Stand.
Atme, strecke deine linke Hand so weit wie möglich nach oben und spüre der Dehnung in deiner gesamten linken Körperhälfte nach.
Diese Übung nennt man das gestreckte Dreieck.
Hochkommen – linke Seite.
Gnade, unterbricht Eleanna mich, völlig außer Atem.
Bei dir sieht das alles so einfach aus, ich bin völlig kaputt und brauche dringend eine Pause.
Yoga ist viel anstrengender als ich dachte, fügt sie sichtlich überrascht hinzu.
Kein Problem Eleanna, wir können gerne morgen weitermachen, doch ich würde noch gern ein bisschen trainieren, wenn es dich nicht stört.
Kein Problem, lass dir Zeit, ich spring schnell unter die Dusche und wir treffen uns nachher noch auf einen Kaffee auf der Terrasse.
***
Wer ist das dort draußen in unserem Garten?
Oh Nicos, du bist schon auf?
Ja, ich muss in dringenden Geschäften nach Thessaloniki fahren und nun, wer ist das?
Das ist meine Yogalehrerin erwidert Eleanna und lächelt verschmitzt.
Deine was?
Seit wann hast du eine Yogalehrerin?
Sie ist Gast in deinem Hotel und ich habe sie gestern auf dem hinteren Teil unseres Grundstückes gesehen.
Sie dachte unser Haus wäre ein Ferienhaus und zurzeit nicht bewohnt, deshalb machte sie gestern Morgen ihre Übungen hier. Als ich sie heute wieder gesehen habe, bat ich sie, mir ein bisschen was bei zu bringen, sie scheint sehr nett zu sein,