Elduria - Dragon der Beschützer. Norbert Wibben. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Wibben
Издательство: Bookwire
Серия: Elduria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753185767
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wollte wissen, wie es dir geht. Ich machte mir Sorgen, dass unsere ehemaligen Verfolger womöglich erneut im Elfenwald nach uns suchen und dich dabei entdecken könnten.«

      »Das ist sehr fürsorglich, ich danke dir! Bisher ist das nicht geschehen. Zu ihrem Glück möchte ich behaupten. Denn ich würde sie nicht so glimpflich davonkommen lassen, wie es dir vermutlich einfallen würde. – Falls es sonst nichts mehr zu besprechen gibt …? Gut. Ich drücke euch die Daumen. Halt. Noch etwas, Runa. Du darfst über dich und Dragon keine Sgiath-Schutzglocke aufrufen, wenn ihr als Kolkraben agiert. Die Attacken von Krähen, die sicher nicht ausbleiben werden, würden zu dessen Aufleuchten führen und somit eure wahre Identität verraten. Ihr dürft nur den Protego-Spruch gegen tödliche Flüche nutzen. – Hm. – Aber auch das kann gefährlich werden. Sollte der Hexenmeister euch diese Zauber auf den Hals schicken und ihr fallt nicht tot vom Himmel, wird er sofort mit Feuer fortfahren. Sobald ihr derartige Angriffe feststellt, hat er vorher vergeblich Todesflüche probiert. In dem Fall hilft nur noch, auch Sgiath zu aktivieren und schleunigst zu verschwinden. Ich hoffe, dazu wird es nicht kommen. Viel Glück euch beiden!«

      »Danke für die Tipps.« Dragon ist unsicher, ob er sich tatsächlich in der Gestalt dieses Rabenvogels in das gefährliche Gebiet wagen soll.

      »Pass du auch auf dich auf!«, entgegnet Runa. »Wir werden deinen Ratschlägen folgen. Ich fände es gut, wenn wir nicht erst in der Nähe der Burganlage des Hexenmeisters Kolkraben studieren könnten. Da wären wir doch bereits auf dem Gebiet der Triqueta. Vielleicht haben wir ja Glück und hier auf dem Berg gibt es einige dieser Vögel.«

      »Das hätte für euch den Vorteil, lange vor Erreichen der Burg das typische Kolkrabengehabe üben zu können. Das sind die größten Vertreter der Rabenvögel und entsprechend selbstbewusst nehmen sie es gerne mit einer größeren Anzahl Krähen auf«, sendet Danrya noch, dann ist die Verbindung unterbrochen.

      »Das gefällt mir«, antwortet Dragon. Runa hört das und kann sich mit Mühe ein Grinsen verkneifen.

      »Das ist ja so typisch«, denkt sie. Durch die Nachfrage, was sie meint, wird ihr bewusst, dass der Junge noch immer ihre Gedanken hören kann. »Ach nichts! Inhibeo!«

      Runa fröstelt und zieht zusätzlich ihr Ersatzoberteil an, da es während der Nacht kühl geworden ist. Sie legt sich erneut auf ihr Lager im weichen Moos und deckt ihre Jacke über sich.

      Ein Feuer hätten sie am gestrigen Abend mit Leichtigkeit entzünden können. Den Spruch »Incendere« hatte das Mädchen bereits mehrfach probiert. Dragon hätte sich außerdem kurzzeitig in seine wahre Gestalt als Drache verwandeln und mittels Feuerstoß jedes noch so frische oder feuchte Holz in Brand setzen können. Doch darauf hatten sie bewusst verzichtet. Ein Grund war der, dass sie nicht damit gerechnet hatten, wie kalt eine Sommernacht auf dem Gipfel eines Berges werden kann. Der andere entsprang ihrer Vorsicht. Ein Feuer auf einer Erhebung, egal wie groß sie ist, wäre in der flacheren Umgebung ein weithin leuchtendes Signal geworden und hätte vermutlich unzählige Feinde angelockt. Wachen auf der Burg des Hexenmeisters wäre der Lichtschein sicher nicht entgangen.

      Runa vermag nicht erneut einzuschlafen. Sie blickt zu Dragon hinüber, der sich im Schneidersitz hingehockt hat und jetzt aufmerksam Wache hält. Er scheint nicht zu frieren, obwohl er keine Jacke trägt. Sie rätselt, ob das an seinem inneren Drachenfeuer liegen mag? Sie vermutet, damit die Erklärung gefunden zu haben und wendet ihre Gedanken in eine andere Richtung.

      Runa grinst kurz, als sie an den Satz der alten Elfe denkt, in dem diese ihre zunehmende Schusseligkeit beklagt hat. Sie stimmt ihr darin nicht zu. Sie hatte zwar von ihrer Absicht geredet, Atropaia suchen und befreien zu wollen. Aber erwähnte sie dabei auch die Vermutung, dass ihre Amme mit größter Wahrscheinlichkeit in Grimgard zu finden sei? Runa ist sich nicht sicher und schüttelt den Kopf. Das ist letztlich unerheblich. Viel wichtiger erscheinen die Informationen, die sie von Willard und Danrya bekommen hat.

      Im östlichen Teil von Merion existiert eine Anordnung aus drei Burgen, die die Spitzen eines gleichseitigen Dreiecks bilden. Sie wird »Triqueta« genannt und dient als Schutz für die Festung Grimgard. Obwohl Drakonias Schreckensburg oberhalb einer Meeresbucht auf steilen Felsen erbaut wurde, liegt die Anlage trotzdem im Zentrum dieser Konstellation und wird somit in alle Richtungen optimal geschützt. Die drei äußeren Festungsanlagen werden zudem jeweils von Zaubermeistern beherrscht, die magische Angriffe verhindern können. In der am weitesten nach Westen ausgerichteten Burg lebt ein dunkler Zauberer, der fast noch gefährlicher als sein Oberhaupt Creulon ist. Er nennt sich »Der Hexenmeister«, während die anderen ihre menschlichen Namen nutzen. Dieser Magier hat, ob durch Zufall oder mit Absicht, den ersten Vorstoß Runas und Dragons Richtung Grimgard abgewehrt. Damit hat er den Beweis angetreten, dass ein magisches Eindringen auf das Gebiet der Triqueta nicht so einfach ist.

      »Das Überfliegen der Burg ist also keine gute Idee. Aber auch wenn wir die Anlage weiträumig umgehen, sind damit nicht allen Bedrohungen aus dem Weg gegangen. Sie werden eher größer, da wir uns auf das Gebiet begeben müssen, das zwischen den Festungen der drei Zaubermeister liegt. Ganz davon zu schweigen, dass die Gefahr für uns zusätzlich steigt, je mehr wir uns Grimgard nähern. Wenn ich Danryas Warnungen ernst nehme, und das steht außer Zweifel, ist zunächst »Der Hexenmeister« die größte Hürde. Hm. Ich hoffe, dass uns die Verwandlung in Kolkraben den entscheidenden Vorteil gegenüber den drei Magiern verschafft! Die alte Elfe scheint davon jedenfalls überzeugt zu sein! Ob der dunkle Zauberer meine Zauberkräfte mit irgendeinem Fluch attackiert haben könnte?«

      Dragon hatte ihre Schwäche mit Nahrungsmangel begründet, aber als weitere Möglichkeit einen Zauberangriff nicht ausgeschlossen. Dem Mädchen will jedoch kein Zauber einfallen, der das bewirken würde. Doch das muss nicht heißen, dass es den nicht gibt.

      Runa nimmt sich vor, noch vorsichtiger als bisher zu sein. Hoffentlich bleibt ihre Verwandlung in Kolkraben bestehen, auch wenn sie das Gebiet der Triqueta erreichen. Es wäre nicht nur fatal, sondern sogar lebensgefährlich, falls sie plötzlich ihre wahre Gestalt annehmen würden. Ob Danrya das vermutet hat, weil sie vor dem Überfliegen der Burg warnte? Dragon könnte sich als Drache in der Luft halten, doch sie würde unweigerlich abstürzen und könnte von Glück sagen, wenn ihr Beschützer sie retten würde. Der müsste in dem Fall sicher gleichzeitig Feuerkugeln ausweichen, ähnlich wie vor Tagen über dem Elfenwald.

      Ihr Blick wandert zu Dragon hinüber. Dessen Silhouette wirkt wie ein Scherenschnitt vor dem Horizont, der sich leicht Rosa färbt und vom nahenden Morgen kündet.

      Ein leises Keckern lässt den Kopf des Jungen in diesem Augenblick hochfahren. Sollte er erneut eingeschlafen sein? Seine Reaktion spricht nicht dafür. Er versucht herauszubekommen, von wo die Töne kommen und horcht in verschiedene Richtungen.

      »Ich glaube, wir bekommen Besuch«, sendet er gedanklich an Runa. »Es hört sich so an, als ob jemand lachen würde.«

      »Wer wird denn einen Berg hinaufwandern und dabei Scherze machen. Sollten hier gleich Wegelagerer oder Strauchdiebe auftauchen, die sich derart über eine vermeintlich leichte Beute freuen?«

      Ein dunkles Kollern erklingt. Es ähnelt fast dem Bellen oder auch Knurren eines großen Hundes.

      »Es könnte ein Wolf sein!«, sendet Dragon. »Ich halte bereits mein Schwert in Händen, mach du deinen Bogen schussbereit. Falls es wirklich einer der grauen Räuber sein sollte, sind vermutlich noch weitere in der Nähe. Sie könnten uns sogar schon eingekreist haben.«

      Ein lautes Krächzen lenkt die Blicke der sich gedanklich verständigenden Freunde nach oben in das Geäst einer vom Wind gebeugten Eiche. In der zunehmenden Helligkeit erblicken sie dort zwei dunkle Schatten. Sie hüpfen auf einem dicken Ast herum, schlagen mit den Flügeln und legen die Köpfe schräg. Sie klappern mit den Augendeckeln. Als das Kollern erneut erklingt, kommt es dieses Mal eindeutig von den zwei Schemen.

      »Das sind wahrlich keine Wölfe«, lacht Runa jetzt laut. »Du kannst dein Schwert beruhigt zurück in die Scheide stecken.«

      »Das sehe ich auch«, mault der Junge. »Aber was