Ja, so ist das Leben, eben.. Erik Kejser. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Erik Kejser
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783754182413
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in den Krieg, mit sechsundzwanzig aus der Gefangenschaft nach Hause. Wenn ich seine Jugend, mit meiner vergleiche, sieht manches anders aus. Trotzdem. Gut, die Rechnung ist beglichen.

      Mein Freund Gerhard B., ein Scheidungskind erzählt mir einmal, dass er keine Wert darauf lege, seinen Vater je zu sehen:“ Er hat sich nicht um mich gekümmert, jetzt kümmere ich mich nicht um ihn!“ Irgendwie fand ich das falsch, doch wenn sich meine Eltern scheiden hätten lassen, wäre ich froh gewesen.

      Mein Vater ist schon vor einigen Jahre gestorben, hier verewigt, Amen.

      Mit dem Zug fahren hatte ich, wie bereits erwähnt, so meine Schwierigkeiten. In den Weihnachtsferien beschloss ich meine Cousins bzw. Cousinen, im Marchfeld zu besuchen. Für diese kleine Weltreise wählte ich den Zug. Am Bahnhof kaufte ich mir das Ticket und machte es mir im Abteil bequem. Während der Fahrt betrachtete ich gelangweilt die flache Landschaft, bis in der Station Marchegg, oder so ähnlich, mich der Schaffner fragte, ob ich meinen Reisepass eh‘ nicht vergessen hatte. Ich war an der damaligen Tschechoslowakischen Grenze! „Ich glaub‘ ich bin ein bisschen zu weit gefahren.“ Der Schaffner kratzte sich am Kopf: „Nau jo, in zehn Minuten geht ana retour.“ Ich sondierte meine Barreserven, doch er meinte: „Los geh, i sog scho Bescheid.“

      So erreichte ich, mit einem kleinen Umweg Untersiebenbrunn, tiefste Provinz, dreißig Kilometer von Wien. Meine Cousins empfingen mich enthusiastisch und meinten: „Ziag au de Schlitscha, mir gegan Eisogei spü’n.“

      Ein Dolmetsch erklärte mir, Schlittschuhe und Eishockey. Wir spielten einige Stunden auf dem zugefrorenen „Stempfelbach“, damals ein Rinnsal von maximal zwei Meter Durchmesser. (Heute durch den Marchfeldkanal angeblich ein richtiger Fluss). Nach dem Spiel wankte ich todmüde ins Haus, wo mein Cousin mir erklärte: „ De Weana, nix hoit’ns aus, schau ma obst no a Kroft host.“ Er reichte mir eine alte Zeitung. „Zsaumdruck’n, so fest und so lang eust kauns’t!“ Das konnte ich als stolzer Großstädter natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Ich drückte die Zeitung eine Viertelstunde, so fest ich konnte. Mein lieber Verwandter nahm mir die Zeitung aus der Hand: „Supa, sche wach. Jetzt kaun‘ i endle scheissen geh.“

      Langsam wurde es ernst im Leben und ich musste mich entscheiden in welche Richtung ich meine Karriere starten wollte. (Mein Bruder wurde seinerzeit bei der Berufsberatung mit folgenden Satz empfangen: „Was interessiert sie eigentlich außer umherspringen noch?“) Ich hatte feste Vorstellungen, machte die Aufnahmeprüfungen für die Handelsakademie am Hamerlingplatz und die Technische in der Schellinggasse. Jetzt konnte ich alles werden.

      Da ich ein rationeller Mensch bin, entschied ich mich für die Handelschule am Hamerlingplatz. Jetzt lernte ich endlich meine, auch heute noch, besten Freunde kennen, die mir ebenbürtig waren. Wir hatten die gleiche Lebenseinstellung, eine Jean, ein lässiger Pullover, genügten uns. Wer Markenklamotten trug, war für uns ein Arschloch.

      Apropos rationell, ich saß grundsätzlich immer neben einem Mitschüler,

      der in dem Fach in dem ich schwach war, besonders gut war. Leider fielen diese Intelligenzbestien alle durch.

      Scheiß auf die Schule, interessanter ist wie meine Säuferkarriere begann. Einer meiner drei Freunde, bereits aus Waldegg bekannt, (Charly, „Pepsch“ und Leo), hatte die wüste Idee, sich vor den Nachmittagsmaschinenschreibstunden eine Flasche Whisky zu kaufen.

      (Nicht zu glauben, ich habe sicher im Laufe meines Lebens zweitausend Flaschen gesoffen, trotzdem musste ich jetzt aufstehen und nachsehen wie man das Zeug schreibt.) Billa, ungefähr zwei Euro fünfzig. Ja,Ja die Inflation. Wir soffen im gegenüberliegenden Park unter stetig steigender Stimmung die halbe Flasche aus, den Rest verschenkten wir. Ich beherrschte das Kunststück, den Adamsapfel zu bewegen, ohne zu Schlucken. ( Vielleicht die anderen auch?) Heute muss ich es verlernt haben. Ganz schön bedieselt, hatten wir es in den anschließenden zwei Stunden recht lustig. Unsere Professorin saß auf ihrem Podium mit streng übereinander geschlagenen

      Beinen, natürlich fiel ununterbrochen ein Kuli etc. zu Boden und wir schauten ihr von unten auf die Fut. Als sie noch meinte, „Sitzen sie gerade!“ und mir ihre recht ansehnlichen Titten in den Rücken drückte; war es mit meiner Beherrschung vorbei. Fr. Brotfresser: „Was ist den heute mit ihnen los?“ Als strenge Pädagogin wusste sie genau was los war.

      Nach dieser gelungenen Premiere beschlossen wir, die Fusel Phase zu verlängern. Samstagabends war Treffpunkt am Südtirolerplatz, für jede Minute zu spät, eine in die Eier. Oder einen anderen hinterhältigen Trick, Z.b. verstecken. Wir ließen den zu spät gekommenen so lange stehen, bis er mit hängendem Kopf sich nach Hause begeben wollte: "Haben ja nur Spaß gemacht, HaHa.“ Unsere ersten Lektionen in Menschenführung. Fusel Pepsch wurde beauftragt eine Flasche Sprit zu besorgen.

      In der Bim testeten wir zum Unwillen der anderen Fahrgäste das Gesöff. Auf der Kärtnerstraße, bei leichten Regen, ging’s dann auch schon los. „Schöne Frau, ich will Schirm. (schieben)“ Keine nennenswerten Reaktionen. Blöde Weiber.

      Wir beschlossen zur Stärkung in den Trampergeheimtipp, „Stephanskeller“ einzukehren. Cevapcici mit Pommes, garniert, eineinhalb Euro. (Den Keller gibt es auch nicht mehr, auch kein Wunder.) Dazu angereichertes Cola. Wir beschlossen auf die Mariahilferstraße ins auch nicht mehr vorhandene GO zu fahren. Damals gemeinsam mit der Camera einen Rockspelunke. Durch die Drohung unseres Deutschproffesors, wenn er einen von uns, je in diesem Lokal erblicken würde, fliegt er von der Schule, wussten wir, dass er in eben diesem, nachts Vorlesungen hielt.

      Zum eingewöhnen auf’s siebente Bezirksklima, setzten wir uns Mitten auf die Mariahilfestraße und warteten was passiert. Als uns sogar eine Funkstreife ignorierte, (vermutlich nicht bemerkte), okay, go in’s Go. Nach öffnen der Eingangstüre, wussten wir, das Geld für Hasch können wir sparen. Man konnte ja gratis mitrauchen. War nie mein’s, mir wird kotzübel davon. Eine Live Partie spielte laut, der Sologitarrist mit zwei Fingern. Als unser Professor, er stellte sich auf eine Stufe mit Handke und Turins, seine Vorlesung begann, meinte man im Publikum nach dem ersten Absatz: „Schleich dich, wir wollen Musik hören.“

      Meine Augen tränten die Augen dermaßen, dass ich alle zehn Minuten an die frische Luft musste. Deshalb überredete ich meine Freunde, dem ersten Bezirk noch einmal einen Besuch abzustatten. Wir schlenderten die Mariahilferstraße entlang, und soffen dabei gemütlich die Flasche Whisky aus. Der letzte, vermutlich ich, warf sie in die Luft. Komischerweise kam sie auch wieder runter. Wir statteten dem ehrwürdige Stephansdom noch einen Besuch ab, aber als ich sah, dass Charly seinen Durst aus dem Weihwasserbecken stillte, wusste

      ich es sofort: Wir haben kein Geld mehr. Film aus, bzw. Filmriss.

      Auf unseren Bildungsweg lernten wir im Autobus, (13ener, damals noch ein Stockautobus wie in London), zwei perfekt aussehende Mädchen kennen. Ich, Daniela eine Halbfranzösin, Charly – Christine. Dantschi und Christl also. Da wir eine Schulstufe über ihnen waren und sie genauso wie wir ihre Aufgaben grundsätzlich im Bus schrieben, drängten wir sie, sich behilflich sein zu lassen. Leider waren wir keine große Hilfe, die Mädchen lernten anscheinend einen ganz anderen Stoff als wir. Oder so ähnlich. Mit einem Wort: Es ging nichts weiter.

      Ohne jede Vorwarnung meinte jedoch Christine, dass sie sich am Samstag mit einigen Leuten in der Zeltgasse, im Haus der Jugend treffen würden. „Kommt‚s doch auch hin.“ Schau, schau.

      Am Samstag treffen wir sie, mit einigen Typen quatschend, vor dem Eingang. Einer davon, ein Volltrottel der schon zweimal die Klasse wiederholen durfte, Basketballer, groß, älter und dazu noch ein Freund unseres Basketballstars Charly.

      Da sich die beiden Mädels sich nur um uns kümmerten erregte seinen Unmut: „Schleicht‚s eich daun eh sche langsam?“

      Ich bin der friedfertigste Mensch, habe noch nie jemanden belästigt, angestänkert oder provoziert.

      Ich überlegte kurz und beschloss ihm eine aus Maul zu hauen. Ohne ein Wort zu sagen trat ich einen Schritt vor, doch Charly, der noch friedfertiger als ich war, hatte mich jedoch schon am Mantel arretiert. Unsere Kumpanen, Leo und Pepsch, ebenfalls mit von der Partie meinten ebenfalls: „Keine Frauen da, lauter Habara, wir gehen ins GO.“ (Hardrock-Disco).