Als ich sie später einmal anrief, meinte sie ich soll sie besuchen, ihr Freund ist geschäftlich im Ausland. Bei dieser einmaligen Gelegenheit erzählte sie mir, sechs Zecken hätten sie damals gebissen. Mich keine Einzige. Also doch ein Erfolgserlebnis.
In der „Echtzeit“ ist es schon wieder Winter geworden. Die Zeit vergeht schnell, wenn man sie mit Baden, Rockkonzerten, Saufen, Ficken, philosophischen Betrachtungen und Rückblicken verbringt.
Zurück in die Vergangenheit.
Es ist ein strenger Winter. Eigentlich könnte ich im Keller Holz hacken. Holz hacken ist einfach. Ein Stück Rundholz auf den Holzpflock, ordentlich ausholen, Holz spalten. Ich schlage etwas zu kurz, spalte Rundholz und Pflock, die Hacke saust auf mein Knie, Gott sei Dank mit der Flachseite. Ich falle auf den Holzpflock und bin einige Sekunden bewusstlos. „Mit großer Sorge“, betrachte ich mein Knie. Seltsamerweise noch ganz, nicht einmal zertrümmert. Glück gehabt, relativ. Ich hinke aus dem Keller, dass Knie wechselt in den nächsten Tagen die Farben. Ich kann Hacken nicht leiden.
Eine technische Innovation ohne Gleichen, entschädigte mich für meine Schmerzen. Als ich hinkend die Kölblgasse entlang schlurfe, erblicke ich einen Fernseher im Erdgeschoss. In Farbe! Obwohl angekündigt, haut es mich von den Socken, - ein Kino zu Hause. Ich erkläre meinen Vater, er soll den alten,
schwarz-weiß Scheiß in den Mistkübel werfen, alle seine Siemensarbeitskollegen haben sicher schon einen „Farbigen“. Das überzeugte, bald hatten wir auch so ein Wunderding. Natürlich von Siemens.
Siebzehn. Waldegg ist auch im Sommer schön. Ein herrliches Waldbad und herrliche nach Heusonnenöl duftende Mädchen. Eigentlich wollte ich baden gehen, als sich meine bis heute drei besten Freunde ankündigten. Ich holte sie vom Bahnhof ab und zeigte ihnen sofort den hiesigen „Supermarkt“. Waren aller Art, von der Milch bis zum „Taschenfeitl“. Lebensmittel Kuderer, mit dessen bladen Sohn ich im Winter immer Schifahren, bzw. Skispringen ging. Wir sprangen im zarten alter von zwölf Jahren gemessene zehn Meter weit!
Der Lebensmittel „Kuderer“ hatte wirklich alles. Wir nahmen zwei Flaschen Rum. Nach einigen Bieren im rustikalem Gasthaus Moser war es dunkel geworden und wir beschlossen mit unseren zwei Bottles zum Waldbad zu wandern und die Nacht auf den Liegen zu verbringen. So wanderten wir zuerst querfeldein und reduzierten den Rum. Ich hatte für jeden eine alte, braune Wolldecke mitgenommen und als es kühler wurde, wir näherten uns bereits der Straße, zogen wir sie uns über den leicht alkoholisierten Schädel. Vier taumelnde Franziskanermönche zogen des Weges. Aus Spaß wurde „Ernst“. ( Unser späterer Schlagzeuger Ernstl ist also aus Spaß an der Sache gezeugt worden) Neben uns bremste sich mit quietschenden Reifen die Gendarmerie ein: „ Wos is, wohin, Ausweise!“ „Wir wohnen im Siemensheim.“ Da, das Erholungsheim die einzige „Tourismuseinahmequelle“ der Ortschaft war hieß es sofort: „Ah so. Pfieat eich.“ Seltsam. Da wir zu besoffen waren, um über die Mauer des Bades zu klettern, beschlossen wir im gegenüberliegen Wald gegen einen Baum gelehnt, uns zur Ruhe zu begeben. Nächsten Tag schleppten wir uns zuerst zur Zugstation, ich anschließend die vier Decken in die Unterkunft.
Doch es war ein viel zu schöner Tag um zu schlafen. Also Badehose, Leiberl, Jean und retour ins Bad. Die Mädels waren auch schon wieder versammelt, leider, da Sonntag, mit Ihren zirka zwanzigjährigen Holzfällertypen. Ich damals sechzehn, athletisch, Boy-Group Gesicht, kein Holzfäller. Kräftemäßig nicht schlecht, aber eben kein Holzfäller. Ich entrollte mein Badetuch im Respektabstand von ungefähr zehn Meter. Natürlich bekam ich mit, dass die Mädels von den seichten, bzw. handgreiflichen Schmähs nicht sehr beeindruckt waren. Links neben mir war volle Action, so dass ich Anfangs gar nicht registrierte, dass meine Nachbarin unaufhaltsam auf mich zuwanderte.
Als sie nur noch einen Meter von mir entfernt war, blickte ich kurz auf die Arbeitsbodyboulder und sagte: „Geh’n wir?“ Sie nickte unmerklich und drei Minuten später waren wir verschwunden. Da sie recht hübsch und angenehm war, kam es zu leichten Übergriffen. Mehr nicht, ich verbau mir doch nicht die Zukunft.
Die Beziehung zu meinem Vater ist etwas ambivalent, als kleiner Mann stemmte ich ihm ein Loch in die Balkonwand, da er im Badezimmer mit dieser Arbeit (wir bekamen eine neue Badewanne), beschäftigt war. Ich wollte ihm helfen. Seltsamerweise fiel kein strenges Wort. Vermutlich war er mit Ausbesserungsarbeiten im Stiegenhaus zu sehr beschäftigt. Er hatte etwas zu kräftig gearbeitet und die Wand zum Stiegenhaus durchbrochen. Die hastige Gipsarbeit und das mit Wasserfarbe nachgezeichnete Muster amüsierte, mich noch Jahrzehnte.
Mein Bruder und ich waren bei Korrekturarbeiten sorgfältiger. Nach einer Polsterschlacht klebten wir den zu Bruch gegangen Luster so kunstvoll, dass der Schaden Jahrzehnte unentdeckt blieb.
Auch mit meiner Luftdruckpistole perforierte ich unabsichtlich eine Wand, es blieb ein Mysterium.
Eigentlich konnte man mir nie etwas nachweisen, meine nicht zu knappen „Watschen“ konsumierte ich immer ungerecht.
Mein Bruder war und ist ein Nachtmensch. Als er nach einem Cafehausbesuch nicht zeitgerecht zu Hause war, zog er sich den Zorn meines Vaters zu. Als ich meinte, “kommt er halt ein bisschen später“, kassierte ich die Prügel.
Fünf Minuten später erschien mein Bruder, unbehelligt.
Mit vierzehn klebte ich ein Poster von Beatle George Harisson über mein Bett, ja, ja, ich hätte auch gerne ein eigenes Zimmer gehabt. Der langhaarige Gammler missfiel meinem Vater:“ Obe damit!“
Aus Trotz klebte ich Frank Zappa auf. Mein Vater: „Den kannst lass´n, der schaut a biß´l in Opa ähnlich.“
Ich habe lange überlegt ob ich diese Geschichte schreiben soll. Sie bezieht sich auf das Verhältnis zu meinem Vater.
Mit elf Jahren, damals hatte ich mir geschworen mir alle Fehler meines Vaters zu merken und meinen Sohn völlig anders zu erziehen.
Er hat immer brav das Geld Nachhause gebracht. Originalaussage.
So kann man es auch sehen, ich sah es mit Kinderaugen. Diese Geschichte hätte wirklich etwas früher angesiedelt gehört, doch der Gedächtnisverlust meines Schlepptops etc.
Im zarten Alter von acht Jahren hatte ein Kampfgefährte von mir die
„ultracoole“ Idee ein Stück Erde nach mir zu werfen. Natürlich folgte sofort „Abwehrfeuer“. Einige Kameraden mischten sich ein und es folgte eine wahrlich erdige Schlacht, die erst in Friedensverhandlungen überging, als unser Hausmeister brüllte: „ Schleicht’s eich, Rotzbuam!“ Mit den aufmunternden Worten, „Wenn’s regnet is eh‘ wieder alles rein.“, verabschiedeten wir uns.
Als ich nach Hause kam wusch ich mir mit kaltem Wasser die Hände, leider verblieb ein Teil der Erde im Handtuch, aber ich fand, dass ich wieder recht passabel aussah. Mein Vater war da anderer Meinung. Er hatte gesoffen und war schlecht aufgelegt, da er niemand seinen harten Arbeitstag als Betriebsrat bei Siemens mitteilen konnte. Meine Mutter war damals Schichtarbeiten in einer ätzenden Plastikfabrik, bis zehn Uhr nachts. „ Zeig mir deine Hände: Dreckig!“ Dabei schlug er mit seinen Händen mit voller Kraft auf meine „Patschhandi“. „ Waschen, heiß!“ Diese Prozedur wiederholte sich, ich weiß nicht wie lange. Jeder kann sich vorstellen, wie es ist, wenn man auf frischgewaschene, heiße Hände geschlagen wird.
Ich weiß es sehr gut, auch heute noch und es ist nur ein sehr kleiner Auszug der damaligen Erlebnisse.
Damals war ich mir sicher, diese Rechnung wird er begleichen müssen. Aber das ist gar nicht so einfach.
Als ich ihn in seinen letzten Lebensjahren bei einem gemütlichen Achterl Wein darauf ansprach, begann