Einfach nicht hinfallen. Shino Tenshi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Shino Tenshi
Издательство: Bookwire
Серия: Verhasst
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750225756
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Schlange saß und sie mit großen Augen anstarrte, während es innerlich tausend Tode starb.

      „Kann ich nicht.“ Meine Stimme war nur ein Flüstern und die Hilflosigkeit krallte sich fester in mein Herz, was mich erneut leicht zittern ließ. Verzweifelt klammerte ich mich an meinen Tisch fest und wünschte mir, dass dieser Alptraum aufhören würde. Erst die Sache bei Chris und nun das. Ich dachte, dass es mit dem Tod von Robert endlich aufhören würde. War das Leben ein nie enden wollender Kampf?

      „Doch das kannst du. Du willst nur nicht. Darkking leidet und du bist schuld daran. Er geistert nur noch durchs Forum und verunsichert meine User. Das ist nicht gut. Du musst mit ihm reden und was auch immer zwischen euch steht ins Reine bringen, kapiert?“

      „Aber woher? Warum sollte ich schuld sein? Ich habe doch gar nichts gemacht. Er will nicht mit mir reden!“ Plötzlich waren dort wieder dieser Mut und diese unbändige Wut in mir. Warum unterstellten mir alle etwas, das ich nie getan hatte? Ich versuchte schon seit Tagen Marc zu erreichen, aber er wollte nicht mit mir reden! Was erlaubte sich Mastermind überhaupt?!

      Mastermind lachte erneut auf und schien von meinem Wutausbruch nur amüsiert zu sein. Es dauerte ein paar Atemzüge, bevor er sich wieder fing und auf meine Worte antworten konnte: „Wie putzig. Das Kätzchen hat ja Krallen. Mit so viel Pfeffer hatte ich auf Grund deines Avatars und deiner Beiträge eigentlich nicht gerechnet. Aber es zeigt mir auch, dass ich wohl Recht hatte. Darkking wurde mal wieder ausgenutzt von einem süßen Kätzchen.“

      Seine Worte verwirrten mich. Nicht nur, dass er mir einfach einen Spitznamen gab, sondern auch dass er mir weiterhin die Schuld an Marcs Zustand gab. Schließlich wollte ich ihn treffen und mit ihm reden. Ich wollte wieder ins Reine bringen, was an dem Abend, als Robert gestorben war, kaputt gegangen war. Aber er ließ mich nicht.

      „Der Kerl ist wirklich zu weich, derweil sind Kätzchen nicht dafür da, dass man sie sich ins Haus holt und dann versucht, sie dazubehalten, sondern einfach für eine schnelle Nummer. Wann er das wohl endlich mal kapiert? Kätzchen gehören in die Freiheit und sind nur fürs Bett gut. Dort ist der einzige Ort, an dem sie sich an dich kuscheln werden. Aber draußen sind sie Einzelgänger und wollen nichts von ihrem Besitzer wissen. Undankbares Pack!“

      „Nein… ich… ich habe ihm ja geschrieben und auf die Mailbox gesprochen, aber er meldet sich nicht bei mir.“ Ich wusste, dass es ein Fehler war Mastermind mein Herz zu zeigen, aber es tat weh, wie er über die Beziehung von Marc und mir sprach. Schließlich wollte ich zu ihm stehen. Jeden Tag und jede Nacht. Seine Hand halten und in die Welt hinausschreien, dass er mir gehörte. Marc war derjenige, der es mir verbat und jetzt litt er wegen mir. Das war doch Schwachsinn.

      Erneut lachte Mastermind auf und ich hörte, wie er sich anders hinsetzte, bevor er dann einmal mit der Zunge schnalzte und zu überlegen schien. Diese Stille war übermächtig und ich wagte es nicht, sie zu durchbrechen. Ich wusste nicht, woher diese Macht kam, die jedes weitere Wort in meiner Kehle gefangen hielt und mir verbat, auch nur ein Geräusch von mir zu geben.

      „Du sagst mir also, dass du noch eine Beziehung mit ihm willst, obwohl ihr miteinander geschlafen habt?“ Ich musste mich erst räuspern, bevor ich ein krächzendes „Ja“ herauspressen konnte. Meine Zukunft existierte in meinen Augen nur mit Marc zusammen. Alles andere ergab für mich keinen Sinn und ich lebte nur dank der Hoffnung, dass sie irgendwann wahr werden würde.

      „Biste wohl eher ein Welpe, hm? Schon stubenrein, Kleiner?“ Der Themenwechsel irritierte mich und ich wusste nicht, was er genau mit dieser Frage bezweckte, doch ich räusperte mich erneut, bevor ich dann nervös hin und her rutschte und mich zu einer Antwort durchrang: „Ich glaube schon, auch wenn ich nicht weiß, was du mit stubenrein meinst.“

      Erneut musste Mastermind lachen und ich fühlte mich immer unwohler. Wie gerne würde ich jetzt einfach auflegen und den Kontakt blockieren? Das war doch die reinste Hölle. Warum hatte mich Marc vor Mastermind verpetzt? Dieses Verhalten sah ihm nicht ähnlich, vor allem weil er doch damals meinte, dass der Admin ihm unsympathisch wäre.

      „Scheinst gut erzogen zu sein. Vielleicht kann man doch ein wenig Spaß mit dir haben, auch wenn ich Welpen nicht so gerne mag. Die mutieren zu gerne zu Kletten. Wenn du Darkking so stark den Kopf verdrehst, obwohl du nichts Böses gemacht hast, musst du aber eine ganz besondere Nummer sein. Ich sollte mir dich mal genauer ansehen. Was meinst du, Hündchen?“

      Alles in mir schrie, dass ich dieses Treffen ablehnen sollte, aber er wusste etwas über Marc und wie es ihm ging. Vielleicht konnte ich so die eine oder andere Information über ihn bekommen. Konnte ich diesem Kerl wirklich vertrauen?

      Ich musste an den Tag denken, als ich Marc das erste Mal gesehen hatte und Alex erzählt hatte, was Alex sein Herz bluten ließ. Daran, was dieser Mann mit Nicknamen Mastermind Farfarello angetan hatte. Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle, als ich an den Brief dachte, der Alex' Bruder in den Tod getrieben hatte. Würde mir das gleiche passieren, wenn ich mich auf ein Treffen einließ?

      „Haste Angst, Hündchen?“ Die Frage machte mir eine Antwort nicht leichter, denn ich könnte sie mit einem lauten JA beantworten, dennoch schwieg ich und versuchte weiter herauszufinden, was mein sehnlichster Wunsch war. Ich wollte wieder die Stimme von Marc hören und seinen Duft wahrnehmen. Mich noch einmal an seine Brust schmiegen und mich in seine Arme fallen lassen.

      „Biste überhaupt noch da?“ Langsam machten mich seine Fragen aggressiv. Ich versuchte eine Antwort zu finden und so presste ich ein wütendes „Ja“ heraus. Dies ließ Mastermind erneut auflachen und in mir die Hilflosigkeit zurückkehren. Was sollte ich jetzt tun? Konnte ich wirklich einfach nur hier sitzen und Däumchen drehen, wenn ich wusste, dass es einen Weg gab, an Marc zu kommen.

      „Hey, brauchst ned gleich sauer zu werden. Du machst hier grad einen auf schweigendes Grab oder so. Da weiß man ja nie. Vielleicht biste grad in Ohnmacht gefallen und ich sollte einen Krankenwagen oder so zu dir schicken.“

      „Du weißt doch gar nicht, wo ich wohne.“ Ich presste diese Worte immer noch über meine Lippen und langsam formte sich eine deutliche Antwort auf seine Frage in meinem Kopf. Das konnte nicht der richtige Weg sein. Marc mochte Mastermind nicht besonders. Er würde es mir niemals verzeihen, wenn ich mich mit dem Kerl traf, obwohl ich wusste, wozu er fähig war.

      „Es tut mir Leid, Mastermind, aber ich will mich nicht mit dir treffen. Die Sache zwischen Darkking und mir wird sich hoffentlich auch anders lösen lassen und es tut mir Leid, dass du dir deswegen Sorgen um ihn machst, aber das ist der falsche Weg. Definitiv.“

      „Biste dir sicher, Hündchen?“

      „Ja, mehr als sicher.“

      „Na, dann… anschauen werde ich mir dich trotzdem mal. Also, bis demnächst.“

      Bevor ich ihn fragen konnte, was er damit meinte, hatte er schon aufgelegt und ich starrte auf das Skype-Fenster. Was war gerade geschehen und wie wollte er mich sehen? Er wusste doch nicht, wo ich wohnte. Das war bestimmt nur ein Bluff. Ja, ganz gewiss. Immer wieder redete ich mir das ein und nach der zehnten Wiederholung begann sich mein Körper zu entspannen.

      Gerade wollte ich Skype schließen und meinen PC herunterfahren, als plötzlich jemand online kam, den ich glaubte nie wieder dort zu sehen: Darkking.

      Meine Finger zitterten, als ich weiter auf den User starrte. Marc war wieder online. Er war wieder da. Sein Bild hatte sich verändert. Es war eine einsame, schwarze Krone, die im Mondschein lag. Ich verstand es nicht und auch seine Statusnachricht irritierte mich: „Nur anschreiben, wenn es wirklich wichtig ist. Ich will meine Ruhe haben.“

      Warum war er plötzlich wieder da? Was sollten das neue Bild, das so traurig wirkte und der Text, der jeden von ihm wegtrieb? Ich verstand es nicht mehr. Es wirkte, als wäre es nicht Darkking, der hier online kam.

      Ich musste trocken schlucken und meine Hände fühlten sich taub an, als ich den Mauszeiger auf das Anrufsymbol legte und dennoch nicht die Taste betätigen konnte. Das war so lächerlich und dennoch konnte ich es nicht ändern. Ich hatte Angst, dass er mich verstoßen würde und alles in mir schrie danach Skype zu schließen. Er schien mich nicht sprechen