„Um was wetten wir?“, richtete er sich wieder auf. „Haydn“, winkte sie ab. „Ich wette nicht mit dir.“ „Weil du weißt, dass du verlieren würdest“, triumphierte er und legte eine Box vor sie hin. Sie musterte sie einen Moment, als könnte sie jeden Moment explodieren und nahm dann den Deckel ab. „Oh, eine Schachtel in der Schachtel.“ „Es wird noch besser“, lachte er und sie öffnete die Schachtel. „Oh…“ Es war eine Kette. Eine fast unsichtbar schmale Silberkette und daran ein kleiner blauer Saphir-Anhänger. „Haydn...“ Er nahm die Kette aus der Schachtel und deutete ihr an sich umzudrehen. „Der Stein ist doch nicht echt, oder?“ Sie fasste ihr Haar zusammen und er lege ihr die Kette um den Hals und schloss sie in ihrem Nacken. „Nein, er war eine Zugabe zu einer Tüte Popcorn“, küsste er ihre Schulter und sie sprang auf, um sie im Spiegel zu betrachten. „Haydn… Sie ist wunderschön.“ Sie drehte sich wieder herum und kam zu ihm zurück, um sich zu ihm zu beugen und ihm einen langen Kuss zu geben. „Danke, danke, danke“, war sie völlig überwältigt. „Ich weiß leider nicht, was man seiner Frau so schenkt“, lächelte er und küsste sie zurück. „Or any woman for that matter… Schon gar nicht, wenn sie 30 wird.“ Sie streckte ihm die Zunge heraus und er war schnell genug, um es in einen Kuss zu verwandeln. „Wie fühlt es sich an, so alt zu sein?“ „Warte noch zwei Jahre, dann weißt du es.“ „Ich werde immer jung sein.“ „Natürlich wirst du das.“ „Die Kette passt zu dir, sie ist antik.“ „Haydn…“ „Lass mich dich noch einen Moment damit aufziehen.“ „Die Kette ist wunderschön, Haydn. Sie ist perfekt.“ Sie küsste ihn wieder und er packte sie und brachte sie unter leisem Quieken neben sich zu Fall. Dann schob er den Saphir zur Seite und küsste ihre Haut darunter. „Iiiieh, das kitzelt. Lass das!“ Er zog ihren Slip über ihre Knöchel. „Weißt du, dass du verdammt sexy bist?“ „Sagst du das zu allen alten Frauen, die dein Baby erwarten?“ „Ja.“ „Gut.“ Sie zog ihn zu sich herunter. „Haydn?“ „Ja?“ „Du musst den Ring nicht tragen.“ Er lachte. „Ich geb ihn aber nicht zurück.“ „Haydn!“ „Hey, ich mag diesen Ring“, zog er seine Hand zurück und legte sie an seine Brust. „Er gefällt mir und du hast ihn mir gegeben.“ „Haydn…“ „Hey, ich hab dir noch nicht dein ganzes Weihnachtsgeschenk gegeben. Und dein Geburtstagsgeschenk.“ „Oh“, setzte sie sich lachend auf, doch er drückte sie wieder nach unten. „Erst Sex, dann der Rest.“
„Der Mann in meinem Abteil hatte einen Mäusekäfig auf der Gepäckablage.“ „Mach deine Jacke zu.“ „Er hat ihn manchmal herunter geholt und dann hat er den Finger durch das Gitter gesteckt und sie haben daran geknabbert.“ Er zog ihr ihre Haube über die Ohren. „Es war ekelig.“ „Manche Leute glauben wirklich, dass sie alles tun können.“ Linnea holte Brionys Handschuhe aus ihrer Jackentasche und zog sie ihr über. „Irgendwie war es aber auch cool.“ „Du kriegst keine Mäuse.“ „Wir haben doch aber auch Cookie.“ „Ja, aber sie ist ein Hund, lebt in ihrer Hütte und braucht allenfalls ein bisschen Futter und ein paar Streicheleinheiten.“ „Außerdem ist sie süß und kann ein Haus bewachen.“ „Thanks, Baby.“ „Anytime, honey.“ Die drei verließen den Bahnhof, das Kind in der Mitte, ein klein bisschen schmollend.
Zurück in der Wohnung folgte der dritte Teil von Linneas Weihnachts-/Geburtstagsgeschenk. Während Linnea mit Briony in ihrem Zimmer saß und sich von dem Mädchen die neue Dampfmaschine erklären ließ, stand Haydn in der Küche und ging seiner zweiten Lieblingsbeschäftigung nach: Kochen. Was schon etwas eigenartig war für jemanden, der nicht aß. Die beiden Mädchen dabei nicht um sich zu haben machte die Sache um Einiges leichter. Er konnte seine eigene Musik hören und konnte alles ausbreiten und vorbereiten, ohne dass sie ihm im Weg waren und ihn mit ihrem Geplapper nervten.
„Papa, sieh mal was Léa mir geschenkt hat.“ Er verbrannte sich fast an der Ofentür. „Bibi!“ „Pardon.“ Er schüttelte seine Hand und richtete sich dann auf. „Schon okay. – Also, was hat sie dir geschenkt?“ „Eine DVD mit coolen Filmen.“ Sie streckte ihm das Geschenk entgegen und er nahm es an. „Astrid Lindgren. Das ist gut, du magst ihre Geschichten.“ „Ja!“, riss sie ihm die DVD wieder aus der Hand und hüpfte auf und ab. „Können wir das heute Abend ansehen?“ „Whoa, calmes-toi, chouchou!“, klopfte er ihr auf den Kopf. „Sonst hörst du nicht mehr auf zu hüpfen.“ Er drehte sie herum und sie hüpfte fast Linnea auf die Zehen, die gerade herein kam. „Hey, Gummiball.“ „Hej, Mamma!“
„Wow, es riecht großartig!“ Sie warf einen Blick in einen der Töpfe. „Danke“, schob er sie aus dem Weg und streute etwas Petersilie in die Suppe. „Du hättest ein Chef werden sollen.“ „Ich hätte vieles werden sollen. – Nimm deine Finger da weg.“ Sie gehorchte eilig. „Übrigens werden wir es Briony sagen müssen“, murmelte sie dann und holte einen Teebeutel aus dem Oberschrank. „Man sieht es mir an.“ Sie hatte bereits ihre komplette Garderobe auf den Kopf stellen müssen. Es war nicht so lustig Schwangerschaftsmode zu kaufen wie normale Kleidung. Vor allem, weil es schwerer war die Sachen an- und auszuziehen. „Léa…“, begann er das organisierte Chaos aufzuräumen. „Du hast gesagt, sie würde sich freuen“, warf sie ein. „Und du hast gesagt, dass du deine Zeit nicht teilen willst, also willst du uns alle gemeinsam zusammen sehen. – Hab ich noch etwas vergessen?“ Sein Blick war, gelinde gesagt, überrascht – und Linneas war fast so etwas wie triumphierend. Immerhin waren es seine Worte gewesen. „Erm…“, legte er das Schneidbrett in der Spüle ab. „Maybe.“ Ohne Fragezeichen. „Okay“, nahm sie darüber trotz allem überrascht eine Karotte und biss hinein, bevor sie sich umdrehte und wieder nach draußen ging. Haydn blieb an der Spüle zurück und runzelte die Stirn. Hatten sie gerade nicht gestritten? Linnea fragte sich dasselbe, während sie das Leintuch glatt strich. Sie waren gerade noch rechtzeitig am Bahnhof angekommen, aber das Bett zu machen war nicht mehr drin gewesen.
Nach einem großartigen Essen gab es sogar noch eine kleine Torte. Und ja, Haydn hatte sie selbst gebacken, bevor Linnea angekommen war. Mohntorte mit Sahne. Das hatte er sich tatsächlich gemerkt? „Du solltest öfter einen Zusammenbruch haben“, konnte Linnea nur kommentieren, die ein bisschen das Gefühl hatte, dass sie in einem Paralleluniversum aufgewacht war und hoffentlich den Weg zurück vergessen hatte. „Ja, ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass hier irgendwas nicht ganz koscher ist. I just can’t quite get my head around it.“ „Papa, haben wir Schlagsahne?“ Er löste sich von Linneas Blick. „Ja, im Kühlschrank.“ „Okay“, rutschte Briony von ihrem Stuhl und trottete zum Kühlschrank. Nicht ohne zwischen ihrem Vater und Linnea etwas skeptisch hin und her zu sehen. Sie war zwar kein Kleinkind mehr, aber Erwachsenensprache verstand sie trotzdem noch nicht.
„So, ich nehme an das bedeutet, dass du wirklich mal in einer Küche gearbeitet hast“, nahm Linnea eine Gabel voll Torte in den Mund und Haydn schenkte ihr Traubensaft nach. In ein Weinglas, damit es festlicher wirkte. „Ich hatte zig Jobs, um meinen Anteil am Hausleben finanzieren zu können. Und man bekommt einiges an einem Tag unter, wenn man nicht zur Schule geht.“ „Ich gehe gern zur Schule“, kam Briony zurück und kletterte wieder auf ihren Stuhl. „Hat dir Papa erzählt, dass ich einen Preis für mein Science Projekt gewonnen habe?“ „Nein“, schüttelte Linnea den Kopf. „Aber das ist toll! Ich gratuliere dir“, drückte sie die Hand des Kindes. „Danke“, grinste das Mädchen fröhlich und furchtbar stolz auf sich selbst. „Ich bin mir ja noch immer nicht sicher, ob ich dir zu deinem nächsten Geburtstag nicht doch ein Barbiehaus und ein Prinzessinnenkleid schenken sollte“, ertappte sich Haydn dabei wie er tatsächlich einen Bissen Torte aß. Linnea fiel es ebenfalls auf und sie schmunzelte zu sich selbst. „Kein Prinzessinnenkleid“,