Without Obligations. Marina Ocean. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marina Ocean
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754184790
Скачать книгу
Beziehungstest. Eine Aufgabe, die mir durchaus großes Vergnügen bereitet und die ich mit völliger Hingabe verfolge. Ich will gar nicht wissen, wie viele Ehen meinetwegen wieder in die Brüche gegangen sind. Interessiert mich auch nicht! Ich will meinen Spaß haben. Und so lange der Hoteldirektor davon keinen Wind bekommt, ist alles gut.

      Bisher habe ich noch nichts gesehen, was meine Aufmerksamkeit wecken würde, aber ich bin schon sehr gespannt, welch reizendes Material mir heute noch über den Weg laufen wird. Und falls nichts dabei ist, hätte ich schon eine Alternative.

      Das Mädchen vom Pool ist ganz süß, allerdings wirkt ihr Auftreten deutlich zu brav. Ich denke nicht, dass sie etwas für mich wäre. Sie ist zwar hübsch anzusehen, keine Frage, aber genau das langweilt mich inzwischen zu Tode. Die schönsten Frauen benehmen sich im Bett wie ein Stück totes Holz. Ungelenk liegen sie auf dem Rücken und lassen sich von mir begatten. Wenn ich mehr will, werde ich nicht selten irritiert gemustert. Dass diese ganzen Kerle diesen Blümchensex mitmachen, wundert mich wirklich! Mal ganz im Ernst: Haben die alle keine Eier mehr oder wird Sex tatsächlich so unwichtig, wenn man heiratet? Die verraten sich doch alle selbst.

      Solchen Ehen gebe ich keine drei Jahre, dann steht mit hundertprozentiger Sicherheit die Scheidung an. Oder der Kerl geht unbemerkt fremd. Anders funktioniert sowas nie!

      Ich selbst kann gar nicht mehr sagen, wann ich das letzte Mal tatsächlich eine Frau mit Feuer im Bett hatte. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass alle Weiber, die hier ankommen, total langweilig sind. Zumindest die, die ich mir raussuche.

      Vielleicht sollte ich mein Beuteschema ein wenig ausweiten und der Kleinen vom Pool doch eine Chance geben?

      Nach Antworten grübelnd, verziehe ich mich hinter die Rezeption und löse die Morgenschicht ab. Da ich in einem durchaus hochpreisigen Hotel arbeite und wir den Gästen somit jeden Wunsch versuchen zu erfüllen, ist die Eingangshalle vierundzwanzig Stunden besetzt. Als Mädchen für alles gehört daher auch dieser Job für mich dazu. Genauso, wie die Animation im Nachbarhotel, denn dieser Komplex gehört ebenfalls zu uns.

      Hier kann jeder alles. Ein Kriterium, das alle Angestellten erfüllen müssen, wenn sie im Paradies arbeiten wollen. Somit gehört auch das Mixen der Getränke an der Poolbar zum Job. Ebenso bei der Poolreinigung helfe ich mit. Je mehr Angestellte mit anpacken, desto schneller geht es in der Regel. Was wiederum bedeutet, dass wir umso rascher den Feierabend genießen können.

      Jetzt allerdings sollte ich erst einmal den Computer mit Daten der neuen Reisegäste füttern, bevor der Chef hier aufschlägt.

      ***

      Gegen Nachmittag, als meine Schicht beinahe zu Ende ist, steht plötzlich Mrs. Martinez vor mir. Die rassige Latino-Schönheit, die sich offensichtlich einen reichen Kerl als Mann geangelt hat, würde ich ja nur zu gerne einmal in mein kleines Angestellten-Reich entführen. Ich vermute, dass wir uns ganz sicher gut verstehen würden! Und wir würden bestimmt auch wunderbar harmonieren. Sie könnte eine Frau sein, die ganz nach meinem Geschmack ist.

      Bevor ich den Gedanken jedoch näher ausführen kann, dreht sie sich bereits um und läuft hüftschwingend aus dem Eingangsbereich hinaus. Ihr Mann folgt ihr mit einigem Abstand und einem Handy am Ohr. Seine ganze Haltung sowie auch seine Kleidung zeugt davon, wie reich dieser Kerl sein muss. Ob Mrs. Martinez mit ihm allerdings glücklich ist, wage ich doch schwer zu bezweifeln.

      Kurz darauf erscheint die Lady vom Pool heute Morgen. Diesmal jedoch trägt sie statt einem knappen Bikini keilförmige Absatzschuhe, ein weißes Sommerkleid und etwas Make-Up, dass ihre Augen besonders gut betont.

      Heilige …! Mit dem schüchternen Mädchen vom Pool hat sie jetzt so gar nichts mehr gemein. Ihre Ausstrahlung ist selbstbewusst, ihr Lächeln kokett und gewinnend zugleich, während sie mir den Zimmerschlüssel auf den Tresen legt.

      „Haben Sie einen Tipp, wo man den Sonnenuntergang gut beobachten kann?“

      „Ja, Ma‘am. Wenden Sie sich vor dem Hotel nach rechts und laufen die Strandpromenade bis ganz ans Ende. Dort finden Sie eine kleine Strandbar. Von da aus ist der Blick über den Strand und das Meer atemberaubend schön. Ein unvergesslicher Sonnenuntergang ist garantiert.“ Ich zwinkere ihr zu, was ihr ein süßes Lächeln entlockt. Es scheint, als würde sie meinem Charme direkt erliegen, was gut ist, denn dann habe ich zumindest Chancen, sie vielleicht auch in mein Bett zu bekommen.

      In diesem Moment kommt ihr Mann aus dem Speiseraum.

      „Bist du soweit, Honey?“, fragt er sie.

      „Ja, wir können los.“

      Er legt ihr die Hand auf den Rücken und führt sie aus dem Hotel. Und obwohl die beiden ein hübsches Paar abgeben, habe ich irgendwie das Gefühl, dass da etwas nicht so ganz passt.

      Ich drehe den Schlüssel in meiner Hand, bis ich die Zimmernummer erkennen kann.

      Eine große 22 prangt auf dem ovalen Messingschild, in dem sich das Sonnenlicht spiegelt, das vom Fenster hereinscheint. Natürlich eine der Bungalow-Suiten. Ich habe nichts anderes erwartet. Allerdings trug sie keinen Ehering, da bin ich mir sicher!

      Den Schlüssel lege ich in das dafür vorgesehene Fach und rufe die Buchung von Zimmer 22 auf.

      Linda Wennstädt und Antonio Ferres. Keine gleichen Nachnamen. Und so, wie ich sehe, wurde der Name ihrer Begleitperson kurz vor Anreise angepasst. Statt Antonio Ferres war zuvor ein Marco Berghammer angegeben.

      Kurz überlege ich und beobachte die vorbeischlendernden Passanten vor dem Eingang. Ob die beiden zusammen sind? Irgendetwas Merkwürdiges springt mich bei dem Kerl an, aber so richtig kann ich es noch nicht greifen. Wie dem auch sei: Ich werde mein Glück auf jeden Fall bei ihr versuchen!

      Wenig später kommt Louis aus dem Garten.

      „Na? Alles fit?“, frage ich ihn.

      „Logisch. Gibt’s was Neues?“

      „Nichts Wichtiges bisher. Wie kommst du mit den Vorbereitungen voran?“

      „Läuft alles. Nachher ist alles bereit.“

      „Klingt gut.“

      „Heute kam der Getränkenachschub. Wir können also endlich wieder Cocktails mixen!“

      „Wurde ja auch langsam mal Zeit.“ Auf einer Luxusinsel keine Cocktails ausschenken zu können, ist definitiv ein klares No-Go! Aber hier, mitten im Nirgendwo, kommen Lieferverzögerungen leider immer wieder vor. Eine Sache, mit der wir am laufenden Band zu kämpfen haben. Natürlich führen wir Vorräte, aber alles können wir leider nicht lagern.

      „Diese Woche ist es uns also wieder möglich hammergeile Partys mit Alkohol zu feiern!“

      „Ich kann‘s kaum erwarten!“

      „Du sprichst mir aus der Seele, Mann! Hast du die Bräute gesehen? Da geht was!“

      „Wollen wir es hoffen.“

      Ich grinse ihm zu und überlege, wie lange ich Louis jetzt schon kenne. Fast mein halbes Leben.

      Als ich damals hier ankam und noch ein Job frei wurde, habe ich ihn direkt nachgeholt. Seit diesem Tag bestreiten wir jeden Tag im Paradies zusammen. Und verdammt! Was haben wir schon geile Partys gefeiert!

      „Na dann …“

      Ich nicke ihm zu und mache mich dann wieder an die Arbeit. Auch er trollt sich und geht zurück, um sich um die Vorbereitungen zu kümmern. Mal sehen, was heute Abend so geht.

      4

       Dan

      Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg zum Nachbarhotel. Heute ist Aerobic angesagt. Eigentlich treibe ich Sport lieber für mich alleine, aber was sein muss, muss nun einmal sein. Es gehört zu meinem Job, die Leute zu bespaßen, also kann ich das notwendige auch gleich mit der Arbeit verbinden.

      Ich stelle meinen Bluetooth-Lautsprecher auf der Wiese ab und verbinde das Ding mit meinem Handy. Kurz darauf trudeln auch schon