Contabile: verwaltet die Finanzen der ’Ndrina.
Capo Crimine: plant und koordiniert.
’Ndrinu ist ein einfaches Mitglied. Im Volksmund auch ’Ndranghetisti genannt.
Der Blutsverwandtschaft ist ein größerer Zusammenhalt zu verdanken: Bislang sind 157 Kronzeugen aus der Organisation ausgestiegen (zum Vergleich: In Sizilien waren es etwa 390). Eine neue Untersuchung, bekannt als „Operation Crimine“, endete im Juli 2010 mit der Verhaftung von 305 ’Ndranghetisti. Nach den Worten von Staatsanwalt Piero Grasso, Italiens Antimafiachef, ist die ’Ndrangheta extrem „hierarchisch, vereinigt und pyramidal“ und nicht nur klanbasiert aufgebaut.
Das Zentrum der Organisation liegt nach wie vor in Kalabrien in der Metropolitanstadt Reggio Calabria und der Provinz Crotone. Ähnlich wie in Sizilien die Kleinstadt Corleone gibt es in Kalabrien ein Dorf, das als Hochburg der ’Ndrangheta bezeichnet wird: Platì am Fuße des Gebirges Aspromonte. Das Dorf soll unterirdische Gänge und Kammern mit getarnten oder versteckten Türen haben, die den Mitgliedern des Clans ein Verschwinden bei Gefahr ermöglichen.
In der Gegend um Lecco, eine Stadt im Norden Mailands in der reichen Lombardei, ist es der Polizei im Mai des Jahres 2014 gelungen, heimlich den Initiationsritus der ’Ndrangheta bei einem Abendessen in einem Restaurant zu filmen.
Die Begrüßungsformel lautete: “Buon vespero e santa sera ai santisti.” (deutsch: „Ein gutes Abendessen und eine gesegnete Nacht an unsere heiligen Brüder.“) Santisti ist eine Hierarchiebezeichnung der ’Ndrangheta. Anschließend werden die italienischen Nationalhelden Garibaldi, Mazzini und La Marmora aufgerufen. Der Vorsitzende führt weiter: „In Demut nehme ich an der heiligen Gesellschaft teil. Sprecht mir nach: ,Ich schwöre, alles abzustreiten. Bis zur siebten Generation. […] Um die Ehre meiner weisen Brüder zu bewahren. Unter dem Licht der Sterne und der Schönheit des Mondes forme ich die heilige Kette.“ Am Ende werden erneut die drei Nationalhelden angerufen. Die neu Aufgenommenen müssen versprechen, dass sie sich bei schweren Verfehlungen entweder mit Gift umbringen oder sich erschießen werden. „Nicht die Menschen urteilen über euch, sondern ihr selbst. Ihr müsst immer eine Kugel für euch übrig haben“.
Die Schwüre unterscheiden sich von Clan zu Clan, aber geschworen wird stets auf das gleiche.
Nach diesen Regeln soll die ’Ndrangheta funktionieren:
Umiltà – Demut gegenüber Anderen („Ehrenwerten“ und der Bevölkerung)
Fedeltà – Uneingeschränkte Treue, deren Bruch mit dem Tod bestraft wird
Politica – Geheimsprache zwischen den „Ehrenwerten“, bei der die Wahrheit zu sagen das oberste Gebot ist
Falsa Politica – Sprache gegenüber Polizisten und Verrätern, die nie die Wahrheit erfahren dürfen
La Carta – Alle wichtigen Ereignisse werden aufgeschrieben
Il Lapis – Der Boss ist verpflichtet, eine geheime Chronik zu führen
Il Coltello – (wörtlich: Das Messer) Die Interessen der Organisation stehen an erster Stelle und werden mit Androhung des Todes beschützt
Die Anwendung der Prinzipien bedeutet Efferatezza (deutsch „Grausamkeit“) gegenüber den Betroffenen, da deren Menschenrechte missachtet werden.
5. Sinaloa-Kartell
Ursprünglich in Mexiko entstanden, unterhielt das Kartell später auch enge Beziehungen mit Lateinamerika und den Vereinigten Staaten. Sinaloa ist das größte Drogenkartell, das Mexikos jemals gekannt hat. Von allen Drogen, die einst in Amerika konsumiert wurden, kommt durchschnittlich 60% von dem Sinaloa-Kartell. Das Kartell verdient etwa $ 3 Milliarden pro Jahr mit diesem Geschäft. Als der Anführer einer Mafia-Gruppe verhaftet wird, äußeren die Mitglieder ihre Frustration in der Regel in blutigen Massakern. Also wird entschieden, wer der Nachfolger ist. Das Sinaloa-Kartell bleibt davon aber verschont und löst solche Sachen auf friedlichere Weise.
Als Sinaloa-Kartell (spanisch Cártel de Sinaloa) bekannt ist die mexikanische Verbrecherorganisation, die Geschäften im Drogenhandel, der Geldwäsche und dem Menschenhandel nachgeht. Das Kartell hat seine Basis in Culiacán, Sinaloa, agiert aber in mehr als 20 mexikanischen Bundesstaaten. Das Kartell ist auch unter den Bezeichnungen Guzmán-Loera-Organisation und Pazifik-Kartell bekannt. Das Kartell wurde auch „Federación“ genannt. Diese „Federación“ löste sich aber mit der Abspaltung der Gebrüder Beltrán Leyva vom Sinaloa-Kartell auf.
Das Sinaloa-Kartell soll 2010 in etlichen lateinamerikanischen Staaten aktiv gewesen sein. Es soll auf die Unterstützung von mexikanischen Behörden auf kommunaler, regionaler und Bundesebene zählen können.
Die United States Intelligence Community bezeichnete 2010 das Sinaloa-Kartell als „die mächtigste Organisation im Drogenhandel weltweit“.[2] Laut dem United States Attorney General ist das Sinaloa-Kartell verantwortlich für den Import und den Vertrieb von über 200 Tonnen Kokain zwischen 1990 und 2008.
Zu Beginn der 2010er Jahre gewann das Verbrechersyndikat aus Sinaloa zunehmend an Einfluss und wird mittlerweile wieder als das mächtigste Kartell Mexikos gehandelt
Der Drogenhandel in Mexiko professionalisierte sich im Laufe der 1980er Jahre. Während früher überwiegend kolumbianische Kartelle, wie das Cali-Kartell und das Medellín-Kartell, dafür sorgten, dass Kokain, Marihuana und Heroin in die USA gelangten, begann sich in den 1980er Jahren ein Kartell mit seiner Basis in Guadalajara, Jalisco, zu bilden. Der ehemalige Polizeibeamte Miguel Ángel Félix Gallardo gründete gemeinsam mit seinen Partnern Ernesto Fonseca Carrillo und Rafael Caro Quintero das Guadalajara-Kartell, welches in seiner Hochblüte in den 1980ern den gesamten Kokainhandel in Mexiko beherrschte.
Gallardo entwickelte Mitte der 1980er ein neues Vertriebsmodell für Kokain, verzichtete dadurch aber auf große Teile seiner Macht. Er unterteilte sein Einflussgebiet in sechs neue Bezirke.
Zu diesem Zeitpunkt war das Guadalajara-Kartell das wohl einflussreichste und mächtigste Drogenkartell in der Geschichte Mexikos.Doch nachdem Miguel Angel Felix Gallardo 1989 verhaftet wurde, entbrannten Kompetenzstreitigkeiten. Da sich jeder der fünf verbliebenen Drogenbosse erhöhten Einfluss sichern wollte, zerbrach letztlich die Federación, und es entstanden mehrere kleine Gruppierungen, die stellenweise bis heute existieren: Sinaloa-Kartell, Golf-Kartell, Tijuana-Kartell, Juárez-Kartell.
Anfang der 1990er entwickelte sich dann das Sinaloa-Kartell, trotz zahlreicher Gefechte mit den verfeindeten Kartellen, zum einflussreichsten Kartell Mexikos. Dies änderte sich, als die Kämpfe intensiver wurden. Besonders die Schmuggelroute über Tijuana nach Kalifornien wurde heftig umkämpft. Es kam vermehrt zu Auseinandersetzungen mit den Arellano-Felix-Brüdern vom Tijuana-Kartell. So entging El Chapo oft nur knapp Attentaten, die auf das Tijuana-Kartell zurückzuführen waren. Immer seltener hielt er sich über längere Zeit an ein und demselben Ort auf. Er nutzte überwiegend Hotelzimmer, blieb oft nur zwei Nächte, um nicht gefunden zu werden. Seine Flucht endete 1993 in Guatemala, wo er gefangen genommen und anschließend in das Hochsicherheitsgefängnis Puente Grande in Jalisco gebracht wurde.
Infolgedessen war das Sinaloa-Kartell sichtlich geschwächt, auch wenn El Chapo die Geschicke aus der Gefängniszelle fortführen konnte. Nach seinem legendären Ausbruch 2001 fand das Sinaloa-Kartell zu alter Stärke zurück. Besonders während der Amtszeit von Felipe Calderón (2006–2012) wuchs die Macht des Kartells stark an. In der jüngeren Vergangenheit wird es wieder als stärkstes Kartell Mexikos bezeichnet. Während andere Kartelle, besonders das Golf-Kartell und die Los Zetas, brutale Auseinandersetzungen mit den mexikanischen Streitkräften hatten, blieb das Kartell aus Sinaloa weitestgehend verschont. Dies führte zur Vermutung einer geheimen Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen Präsident Felipe Calderón und den Führern des Sinaloa-Kartells. Auch der US-amerikanischen Drug Enforcement Administration wurde eine Kooperation mit dem Kartell unterstellt.
Am 30. Juli 2010 wurde Ignacio „Nacho“ Coronel, einer der drei Anführer des Kartells, von mexikanischen Militärangehörigen