Demokraten Joseph E. Casey, einer von Roosevelts Favoriten und daher möglichen Konkurrenten
seines Sohnes Joe Jr. zu schwächen. Der Republikaner Henry Cabot Lodge Jr. gewinnt dann
zwar, aber die Kennedys haben gelernt, wie man mit viel Geld und geschickter Propaganda auch
einen sehr guten Kandidaten ausschalten kann. 1920 steigt Kennedy bei der Massachusetts
Electric ein und zieht nach New York an die Wall Street.
Nach dem Krieg arbeitet Joe Kennedy als Leiter der Aktienabteilung des Maklerhauses Hayden,
Stone and Company und macht dank Insiderinformationen mit Börsenspekulationen so viel Geld,
dass er sich für seine sechsköpfige Familie ein neues Zwölfzimmerhaus in Brookline und einen
neuen Rolls-Royce kaufen kann. Wieviel und wie Kennedy Geld verdient, bleibt sein Geheimnis,
auch seiner Familie gegenüber, die gelernt hat, niemals Fragen darüber zu stellen.
Joe Kennedy, dessen Vater schon Alkohol importierte, benutzt medizinische Erlaubnispapiere für
den Import von kanadischem Whiskey, wovon er 200'000 Kisten ins Land geschmuggelt haben
soll. Damit wird er zu einem Konkurrenten der Mafiosi, zu denen er zwangsläufig auch
partnerschaftliche Kontakte unterhält. Anfangs schifft Kennedy englischen Scotch und Gin an die
12-Meilen Grenze, wo Frank Costellos Leute den Alkohol übernehmen, weshalb Costello später
behauptet, er habe Kennedy reich gemacht. Kennedy arbeitet während Jahren auch mit Owny
Madden zusammen und mietet Leute von Murder, Ine, um mit den Gewerkschaften fertig zu
werden. Weil Kennedy auf dem Gebiet der jüdischen Purple Gang in Detroit ohne Erlaubnis
geschmuggelten Rum verkauft, will diese seinen Kopf. Kennedy geht nach Chicago und bittet
Diamond Joe Esposito um Unterstützung. Da ihm dieser das Leben rettet, bleibt er in der Schuld
der Mafia von Chicago. Die Gewinne aus dem Alkoholschmuggel investiert Kennedy meist an der
Börse und beteiligt sich an einer Kinokette. Er gibt seine Stelle bei Hayden, Stone and Company
1923 auf und eröffnet sein eigenes Büro in Boston: "Joseph P. Kennedy, Bankier". Für seine bisher
sieben Kinder und seine Frau Rose gründet Kennedy Treuhandfonds, womit er ihnen eine
wirtschaftliche Unabhängigkeit für politische Karrieren ermöglicht. Sie sollten schliesslich über je
$10 Mio. verfügen können.
Nachdem er, offenbar auch mit Geldern der Mafia Chicagos, die Kontrolle der "Film Booking Office
of America" erringt, zieht Kennedy 1925 nach Hollywood. Hollywood ist seit 1912 von jüdischen
Flüchtlingen aus Osteuropa (Samuel Goldman, Louis B. Mayer, Karl Lemmle, William Fox, Adolph
Zukor, Harry Cohn und die Brüder Jack und Harry Warner) aufgebaut worden, die wie niemand
sonst den American Way of Life definieren. Im Bedürfnis nach Assimilation schufen die
Aussenseiter eine idealisierte Welt, bei der das Böse immer vom guten Helden besiegt wird. Mayer
verschob seinen Geburtstag auf den 4. Juli und feierte ihn jeweils mit grossem Pomp und
hunderten von illustren Gästen. Auch die meisten berühmten Schauspielerinnen wie Kirk Douglas,
Paul Newman, Lili Palmer Clark Gable, Tony Curtis oder Judy Holliday sind jüdischer Herkunft und
werden zum Inbegriff der amerikanischen Kultur. Trotzdem werden Juden bis in die 30er Jahre
nicht in die Klubs der Reichen aufgenommen, und die gesellschaftliche Anerkennung bleibt den
,Superamerikanern' versagt.
Während die Familie in New York wohnt, vergnügt sich Joe Kennedy mit Jean Harlow, Anita Page
und Greta Garbo und versucht sich als Filmproduzent von Lowbudgetfilmen. Seine wichtigste
Geschäftspartnerin und Liebhaberin ist Gloria Swanson, die ihm einen Sohn (Joseph) zur Welt
bringt. Kennedy übernimmt faktisch die Kontrolle über ihr Leben, startet die Gloria Productions und
versucht vergeblich, von der Katholischen Kirche einen Dispens zu erhalten, der das
Zusammenleben erlaubt hätte. Rose setzt sich häufig nach Europa ab und kompensiert ihre
Frustration mit Einkäufen. Besonders der junge Jack leidet unter den dauernden Absenzen seiner
Eltern. Mit Käufen und Verkäufen von Filmgesellschaften bereichert sich Kennedy um geschätzte
$5 Mio. in Hollywood.
Quellen : Hersh: 35-43, Best: 16ff, Kessler (1997), Collier/Horowitz: 7-54, Giancana: 73, 214, Wolfe:
125ff, Jacobovici, Drugwar (1): 6, Geffen, Amara, Gabler.
1924: J. Edgar Hoover und das Bureau of Investigation top
John Edgar Hoover wird im Mai 1924 vorläufiger Chef des Bureau of Investigation, ernannt vom
Generalstaatsanwalt Harlan Fiske Stone.
Hoover übernahm 1918 24jährig die General Intelligence Division, mit dem Auftrag, die
subversiven Umtriebe zu studieren. Das Bureau of Investigation wurde 1909 vom rassistischen und
schwachsinnigen Präsidenten Theodore Roosevelt gegründet, der seine Karriere als
Polizeikommissär in New York begann. Charles Bonaparte, dem Grossneffen Napoleons, ging mit
9 Agenten gegen die Arbeiter-Bewegung vor. Die Syndikalismus-Bewegung mobilisierte 4 Mio.
Streikenden in 2665 Streiks in einem Jahr. Zur Bekämpfung der Gewerkschaften wurden
Bürgervereine und Freiwilligenverbände wie die American Protective League gegründet und von
der Industrie finanziert. Innenminister A. Mitchell Palmer Hess am 2.1.19 ganze Stadtviertel
abriegeln und durchsuchen, um Linke zu finden. Hoover beurteilte die vorgenommenen Razzien,
Verhaftungen, Verurteilungen und Ausweisungen als "zu lasch". In seinem Eifer umging er die
Grundrechte im Kampf gegen die Anarchisten und Kommunisten, indem er diese ohne
Gerichtsurteile ausschaffen Hess (am 21 .12.19 249 Personen und am 2.1 .20 556). Das Vorgehen
Hoovers kostete Palmer seine Karriere, im Gegensatz zu Hoover, der zu seiner Verteidigung
begann, nicht nur Informationen über Radikale und Schwarze zu sammeln, sondern auch über
gewählte Politiker, Richter und Wissenschaftler. Im Jahre 1920 verhaftete die Polizei 4000
"subversive Elemente" in 33 Städten. Bekannt wurden die beiden Anarchisten Nicola Sacco und
Bartolomeo Vanzetti, die dem Rachewillen der Politiker und der Polizei zum Opfer fielen. Die
Mafiosi Joe und Butsey Morelli aus Providence, Rhode Island, waren für die den Anarchisten
zugeschobenen Überfälle und Morde verantwortlich.
Am 22.8.21 wurde Hoover von Justizminister Harry Daugherty zum Vizedirektor des Bureau of
Investigation,