Hier waren die Türsteher überaus freundlich. Sie unterhielten sich mit den Gästen und warfen lediglich einen kurzen Blick auf meinen Ausweis. Die Stimmung in der Disco war gut. Es gab kleine Nischen zum Plaudern und eine etwas abseits gelegene Tanzfläche. Die Musik war richtig bunt gemischt. Boy George wurde abgelöst von Papa Roach, danach ertönte Rammstein. Aber irgendwie funktionierte es. Die Leute tanzten und verbrachten sichtlich einen schönen Abend.
Fine hätte es hier gefallen. Ein bisschen erinnerte mich dieser Club an Wölfchens Hoffeten. Als ich daran zurückdachte, kam es mir vor, als lägen Jahrhunderte zwischen damals und jetzt. Niemals hätte ich bei einer von Wölfchens Feten daran geglaubt, ein paar Jahre später in Bukarest nach Vampiren zu suchen.
Ich vermisste die alte Zeit, ich vermisste mein Viertel und ich vermisste Wölfchen, Paula & Co. Nach meiner Verwandlung konnte ich das erste Jahr überhaupt nicht mein ehemaliges Viertel besuchen. Als ich mich kontrollieren konnte ging ich wenige Male zu meinen alten Freunden. Doch diese Treffen fühlten sich stets befremdlich an. Es war, als ob etwas zwischen uns stand. Mir kam es vor, als könnten sie fühlen, dass ich mich verändert hatte. Besonders Paula distanzierte sich spürbar von mir. Ich konnte ihr Baby nur einmal sehen. Beim zweiten Besuch wimmelte sie mich an der Tür ab.
Ich konnte es ihr nicht verdenken. Ein ganzes Jahr war ich fort gewesen und stand dann optisch leicht verändert wieder vor ihr. Ihr sechster Sinn schrie sie förmlich an mir zu misstrauen.
Wölfchen nahm es nicht so genau und lud mich immer wieder zu sich ein. Jedoch musste ich ablehnen, denn ich konnte bei seinen Feten weder Trinken noch Essen. Es wäre zu auffällig gewesen, wenn ich dennoch hingegangen wäre. Daher wurde der Kontakt zu ihm und den anderen Bewohnern der Benkert- und Mittelstraße immer weniger.
Eines Tages zog Wölfchen weg. Er hatte über das Internet ein Mädchen in München kennengelernt und lebte fortan bei ihr. Seit diesem Tag hatte ich keinen Schritt mehr in mein altes Viertel getan.
Irgendwann hätte ich sowieso diesen Weg gehen müssen. Da ich nicht mehr alterte, konnte ich zu keinem Menschen ein längeres Verhältnis haben. Dies missfiel mir am meisten, denn es bedeutete, dass ich eines Tages auch Maja den Rücken drehen musste. Genau deswegen musste meine Geschichte an die Öffentlichkeit, damit ich nicht mehr dazu verdammt war im Schatten zu leben.
Ein Schatten riss mich aus meinen Träumereien. War da jemand gewesen? Aus dem Augenwinkel erschien es mir, als hätte sich jemand viel schneller bewegen können, als es für einen Menschen üblich war. Ich ging in die Richtung, aus welcher der Schatten gekommen war.
Ein Mädchen taumelte aus einer Sitzecke. Sie band sich ein Schaltuch fest und stolzierte zur Bar. Ich folgte ihr. Als sie gerade mit der Bestellung ihres Cocktails abgelenkt war, riss ich ihr das Schaltuch vom Hals. Wütend drehte sie sich um, beschimpfte mich auf Rumänisch und band es sich schnell wieder fest.
Doch ich hatte zuvor die Gelegenheit genutzt ihren Hals zu betrachten. Zwei winzige rote Punkte leuchteten im Scheinwerferlicht auf. Das Mädchen war eindeutig gebissen wurden und ihrem Verhalten nach zu urteilen, war dies nicht das erste Mal.
Heiße Spur
Ich überlegte, was ich nun machen sollte. Wäre es eine gute Idee, sie darauf anzusprechen? Nein, sie würde es abstreiten, da war ich mir sicher. Stattdessen beschloss ich sie zu beobachten. Vielleicht würde ihr bissiger Freund wieder auftauchen.
Ich ließ das Mädchen eineinhalb Stunden lang nicht aus den Augen. Dann ging sie. In dieser Zeit war nichts weiter geschehen. Die Leute, mit denen sie sich abgab, waren allesamt Menschen. Nirgends war ein Vampir zu sehen.
Eine Mischung aus Wut und Aufregung machte sich in mir breit. Ich war so nah dran, schon wieder. Und wieder knapp am Ziel vorbeigeschossen. Immerhin, meine Vermutung hier auf Vampire zu treffen war richtig. Ich konnte noch einmal hierherkommen und vielleicht würde ich dann endlich einen treffen. Leider musste ich dafür eine Woche warten, denn sonntags veranstaltete dieser Club keine Partys. Nur freitags und samstags hatte ich eine Chance.
Ich beschloss den Abend so nicht zu Ende gehen zu lassen und verfolgte meinen Plan den Swingerclub noch aufzusuchen. Wer weiß, vielleicht traf ich dort ins Schwarze.
Zu dem Club ließ ich mich mit dem Taxi fahren. Ich hätte rennen können, doch ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Jedenfalls nicht so.
Der Swingerclub befand sich in einer hübschen Villa. Der Eingang lag seitlich im Souterrain. Im Eingangsbereich empfing mich ein Schwall aus Parfum.
Der Türsteher zeigte mir, wo ich meine Sachen ablegen konnte. In einem Schließfach verstaute ich meine Oberbekleidung und trat nur im Netzbody wieder vor den Türsteher. Ich sah ihm an, wie scharf er mich fand. Ein bisschen erregte es auch mich, seine Erregung in seinen Augen zu sehen, was wohl auch daran lag, dass er durchaus ansehnlich war. Jedoch würde ich standhaft bleiben und so ließ ich mich von ihm lediglich in die Räumlichkeiten führen.
Der Club war sehr gemütlich eingerichtet. Gedämmtes Licht, keine aufdringliche Musik, Kuschel- und Kennlernecken, eine geräumige Bar und eine Treppe, die wohl zu den Spielzimmern führte.
Kaum hatte ich den Raum betreten, spürte ich wie die Blicke auf mich gerichtet wurden. Ich war mir noch nicht ganz sicher, wie ich diesen Abend hier verbringen sollte. Ich konnte ja schlecht in jedem Spielzimmer nur den Kopf hineinstecken, schauen, ob da ein Vampir war und wieder gehen. Dieses Verhalten wäre zu auffällig gewesen.
Ich setzte mich erst einmal an die Bar. Der Barkeeper reichte mir meinen Gratis-Willkommenssekt und ich tat so, als würde ich daran nippen. Zwei Sekunden später setzte sich bereits ein Herr an meine Seite.
„Ești singur aici?”, fragte er mich. Tja, was auch immer dies hieß.
„I'm sorry. I can't speak românesc”, zuckte ich mit den Schultern.
Dem Herr schien Englisch wohl zu anstrengend für ein Small Talk Gespräch, denn er nickte höflich und ging wieder.
Dies war mir sehr recht. Eh sich ein weiterer zu mir gesellen konnte, nahm ich mein Glas und schlenderte die Treppen hinauf.
Hier oben gab es Räume, die keine Türen hatten, andere, deren Türen offen standen und wiederum welche, bei denen waren sie verschlossen.
Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, steckte ich nun wirklich în jeden Raum den Kopf hinein. Meist waren die Leute so sehr în ihr Spiel vertieft, dass sie meine kurze Teilnahme gar nicht bemerkten.
Ein Raum weckte jedoch besonders mein Interesse, da ich eine Frau darin entzückt stöhnen hörte. Für meine Ohren klang es zu entzückt..., beinahe benommen. Als ich die Tür öffnen wollte, musste ich leider feststellen, dass sie verriegelt war.
Ich ging în den gegenüberliegenden Raum und beobachtete die Tür. Irgendwann mussten sie ja heraus kommen.
Natürlich war der Raum, în welchem ich mich befand, auch nicht leer. Darin spielten gerade zwei Frauen und drei Männer. Als sie mich entdeckten, luden sie mich zu sich ein.
Ich versuchte ihnen zu verstehen zu geben, dass ich nur zuschauen möchte und hoffte, sie würden sich damit zufrieden geben.
Die zwei Pärchen wanden sich wieder einander zu. Jedoch witterte der dritte Mann seine Chance auf ein Einzeldate und kam zu mir hinüber.
Im Raum gegenüber war es ruhig geworden. Ich hörte ein leises Lachen und Reißverschlüsse, die sich schlossen. Wahrscheinlich würde jeden Moment die Tür aufgehen. Um nichts auf der Welt wollte ich dies verpassen. Daher ließ ich den Mann gewehren, als er mich zu berühren anfing.
Ich war so sehr mit dem Raum gegenüber beschäftigt, dass ich în letzter Minute erst mitbekam, dass er den Body în meinem Schritt beiseite geschoben hatte und gerade dabei war mir richtig nah zu kommen.
Zum Glück ging în diesem Moment geradeüber die Tür auf. Schnell stieß