Tara. Nancy Omreg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nancy Omreg
Издательство: Bookwire
Серия: Tara und Tristan
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742770189
Скачать книгу
wir ihn überleben konnten.

      Als wir im Park ankamen, wurden wir in eine abgelegene Ecke geführt, die vom Weg aus kaum einsehbar war.

      Dort warteten ungefähr zehn Vampire auf uns. Zwei von ihnen erkannte ich von gestern wieder. Der Anführer war jedoch nicht dabei. Dafür trat ein anderer aus der Gruppe hervor, der dem Anführer von gestern in Nichts nachstand. Von Elisabeth sah ich keine Spur.

      Mist! War ich doch in eine Falle getappt?

      „Liebe Tara“, begann der neue Anführer zu sprechen. Warum konnten die alle deutsch?

      „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich in unsere schöne Stadt begeben hast, um unsere...“, er sah sich in der Runde um. „...ja, man kann schon sagen, 'Schwester' Elisabeth zu besuchen.“

      Ich hörte ausnahmsweise auf Villes Ratschlag und nickte daher nur.

      „Doch mir kam außerdem zu Ohren, dass du sie nicht nur treffen möchtest, sondern auch… töten magst. Ist dies richtig?“

      Anstatt eine Antwort zu geben, starrte ich den Kerl nur an.

      Er schien auch keine Antwort zu gebrauchen, denn er redete weiter. Die Frage war also eher rhetorisch gemeint.

      „Du wirst verstehen, dass wir unsere Schwester nicht einfach so hergeben möchten. Wir lieben sie und möchten nur ihr Bestes. Da stehen deine Tötungsabsichten in absolutem Widerspruch zu unseren Interessen. Wie können wir also alle glücklich werden?“

      Ich ging davon aus, dass auch diese Frage nur rhetorisch gemeint war und blieb daher still. Ich lag damit richtig.

      „Wir haben uns alle Gedanken gemacht und möchten dir daher nun folgendes anbieten: Elisabeth wartet hier im Park. Du darfst mit ihr reden, aber nur innerhalb dieses Kreises und nur, während wir dich festhalten dürfen.“ Er blickte zu Ville und dann wieder zu mir. „Das Gleiche gilt auch für deinen... Kumpanen“, er wedelte mit seiner Hand abfällig in Villes Richtung.

      Ich überlegte kurz. Mir blieb keine andere Wahl, als auf ihr Angebot einzugehen, wenn ich mit Elisabeth reden wollte und dies wollte ich, mehr als alles andere!

      Ich vermied es Ville anzuschauen, der scheinbar gerade leicht mit dem Kopf schüttelte, so wie es mir aus dem Augenwinkel erschien. Schnell willigte ich nickend in das Angebot des Anführers ein.

      Dieser begann selbstgefällig zu grinsen und winkte einen seiner Anhänger heran. Er wies ihn an, Elisabeth zu holen. Bereits in der nächsten Sekunde wurden Ville und ich ergriffen. Je zwei Mann hielten uns fest, während unsere Arme auf dem Rücken gedreht wurden.

      Stolz hielt ich meinen Kopf aufrecht ohne den Blick vom Anführer abzuwenden. Er hob eine Augenbraue und drehte sich in Richtung leiser, herannahender Schritte um.

      Dann sah ich sie. Elisabeth. Sie sah genauso aus, wie damals, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Damals vor sieben Jahren, als sie mich im Schnee liegen ließ, als sie mich verletzte, damit mich Tristan töten würde.

      In mir wuchs unbändige Wut. Ich versuchte sie schmerzhaft herunterzuschlucken. Wenn ich jetzt ausrastete, würde ich nie eine Antwort von ihr bekommen.

      Süffisant lächelnd trat sie vor mich. Anstatt etwas zu sagen, verpasste sie mir eine schallende Ohrfeige.

      Sprachlos schaute ich sie an. Dann stellte sie sich vor mich hin.

      „Das ist das geringste, was ich jemandem geben kann, der mich töten möchte“, lächelte sie eisig.

      Obwohl ich nun selbst ein Vampir war, wirkte sie nach wie vor beängstigend auf mich.

      „Streng genommen hast du mich zuerst getötet“, gab ich zwischen zusammengebissenen Zähnen zurück. Krampfhaft versuchte ich meine Wut im Zaum zu halten.

      „Das kann man sehen, wie man möchte. Ich verstehe, dass du es so sehen willst, weil du deinen geliebten Tristan nicht verantwortlich machen möchtest für eine Tat, die er wahrhaft zum dritten Mal begangen hat“, sie grinste mich triumphierend an.

      „Tja, nur hast du dennoch versagt. Ich lebe nun für ewig“, ich funkelte sie hämisch an.

      Ihre Gesichtszüge verhärteten sich, eh sie wieder giftig zu grinsen begann.

      „Das werden wir heute Nacht ja noch sehen.“

      Ich spürte, wie Ville neben mir zusammenzuckte. Jedoch ließ ich mich nicht von ihren Worten beeindrucken und begann nun endlich mit dem Thema, weswegen ich hier war.

      „Was weißt du über Tristans derzeitigen Aufenthaltsort? Hast du ihn wieder in irgendeine Gruft gesperrt?“, ich konnte nicht anders. Ich hasste diese Vampirfrau so abgrundtief.

      Ein Schmunzeln umspielte Elisabeths Mundwinkel.

      „Es tut mir leid, Tara. Leider hat er sich nach dem Mord an dir nicht bei mir gemeldet. Ich hatte es ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Vielleicht hat er nun doch seine einstigen Pläne umgesetzt und sich in einen Vulkan gestürzt?“

      Ich wusste es besser. Wenn er tot wäre - mich schüttelte es bei dem Gedanken - dann hätte ich diese Visionen ganz bestimmt nicht bekommen. Sie mussten etwas bedeuten.

      „Es tut mir leid, dass du den ganzen Weg hierhergereist bist und ich dir nicht weiterhelfen kann. Mir tut es auch fast etwas leid, dass du wegen einer so unbefriedigenden Antwort nun sterben musst.“

      Elisabeth trat einen Schritt zurück und schnippte mit dem Finger, worauf sich zwei Vampire auf mich stürzten.

      Jagd auf Leben und Tod

      Im selben Moment, wo sie auf mich hätten einkrachen müssen, schlug ihnen etwas entgegen. Oder vielmehr, jemand. Ville hatte sich vor mich geworfen und wirbelte wie ein Hurrikan durch die Vampirmenge.

      Ich hatte keine Ahnung, wie er in so kurzer Zeit sich hatte losreißen können. Doch ich nutzte den Schreckensmoment meiner Wächter und wand mich aus deren Griff. Im nächsten Moment kämpfte ich schon wieder an Villes Seite. Und dann riss ich zum ersten Mal in meinem Vampirleben einen Kopf von einem Hals.

      Dieses Geräusch würde mich den Rest meines ewigen Lebens verfolgen.

      Ich ging davon aus, dass auch bei diesem Treffen eine größere Gruppe Vampire im Hintergrund warten würden, um einzugreifen, sollte es der Clan nicht schaffen.

      Ich wusste, dass ich nicht viel Zeit hatte. Also stürzte ich mich, nachdem meine Angreifer erst einmal abgewehrt waren, auf Elisabeth.

      Ihren Kopf wollte ich als nächstes abreißen. Gerade als ich ihn zu packen bekam, wurde ich von einem anderen Vampir weggeschleudert. Wütend stürzte ich umgehend zurück. Doch Ville riss mich mitten im Sprung zurück, hielt mich fest und rannte mit mir los.

      Erst jetzt merkte ich, dass die Vampiranzahl drastisch gestiegen war.

      Wie Blitze jagten wir durch den Park und durch die angrenzenden Straßen. Dieses Mal ließen die Vampire sich nicht von der Öffentlichkeit abschrecken. Wie viele Straßenzüge wollten sie denn anschließend von Zeugen „säubern“?! Nicht, dass Menschen wirklich erkennen konnten, was gerade geschah. Wir waren für das menschliche Auge kaum wahrzunehmen, so schnell wie wir rannten. Sie bekamen nicht mehr von uns mit, als einen Windstoß, begleitet von einem vorbeihuschenden Schatten. Kein Mensch würde etwas anderes dahinter vermuten, als eine kleine Windböe in einer schlecht beleuchteten Straße.

      Unsere Angreifer folgten uns weiter. Ich war mir langsam noch nicht einmal sicher, ob wir überhaupt noch in Bukarest waren. Ville schien sich jedoch bestens auszukennen. Er führte mich über Zäune, Hinterhöfe und teilweise über Dächer.

      Nach einem Sprung über einen hohen Zaun, dem Durchqueren einer Fabrikruine und einem mutigen Sprung in einen Abgrund, kauerte er sich mit mir hinter einer Mauer. Vorsichtig lugte er um die Ecke, ob wir unsere Angreifer endlich abgeschüttelt hatten.

      „Du bist wahnsinnig! Du hast die gesamte Bukarester Vampirgesellschaft gegen dich aufgebracht!“,