Tara. Nancy Omreg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nancy Omreg
Издательство: Bookwire
Серия: Tara und Tristan
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742770189
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langen, roten Haare hatte ich leicht gewellt.

      Als ich fertig gestylt vor Ville trat, wurden seine Augen immer größer. Anerkennend stieß er einen kurzen Pfiff aus.

      „WOW, du siehst echt… WOW“, er schluckte.

      „Danke“, grinste ich.

      „Lass uns lieber schnell gehen“, riss er seinen Blick von mir und hielt mir die Tür auf.

      Um jeden Preis

      Mit dem Taxi fuhren wir zu der Nachtbar. Sie lag unauffällig im Souterrain einer Häuserreihe. Eine ausgetretene Treppe führte hinunter zum Eingang der Bar.

      Die Tür stand bereits offen. Eine Luft, vollgesogen mit Zigarettenqualm und Wodka, quellte uns entgegen.

      Von einem kleinen Vorraum, der von einem Zigaretten-automaten dominiert wurde, gelangte man in den Barraum. Rechts erstreckte sich eine lange, dunkel-holzige Bar mit wenigen Barhockern. Gegenüber standen kleine runde Tische mit jeweils drei Stühlen.

      Wir gingen den schmalen Gang zwischen Bar und den Tischen entlang. Der Raum öffnete sich nach diesem Bereich in einen größeren, quadratischen Tanzflur. Von diesem gingen links und rechts ebenfalls zwei schmale Gänge mit kleinen, runden Tischen ab. Wir gingen in den linken Gang und setzten uns an den zweiten Tisch.

      Als die Kellnerin an unseren Tisch kam, bedeutete Ville ihr, sich zu ihm herunter zu beugen. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf sie verschwand und kurz darauf mit zwei schwarzen Bechern wieder auftauchte, welche sie vor uns abstellte.

      Der Duft von frischem Blut drang mir in die Nase. Fragend schaute ich Ville an. Der grinste nur.

      „Der Service hier ist unübertroffen in Bukarest.“

      Mit dieser Antwort wollte ich mich noch nicht zufriedengeben, was Ville bemerkte. Also erklärte er weiter: „Diese Bar wird von einem Vampir geführt. Ja, er gehört auch dem Gardianul-Clan an. Seine Kellnerinnen sind alle Prostituierte. Entweder bestellst du bei ihnen einen Becher Blut, wie ich es tat, oder du bedienst dich direkt von ihnen. Dazu musst du jedoch einen der Räume am Ende der Gänge aufsuchen. Dort kannst du natürlich auch andere Dinge mit ihnen anstellen. Das Betreten dieser Räume ist für menschliche Gäste jedoch verboten.“

      Also ich musste sagen, dass die Welt der Vampire, wie ich sie nun zum ersten Mal kennenlernte, nicht gerade die schönste war. Mit Tristan war alles so romantisch gewesen. Jetzt wirkte es kalt, blutrünstig und pornografisch. Es ging nur um Blut trinken, Morden und Sex. Gab es denn hier überhaupt keine Liebe?

      „Gibt es auch Pärchen unter den Vampiren hier?“

      „Ein paar wenige. Sie sind eher eine Seltenheit. Auf Grund unserer ewigen Lebenserwartung macht eine feste Bindung wenig Sinn. Es ist unwahrscheinlich für ewig mit einem einzigen Vampir verkehren zu wollen. Aus diesem Grund gibt es zwar immer einmal wieder Partnerschaften, die mehrere Jahrzehnte oder sogar auch mal ein paar Jahrhunderte anhalten können, doch meist wächst bei beiden dann die Lust auf etwas Neues. Hier in Bukarest hat eigentlich jeder einmal mit jedem, wenn du verstehst, was ich meine.“

      Das waren ja keine rosigen Aussichten für Tristan und mich. Zwar hielt seine Liebe zu mir auch bereits seit Jahrhunderten. Doch hatte er mich in dieser langen Zeit stets nur wenige Monate begleiten können. Vielleicht würde seine Liebe zu mir ebenfalls nachlassen, wenn er mich fortan Jahrzehnte um Jahrzehnte täglich haben konnte? Eine schreckliche Vorstellung.

      Wir nippten an unserem Blut, während sich die Bar füllte. Die ersten Gäste eroberten die Tanzfläche. Die Musik war gut. Das meiste war aus den 80ern.

      Gegen Mitternacht mischten sich unter die Menschen nach und nach Vampire. Misstrauisch beäugten sie mich, als würde auf meiner Stirn „Achtung, Neugeborene“ prangen.

      Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Würden sie mich hier auch auffordern mit in den Park zu kommen, um kein Aufsehen zu erregen?

      Ich musste nicht lange auf eine Antwort warten. Keine fünf Minuten später kam ein Vampir an unseren Tisch. Es war kein geringerer als Herr Arroganz persönlich, der Typ aus dem Swingerclub.

      „Na, hey! Wir kennen uns doch. Wolltest du mich doch wiedersehen?“

      Sein Hochmut war ungetrübt. Ich rollte genervt mit den Augen. Doch auch dies schreckte ihn nicht ab. Unbeeindruckt davon, dass ich mit Ville zusammensaß, strich er mir mit seinem Zeigefinger über meine Wange und über meine Lippen.

      „Hübsch siehst du heute wieder aus. Wenngleich auch leider etwas zugeknöpfter als beim letzten Mal“, er grinste dreckig. Ville zog fragend eine Augenbraue hoch.

      „Du musst mit mir in den Park kommen“, bestimmte der Typ.

      „Das wird das letzte sein, was mir in den Sinn kommt“, gab ich schnippisch zurück.

      Der Typ lachte. „Das war keine Bitte. Du bist hier nicht nur mir aufgefallen, meine Süße. Einige aus dem Clan wollen sich mit dir unterhalten.“

      Du meine Güte, was hatten die nur alle mit mir.

      „Warum?“, wollte ich wissen.

      „Das werden sie dir dann schon sagen. Ich bin nur der Überbringer der Nachricht.“

      „Wenn sie mit mir reden wollen, müssen sie sich schon selbst herbemühen, um mich zu bitten“, so leicht ließ ich mich nicht einschüchtern.

      Villes Augen wurden immer größer. Wahrscheinlich begrub er gerade seine Hoffnung auf einen ruhigen Abend.

      „Du bist noch genauso störrisch, wie beim letzten Mal. Das macht mich unglaublich scharf. Ich hoffe, der Clan lässt von dir noch etwas übrig, an dem ich mich dann vergehen darf.“

      Angewidert verzog ich den Mund. Noch bevor ich etwas sagen konnte, kam ein zweiter Vampir zu uns an den Tisch.

      „Lucian, was ist los? Du sollst dich nicht mit ihr unterhalten, sondern sie mitbringen.“

      Ah, Lucian. So hieß der Typ also.

      „Und wer bist du?“, wollte ich wissen.

      Der neue Vampir blickte mich böse an, wie ich es wagen konnte, auf diese Art mit ihm zu sprechen. Dennoch ließ er sich zu einer Antwort herab.

      „Du hattest gestern einen Kampf mit einigen von uns. Wir möchten noch einmal mit dir reden.“

      „Es gibt nichts, worüber ich mit euch reden müsste.“

      Der Typ kämpfte zusehends um seine Beherrschung.

      „Mag sein, dass du nicht mit uns reden willst. Doch es gibt jemanden, mit dem du dich bestimmt unterhalten möchtest. Suchtest du hier nicht nach einer gewissen Person..., einer Elisabeth?“

      Damit hatte er mich. Als ich meine Augen aufriss, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

      „Wusste ich es doch, dass dich das interessiert. Sie wartet im Park auf dich. Also los.“

      „Woher wissen wir, dass dies keine Falle ist?“, schaltete Ville sich ein, der bis dahin schweigend alles verfolgt hatte.

      „Da werdet ihr mir einfach vertrauen müssen.“

      Na super, von Vertrauen konnte hier niemand reden. Aber ich musste es riskieren. Die Chance mit Elisabeth sprechen zu können, durfte ich mir nicht entgehen lassen. Selbst wenn ich dabei in eine Falle tappte.

      „Du musst nicht mitkommen, Ville, du…“.

      „Auf keinen Fall, ich komme mit!“

      Mit diesen Worten sprang Ville bereits auf. Mich überkam jetzt schon ein schlechtes Gewissen für den Fall, dass dieser Ausflug wieder in einem Kampf enden würde.

      Lucian strich mir mit seiner Hand über meinen Po, als ich aufstand und nach draußen ging. Ich schlug sie weg, worauf er leise lachte. Sein Duft kribbelte mich in der Nase. Wenn er doch wenigstens nicht so verflucht gut aussehen würde.