Der Meerkönig. Balduin Möllhausen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Balduin Möllhausen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754176504
Скачать книгу
warf noch einen starren Blick auf das schwarze Aschenhäufchen und dann vernichtete sie auch dieses, indem sie ihren schmalen Fuß heftig auf dasselbe stellte.

      Ein giftiges Hohnlächeln flog über ihr stolzes Gesicht, ein Hohnlächeln, welches sogar Merle mit Scheu erfüllte.

      »Die Todten kehren nicht in's Leben zurück, und in Asche ist der letzte Beweis zerfallen!« sagte sie laut und vernehmlich, obwohl wie zu sich selbst sprechend. Dann aber sich emporrichtend, zeigte sie einen Ausdruck, so ruhig und kalt, als wären die Begebenheiten der letzten Stunden nur ein harmloser Traum gewesen.

      »Gestatten Sie uns jetzt, Ihre Fallthür zu verlassen?« fragte sie den Gauner, und ihre Lippen kräuselten sich höhnisch und in grenzenloser Verachtung empor.

      »Die gnädige Gräfin haben in diesem Hause wie auch ganz besonders über meine Person zu befehlen,« antwortete Merle unterwürfig; »sei es Tag oder Nacht, die gnädigen Herrschaften werden stets einen gewissenhaften Diener in mir finden.«

      »Gut, so befehle, ich Ihnen, uns voranzuleuchten ...« - Hier schwieg die Gräfin bestürzt; ein leises, schlürfendes Geräusch hatte von dem Gange her ihr Ohr erreicht.

      »Was war das?« fragte sie ängstlich. »Ich hoffe, es sind keine Zeugen zugegen gewesen?«

      »Keine anderen Zeugen, als Ratten und Mäuse,« erwiderte Merle, der sich ebenfalls entfärbt, aber schnell wieder gefaßt hatte. »Den Weg hier herauf zu finden, würde selbst am hellen Tage Niemandem gelungen sein, ohne sich durch Knarren und Poltern anzumelden; aber kommen die gnädigen Herrschaften und überzeugen Sie sich selbst.«

      So sprechend, schritt er, beständig hinter sich leuchtend, auf den Gang hinaus und diesem nachfolgend bis an die leiterähnliche Treppe vor. Hier blieb er eine Weile lauschend stehen, und mit ihm lauschten die beiden Geschwister.

      Todtenstille herrschte in dem ganzen Hause; von der Straße herauf hallten deutlich die schweren Schritte eines einzelnen Vorübergehenden, während aus der Ferne sich das gedämpfte Rollen der Wagen vernehmen ließ und von den Thürmen der Kirchen das Ende der Mitternachtsstunde angemeldet wurde.

      »Dies ist ja eine schreckliche Passage!« brach der Graf endlich das Schweigen, indem er bis dicht an die Treppe vortrat und niederwärts schaute. »Wie sollen wir da hinuntergelangen?«

      »Der Weg ist allerdings etwas unbequem,« entgegnete Merle und behutsam kletterte er voraus, um seinen Begleitern diejenigen Stufen zu bezeichnen, welchen sie sich ohne Besorgniß anvertrauen durften. »Ich habe Sie im Dunkeln heraufgeführt, weil ich vermuthete, Sie würden mir nicht folgen, wenn Sie den halsbrechenden Weg sähen.«

      »Verräth uns der Lichtschimmer nicht?« fragte die Gräfin, einen gleichgültigen Blick in die schwarze Tiefe sendend.

      »Hier oben nicht,« antwortete Merle, »unten dagegen werde ich das Licht auslöschen müssen.«

      Dies waren die letzten Worte, die in dem verödeten Hause gewechselt wurden.

      Zehn Minuten später lugte Merle vorsichtig durch die Thürspalte auf die Straße hinaus.

      »Die Luft ist rein,« flüsterte er rückwärts.

      Die Pforte knarrte und kreischte, die drei Gestalten traten hastig in's Freie, und mit klingendem Schalle flog der fest herangezogene Riegel des verrosteten Schlosses in die leere Haft des Thürpfostens.

      Ohne einen Augenblick zu zögern, traten die nächtlichen Wanderer eiligen Schrittes den Heimweg an, Merle als Führer voran, und dicht hinter ihm der Graf und die Gräfin. Die Luft war kalt, die Sterne funkelten hell und fröstelnd; die drei Wanderer dagegen schienen abgestorben gegen äußere Einflüsse zu sein, in ihren Adern rollte das Blut heiß und wild.

      Weit waren die Umwege, auf welchen der schlaue Merle seine hohen Gönner deren heimischem Stadtviertel zuführte, und nur langsam vergrößerte sich die Entfernung zwischen ihnen und dem verödeten Hause.

      Dem Hause sah Niemand an, daß daselbst überhaupt eine heimliche Zusammenkunft stattgefunden hatte; Balken und Mauerwerk können ja nichts erzählen, und die Steine, die Riekchen aus dem Fachwerke genommen hatte, befanden sich längst wieder in ihrer alten Lage.

      Riekchen selbst aber eilte flüchtigen Fußes durch die engen Gassen in nächster Richtung dem heimatlichen Obdache zu.

      Ihr Herz war so voll; sie mußte zu ihrer Mutter, um zu erzählen von den schönen, vornehmen Leuten, die mit dem Vater wie mit Ihresgleichen gesprochen und ihm so viel, viel Geld gegeben hatten. Sie mußte erzählen von dem Feuerwerke und der Fallthür, und wie es ihr gelungen, unentdeckt bis in fast unmittelbare Nähe der schönen, vornehmen Herrschaften zu gelangen.

      Ja, des armen Kindes Herz war bis zum Zerspringen voll: der Vater war plötzlich unermeßlich reich geworden, noch reicher als der König; denn nur mit genauer Noth hatte er das viele, viele Geld in seiner Tasche zu bergen vermocht, und brauchten sie daher nie wieder gegen Noth und Sorgen zu kämpfen.

      Hm, wie die glückliche Tochter durch die verödeten Gassen rannte! Bald auf der einen, bald auf der andern Seite huschte sie einher; ihre Füße waren so leicht, wie noch nie im Leben; aber sie mußten wohl leicht werden, denn die Aussichten für die Zukunft waren ja so schön, so schön, daß es sich gar nicht beschreiben läßt und dem armen Riekchen der Kopf förmlich schwirrte und schwindelte.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCBGUC7gDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDzsE4o BNAPFJng16h5Y/PFRH71OB4pp9aAHjpSFiDkUKeKTOO1IQ5ssKbmhXzweKOM9RQgDNJ/FS0hpgOJ 4qPvS5pB1oYDqSlpvekA4GjNJSCgQpoFFFA0Oxml6UnNL9aaGKDzRnmk6c0ZoJZIp60ueajBp1AD ieaQmkAPoaQ0DEI4zTQaC3OKQjHNADh1pSaaDQxoAcDSg8io+fSnDNAiQtQDTB1qQDigBOtBHFKA fSnEcUDGqOakYZApBwKXNACDilzk0hpOhoAU9aG45pD1pTyKGCFzkUHimngUA7qQdRQc1IDuqI8U oO2gpjmOKA3y00ncKQDtQIf1FTxnAqJF9alGB3poBxfBqQHIqHAbvUo4FSxocTwKA1GOKavWgZNk Yz3pVcd6bgUfgaAJCy9BTuCKh4HapAeOlBQ/PFJSUooAcvSkA5py9KMH0oAaVpQtBpw60AAQU7aK SlAJoGNK00rUm2kK0ARkUw8VMRUZGTxQIiNNNTbaaVFBJBS7RnNSbKQpTJaGgkUDANBOO1MYEGmg Q9iMioyfnpDniigTHjlxSng0wHvTgw9RQCFLkjBpuaVmGKYTQMcTSZqMnnFOBoEx3fNNY80McCm9 RQAFs03JoBwKTNAC5JpRjvSBhSN9aAFBxRnJzSBc0hGDQIfmgnim5ozQUGaOtH5UUCEHymkJzmlb pSYOOBQAq9KUGmrkUo9aAHYzR04puTSFs0wJAaaTzSClxQIM0uc9aTFOIB70AJnHAopMYpaQBS0l JQAp5o2DrSD60uaAAcU8nimHigUCAdcU7pScetITQA4NTxzUQFODYoKHMQAaauFXNJndnIpRyuMG gBSTTDmnZozmgTGinA80oApwAzQCADNOHpSdKkQZJ+lAxoNLuxQVOeBSlaBMVDzUpyelQjC96lST AwaaBBilGc0uQ1KpxxTKAAE0rDijGTQT2pARnrTVBBqTFO4zxQJkT54pMVI/SmgUhDcUFakxxxSY OOlAwAwtIBindgKCKAEx1pUUYoxkUo46UDI2G1sCjHrSsfnGfSlYAigBuccdqeoB60wdKeAaYD+l HWmGnoCe1SAg+angYo27aOT2oAUFRT946Co8UbcUDJc8UgPJpoz6Ud6AHDrTsc02n8YFIY