Tara. Nancy Omreg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nancy Omreg
Издательство: Bookwire
Серия: Tara und Tristan
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748598732
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wir fertig waren mit Essen und wir aufgeräumt hatten, verabschiedete sich Fine von mir und drückte mich fest.

      „Verschlafe morgen ja nicht“, drohte sie mir im Spaß.

      „Na, ich schau mal“, ärgerte ich sie. Sie hob den Zeigefinger und lachte. Ich winkte ihr hinterher. Ich ging zurück in mein Wohnzimmer und ließ mich in meinen Ohrensessel sinken. Ich wippte mit meinen Pantoffeln und überlegte, was ich jetzt machen könnte. Es war erst um dreizehn Uhr. Meine Sachen könnte ich in fünf Minuten zusammen packen.

      Also griff ich ein Buch aus dem Regal hinter mir und fing an noch etwas zu lesen. Es war ein leichter Krimi, nicht gerade interessant, aber als Zeitvertreib reichte es.

      Nach zwei Stunden legte ich das Buch zur Seite und packte meinen Kram zusammen in meine kleine Reisetasche. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Lernen für die Uni und Fernsehen. Da im abendlichen Programm nichts interessantes kam, entschloss ich mich heute zeitig ins Bett zu gehen, damit ich morgen früh ausgeruht war. Ich legte mir noch eine Nachtcreme auf, stellte meinen Wecker auf um sechs und deckte mich bis zum Kinn zu. Ich freute mich schon wahnsinnig auf unser Wochenende und mit den Gedanken daran schlief ich glücklich ein.

      6 Das Wochenende beginnt

      Ich erwachte und schaute auf die Uhr. Es war gerade um fünf Uhr. Noch vor dem Klingeln meines Weckers war ich wach und ich überlegte noch eine Stunde weiter zu schlafen. Jedoch war ich zu wach dafür. Egal wie sehr ich es versuchen würde, einschlafen könnte ich doch nicht mehr.

      Normalerweise widersprach es meinem Sein vor dem eigentlichen Zeitpunkt aufzustehen. Ich blieb sonst sogar noch wegen vier Minuten liegen, wenn der Wecker es so anzeigte. Doch heute hielt mich nichts mehr im Bett. Ich war aufgeregt wegen des heutigen Tages und überhaupt wegen dem gesamten Wochenende.

      Also sprang ich wild entschlossen und hellwach aus dem Bett und stellte den Wecker gleich aus. In meinen Pantoffeln schliff ich ins Bad. Ich duschte lange und heiß und griff anschließend zu meinen Schminksachen.

      Bereits heute wollte ich gut aussehen. Ich sparte nicht an Lidschatten und Lidstrich und war nach zehn Minuten mit meinem Schminkergebnis zufrieden.

      Gelernt ist gelernt und somit brauchte ich nicht lange um mich zu schminken.

      Ich packte meine Kosmetik in die Tasche und machte mir einen Kaffee. Eigentlich war ich sogar zu aufgeregt um etwas zu essen, doch meine Vernunft ermahnte mich dazu, da ich ja nicht wusste, wann ich wieder Zeit hatte etwas zu essen. Also schmierte ich mir ein Brötchen mit Käse und aß es während ich zum Fenster herausschaute.

      Das Viertel lag noch in absoluter Dunkelheit und es war totale Stille. Man hörte nur den Wind, der leise um die Hausecken pfiff und ab und an ein paar Blätter vorbei wehte, die vom Herbst bunt verfärbt waren. Es war kalt. Ich konnte meinen eigenen Atem sehen. Obwohl es erst Anfang Oktober war, roch die Luft nach Schnee, so würzig und allwissend.

      Ich liebte diesen Duft, er war der Vorbote für die weiße Pracht. Es würde also nicht mehr allzu lange dauern, bis der erste Schnee fiel. Auf meine Nase konnte ich mich bis jetzt immer verlassen. Ich freute mich bereits auf diese Momente, wenn ich in meinem langen schwarzen Mantel durch den weißen Schnee ging und mir die verschiedensten Schneeflocken auf den Ärmeln ein Muster bildeten, dass nur der Winter so erschaffen konnte.

      Ich schaute auf meine Küchenuhr. Es war inzwischen um sechs und ich überlegte mir, was ich die restliche Zeit mit mir anfangen sollte. Ich schloss das Fenster und goss mir noch eine Tasse Kaffee ein. Das heiße Getränk tat gut, denn ich war von meinem Fensterblick relativ durchgefroren. Ich beschloss mir einen wärmeren Pullover über meinen Pulli zu ziehen und nahm mir anschließend ein Buch aus dem Regal.

      Ich hatte dies schon länger nicht mehr in der Hand gehabt. Es hieß „Carmilla, der Vampir“ von LeFanu und war unter einem Stapel von Heftromanen namens „Vampira“ versteckt gewesen. Auf die leicht erotischen Heftchen hatte ich jedoch gerade keine Lust. Daher setzte ich mich in meinen Ohrensessel und begann „Carmilla, der Vampir“ zu lesen.

      Auf der ersten Seite stand eine Widmung von meinem Onkel, der mir das Buch zum Geburtstag geschenkt hatte. Obwohl ihm und meiner Tante meine Art zu Leben und mich zu Kleiden zuwider waren und wir ständig deswegen aneinander gerieten, hatte er mir dennoch dieses Buch geschenkt. Dies führte zwar zu einem handfesten Ehestreit zwischen meinem Onkel und meiner Tante, aber es war wohl auch das einzige Mal, dass ich meinen Onkel gemocht hatte und mich über ein Geschenk von ihm gefreut hatte, da es wirklich etwas gewesen war, was mir gefiel und er sich Gedanken über das richtige Geschenk für mich gemacht hatte. Von meiner Tante hatte ich hingegen damals einen bunt gestreiften Pullover bekommen und eine vergoldete Brosche in Form eines Schmetterlings, beides ruhe in Frieden in der hintersten Ecke meines Schrankes.

      Nach einer dreiviertel Stunde legte ich das Buch zur Seite. Ich hatte zwar noch Zeit bis ich los musste, aber ich fand einfach keine innere Ruhe zum Lesen. Ich beschloss das Buch in meiner Reisetasche mitzunehmen. Nicht das ich damit rechnete in Berlin auch nur fünf Minuten Zeit zum Lesen zu haben, aber es war so eine Marotte von mir, auf Reisen stets ein Buch mitzuführen.

      Anschließend lief ich durch die Wohnung und kontrollierte ob ich auch alles ausgeschaltet hatte. Ich zog mir meinen Ledermantel an, schnappte mir die Reisetasche und Handtasche und verließ meine Wohnung viel zeitiger, als es nötig gewesen wäre. Ich wollte aber lieber am Bahnhof die Zeit ein bisschen vertrödeln, als so aufgeregt noch länger in meiner Wohnung herum zu sitzen.

      Ich schlenderte vorbei an den Holländerhäusern, in denen die meisten Bewohner noch schliefen. In Marla’s Café brannte jedoch bereits schon Licht. Sie bereitete wahrscheinlich schon alles für ihr Frühstücksangebot vor. Sie backte gerne ihre Brötchen selbst und jeden Tag bot sie auch drei verschiedene Sorten Kuchen an, die sie ebenfalls selbst backte.

      Kein Wunder, dass sie schon so zeitig am Werkeln war, wenn sie bis zu ihrer Eröffnung um acht Uhr alles fertig haben wollte. Ich ging weiter zur Friedrich-Ebert-Straße, wo meine Straßenbahn zum Bahnhof abfuhr.

      Es war ganz schön kalt um diese Uhrzeit und daher war ich sehr froh, dass ich nur wenige Minuten warten musste, bis die Straßenbahn kam. Die Bahn war bereits schon gut besetzt mit Leuten, die scheinbar auf dem Weg zur Arbeit waren. Einige schauten mich skeptisch an, als ich einstieg.

      Ich war die Blicke bereits gewöhnt, die mein Äußeres hervorrief und wer bereits nicht schon daher aufmerksam auf mich wurde, dessen Aufmerksamkeit konnte ich durch das Geklingel meiner Schellen erlangen, die an meiner Tasche baumelten.

      Unbeeindruckt dieser unverhohlenen Blicke setzte ich mich auf einen Sitz in der Nähe der Tür und stellte meine Taschen auf den Nachbarsitz. Es war draußen noch zu dunkel, als dass ich durch die Fenster der hell beleuchteten Straßenbahn hätte etwas sehen können.

      Daher nahm ich meinen Walkman aus der Tasche und setzte mir die Kopfhörer auf. Aus Rücksicht auf meine verunsicherten und ablehnenden Mitfahrer drehte ich die Musik extra leise, sodass meine düstere Musik nur mich erreichte.

      Nach wenigen Haltestellen hielt die Straßenbahn am Hauptbahnhof. Ich war bereits schon während der Fahrt aufgestanden und stürzte sofort los, als die Türen aufgingen. Ich war neugierig, ob Fine auch bereits am Bahnhof wartete oder ob sie wirklich erst kurz vor der verabredeten Zeit erschien. Auf dem Weg zum Bahngleis hielt ich jedoch erst noch bei einem Bäcker an. Eine Zeit für eine Tasse Kaffee musste noch sein. Um diese Uhrzeit brauchte ich einiges an Koffein um meine Augen offen und meinen Geist in einen halbwegs zurechen-baren Zustand halten zu können.

      Ich trank das schwarze Elixier mit Wonne. Es würde bestimmt auch nicht die letzte Tasse für heute morgen bleiben, da war ich mir sicher. Fünf Minuten später eilte ich auch schon weiter zum Gleis.

      Doch als ich dort ankam war ich schon etwas enttäuscht. Weit und breit war nichts zu sehen von Fine. Also würde sie doch nicht soviel eher kommen wie ich. Auf dem Bahnsteig warten wollte ich nicht, dafür war es zu kalt.

      Daher schlenderte ich zurück zu einem