Aron. Andreas Dietrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Dietrich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783745030938
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Schüchternheit. Am Mittwoch vor den Sommerferien werde ich es Ihr sagen. Ganz sicher! Ich weiß zwar noch nicht wie, aber ich werde es tun. Daran wird mich meine Schüchternheit nicht hindern. Hoffe ich zu mindestens.

      Ich mein, ich weiß es nicht. Ich bin ja kein Hellseher. Du ja auch nicht. Du bist ja nur mein Tagebuch mit einem schönem Namen. Der ist natürlich nicht so schön wie Franziska, aber der zweitschönste. Ich weiß gar nicht, was Nora für eine Bedeutung hat. Warte mal. Meine Mutter hat doch ein Namensbuch. Da werde ich mal kurz hineinschauen. Also bis gleich!

      So da bin ich wieder. Nora bedeutet Gott ist mein Licht. Gott ist allwissend. Er weiß also, was ich schreibe. Was ich Dir schreibe. Also ich kann sagen, dass die Bedeutung passt. Ich habe aber auch gelesen, dass die Bedeutung die Fremde oder die Andere sein kann. Diese Bedeutung würde auch passen. Du bist ja die Fremde, die keiner kennt. Wenn man mal von mir absieht. Also Bedeutung Zwei passt auch. Nora kann aber auch Ehre bedeuten. Es ist dir eine Ehre, meine Worte und Gedanken zu kennen. Ich kann also auch zur dritten Bedeutungsvariante mein O.K. geben.

      Und Du ahnst es wahrscheinlich schon. Es gibt auch eine vierte und sogar fünfte Bedeutungsvariante. Die Glänzende aus dem Norden. Na ja. Ob wir hier im Norden sind? Ich mein, Nordeuropa ist es nicht. Südeuropa auch nicht. Es müsste also eher heißen die Glänzende aus dem Zentrum. Aber es soll ja nicht sein. Die vierte Bedeutung passt – aus heutiger Sicht – nicht. Kommen wir also zur hebräischen Bedeutung: schrecklich. Das passt nun überhaupt nicht. Du bist doch nicht schrecklich. Es ist schön Dich zu haben. Ein Tagebuch, das alle meine Gedanken kennt. Also ist die fünfte Bedeutungsvariante auch nicht die Beste. Nein, sogar die Schlechteste. Na ja. Die ersten drei sind die Besten. Sagte ja schon ein Sprichwort: Alle guten Dinge sind drei.

      Nun gut. Weg von der schönen und vor allem der schlechten Bedeutung. Hin zu Franziska. Wie gesagt, ich werde jetzt jede Woche Ihr ein Gedicht zukommen lassen. Zwei hat sie schon. Nun sollte das dritte am kommenden Mittwoch folgen. Eine Idee habe ich auch schon. Ich schreib es Dir einfach mal auf. Das habe ich die letzten zwei Male ja auch schon getan:

      Franziska, ich liebe nur Dich,

      Rosenrot ist alles um mich,

      An Dich denke ich jeden Tag,

      Nur Dich mein Herz so mag,

      Zu jeder Zeit bist Du mein Stern,

      Ich habe Dich so unsterblich gern,

      So wunderschön nur Du allein bist,

      Keine andere Frau so toll wie Du ist,

      Alles an Dir ist mehr als wundervoll.

      Ich finde nur Dich megatoll

      Cherubinisch bist nur Du allein,

      Hilf mir mein warmer Sonnenschein,

      Liebe mich, so wie ich Dich.

      Ich liebe Dich so unsterblich,

      Es zu erklären ist nicht leicht,

      Bist auch Du die Schönste der Welt,

      Es mir überhaupt nicht leicht fällt,

      Dir meine Liebe zu gestehen,

      Ich möchte immer neben Dir gehen,

      Charismatisch kannst nur Du sein,

      Hab Dich lieb, mein Sonnenschein!

      Ich weiß, perfekt ist es nicht. Aber hast Du die Anfangsbuchstaben jeder Zeile gesehen. Sie ergeben: Franziska ich liebe Dich. Das engt mich ganz schön ein beim Reimen. Vor allem das C bei ich und Dich ist problematisch. Welche Wörter fangen schon mit C an und können am Anfang stehen? Cool, Chance, chancenlos, Clown, charismatisch, Charakter, cherubinisch. Ich gehe mal davon aus, Du weißt nicht, was cherubinisch ist? Engelgleich und das ist Franziska. Zweifelsfrei. Ich mein, Du hast Sie ja noch nie gesehen. Wie auch. Du hast ja keine Augen, aber wenn Du Sie sehen könntest, würdest Du wissen, dass ich nicht untertreibe. Sie ist wirklich wie ein Engel. Sie lacht wie ein Engel, hat engelsgleiches Haar und Augen, die nur ein Engel haben kann. Ja, Sie ist ein Engel. Mein Engel. Hoffentlich bald. Ich mein, mein Engel wird Sie nie wirklich sein. Sie ist ja nicht mein Besitz. So ist das mein vor Engel auch nicht gemeint. Aber Du verstehst hoffentlich wie ich das mein Engel meine.

      Na gut. Es gibt nichts mehr zu schreiben. Somit kann ich nur sagen: Bis nächste Woche Nora. Tschüs!

      Huch vergessen

      Hallo Nora, 17. April

      Entschuldigung. Ich habe gerade noch einmal die letzten zwei Einträge gelesen. Im ersteren davon habe ich Dir ja versprochen, über Franziskas Schlagfertigkeit zu berichten. Letzte Woche hatte ich es ja gar nicht getan. Das werde ich heute nachholen und damit ich es nicht vergesse, fange ich gleich damit an.

      Mit Franziska selbst habe ich ja nicht gesprochen, aber Sie spricht ja immer mit den Anderen und da lausche ich immer Ihrer schönen Stimme. Eines Tages wurde Sie von einer Lehrerin gefragt, wie Ihre Arbeit an einem Referat voran geht. Sie sagte: Gar nicht. Ich habe noch keinen Chirurgen gefunden, der meiner Arbeit Beine annäht, damit Sie gehen kann. Ob nun vorwärts oder rückwärts ist ja erst einmal egal. Kennen Sie vielleicht einen Chirurgen, der meiner Arbeit zwei Beine annähen kann? Die Lehrerin konnte es nicht. Es ging ja auch nicht.

      An einem anderen Tag sprach Sie mit Rachel, Ihre Banknachbarin und Freundin. Ich mein, keine feste Freundin. Franziska steht nicht auf Frauen. Glaube und hoffe ich. Und wenn Sie es doch tut, dann sehe ich Ihr es nicht an. Aber wissen tue ich es nicht. Ich hoffe nur, dass Sie auf Männer steht. Na ja gut. Franziska sollte das jetzt nicht hören. Als Rachel vor Ihren Augen gefragt wurde, ob Rachel auf Männer stehen würde, sprach Franziska: Nein, Sie steht auf dem Boden. Das siehst Du doch! Unter Ihren Füßen sind die Socken, darunter die Schuhsohlen. Darunter wäre der Boden. Siehst Du darunter einen Mann, auf dem Rachel stehen kann? Er sah es nicht. Wie auch. Rachel stand ja wirklich auf dem Boden, aber so wortwörtlich hatte dieser Jemand es ja gar nicht gemeint. Er meinte es eher im übertragenden Sinne. Na ja, Du siehst also, dass Sie ganz schön wortgewandt und schlagfertig ist.

      Ich würde ja gerne mal wissen, wie das bei Ihr zu Hause aussieht. Ob Ihre Eltern darauf achten würden, was Sie zu Franziska sagen? Oder ob sie auch immer wieder den Fehler begehen würden, worauf Franziska wieder schlagfertig kontern konnte? Ich mein, ich weiß es nicht, aber ich glaube nicht, dass Ihre Familie immer weiß, was Franziska gerade denkt. Sie werden bestimmt auch immer wieder in Franziska’s Falle tappen.

      So wie ich in Ihre. Aber nicht in die wortwörtliche Falle, sondern in Ihre Liebesfalle. So schön wie Sie aussah, so einzigartig Ihre Art war, so wortgewandt wie Sie war. Sie musste viele Verehrer haben, denke ich mir zu mindestens. Wissen tue ich es aber nicht. Aber wie würde Franziska sagen: Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts. Stimmt wohl. Und trotzdem hoffe ich, dass Sie keinen anderen Verehrer hat. Wenn ich der Einzige wäre, hätte ich doch bessere Chancen, oder?

      Mit einem Gedicht doch noch bessere oder? Ich mein, welche Frau steht denn nicht darauf? Ein Gedicht als Liebesbeweis oder Liebeserklärung. Das ist doch romantisch, oder? Na ja, nächste Woche werde ich Ihr das vierte Gedicht zu senden. Da werde ich ins Internetcafé gehen. Warum? Na ja, wie sollte ich Ihr sonst das Gedicht zukommen lassen? Ich habe zu Hause ja kein Internet. In die Schule komme ich nicht. So bleibt mir nur noch ein Internetcafé. Ich werde das vierte Gedicht am Computer abtippen, es auf meinem USB-Stick speichern und dann vom Internetcafé Ihr zusenden. Ja, so mache ich es. Du willst jetzt bestimmt wissen, wie das vierte Gedicht für Sie aussieht, oder? Kein Problem, ich schreibe es Dir auf:

      Nur Du bist mein Stern,

      Nur Dich habe ich gern,

      Nur Du bist mein Sonnenschein,

      Nur bei Dir möchte ich sein,

      Nur Du bist alles in dieser Welt,

      Nur Dich mein Herz für edel hält.

      Nur Du bist mein Edelstein,

      Nur Du wirst es immer sein,

      Nur Du bist mein Smaragd,

      Nur