SAII-RON. Casy Paix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Casy Paix
Издательство: Bookwire
Серия: SAII-RON
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752932133
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wahrnehmen. Ysa hatte dieses Tor verabscheut und jetzt war sie selbst an diesen furchtbaren Ort dahinter gefangen.

      „Zacharias? Hey Zacharias!“

      Ich zuckte bei Rieels lauter Stimme zusammen und wirbelte zu ihm herum.

      „Rieel musst du so schreien?“

      „Du brauchst keine Angst haben, Viktor ist noch unterwegs“, meinte er mit einem Grinsen und kam auf mich zu.

      Warum gingen alle davon aus, das ich vor Viktor Angst hatte, oder mich vor ihm rechtfertigen musste?

      „Ich weiß, das er nicht hier ist! Du hast mich einfach überrascht“, murmelte ich leise.

      Rieel trug wie üblich seine schwarze Kleidung, doch irgendetwas war anders. Und dann mit einem Mal roch ich es – Blut!

      „Verdammt, was ist passiert?“, rief ich und packte ihn am Ärmel.

      Rieel sah mich nur verständnislos an und auch die Zwillinge beobachteten mich argwöhnisch.

      „Geht es dir gut?“, frage Rieel ehrlich besorgt und musterte mich nun genauer.

      „Ja verflucht! Ich meine, warum ist deine Kleidung mit Blut getränkt?“

      Ein verstehender Ausdruck erschien auf Rieels Gesicht und er verzog den Mund.

      „Ach das meinst du! Ja, es geht mir gut. Das Blut ist nicht von mir.“

      „Sondern?“, fragte ich lauernd.

      Rieels Blick huschte zu den Zwillingen, die ungewöhnlich still waren.

      „Wie viel habt ihr ihm erzählt?“, fragte Rieel streng und verengte die Augen.

      Während Ayaz schuldbewusst den Kopf senkte, streckte Kyran Rieel die Zunge heraus.

      „Wir haben ihn nur auf den neusten Stand gebracht. Was ist so schlimm daran? Selbst dem Wolf wird irgendwann die Unruhe in Kassathor und die Magier, die uns beobachten und ihre Kreise immer enger ziehen, auffallen. Ihr tötet einen von ihnen und es kommen doppelt so viele wieder. Wie lange wollt ihr noch so weiter machen? Es wird Zeit Zacharias aus seinem Selbstmitleid hauszuholen! Er ist vielleicht der Einzige, der unsere Meisterin zurückbringen kann. Viktor kann hier nicht weg, genauso wenig wie du. Es gibt niemanden, außer dem Wolf, der die Meisterin zurückholen könnte. Akesh wird ihm vielleicht wenigstens erst anhören, bevor er ihn umbringt.“

      Ayaz verstummte und ich stöhnte innerlich auf. Ich hatte nie behauptet mit Akesh reden zu wollen.

      „Du willst zu Akesh? Ich dachte, du gehst ihm schon seit Jahren aus dem Weg. Weiß Viktor von deinem Plan?“, fragte Rieel und fuhr sich aufgebracht durch die Haare.

      „Nein! Und nein, ich habe nicht direkt vor zu Akesh zu gehen“, entgegnete ich ausweichend und steuerte auf die Treppe zu, die in die oberen Stockwerke führte.

      „Das soll heißen?“, fragte Rieel und eilte mir hinterher.

      Verdammt, ich wusste, dass er nicht locker lassen würde. Aber genauso wie den Zwillingen konnte ich auch Rieel nichts von dem privaten Tor der Wölfe erzählen. Dämonen und Assassinen gehörten für meinen Vater zum selben Schlag.

      „Können wir es einfach dabei belassen, das ich versuchen werde Ellysa zurückzuholen?“

      „Das ist ja schön und gut, aber ich halte es für einen Fehler Viktor nichts davon zu sagen.“

      Rieel folgte mir wie ein Schatten und ich überlegte kurz, wie ich meinen lästigen Anhang loswerden konnte. Ich hatte keine Lust auf irgendwelche Diskussionen. Mir reichte schon mein schlechtes Gewissen Viktor gegenüber. Ich wollte ihn nicht hintergehen, aber ich sah keine andere Möglichkeit als diese. Dass Viktor mehr als wütend auf mich sein würde, wenn er mich nicht mehr in seinem Bett vorfand war ein Übel, das ich wohl in Kauf nehmen musste.

      „Zacharias nun warte doch einmal! Hast du überhaupt einen Plan?“

      Ich erreichte Najems Tür und überhörte gekonnt Rieels Frage. Hoffentlich war der ehemalige heilige Bruder in seinem Zimmer. Ich klopfte an und wartete angespannt auf eine Antwort. Anscheinend war das Glück auf meiner Seite, denn die Tür öffnete sich und Najem sah mir mit verschlafenen Gesicht entgegen.

      „Kann ich rein kommen?“, fragte ich und drängte mich ohne auf eine Antwort zu warten an ihm vorbei.

      „Na klar, mein Zimmer ist dein Zimmer“, murmelte er und beobachtete wie ich mich in den Sessel fallen ließ.

      Hatte ich gedacht, so Rieel und die Dämonenzwillinge abschütteln zu können, hatte ich mich getäuscht. Ich beobachtete, wie Najem die Tür hinter meinen Verfolgern schloss und erst jetzt fiel mir auf, wie ausgemergelt er aussah. Jarons und Leahs Tod hatten ihn anscheinend wirklich sehr mitgenommen. Ich biss mir wütend auf die Lippe. Zu meinem schlechten Gewissen wegen Viktor, gesellte sich nun auch noch das Najem gegenüber hinzu. Ich hatte meinen Freund viel zu lange mit seinen Schuldgefühlen alleine gelassen. Najem durfte sich nicht die Schuld an dem Tod der Beiden geben.

      „Wie komme ich zu so viel unverhofften Besuch? Das Zacharias kommt und geht, wann er will, bin ich gewohnt, aber ihr?“

      Najem verschränkte die Arme vor der Brust und sah Rieel abwartend an.

      „Ich bin hier um Zacharias etwas Vernunft einzutrichtern“, meinte er mit einem Grinsen und lehnte sich an die Wand neben einem großen Bücherregal.

      „Und wir, um sicher zu gehen das Zacharias wirklich sein Vorhaben in die Tat umsetzt. Außerdem laufen wir hier bei dir bestimmt nicht Viktor über den Weg“, überlegte Kyran.

      „Moment, ihr meintet doch, er sei nicht in Kassathor!“, rief ich etwas zu laut und konnte die aufkommende Panik nicht ganz aus meiner Stimme heraushalten.

      „Wenn du Viktor nicht verärgern willst, dann geh zurück in dein Zimmer oder in seines und überlasse ihm die Aufgabe Ellysa zurückzubringen“, entgegnete Rieel mit hochgezogener Augenbraue.

      Ich unterdrückte ein Knurren und verfluchte sie allesamt.

      Najem seufzte ergeben und setzte sich in den zweiten Sessel.

      „Also?“, fragte er und ich wusste, dass er mich damit meinte.

      „Ich bin gekommen, um dich abzuholen. Pack ein paar Sachen ein, wir unternehmen einen kleinen Ausflug.“

      „Wie kommst du darauf, das ich dich begleiten werden?“

      „Kyran meinte, du überlegst Kassathor zu verlassen. Da dachte ich mir, dass du mir vielleicht Gesellschaft leisten willst.“

      Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Rieel den Kopf schüttelte und beachtete ihn geflissentlich nicht.

      „Zacharias als ich darüber nachdachte von hier wegzugehen, meinte ich das alleine. Ich brauche Zeit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.“

      „Du darfst dir für Leahs und Jarons Tod nicht die Schuld geben. Es war die Schuld dieser Magie wirkenden Bastarde.“

      „Aber sie standen unter meiner Obhut. Es war mein Verschulden, das ich sie nicht heilen konnte. Wozu soll ich in Kassathor bleiben, wenn ich nicht einmal fähig bin jemanden zu helfen?“

      „Najem du bist gut, in dem was du tust. Bitte mache nicht den Fehler und nimm ihren Tod als Maßstab für dein Können. Du hast damals Ellysa geholfen und vielen anderen zuvor.“

      „Das waren Kleinigkeiten. Eine Schnittwunde, Fieber und Vergiftung, für all das gibt es helfende Mixturen. Da weiß ich, was zu tun ist. Aber dieser magische Angriff … ich dachte, sie würden es schaffen, ich dachte, ich hätte es geschafft, aber dann … dann waren sie eines Nachts einfach tot.“

      Ich spürte die tiefe Verzweiflung, die von Najem ausging und auch das bedrückende Schweigen der Zwillinge und Rieels erfüllte den Raum mit einer düsteren Stimmung.

      „Najem wir vertrauen auf deine Heilkünste. Wir wissen nicht was noch alles auf uns zukommt. Wenn wir die Magier nicht mehr