Emma Wilks und der Saphir der Weisheit. J. C. Jones. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J. C. Jones
Издательство: Bookwire
Серия: Emma Wilks
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742716651
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der Schule gehört das allseits beliebte Mädchen zu den Besten ihres Jahrganges, sie ist fleißig und auch in der Nachbarschaft mehr als nur ein gern gesehener Gast.

      Am liebsten ist sie allerdings zu Hause bei ihrem Opa, der ja schon etwas älter ist, wie sie es gerne formuliert. Häufig spielen sie Dame gegeneinander, wobei ihr Großvater fast immer gegen sie verliert, weil er jedes Mal denselben Fehler macht. Dann sagt er immer:

      »Deine Steine schlagen mich zwar, aber ich werde wieder kommen – immer – immer – immer wieder, werde ich kommen – bis ich dich schlagen werde. Solange bis du keine Lust mehr hast und mich gewinnen lässt. Denn wenn ich einmal gewonnen habe, dann genügt mir das!«

      Emma kann es schon nicht mehr hören, aber das Spiel macht ihr soviel Spaß und ihrem Opa auch.

      Außerdem ist die Zeit, in der sie zusammen Dame spielen, die Einzige, in der sich der Greis nicht in seinem „Arbeitszimmer“, hierbei handelt es sich um einen Anbau mit Gewächshaus, oder in seinem Garten, aufhält. Dort „spielt“ er dann mit seinen Steinen und Drusen.

      Die 11-jährige kann nicht verstehen, wie es einem Mann so sehr gefallen kann, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Vor allem weil ihr Großvater ein sehr intelligenter Mann ist, bei dem viele Menschen um Rat fragen. Es kommt nicht selten vor, dass Nachbarn, Bekannte oder auch mal ein Fremder, mitten in der Nacht, bei ihrem Opa vorbeischauen, und diese ihn dann bis in die frühen Morgenstunden in Beschlag nehmen. Für diese Gespräche schließt er sich dann meistens in den kleinen Raum, neben der Küche ein, damit Emma von diesen Gesprächen nichts mitbekommt. Leider und trotz größter Mühen ist es ihr noch niemals gelungen, auch nur eine einzige Silbe von dem zu hören, was in diesem Raum besprochen wird.

      Egal, was sie angestellt hat, ob sie sich im Schrank versteckt, ob sie sich draußen ans Fenster stellt, oder mit einer, an die Tür angelehnten, Dose lauscht, es ist niemals möglich gewesen, auch nur den geringsten Ton eines Gespräches mitzubekommen.

      Aber was soll`s, denkt sich das Mädchen, denn sie hat ja auch ihre Geheimnisse vor ihrem Opa. Eines davon ist, dass sie heimlich in einen Jungen aus ihrer Klasse und Nachbarschaft verliebt ist. Hierbei handelt es sich um den 11-jährigen Markus Miner. Eigentlich ist Markus bei allen sehr unbeliebt, weil er immer wieder negativ auffällt. Er nimmt seinen Klassenkameraden das Essensgeld weg, stellt ihnen in der Kantine ein Bein, sodass sie hinfallen und ihr Essen verschütten. Außerdem macht er sich über ihr Aussehen und ihre Art zu sprechen lustig. Trotzdem ist Emma in ihn verschossen. Sie liebt seine hellblauen Augen, die unter den schwarzen, kurzen Haaren noch kräftiger leuchten, als sie es ohnehin schon tun. Bis jetzt weiß Markus aber noch nichts von seinem Glück. Emma möchte gerne sicher sein, dass er sie ebenso mag, bevor sie sich ihm nähert. So himmelt sie den Jungen einfach nur stillschweigend an. Mit ihm teilt sie das Schicksal, dass ihre Eltern auf eine gemeinsame Weltreise gegangen und nicht mehr zurückgekommen sind.

      Wobei - stillschweigend ist sie nicht wirklich. Denn zwei ihrer besten Freunde hat sie schon von ihrer kleinen Schwärmerei berichtet. Einer von ihnen ist Benjamin Sneider. Benjamin ist einer von den Schülern, die besonders unter Markus aggressiver Art zu leiden haben. Er trägt eine alte Hornbrille, ist etwa einen Kopf größer als Emma und sehr dürr geraten. Außerdem hat er braune Augen und ebensolche lockigen Haare, die besonders, wenn sie nass geworden sind, in alle Richtungen abstehen. Aber dies alles ist nicht der Hauptgrund dafür, weshalb er eines der Lieblingsopfer von Markus ist. Der Grund hierfür liegt in der Familiengeschichte der Sneiders.

      Benjamins Mutter ist bei der Geburt ihres Sohnes verstorben, was sein Vater Wilfred nie überwunden hat. Er hat es zwar nie ausgesprochen, aber Ben ist sich ziemlich sicher, dass sein Vater ihm die Schuld für den Tod seiner Frau gibt, die er, wie alle berichten, wie nichts anderes auf der Welt geliebt und vergöttert hat.

      Seit dieser Zeit trinkt Wilfred auch jeden Tag mehrere Flaschen Alkohol und ist ständig betrunken. Solange Benjamin zurückdenken kann, ist sein Vater besoffen gewesen. An manchen Tagen, den für Benjamin Guten, ist er schon beim Mittagessen so weggetreten, dass er am Esstisch einschläft und erst abends wieder wach wird und sich dann, nach einer weiteren Dröhnung, schlafen legt.

      Das Einzige, was sein Vater an schönen Dingen für ihn tut, ist das alljährlich stattfindende Feriencamp, welches er für sechs Wochen besuchen darf, wo der 11-jährige seine beste Freundin Lucy Booker kennen gelernt hat. Sie ist auch Emmas beste Freundin.

      Lucy geht in dieselbe Klasse wie ihre Freundin, ist ein wenig kürzer geraten als diese und hat dunkles, kräftiges, langes Haar, welches ein süßes Puppengesicht mit dunkelbraunen Augen umschließt.

      Die enge Verbundenheit zwischen Ben und Lucy hat sich daraus ergeben, dass er ihr einmal das Leben gerettet hat. Dies ist vor drei Jahren gewesen, als sie eine Wanderung gemacht haben, Lucy abgerutscht ist und beinahe in die Tiefe gestürzt wäre. Todesmutig und blitzschnell hat er sie bei den Haaren gepackt und sie wieder auf den Weg emporgezogen. Lucy, die ihren Retter zuvor noch nie bewusst wahrgenommen hat, dreht sich zu ihm um, schaut ihm tief in die Augen und umarmt ihn. Noch nie zuvor ist Benjamin in den Arm genommen worden oder hat soviel Wärme und Dankbarkeit von einem Mitmenschen erfahren. Seither sind die beiden unzertrennlich und da ihre scheinbar liebe Familie die Situation im Hause Sneider kennt, ist Benjamin, der Lebensretter, auch ein gerngesehener Gast bei den Bookers. Sie behandeln ihn, wie einen eigenen Sohn, wobei vor allem Lucys Mutter immer wieder gerne scherzhaft erklärt, wie schön sie es doch fände, wenn die beiden einmal heiraten würden. Dies kann sich Benjamin im Moment allerdings so gar nicht vorstellen.

      »Mädchen.«, sagt er dann immer in einem angewiderten Tonfall. »Die wollen doch immer nur dasselbe: Heiraten und Kinder bekommen. Kann ich mir nicht vorstellen, dass mir das jemals gefallen wird.«

      Dann muss Lucys Vater immer lachen, fährt dem 12-jährigen mit der Hand über den Kopf und erklärt ihm, dass sich das auch noch ändern wird, wenn er erst einmal älter ist. So oder so sei er aber immer herzlich in seinem Hause willkommen. Diesen Satz kann Ben gar nicht oft genug hören. Trotzdem wird er jedes Mal wieder verlegen und sieht verschämt, lächelnd zur Seite weg.

      Lucy gefällt ihm vor allem deswegen, weil sie während der Feriencamps immer gemeinsame Touren machen, klettern gehen, sich abseilen, in Schluchten absteigen, laufen, im See schwimmen und hierbei ein eingespieltes Team bilden, gegen das die anderen Kinder keine Chance haben.

      Aber zurück zu Emma. Denn der heutige Tag wird für sie fast so besonders werden, wie der Nächste. Dann ist der 13. März. Dann wird Emma 12 Jahre alt. Dann, so sagt ihr Opa immer, dann ist sie nicht mehr sein kleines Mädchen, sondern eine junge Dame. Dann wird sie mit ihm zusammen die Welt erkunden und große Abenteuer erleben, um die sie alle andern Kinder auf der Welt beneiden werden. Emma, die sich gerne die Welt ansehen und erkunden möchte, hat ihn dann immer gefragt:

      »Aber deine Prinzessin bin dann doch immer noch, oder Opa?«

      Und er hat ihr dann immer erwidert:

      »Du wirst bis in alle Ewigkeit meine kleine Prinzessin sein, Emma! Du bist eine geborene Prinzessin!«

      Einerseits gefiel ihr dieser Satz von ihrem Opa sehr, aber andererseits erinnert sie sich dabei auch immer daran, dass sie ihre Eltern niemals so richtig kennengelernt hat.

      Ihr Großvater hat ihr einmal erzählt, dass sie verschollen seien. Sie wären mit den Miners die Welt erkunden gewesen und dabei irgendwo verloren gegangen.

      Aus diesem Grund hätte sich Emma sehr darüber gefreut, wenn ihr Opa es endlich wahrwerden ließe, dass sie die Welt erkunden gehen dürfte. Denn dann hätte sie vielleicht eine Chance ihre Eltern wieder zu finden.

      Heute aber ist ein schöner Frühlingstag. Emma ist mit den ersten Sonnenstrahlen aufgewacht und bereitet das Frühstück für ihren Opa und sich vor. Gerade hat sie die Eier in einen kleinen Topf mit kochendem Wasser gelegt, da betritt ihr Großvater den Raum und wünscht ihr einen guten Morgen. Er hat ein breites Grinsen im Gesicht und blickt stolz zu seiner Enkelin herüber. Emma wendet sich dem Greis zu und lächelt ebenso. Jedoch fragt sie, womit sie denn heute eine solch warme Begrüßung verdient hätte.

      »Meine kleine Prinzessin!«, beginnt