Faust II. Johann Wolfgang von Goethe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Wolfgang von Goethe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754176894
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Leuten gilt's für gutes Gold?

      Dem Heer, dem Hofe gnügt's zu vollem Sold?

      So sehr mich's wundert, muß ich's gelten lassen.

      MARSCHALK.

      Unmöglich wär's, die Flüchtigen einzufassen;

      Mit Blitzeswink zerstreute sich's im Lauf.

      Die Wechslerbänke stehen sperrig auf:

      Man honoriert daselbst ein jedes Blatt

      Durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt.

      Nun geht's von da zum Fleischer, Bäcker, Schenken;

      Die halbe Welt scheint nur an Schmaus zu denken,

      Wenn sich die andre neu in Kleidern bläht.

      Der Krämer schneidet aus, der Schneider näht.

      Bei »Hoch dem Kaiser!« sprudelt's in den Kellern,

      Dort kocht's und brät's und klappert mit den Tellern.

      MEPHISTOPHELES.

      Wer die Terrassen einsam abspaziert,

      Gewahrt die Schönste, herrlich aufgeziert,

      Ein Aug' verdeckt vom stolzen Pfauenwedel,

      Sie schmunzelt uns und blickt nach solcher Schedel;

      Und hurt'ger als durch Witz und Redekunst

      Vermittelt sich die reichste Liebesgunst.

      Man wird sich nicht mit Börs' und Beutel plagen,

      Ein Blättchen ist im Busen leicht zu tragen,

      Mit Liebesbrieflein paart's bequem sich hier.

      Der Priester trägt's andächtig im Brevier,

      Und der Soldat, um rascher sich zu wenden,

      Erleichtert schnell den Gürtel seiner Lenden.

      Die Majestät verzeihe, wenn ins Kleine

      Das hohe Werk ich zu erniedern scheine.

      FAUST.

      Das Übermaß der Schätze, das, erstarrt,

      In deinen Landen tief im Boden harrt,

      Liegt ungenutzt. Der weiteste Gedanke

      Ist solchen Reichtums kümmerlichste Schranke;

      Die Phantasie, in ihrem höchsten Flug,

      Sie strengt sich an und tut sich nie genug.

      Doch fassen Geister, würdig, tief zu schauen,

      Zum Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen.

      MEPHISTOPHELES.

      Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt,

      Ist so bequem, man weiß doch, was man hat;

      Man braucht nicht erst zu markten, noch zu tauschen,

      Kann sich nach Lust in Lieb' und Wein berauschen.

      Will man Metall, ein Wechsler ist bereit,

      Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit.

      Pokal und Kette wird verauktioniert,

      Und das Papier, sogleich amortisiert,

      Beschämt den Zweifler, der uns frech verhöhnt.

      Man will nichts anders, ist daran gewöhnt.

      So bleibt von nun an allen Kaiserlanden

      An Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden.

      KAISER.

      Das hohe Wohl verdankt euch unser Reich;

      Wo möglich sei der Lohn dem Dienste gleich.

      Vertraut sei euch des Reiches innrer Boden,

      Ihr seid der Schätze würdigste Kustoden.

      Ihr kennt den weiten, wohlverwahrten Hort,

      Und wenn man gräbt, so sei's auf euer Wort.

      Vereint euch nun, ihr Meister unsres Schatzes,

      Erfüllt mit Lust die Würden eures Platzes,

      Wo mit der obern sich die Unterwelt,

      In Einigkeit beglückt, zusammenstellt.

      SCHATZMEISTER.

      Soll zwischen uns kein fernster Zwist sich regen,

      Ich liebe mir den Zaubrer zum Kollegen.

      Ab mit Faust.

      KAISER.

      Beschenk' ich nun bei Hofe Mann für Mann,

      Gesteh' er mir, wozu er's brauchen kann.

      PAGE.

      Empfangend. Ich lebe lustig, heiter, guter Dinge.

      EIN ANDRER gleichfalls.

      Ich schaffe gleich dem Liebchen Kett' und Ringe.

      KÄMMERER annehmend.

      Von nun an trink' ich doppelt beßre Flasche.

      EIN ANDRER gleichfalls.

      Die Würfel jucken mich schon in der Tasche.

      BANNERHERR mit Bedacht.

      Mein Schloß und Feld, ich mach' es schuldenfrei.

      EIN ANDRER gleichfalls.

      Es ist ein Schatz, den leg' ich Schätzen bei.

      KAISER.

      Ich hoffte Lust und Mut zu neuen Taten;

      Doch wer euch kennt, der wird euch leicht erraten.

      Ich merk' es wohl: bei aller Schätze Flor,

      Wie ihr gewesen, bleibt ihr nach wie vor.

      NARR herbeikommend.

      Ihr spendet Gnaden, gönnt auch mir davon!

      KAISER.

      Und lebst du wieder, du vertrinkst sie schon.

      NARR.

      Die Zauberblätter! ich versteh's nicht recht.

      KAISER.

      Das glaub' ich wohl, denn du gebrauchst sie schlecht.

      NARR.

      Da fallen andere; weiß nicht, was ich tu'.

      KAISER.

      Nimm sie nur hin, sie fielen dir ja zu.

      Ab.

      NARR.

      Fünftausend Kronen wären mir zu Handen!

      MEPHISTOPHELES.

      Zweibeiniger Schlauch, bist wieder auferstanden?

      NARR.

      Geschieht mir oft, doch nicht so gut als jetzt.

      MEPHISTOPHELES.

      Du freust dich so, daß dich's in Schweiß versetzt.

      NARR.

      Da seht nur her, ist das wohl Geldes wert?

      MEPHISTOPHELES.

      Du hast dafür, was Schlund und Bauch begehrt.

      NARR.

      Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh?

      MEPHISTOPHELES.

      Versteht sich! Biete nur, das fehlt dir nie.

      NARR.

      Und Schloß, mit Wald und Jagd und Fischbach?

      MEPHISTOPHELES.

      Traun!

      Ich