Zum Glück bestand der Boden aus dem leichten Schwemmsand und das machte uns das Graben leichter. So ein manngroßes Loch auszuheben wäre sonst so schnell nicht möglich gewesen. Schließlich war es geschafft. Fast nicht mehr nass, völlig verkühlt und nackt zwängten wir uns gemeinsam in den Schlafsack und schoben uns mit den rausschauenden Armen und Händen den Sand über die Beine, den Körper und vorsichtig auf das Gesicht. Wie ein kleiner Hügel lagen wir nun still auf unserer Rettungsinsel bestens versteckt.
Wir warteten endlos lange und völlig regungslos. Durch die Isolation des Schlafsacks wärmten sich unsere Körper zum Glück allmählich wieder auf. Immer wieder hörten wir das Bellen näher kommen, dann war es wieder weiter weg. Offensichtlich suchten sie uns eine ganze Weile, aber ohne Erfolg. Als es dunkler wurde, herrschte schließlich Stille. Sie hatten es aufgegeben!
Ich schob mein Gesicht als erster aus der Erde und flüsterte zu Ben rüber: „Wir können wohl wieder raus kommen. Die sind wir los.“
Meine Glieder waren steif und taten schrecklich weh. Unbeholfen kletterten Ben und ich aus dem Schlafsack wieder heraus - wir sahen aus wie Ferkel. Am liebsten hätte ich mich zuerst einmal gründlich gewaschen, aber das wäre in dem kalten Fischteich bestimmt mein Tod gewesen. So gruben wir unsere Sachen wieder aus, rieben uns den Dreck so gut es ging vom Körper ab, nahmen unsere Kleider und zogen sie einfach wieder an. Das Zelt wurde mühsam mit klammen Fingern aufgerichtet und mit herabgefallenen Birkenästen verdeckt. Sofort krochen wir hinein.
„Wir schlafen diese Nacht zusammen in einem Schlafsack. Dann können wir uns gegenseitig wärmen.“ schlug ich vor.
Die ganze Aktion und auch die Nacht waren einfach nur schrecklich… Aber - wir hatten überlebt!
14. Tag
Hier nur eine kurze Zusammenfassung des Tages, weil ich völlig entkräftet bin:
- Wir hatten schlecht geschlafen.
- Das sich waschen im Teich war mörderisch.
- Die Kleider mussten auch gereinigt werden.
- Wir hatten Hunger, aber keinen Appetit.
Dazu Kopf- und Gliederschmerzen
sowie endloses Nase laufen.
So verbrachten wir den Tag im Zelt, zugedeckt mit unseren Schlafsäcken und hofften nicht ernsthaft krank zu werden. Morgen wird es wohl besser werden, hoffe ich. Jetzt brauche ich erstmal jede Menge Schlaf.
15. Tag
Ohne ein Frühstück gehabt zu haben überlegten wir uns, wie wir hier von der Insel wieder runter kämen. Wir rollten das versunkene Fass wieder an Land und stellten es auf den Kopf, damit es innen trocken wurde. So wie es ausschaute, mussten wir wohl wieder schwimmen! Die Hoffnung, dass zumindest Ben anstelle der Steine als Gewicht im Fass sitzen könnte, mussten wir leider nach ein paar Versuchen wieder verwerfen. Das Fass konnte zu leicht kippen und dann wären unsere Sachen weg gewesen. Also verstauten wir wieder alles und gingen dann nackt in das kalte Wasser hinein…
Unsere Haut war krebsrot als wir am anderen Ufer aus dem Teich stiegen. Sofort rieben wir uns trocken und zogen uns warm an. Wir legten uns die geöffneten Schlafsäcke als Decken um die Schultern und wickelten uns damit ein. Allmählich wurde es wieder warm auf der Haut. Missmutig gingen wir das Bachtal weiter abwärts und ließen das Umfeld der Kaserne hinter uns. Wir mussten einen großen Bogen darum machen.
Bei einer alten Mühle fanden wir mittags etwas zu essen. Das war auch dringend nötig. Und tat richtig gut - eine kalte Nudelsuppe aus der Dose machte uns erstmal richtig satt. Leider gab es hier fast nichts was man als Proviant hätte noch mitnehmen können. Wir gingen aus diesem abgelegenen Tal wieder heraus und zurück auf die Höhe, auf der Suche nach einem Dorf mit hoffentlich mehr Möglichkeiten Essen zu finden.
Als wir ein kleines Stück weiter gingen, erlebten wir eine kleine Überraschung: freilaufende wilde Hühner. Bestimmt vierzig oder fünfzig Stück. Nach etwa zehn Minuten heftigem Gegacker und einer Menge Spaß konnten wir drei von ihnen als Grundlage für unser Mittagessen fangen. Früher hatte ich so etwas nicht fertig gebracht, aber nun machte mir das Schlachten und Ausnehmen nichts mehr aus. Während ich in einem Haufen gerupfter Feder saß, kümmert sich Ben um das Brennholz. Er ist richtig gut darin möglichst trockenes Holz im Wald zu finden und daraus ein pfadfindermäßiges Feuer zu entzünden. Da wir mitten im Wald waren, verlor sich die Rauchsäule die beim Anzünden unvermeidbar ist, recht gut.
Nachdem wir das leckere, heiße Fleisch der gebratenen Hühnchen geradezu herunter geschlungen hatten, fühlten wir uns um einiges besser! Ich freue mich auf den morgigen Tag. Bald müssen wir in die Nähe des nächst größeren Flusses kommen und diesem dann einfach nur stromaufwärts Richtung Süden folgen.
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