Deadforce 2. Norbert Langenau. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Langenau
Издательство: Bookwire
Серия: Deadforce
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752925081
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Gewürze und fragte sich, was da wohl so duftete. Schließlich wollte er aufstehen und es herausfinden. Doch als er sich vom Bett erheben wollte, konnte er nicht. Irgendwie blieb er einfach liegen und eine unsichtbare Mauer über ihm hinderte ihn daran, sich aufzurichten. Was hatte dieser Druide nur mit ihm vor? Das letzte, woran Julian sich erinnern konnte, war, dass er den alten Mann angeschrieen und bedroht hatte. Vielleicht war das nicht gerade klug gewesen, jetzt aber war es zu spät, um es rückgängig zu machen. Zwar hatte Julian einst ein Amulett besessen, welches es ihm erlaubt hatte, die Zeit zu manipulieren, doch dieses Schmuckstück trug nun Lao Ming um den Hals, eine der fünf Wächter von Singapur. Was sie wohl gerade tat? Das fragte sich Julian, als der alte Druide plötzlich vom oberen Stockwerk über die äußere Treppe in den Raum trat und eine Tasse Tee bei sich trug. Aus einer wunderschön mit Blumen verzierten Porzellantasse stieg der Dampf des heißen Tees auf. Der Druide der Gestirne stellte die heiße Tasse auf das Bett, neben Julians Körper. Dann nahm er sich einen alten, hölzernen Stuhl und setzte sich vor das Bett. Er blickte den jungen Mann an, wie er so dalag und gerade einmal den Kopf drehen konnte. In seinen Augen spiegelte sich eine verwunderte Frage:"Warum?"

      "Nun, das war nicht gerade ein fulminanter Start. Nicht wahr, Eadfjeddr?", sagte der Druide schließlich.

      "Was habt ihr mit mir vor?", fragte Julian sofort.

      "Was ich...? Junge, keine Angst, dir passiert nichts. Du hast mich bedroht und deshalb musste ich dich einschlafen lassen. So jemand wie du kann sogar den Druiden gefährlich werden. Deshalb wollte ich nichts riskieren. Mir ist schon klar, dass du das nicht in böser Absicht getan hast. Das Wohl deiner Freunde liegt dir sehr am Herzen und deshalb reagierst du natürlich gereizt, wenn man dir wichtige Informationen verweigert. Ich kann das verstehen."

      "Dann seid so gut und helft mir.", sagte Julian, der nun verstand, dass der Druide durchaus vernünftig war.

      "Tut mir Leid, aber so einfach ist das nicht. Du musst nämlich auch etwas verstehen, Eadfjeddr. Wenn wir nie etwas riskieren und Dinge tun, die wir vielleicht gar nicht tun wollen, dann wachsen wir nie über uns hinaus. Verstehst du das?"

      "Nicht ganz. Wollt Ihr mich zu etwas zwingen?"

      "Nein, ich möchte, dass du dich selbst dazu zwingst. Es ist ganz einfach. Angenommen, ein Bäcker bäckt jeden Tag seines Lebens ein Brot aus den exakt selben Zutaten. Das macht er so lange, bis er stirbt. Wenn er dann tot ist, werden die Leute sagen:"Schade, er hat immer ein so gutes Brot gebacken." Aber nach ein paar Wochen haben sie ihn vergessen und jemanden gefunden, der besseres Brot bäckt. Hätte der Bäcker aber einmal riskiert, ein Brot mit anderen Zutaten oder vielleicht etwas völlig anderes wie eine Torte oder einen Kuchen zu backen, dann wäre er über sich selbst hinausgewachsen und hätte etwas Großes erreichen können. Doch weil er immer dasselbe tat, blieb er sein Leben lang auf demselben, mittelmäßigen Niveau. Ich hoffe, dieses Beispiel veranschaulicht, was ich von dir erwarte, Eadfjeddr."

      Julian dachte nach. Dann sah er dem Druiden in seine schwach grün leuchtenden Augen und antwortete:"Ihr wollt also, dass ich über mich hinauswachse? Wie soll ich das tun?"

      "Endlich hast du verstanden. Wie du es tust, ist unwesentlich. Im Grunde bleibt es dir überlassen, doch spüre ich, dass du einen kleinen Schubs in die richtige Richtung benötigst. Den will ich dir geben. Deshalb bekommst du von mir eine Aufgabe. Und du wirst sie zufriedenstellend ausführen. Bist du bereit?"

      "Von dieser Aufgabe habt Ihr schon einmal gesprochen. Die muss ich erfüllen, um von Euch alles über Otto und Lisa zu erfahren, was Ihr wisst, richtig?"

      "Ich sehe, dein Gedächtnis lässt dich nicht im Stich. Völlig richtig. Erledige diese eine, simple Aufgabe für mich und ich verrate dir alles, was mir an Informationen über deine Freunde übermittelt wurde."

      "Na schön, Ihr gebt ja sonst doch keinen Frieden. Was soll ich tun?"

      "Bring mir fünf Nebelseitlinge. Mehr ist es nicht."

      "Was für Dinger?", fragte Julian ratlos.

      "Nebelseitlinge. Das sind spezielle, sehr seltene Pilze. Wenn du mir fünf davon bringst, sollst du noch weit mehr als deine gewünschten Informationen erhalten."

      "Und wo soll ich nach denen suchen?"

      "Ah, das ist eine sehr interessante Frage. Sehen wir uns das am besten auf der Karte an. Dafür müssen wir aber hinauf in den obersten Raum. Kann ich mich darauf verlassen, dass du nicht auf dumme Ideen kommst, sobald ich dich aufstehen lasse? Ich würde dich nur ungern erneut ins Land der Träume schicken, Eadfjeddr. Das ist nur eine Verschwendung meiner Zeit und deines Talents."

      "Ich werde nichts Dummes tun, das verspreche ich. Ihr wirkt wirklich vernünftig und ich muss mich entschuldigen. Ich habe Euch zu Beginn falsch eingeschätzt. Von nun an werde ich auf Eure Ratschläge hören und versuchen, besser zu werden als ich bin."

      "Ausgezeichnet, genau diese Einstellung sollst du haben, sobald du von hier aufbrichst. Das haben mir die Sterne offenbart. Scheinbar ging das viel schneller als erwartet. Also los, folge mir hinauf."

      "Wartet bitte einen Moment.", unterbrach Julian den Druiden.

      "Was ist denn, Julian?"

      "Ihr nennt mich also nicht nur Ead...wie auch immer. Das freut mich."

      "Zuweilen kann ich auch auf Titel verzichten und einfach mein Gegenüber beim Namen nennen. Mir ist durchaus bekannt, dass die meisten Menschen es vorziehen, mit ihrem Namen anstatt ihrem Titel angesprochen zu werden. Nun denn, was liegt dir auf dem Herzen?"

      "Mir ist schon klar, dass ich mir meine Antworten erst verdienen muss, doch vielleicht könnt Ihr mir bei Dingen helfen, die nichts mit meinen Freunden zu tun haben. Darüber hinaus hätte ich gerne eine Bestätigung dafür, dass es ihnen gut geht und das alles nicht nur riesige Zeitverschwendung ist."

      "Wenn dieses Unterfangen, zu dem du bald aufbrichst, eines nicht ist, dann Zeitverschwendung. Denn auf diesem Abenteuer wirst du dich selbst einige Mal neu finden und erkennen, dass du ganz anders bist, als du selbst dachtest. Du bist zu so viel mehr fähig, als du dir zutraust. Öffne deine Augen, Julian und gehe den Weg, der schon auf dich wartet. Was deine Freunde angeht, so kann ich dir nur sagen: Denk einmal daran, was für Menschen sie sind. Glaubst du denn, dass sie sich so leicht von irgendjemandem oder irgendetwas töten lassen? Wenn das wirklich deine Sorge ist, dann kennst du deine Freunde aber schlecht. Sie sind wesentlich widerstandsfähiger, als du dir vorstellen kannst. Genügt dir das?"

      Julian atmete erleichtert auf. Genau das, was er selbst sich unentwegt eingeredet hatte, wurde vom Druiden der Gestirne bestätigt. Seine Freunde waren ohne Zweifel noch am Leben und hatten bestimmt allen bisherigen Widrigkeiten erfolgreich getrotzt. Das beruhigte Julian ungemein, auch wenn ihm ein paranoider Gedanke in den Sinn kam, laut welchem der Druide diese Worte nur gesprochen hatte, um Julian in Sicherheit zu wiegen und ihn für seine eigenen Belange missbrauchen zu können. Doch fürs Erste ließ Julian diesen Gedanken unbeachtet. Zunächst antwortete er auf die ihm gestellte Frage.

      "Ja, das genügt mir durchaus. Dasselbe habe ich mir selbst auch immer wieder gesagt. Wenn Ihr mir zustimmt, dann muss es stimmen. Schließlich seid Ihr ein Druide, einer der mächtigsten Menschen überhaupt. Bestimmt wisst Ihr auch eine Menge und deshalb bitte ich Euch, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wie gesagt haben sie nichts mit meinen Freunden zu tun, aber sie bereiten mir Kopfschmerzen, weil ich die Antworten nicht kenne."

      "Julian, Julian, beruhige dich erst einmal. Trink deinen Tee, bevor er ganz kalt wird." Die Tasse neben Julian, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte, dampfte immer noch fröhlich vor sich hin. Wenn eines in der näheren Umgebung in nächster Zeit nicht kalt werden würde, dann bestimmt dieser Tee. Trotz allem nahm Julian vorsichtig einen Schluck des würzigen Kräutertees, der ihm wirklich schmeckte und so nahm er gleich zwei weitere Schlucke. Als er die Tasse wieder am Bett abstellte, wartete er darauf, dass der Druide fortfuhr. Lächelnd tat jener ebendies.

      "Sehr gut, wie ich sehe, schmeckt dir der Tee. Das freut mich. Nun aber zu deinen Fragen. Ich mag vielleicht ein Druide sein, aber ich bin auch der schwächste Druide, Nummer Vierzehn in der Rangfolge. Jeder andere Druide ist viel mächtiger als ich. Doch macht es mir nichts aus, der schwächste zu