Deadforce 2. Norbert Langenau. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Langenau
Издательство: Bookwire
Серия: Deadforce
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752925081
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drei laufen zu lassen? Das ergibt irgendwie keinen Sinn. Äthergeborene streben stets Großes an."

      "Wie kommt es eigentlich, dass du über die Äthergeborenen Bescheid weißt, aber der Rest des Dorfes so wie ich keine Ahnung hatte?"

      "Ich bin ein sehr alter Mann, Julian. Da weiß man einiges. Ich wurde in einer Zeit geboren, in der versucht wurde, vieles, das vor dem Jahr 777 geschah, zu vergessen. Meine Eltern hielten aber nichts davon und lehrten mich alles, was sie von der alten Zeit wussten. Du darfst niemals vergessen: Wir leben in einer sehr seltsamen Zeit, in der jeder glaubt, er kann alles tun, solange er nur mächtig genug ist. Aber noch immer existieren viele Schrecken, die älter als die Menschheit selbst sind. Früher oder später wird jedem, der sich anmaßt, alle anderen zu überragen, sein einfältiges Licht ausgelöscht. Wie gesagt: Alles vergeht, sogar die Existenz selbst. Barkh Aragh erwartet letztendlich jeden von uns."

      Da spürte Julian einen Geistesblitz in seinem Kopf. Sofort fragte er:"Was hast du gerade gesagt? Der letzte Satz, kannst du den wiederholen?"

      "Ich sagte: Barkh Aragh erwartet jeden von uns."

      "Genau das, was ist dieses Barck Aragg?", fragte Julian, der sich schwer tat, die Worte zu reproduzieren.

      "Ganz ruhig, sprich es erst einmal richtig aus, denn es ist sehr wichtig. Barkh. Sprich mir nach."

      "Barkch."

      "Schon beinahe. Noch mal. Achte auf den sanften Klang des 'H'. Barkh."

      "Barkh.", wiederholte Julian.

      "Sehr gut. Nun zum Aragh. Sprich es ebenso sanft und locker aus. Versuch es. Aragh."

      "Arragh."

      "Gut, sehr gut. Aber das 'r' musst du noch ein wenig schneller sprechen. Verweile nicht zu lange bei diesem Buchstaben."

      "Aragh. Barkh Aragh. Ich glaube, jetzt kann ich es."

      "Jetzt, wo du weißt, wie man es richtig ausspricht, kann ich es dir auch erklären. Hast du schon einmal von dem großen Reich Illuminon gehört?"

      "Das ist doch wohl ein Witz?", antwortete Julian aufgebracht. Seine jüngsten Erinnerungen an dieses Reich hätte er lieber niemals geschehen lassen. Denn durch einen der 27 Diakone des Feuers befand sich nun ein Feuerfunke für immer in Julians linke Handfläche eingeschmolzen. Dieser verlieh ihm zwar nützliche Fähigkeiten, doch wollte er den Funken nie. Er war ihm einfach aufgezwungen worden. Umso verständlicher war seine wütende Reaktion, als Peter das Reich Illuminon erwähnte.

      "Ganz ruhig, Julian. Das ist kein Witz. Scheinbar scheinst du ja schon Bescheid zu wissen. Hast du schlechte Assoziationen mit Illuminon?"

      "Schlechte Assoziationen ist gut. Sieh dir das an." Julian hielt seine Handfläche mit dem Funken hoch.

      "Du meine Güte, wo hast du das her?"

      "So ein bescheuerter Diakon hat ihn mir einfach gegeben, dabei wollte ich ihn gar nicht."

      "Julian, das ist ein Geschenk. Du kannst es einsetzen und es kann dir sehr nützlich sein."

      "Ich weiß, ich weiß. In der Schlacht von Erudicor habe ich den Funken auch benutzt, trotzdem nervt er. Erzähl mir lieber, was es mit Bargh Arrach auf sich hat."

      "Jetzt hast du es zu weich ausgesprochen."

      "Ist mir egal, erzähl es mir einfach. Ich hasse Illuminon."

      "Schon gut. Ob du es glaubst oder nicht, ich kann deinen Hass nachvollziehen. Auch mir hat dieses große Reich des ewigen Feuers viel Leid zugefügt."

      "Tatsächlich, wie denn das?"

      "Weißt du, warum ich stets als der Griesgram des Dorfes bekannt war?"

      "Nun, dazu gab es sehr viele..."

      "Alle Gerüchte über diesen Umstand waren gelogen. Ich habe sie alle gehört und keines davon kam auch nur annähernd an die Wahrheit heran. Pass auf, das war so: Als ich noch sehr jung war, ungefähr Mitte 30, unternahm meine gesamte Familie, bestehend aus meinen Eltern, meinen drei noch lebenden Großeltern, meinen beiden Brüdern sowie meiner Schwester eine große Reise nach Illuminon. Das war also irgendwann um das Jahr 900 herum. Dort erlebten sie viele unglaubliche Dinge. Sie sahen sich alte Bauwerke an, reisten viel durch Wälder und den Dschungel und besuchten sogar den Amazonas. In diesem Fluss sahen sie auch eine Familie von Riesenottern. Was sie aber nicht wussten, war, dass diese Riesenotter zum obersten Schamanen abseits der Schamanenkönigin gehörten. Dieser Schamane heißt Rabouros Ottiril und ist das sadistischste Tier, das es je gegeben hat. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Riesenotter das Wappentier von Illuminon ist. Seine einstige Kaiserin Tara war ebenso fasziniert von diesen Tieren wie es auch meine Familie war. Sie wollten die Riesenotter von nahe sehen und wussten nicht, wie gefährlich das sein konnte. Als dann meine Schwester einen von ihnen streicheln wollte, erschien aus dem Nichts Rabouros Ottiril und hielt sie davon ab. Er erzählte meiner Familie, wie gefährlich die Riesenotter waren und dass man sie besser nicht reizen sollte. Dann nahm er sie alle mit in den Palast der ewigen Flamme. Dort bot er ihnen ein Festmahl, welches sie alle dankbar annahmen, da sie sehr hungrig waren. Während sie aßen und die wunderbaren Mahlzeiten genossen, erschienen immer mehr Riesenotter in dem großen Raum. Der Schamane beschwichtigte meine Familie und erklärte ihnen, die Otter gehören zu ihm. Sie gehörten auch zu ihm. Doch plötzlich, ohne Vorwarnung stürzten sie sich auf meine Familie und begannen, sie alle zu zerfleischen. Sie bissen tief in ihr Fleisch, rissen große Stücke aus ihnen heraus und zerlegten sie in Einzelteile. Wenn ich an die schrecklichen Bilder denke, kommen mir die Tränen und zugleich wird mir schlecht. Der Otterschamane, Rabouros Ottiril, stand nur daneben und lachte diabolisch. Ich schwor mir, ihn zu töten, doch leider fehlten mir dazu sowohl die Kraft, als auch die Mittel, zu ihm zu gelangen. Einige Zeit, nachdem sie tot waren, kam ein Brief von ihnen, den sie vor langer Zeit aus Illuminon abgeschickt hatten, als es ihnen allen noch gut ging. Sie schrieben mir, wie toll es dort war und dass sie es kaum erwarten konnten, noch mehr tolle Dinge zu sehen und zu erleben. Jetzt kennst du meine Geschichte, Julian. Jetzt weißt du, warum ich immer so mies drauf war."

      Julian wusste nicht, ob er nun zornig aufschreien oder vor lauter Trauer weinen sollte. Die Geschichte des alten Mannes hatte ihn zutiefst berührt und ihm auch schreckliche Angst eingejagt. Niemand verdiente ein Schicksal wie jenes von Peters Familie. Dennoch war es passiert. Wie konnte solcher Wahnsinn nur geschehen?

      "Es tut mir furchtbar Leid, Peter. Das klingt wirklich grauenvoll."

      "Danke, Julian. Dein Mitgefühl bedeutet mir viel. Niemand sonst hat sich je die Mühe gemacht, zu versuchen, mich zu verstehen. Dabei gab es nur eine Person, der ich all mein Leid verdanke."

      "Dieser verfluchte Otterschamane, nicht wahr?"

      "Nein. Der wahre Ursprung allen Leids ist Tara."

      "Tara? Diese Kaiserin von Illuminon?"

      "Ebenjene. Wäre sie nicht gewesen, gäbe es Illuminon gar nicht. Ebenso wenig wäre Rabouros Ottiril nun so mächtig, da bin ich mir sicher."

      "Ihr sagtet vorhin, er sei ein sadistisches Tier, doch als Tier kann er doch nicht mit Menschen sprechen. Was genau ist er also?"

      "Er ist, wie so viele andere Schamanen auch, eine Mischform. Eine Art humanoides Tier, wenn du so willst. Diese Wesen sind ihrer eigenen Spezies einen Schritt voraus, sie bewegen sich wie Menschen, sprechen wie Menschen, denken wie Menschen und vor allem handeln sie wie Menschen. Viele behaupten, auch diese Mischwesen gehen auf Tara zurück. Wie du siehst, übertreibe ich also nicht, wenn ich sage, dass sie die Wurzel allen Übels ist."

      "Nun gut, aber ich weiß noch immer nicht, was...Barkh Aragh ist."

      "Natürlich, das habe ich ja ganz vergessen. Entschuldige, ich hab mich ein wenig in meiner Geschichte verloren."

      "Das ist schon gut, mein Freund. Jetzt verstehe ich dich immerhin besser."

      "Nun, Julian, Barkh Aragh ist einfach gesagt der Weltuntergang."

      "Der Weltuntergang?"

      "Ja.