Deadforce 2. Norbert Langenau. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Langenau
Издательство: Bookwire
Серия: Deadforce
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752925081
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Jünger sie waren. Das erkannte man sofort, wenn man sie ansah. Jack trug wie auch Marcus, der einstmalige, maskierte Begleiter des düsteren Magiers, eine schwarze Lederkleidung, welche glänzte. Jeder Teil des Gewandes lag eng an seinen Körper an und ein weiter, ebenso beschaffener Umhang wehte im Wind und bedeckte ansonsten den Großteil von Jacks Körper. Sein Gesicht wurde komplett von einer weißen Elfenbeinmaske verdeckt. Diese besaß einen schlicht dargestellten Gesichtsausdruck eines schadenfrohen Grinsens. Den wahren Gesichtsausdruck von Jack, den er hinter der Maske gerade aufsetzte, konnte niemand sehen. Zusätzlich trug er noch einen schwarzen Zylinderhut, der ihm ausgezeichnet stand. Langsam bahnte er sich den Weg durch den monumentalen Thronsaal und kam Hirion und dessen Thron immer näher. Schließlich blieb Jack drei Meter entfernt stehen und kniete nieder. Hirion erhob sich von seinem Thron und eine metallisch schwarze Kreatur, ganze drei Meter groß, mit relativ dünnen Gliedmaßen und langen, spitzen Fingern trat ins schwache Licht. Ihr Kopf war ein seltsames, metallisches Abbild eines menschlichen Kopfes, nur mit vielen scharfen Ecken und Kanten, in dem zwei rote Augen funkelten. Das also war Hirion, das mächtigste Wesen der Welt. Als er sich erhob, sagte Jack:"Ich bin es nicht gewohnt, zu knien."

      "Und doch tut Ihr es.", antwortete Hirion und ihre Stimmen lieferten sich ein Duell der Erhabenheit. Denn sowohl Jack als auch Hirion besaßen eine derart charismatische, eindrucksvolle Stimme, dass alleine bei ihrem Klang die Welt den Atem anhielt. Für die Wachen im Thronsaal war das kaum zu ertragen, denn sie waren eine solche Erhabenheit nicht gewohnt. Hirion, den sie Tag und Nacht bewachten, was absolut überflüssig war, da er gut auf sich selbst aufpassen konnte, sagte nie wirklich viel. Nun aber führte er Konversation mit einer ebenso edlen Stimme wie der seinen und sie tauschten viele Worte aus.

      "Ich hätte mich nicht hingekniet, hätte ich gewusst, dass Ihr es nicht einmal zu schätzen wisst."

      "Oh, glaubt mir, ich weiß es zu schätzen, Jack. Denn ansonsten hättet Ihr es schon gemerkt."

      "Wie großzügig von Euch, Kaiser Hirion. Nehmt Euch nicht zuviel heraus." Jack erhob sich, nachdem er diese sarkastischen Worte ausgesprochen hatte. Hirion stapfte auf ihn zu. Gemeinsam begaben sie sich in einen anderen Raum. Dort saßen sie schließlich inmitten einer monumentalen Bibliothek, wo unzählige Bücher auf riesigen, hohen Regalen nur darauf warteten, gelesen zu werden. Jack und Hirion nahmen an einem kleinen, hölzernen Tisch Platz. Es sah durchaus amüsant aus. Ein Mann, ganz in schwarz gekleidet, saß einem schwarzen, metallischen Monstrum von drei Meter Größe gegenüber und das alles an einem Tisch, der einen halben Meter über den Boden ragte.

      "Nun denn, warum habt Ihr mich eingeladen? Was soll all das hier?", erkundigte sich Jack. Er war keinesfalls mit Hirion befreundet. Aber eine Einladung von Kaiser Hirion konnte man nicht einfach so ignorieren.

      "Ich nehme an, Ihr wärt nun nicht hier, hättet Ihr nicht mit Konsequenzen bei Nichterscheinen gerechnet. Daran sieht man, wie vernünftig Ihr seid, Jack. Zumindest in manchen Bereichen Eures Lebens."

      "Sicherlich bin ich nicht hier erschienen, um darüber zu diskutieren."

      "Das ist mir durchaus bewusst. Es geht um etwas völlig Anderes. Die Schlacht von Erudicor."

      "Habt Ihr etwa noch nicht erfahren, wie sie ausgegangen ist?", fragte Jack spöttisch. "Deshalb habt Ihr mich eingeladen?"

      "Schweigt still, Narr!", sagte Hirion laut und stampfte auf den Boden. Die gesamte Welt erbebte.

      "Ich wusste schon, dass alle in der Armee des düsteren Magiers sterben würden, bevor diese Armee überhaupt existierte. Also beleidigt mich nicht, sonst werdet Ihr es bereuen. Alle sind gestorben, das musste so kommen. Doch ich muss wissen, wie sie es geschafft haben, meine Silberschnitter zu vernichten? Und was ist mit Kiostos passiert?"

      "Soso, darum geht es Euch also. Dass die Schlacht verloren ist, ist Euch völlig egal, aber wenn es um Eure Untertanen geht, ist es Euch plötzlich wichtig."

      "Natürlich. Ich interessiere mich nicht für dieses unterlegene Gewürms, das ebenfalls in der Schlacht kämpfte. Sagt mir nur, was geschehen ist. Zweifellos hat Euch Marcus berichtet, was er alles sah."

      "Ja, hat er. Doch ich konnte kaum glauben, was er alles erzählt hat. So unglaubliche Dinge sind in dieser Schlacht geschehen, als ob mein Herr selbst daran teilgenommen hätte."

      "Hat er aber nicht, da er noch immer vernichtet ist und das soll und wird auch so bleiben. Zurück zum Thema."

      Hirion wurde schön langsam zornig. Er wusste nur zu gut, warum er Jack oder seinesgleichen nicht in seinem Reich dulden wollte. Denn sie alle dienten einem alten Feind von ihm und ebenso Feind von allem, was nur irgendwie rechtschaffen war.

      "Na schön, ich berichte Euch, was mir berichtet wurde. Wenn es Euch nur um Euren Teil der Armee geht, schenke ich mir den Rest. Aber vielleicht interessiert Euch, dass sich sogar ein Engel aus Elowing dorthin gewagt und die Verteidiger, die verletzt waren, geheilt hat. Was sagt Ihr dazu, Hirion?"

      "Ein Engel? Sehr ungewöhnlich, aber nichts Ernstes. Wie stand es um meine Silberschnitter?"

      "Sie alle wurden vernichtet.", antwortete Jack knapp.

      "Das weiß ich schon längst! Maßt Euch nicht an, meine Zeit zu verschwenden und mich zornig zu machen, das würdet Ihr nicht überleben. Wer, verflucht noch mal, hat sie getötet?"

      "Ein kleines, blauhaariges Mädchen.", sagte Jack und musste dabei kichern. Das schadenfrohe Grinsen auf seiner Maske passte in diesem Moment perfekt.

      "Genug von diesen Albereien! Wer hat meine Silberschnitter getötet? Und diesmal sagt Ihr besser die Wahrheit!"

      "Wie ich schon sagte, es war ein kleines, blauhaariges Mädchen. So wurde es mir von Marcus erzählt. Sie erschien wie aus dem Nichts, vernichtete beinahe alle Silberschnitter im Alleingang und verschwand dann wieder. Niemand wusste, wer sie war oder was sie dort zu suchen hatte. Aber sie hat es fast ganz alleine fertiggebracht, Euren Teil der Armee auszulöschen."

      "Das darf nicht wahr sein. Wisst Ihr, wer dieses Mädchen war?"

      "Ich glaube, Ihr wisst es ebenso gut wie ich.", sagte Jack.

      "Kind des Schicksals...", sagte Hirion zornig und schlug mit der Faust auf seinen Stuhl. Dieser bestand zwar aus Metall, hielt aber Hirions hartem Schlag nicht stand und so war nun die rechte Lehne kaputt.

      "Ganz genau. Ihr habt es erfasst. Erstaunlich viele Kinder des Schicksals hatten sich in dieser Schlacht verirrt. Nach allem, was mir berichtet wurde, zählte ich vier. Noch dazu ein Äthergeborener. Schon aufregend, nicht wahr?"

      "Handelte es sich bei diesem Mädchen etwa um Isabella Hentagnon?"

      "Dass Ihr das noch fragen müsst, Hirion. Wer sollte es denn sonst sein?"

      "Ich wusste es. Warum pfuscht mir diese kleine Göre in meine Pläne? Ich hatte nie vor, die Silberschnitter zu opfern. Sie sollten nur solange angreifen, wie noch andere Einheiten des düsteren Magiers lebten und sobald alle vernichtet waren, sollten sie sich zurückziehen."

      "Nur zu schade, dass sie alle vorher ausgelöscht wurden."

      "Was ist mit Kiostos geschehen? Er muss doch irgendwie überlebt haben?"

      "Marcus berichtete mir, dass dieser Junge, ich glaube, er heißt Julian, alle Generäle eigenhändig zur Strecke brachte. Das gilt auch für Kiostos."

      "Julian, hm? Sehr seltsam. Ich habe noch nie von ihm gehört."

      "Er ist ebenso ein Kind des Schicksals. Soviel steht fest."

      "Diese verdammten Kinder des Schicksals. Vielleicht ist es an der Zeit, ihnen zu zeigen, dass sie sich besser nicht mit mir anlegen."

      "Seid vorsichtig, was Ihr sagt. Am Ende bereut Ihr es noch."

      Hirion starrte Jack an.

      "Habt Ihr mir gerade in meinem eigenen Palast gedroht?"

      Alleine durch Hirions zornige Anspannung erbebte die nähere Umgebung, welche hier ganz Riathassan darstellte.

      "Denkt immer daran, wem ich diene, Hirion. Gegen ihn und seine Herrlichkeit seid Ihr nichts.