Rache: Blendwerk II. Adam Wutkowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Adam Wutkowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753181431
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sagte der Heerführer schließlich an den Major gewandt. «Bitte sprechen Sie!», fuhr dieser fort und nippte an seinem Kelch mit dem verdünnten Wein.

      «Heerführer. Wir haben alle Gefangenen zusammengetrieben. Sie sind nun bereit für den Abtransport.»

      «Gut. Was ist mit den Baumeistern und ihren Gehilfen?»

      «Sie haben alle Werkzeuge und Geräte zusammengepackt und auf die Wagen verladen. Die 300 Mann starke Einheit zu ihrem Schutz steht ebenfalls bereit. Alle warten nur noch auf ihren Befehl sich ihren Zielen zu zuwenden.»

      Zufrieden blickte der Heerführer von seinem Zelt auf der kleinen Anhöhe auf den Zug von Wagen, Soldaten und Gefangenen.

      «Sind Sie sich sicher, dass 300 Mann als Begleitschutz ausreichen?», hakte der Major unvermittelt beim Heerführer nach.

      «Das Heer der Flüchtigen reitet in den Norden. Das Expeditionskorps ist ihnen auf den Fersen. Unsere Feinde sind momentan auf der Flucht. Sie sind weder organisiert noch in der Lage im Moment eine Streitkraft größer als 2000 Mann zu stellen. Bis es jedoch soweit ist, sind wir bereits in der alten Feste und haben uns verschanzt. Haben Sie Vertrauen, mein Guter. Alles läuft genau nach Plan.», antwortete der Heerführer, ohne seinen Blick von dem Zug abzuwenden.

      «Wie sieht es mit dem Viehbaron aus?», fuhr der Heerführer nach einem Moment fort.

      «Auf Befehl des Königs und des Barons ist dieser mit seinen Getreuen auf sein Land zurückgekehrt und hat mit dem Wiederaufbau seines Gutes begonnen. Seine Felder und…», begann der Major und wurde sogleich von dem Heerführer unterbrochen.

      «Nein. Sein persönlicher Haushalt interessiert mich nicht. Ich will wissen, wie es mit der Straße zu der alten Feste aussieht. Wann wird diese fertiggestellt?»

      «Darüber kann ich nichts sagen, Heerführer. Aber der Baron kennt seine Order.»

      «Hm. Schickt eine Nachricht an unseren „Verbündeten“ und teilt ihm mit, dass ich so bald wie möglich mich persönlich von den Fortschritten beim Bau erkundigen möchte. Diese kleine Botschaft sollte den Viehbaron nicht vergessen lassen, was seine eigentliche Aufgabe ist. Nun gut. Und nun gebt das Zeichen zum Aufbruch!», raunte dieser selbstzufrieden, während sich sein Blick auf den Zug der Gefangenen konzentrierte.

      Pflichtbewusst wandte sich der Major den wartenden Offizieren im Hintergrund zu und verteilte sogleich die Order ihres Vorgesetzten.

      Begleitet von Fanfaren begann sich dieser schließlich seinen Weg in Richtung Nordwesten zu bannen.

      Zufrieden wandte sich der Heerführer seinem Stellvertreter zu: «Major. Lassen Sie die Männer aufsitzen. Es wird an der Zeit, dass wir uns auf den Weg nach Heloport machen. Die Versammlung beginnt in einer Stunde und ich möchte unsere Gastgeber nicht warten lassen.»

      «Verstanden, Heerführer.», salutierte dieser und begann sogleich die Wünsche seines Herrn in die Tat umzusetzen.

      Zu später Abendstunde ritt der Heerführer in Begleitung seiner persönlichen Leibgarde, bestehend aus 10 Arkanischen Soldaten, in die Hauptstadt des freien Grenzlandes. Die Stadt machte auf den Heerführer keinen besonders wohlhabenden Eindruck.

      Obwohl sich die Sonne bereits dem Horizont zuneigte, waren immer noch viele Bürger auf den Straßen der Stadt unterwegs. Langsam aber bemächtigt galoppierte der Hauptmann vor- weg. Die Menschen auf der Straße machten bereitwillig Platz, während ihre neugierigen Blicke die Neuankömmlinge keine Sekunde aus den Augen ließen. Hier und da tauchten vereinzelt Menschen am Straßenrand auf, die den Arkanischen Soldaten freudig zuwinkten oder „Lang lebe das Arkanische Königreich“ zuriefen. Doch mindestens genauso viele der Anwesenden auf der Straße hüllten sich in Schweigen.

      Der Heerführer wusste nur zu gut, wie gefährlich die Gradwanderung war, die er hier vollführte. Schon einmal ist sein Vorgänger an jenem Ort, an diesem Volk gescheitert. Er musste sich also hüten. Und vor allem musste er seine Worte mit Bedacht wählen. Es galt sich das Vertrauen zu verdienen und genau das hatte er vor.

      Langsam und freundlich lächelnd führte er sein Pferd entlang der Hauptstraße in Richtung der großen Halle des Friedens. Dabei war er stets bemüht hier und da ein freundliches Wort oder ein Lächeln an jene zu richten, die ihm und seinesgleichen freundlich gegenüber traten.

      Als er letztendlich draußen vor der großen Halle sein Pferd zum Stehen brachte, fühlte er plötzlich eine gewisse Aufregung in sich aufsteigen. Für einen Moment schloss er die Augen und genoss dieses Gefühl.

      Sicherlich, es gab viele Menschen, die dieses Gefühl nicht mochten. Denn es führte auch zur Unsicherheit. Er aber genoss es, denn erst in solchen Momenten hatte er das Gefühl, sich richtig lebendig zu fühlen.

      «Heerführer.», durchbrach im nächsten Augenblick eine Stimme zu seiner Rechten seine Gedanken und brachte ihn zurück.

      Langsam öffnete der Heerführer seine Augen und blickte auf den Hauptmann seiner Wachen. Mit einem leichten Nicken gab er diesem zu verstehen, dass alles in Ordnung seiEinen Augenblick später stieg der Heerführer von seinem Pferd ab und reichte die Zügel an einen der Soldaten.

      «Heerführer. Sind Sie immer noch der Meinung, dass keiner meiner Männer Sie zu der Versammlung begleiten soll?»

      «Ja. Alles andere würde die Anwesenden nur noch mehr einschüchtern.», erwiderte der Heerführer und legte mit einem Lächeln auf den Lippen seine Hand auf die Schulter des Hauptmanns. «Keine Sorge. Nur ein Narr würde versuchen, mich hier vor so vielen Zeugen zu töten. Aber falls sie es beruhigt. Ich habe dafür gesorgt, dass sich hinter dieser Tür genügend Männer und Frauen befinden, die uns freundlich gesinnt sind.»

      Zufrieden wandte sich der Heerführer von dem Hauptmann ab und schritt gefolgt von diesem in Richtung Eingang. Dort erwartete ihn bereits der Viehbaron.

      «Heerführer, es ist mir eine Freude Sie endlich hier im Norden begrüßen zu können. Hier in der Hauptstadt unseres Landes.», begrüßte ihn der Viehbaron.

      «Viehbaron. Ich freue mich sehr, Sie hier anzutreffen. Doch fürchte ich, dass wir unseren Plausch auf einen späteren Zeitpunkt verlegen müssen. Kommt! Lasst uns das Volk der Nordmänner nicht länger auf die Folter spannen.», ordnete dieser an und schritt an dem Viehbaron vorbei in die große Halle.

      Als schließlich der Heerführer durch den großen Eingangsbereich vorbei an einigen Nordmännern in die große Halle des Friedens eintrat, verstummte auf einen Schlag das Gemurmel der Anwesenden. Das einzige, dass in diesem Augenblick in der Bewegung nicht erstarrte, waren die Flammen der unzähligen Fackeln, welche den Raum in ein gelb-rotes Farbenspiel tauchten.

      Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht ließ der Heerführer seinen Blick entlang der Versammelten schweifen. Und dann, als er das Gefühl von Aufregung in sich erneut aufsteigend spürte, trat er einen Schritt vor und sagte mit fester Stimme: «Volk des Nordens. Ich weiß, dass das, was ich jetzt sage, nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Aber ich meinerseits freue mich hier zu sein. Versammelte, bitte…», fuhr dieser fort und hob die Arme, um seine Rede zu betonen, «lasst uns eins klarstellen. Ich bin nicht hier, um Ihnen irgendwelche Geschichten zu erzählen. Also kommen wir gleich zur Sache. Ich bin hier als Gesandter des Arkanischen Königreiches, um ihrem Volk Rede und Antwort zu stehen. Also bitte. Nur keine falsche Scheu. Fragen Sie mich all das, was Ihnen auf dem Herzen liegt. Und ich werde direkt antworten.», beendete dieser mit einem breiten Lächeln seine einleitende Rede.

      «Wo ist mein Sohn und all die anderen Söhne und Töchter des Nordens?», durchbrach die Stimme einer älteren Frau in wohlhabender Kleidung, die gleich unten in der ersten Reihe saß, den Raum.

      Der Heerführer blickte die Frau in ihren kostbaren Kleidern an. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters verfügte die Frau über eine Aura, die immer noch viele Männer in ihren Bann zog.

      Sie muss eine wahre Schönheit gewesen sein, als sie noch jung war, dachte sich der Heerführer.

      «Wenn ich mich nicht irre, dann sind Sie die Mutter von Sean, dem ehemaligen Hauptmann des Freien Grenzlandes.»,